Mein heutiges Frauenporträt handelt von einer Schriftstellerin, die am vergangenen Karnevalssamstag 111 Jahre alt geworden wäre. Und diese Schnapszahl, die so gut zur Stadt Köln passt, in der sie aufgewachsen und später gestorben ist, haben mich veranlasst, schnell einen Post zu verfassen & heute zu veröffentlichen. Schätzen gelernt als Autorin habe ich sie als ganz junge Frau, nachdem ihre Bücher in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts endlich wieder veröffentlich wurden und - nicht nur ich - durch ihre Romane Kenntnis bekommen haben, wie Frauen in der Weimarer Republik gedacht & gelebt haben, bevor diese unsägliche Naziherrschaft alles zerstört hat.
Irmgard Charlotte Keun kommt am 6. Februar 1905 - nein, nicht in Köln, sondern in Berlin- Charlottenburg - zur Welt. Ihr Vater ist Eduard Keun, ein Kaufmann, ihre Mutter Elsa Charlotte Häse. Das ist aktenkundig. Alle weiteren Daten hat sie später geändert & gestreut, auch ihr Geburtsdatum, „aus Rache, weil mich niemand gefragt hat, ob ich überhaupt auf diese Welt will, und um länger jünger sein zu können.“
Die Eltern sind gut situiert & liberal gesinnt, und als der Vater 1913 Teilhaber und Geschäftsführer der gerade gegründeten Cölner Benzin-Raffinerie wird, zieht die Familie - 1910 ist noch ein Sohn, Gerd, dazu gekommen - in die Domstadt, in ein Haus ganz in der Nähe der Firma in der Eupener Straße 19 in Köln - Braunsfeld. "Ich kam mir vor wie ein Gastarbeiterkind", kommentiert sie später diesen Wechsel.
1908 |
Die Eltern sind gut situiert & liberal gesinnt, und als der Vater 1913 Teilhaber und Geschäftsführer der gerade gegründeten Cölner Benzin-Raffinerie wird, zieht die Familie - 1910 ist noch ein Sohn, Gerd, dazu gekommen - in die Domstadt, in ein Haus ganz in der Nähe der Firma in der Eupener Straße 19 in Köln - Braunsfeld. "Ich kam mir vor wie ein Gastarbeiterkind", kommentiert sie später diesen Wechsel.
In Köln-Lindenthal besucht sie ein evangelisches Lyzeum. Für die Schule tut sie nur das Notwendigste und verdirbt es sich mit den Lehrern: " Pädagogen und Polizisten waren stets meine natürlichen Feinde." Sie verlässt diese Schule mit der mittleren Reife, "halbreif" wie sie es selbst bezeichnet. „Ich war naiv genug, ein Glanz werden zu wollen.“ Trotzdem setzt sie ihre Ausbildung erst einmal mit einer Handelsschule im Harz fort, um anschließend Unterricht in Stenografie und Schreibmaschine in einer Berlitz School zu nehmen. Tatsächlich ist sie anschließend als Stenotypistin berufstätig. Nebenher schreibt sie. So wird ihr erster Text „Der Selbstmördergarten“ ( Thema: Sterben als Kunst ) 1924 in der Baseler Zeitung abgedruckt.
„Ich konnte mich nicht leiden, (....) deshalb schrieb ich, wie andere Leute stricken. Vor allem aber, um mich genauer kennen zu lernen.“ Eine innere Zerrissenheit wird sie durch ihr ganzes Leben begleiten...
Von 1925 bis 1927 nimmt sie dann Schauspielunterricht am Kölner Schauspielhaus. Ihr Talent für diesen Beruf schätzt sie sehr kritisch ein. Viel eher kann sie sich als Dramaturgin oder Regisseurin vorstellen.
Ein erstes Engagement führt sie nach Hamburg, später nach Greifswald. Sie tingelt mal als Rauschgoldengel, mal als Salondame über die Bühne, entspricht allerdings äußerlich nicht dem Typ der Zeit, jener gertenschlanken "Neuen Frau" mit überlangen Beinen:
1929 kehrt sie zu den Eltern zurück und arbeitet an ihrem ersten Roman. In Köln lernt sie ihren ersten Mann Johannes Tralow kennen, ein damals bekannter Regisseur, 23 Jahre älter als sie, für den Irmgard schon als Backfisch geschwärmt hat. Doch über längere Zeit sehen sie sich nicht wieder, bis Tralow sich von selbst bei ihr meldet, als sie Erfolg hat.
Doch diesen Erfolg verdankt sie nicht der Schauspielerei, sondern ihrem ersten Buch: "Gilgi, eine von uns", der 1931 veröffentlicht wird. Der Roman ist ein Ereignis: Innerhalb eines Jahres erreicht er 30 000 Exemplare in sechs Auflagen und wird in sieben Sprachen übersetzt. Mit satirischer Schärfe analysiert die junge Autorin darin die Zeit zwischen den Kriegen: Arbeitslosigkeit, Inflation, die beschämende Korruptheit, die sich durch alle sozialen Schichten zieht.
Alexander Döblin hat "die Keun" entdeckt und zum Schreiben des Buches ermutigt: „Wenn Sie nur halb so gut schreiben wie Sie sprechen, erzählen und beobachten, dann werden Sie die beste Schriftstellerin, die Deutschland je gehabt hat.“
Die Kritiker, darunter Klaus Mann, Bernhard von Brentano, Graham Greene und Ludwig Marcuse geben Döblin Recht. Und Kurt Tucholsky jubelt gar in der Weltbühne: „Eine schreibende Frau mit Humor, sieh mal an! Hurra! Hier ist ein Talent. Wenn die noch arbeitet, reist, eine große Liebe hinter sich und eine mittlere bei sich hat: aus dieser Frau kann einmal was werden.“
1932 bringt die Paramount den Plot auf die Leinwand mit Brigitte Helm, Gustav Dießl & Ernst Busch.
Fast ebenso erfolgreich wird Irmgard Keuns zweites Buch "Das kunstseidene Mädchen" von 1932. Wie im ersten Roman geht es um eine junge Frau, die ihre kleinbürgerlichen Verhältnisse in der Provinz hinter sich lassen und als "Neue Frau" in der Metropole unabhängig leben will - angesichts der politischen Entwicklungen im Deutschland der späten Weimarer Zeit durchaus schwierig und problematisch.
Irmgard bringt einen eigenen, frischen Ton in die deutsche Literatur, der auch in den Siebziger Jahren noch auffällt:
"Schlägt man diese Seiten unbefangen auf, meint man ein aktuelles Buch zu lesen: Voll Ironie schreibt da eine Frau von sich selbst, sie liegt im Bett, wollte sich eigentlich „noch die Füße waschen“, aber sie ist halt müde. Auch Ausdrücke wie „der Alte hat’s auch nicht mehr dick“ wirken so modern, dass erst die Erwähnung eines „Grammophons“ Verdacht aufkommen lässt. Ein Blick ins Impressum sorgt schließlich für Verblüffung", schreibt Johanna Rachinger nach der Neuveröffentlichung.
"Ein ganz frühes Emanzipationsexperiment, das zwar scheitert, die Kulturszene aber begeistert", sagt ihr Lektor Klaus Antes später. "Für die Keun hing der Himmel voller Tantiemen. Sie allerdings hegte keinerlei Illusionen über den Untergang der Weimarer Republik. Ihr luzider Geist signalisierte ihr auch ganz klar, wohin Hitler sein Volk führen würde."
Am 17. Oktober 1932 heiratet sie in Cochem Johannes Tralow - über die Motivation für diese Eheschließung äußert sich die Freundin von der Schauspielschule, Ria Hans, so: "Du hast ihn ja nur aus Wut geheiratet, weil er dich als Schauspielanfängerin nicht engagiert hat." Durch Ria lernt sie den Assistenzarzt an der Berliner Charité, Arnold Strauss, kennen, der Irmgard vor dem Alkohol retten soll und sich unsterblich in sie verliebt. Das Verhältnis dauert ein paar Jahre. Schließlich emigriert der junge Mann, weil er Jude ist.
Als die Nationalsozialisten dann 1933 an die Macht kommen, verbieten sie die Keunschen Romane als "Asphaltliteratur", auf dem Hof der Kölner Universität werden sie verbrannt.
An Arnold Strauss schreibt sie in einem Brief am 1. April 1933: "Mich macht das gottverfluchte Regime krank - die Luft ist vergiftet, man wagt nicht mehr zu atmen, geschweige denn zu denken."
Die Nazis haben schnell begriffen, dass die Bücher dieser Autorin “antideutsche Tendenzen“ aufweisen und ein Frauenbild feiern, das dem Ideal des deutschen Mädels entgegen steht. Sie verwahren sich gegen die "nahezu gemeinen Anwürfe gegen die deutsche Frau", die sie in den Roman auszumachen glauben. Ja, die "Gilgis" sind, bei aller Naivität, stolze und selbstbewusste Frauen, die sich in der Liebe nicht verlieren & gewitzt, zielsicher und von Männern unabhängig bleiben - das ist nicht das faschistische Rollenmodell!
Die literarische Karriere der Irmgard Keun ist in Deutschland also zu Ende, kaum dass sie begonnen hat. Sie verklagt die Nazis zwar noch wegen Verdienstausfalls auf Schadenersatz - naiv oder mutig, darüber streiten sich die Geister. Ein Skandal ist es allemal. Und als der Aufnahmeantrag in die Reichsschrifttumskammer 1936 endgültig abgelehnt wird, bleibt Irmgard nur der Weg ins Exil. Am 4. Mai verlässt sie ihren Mann & Deutschland in Richtung Belgien und Holland, im Gepäck bereits Fragmente ihres besten Romans „Nach Mitternacht“, der vom Alltag im gewöhnlichen Faschismus handelt.
An den Ehemann, der sich - nach ihrer Meinung - den Nazis "angedient" hat, schreibt sie aus dem Exil: “Schlafe mit Juden und Negern. Lass dich endlich scheiden. Irmgard!“ 1937 geschieht das "im Namen des deutschen Volkes".
Im Exil lernt sie den berühmten Autor Joseph Roth kennen, dessen Lebensgefährtin sie bis 1938 sein wird. Eine anfangs literarisch befruchtende Beziehung! Mit ihm unternimmt sie Reisen nach Paris, Wilna, Lemberg, Warschau, Wien, Salzburg, Brüssel und Amsterdam. Mit dem "Rauschgrenzüberschreiter" ( Klaus Antes ) teilt sie mehr als die politische Überzeugung: „Er war der wichtigste Mann für mich damals.“ Doch Roth trinkt sich langsam aus dem Leben, was eine schwere Krise auch in Irmgards Vita hervorruft . ( Roth stirbt schließlich im Mai 1939 in Paris. )
Während der Zeit im Exil erscheinen mehrere ihrer Bücher im Amsterdamer Querido Verlag: "Nach Mitternacht" ( hier eine gute Zusammenfassung ), "D-Zug dritter Klasse" und "Kind aller Länder".
Als aus ihrem Freundeskreis der Autor Ernst Toller Suizid begeht, ihre finanzielle Not immer größer wird und Hitlers Armeen in Europa vorwärts marschieren, wird es eng für Irmgard, räumlich wie psychisch. Ihre Tochter wird später erzählen, dass sie - mit dem Rücken zur Wand - einem Wehrmachtsoffizier in Amsterdam einen Pass auf den Namen Charlotte Tralow abquatschen wird: " Diesem Gockel habe ich den Penis nach innen geschmeichelt."
1940 reist Irmgard Keun – nach einer fingierten Selbstmord-Nachricht im "Daily Telegraph" – zurück nach Deutschland. „Wie eine Kartoffel habe ich in verschiedenen Kellern überwintert“, fünf Jahre lang bei Freunden & ihren Eltern in Köln. Zwar scheint den Behörden ihre Rückkehr nicht verborgen geblieben zu sein, doch unternehmen sie nichts, um sie aufzuspüren.
"Ihre Seele war nach 1945 verschattet, sie war stark traumatisiert, der Wahnsinn während der Nazi-Herrschaft schien all ihre Energiereserven aufgebraucht zu haben", meint Klaus Antes. An die alten Erfolge kann sie nicht anknüpfen. Ihren grandiosen, im Exil veröffentlichten Roman “Nach Mitternacht“ will das deutsche Publikum nicht lesen, zu sehr wird die Nazivergangenheit geleugnet. Im literarischen Leben Nachkriegsdeutschlands, das die "Gruppe 47" bestimmt, wird sie - wie andere Exilanten auch - vergessen, ihr letzter Roman "Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen" ( 1950 ) übersehen.
Sie lebt im ausgebombten Haus in der Eupener Straße 19 in einer Stube in Parterre, die Eltern im Keller. "Das einzige was in Ordnung war, war die Tür zum Zumachen", erinnert sich der Rundfunkredakteur Lutz Kuessner später. Arnold Strauss und Hermann Kesten schicken ihr Carepakete aus den Vereinigten Staaten, und auch durch Alfred Döblin, der mit ihr regelmässig korrespondiert, erfährt sie Unterstützung. Einkünfte hat sie durch das Schreiben von Sketchen für die Kabarettsendung "Wolfgang und Agathe". Aber viel von dem Geld, das sie verdient, steckt sie in die Wiederherstellung des Hauses. Der Bruder ist in Russland gefallen. "Sie hätte damals jemanden gebraucht, der gesagt hätte: Du hör mal, ich nehm das für dich in die Hand!'", erinnert sich ihre Tochter.
Ja, eine Tochter bekommt sie schließlich auch noch: 46 Jahre ist Irmgard Keun, als am 3. Juli 1951 im St.-Anna-Hospital in Köln-Lindenthal ihre einzige Tochter geboren wird. „Die Geburt meiner kleinen Tochter Martina Charlotte zeige ich hocherfreut an. Frau Irmgard Keun“, lautet die Anzeiger im „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ein Vater wird nicht benannt - eine Provokation im Nachkriegsdeutschland.
Irmgard Keun kümmert das wenig. Sie hat sogar ihre Freude daran. Hinter ihr liegen schwere Jahre, die kommenden versprechen, nicht besser zu werden. Und der Alkohol, zu dem sie greift, um der Wirklichkeit zu entfliehen, wie man so beschönigend sagt, macht es nicht besser. Sie kann sich einfach nicht in einer Gesellschaft heimisch fühlen, die ihr wegen der Nazi - Vergangenheit bis zu ihrem Tode verdächtig bleiben wird. "Viele ehemalige Nazis waren jetzt Demokraten und wieder im Amt. Frühere Oppositionelle wurden diffamiert", so ihr Urteil gegenüber ihrem Lektor Antes. Anfangs unterzeichnet sie noch Appelle gegen die Wiederbewaffnung, dann privatisiert sie, vereinsamt immer mehr...
Mit Heinrich Böll, mit dem sie befreundet ist, plant sie noch einen fiktiven „Briefwechsel für die Nachwelt“. Aber das Projekt kommt mangels Verleger nicht zustande. Ende der 50er Jahre dann wird es völlig still um Irmgard Keun: Im Wirtschaftswunder-Deutschland kommt sie nicht mehr an. Gegenüber der Tochter hat sie sich später geäußert, dass sie ihre schönsten Jahre durch den Krieg und die Nachkriegszeit verloren hätte.
Die Tochter wird viel von der Oma betreut, die immer "ein ganz wachsames Auge auf mich ( hat )", berichtet Martina Keun - Geburtig später. Mit acht, neun Jahren kommt sie in ein teures, privates Internat in Kommern in der Eifel.
Irmgard verkauft schließlich das Haus in der Eupener Straße, wenig später, als die Tochter vierzehn ist, wird die Mutter, alkoholkrank und medikamentenabhängig, in ein Krankenhaus eingewiesen, 1966 dann entmündigt und in die psychiatrische Abteilung des Landeskrankenhauses Bonn eingewiesen, wo sie bis 1972 untergebracht bleibt. Um die Minderjährige kümmert sich das Jugendamt und bringt sie in einem anderen Internat in Bergheim unter. Lange darf das Mädchen die Mutter nicht besuchen.
In der damaligen Zeit gilt Alkoholismus noch nicht als Krankheit, und es gibt keine Versuche, Irmgard zu resozialisieren. Als sie 1972, einen Tag vor Heiligabend, entlassen wird, hat sich die Tochter, inzwischen volljährig, ein eigenes Leben aufgebaut. Irmgard Keun selbst hat wenig, das die Rückkehr in ein Leben außerhalb der Klinik lohnt: Das elterliche Haus ist verkauft, ihre Bücher werden nicht mehr aufgelegt, jungen Lesern ist sie eine Unbekannte. Sie wohnt zuerst bei einer Freundin in Bad Godesberg, dann in einer kleinen Wohnung in Bonn, finanziell unterstützt durch eine kleine monatliche Gabe des P.E.N.-Club. Und ab 1977 lebt sie in der Trajanstraße in der Kölner Südstadt.
Vorher ist das Unerwartete geschehen: Der Kölner Journalist Wilhelm Unger, selbst einst Exilant, hat sie in Bonn aufgespürt & bewegt, aus ihren Romanen öffentlich zu lesen. Diese Lesungen in Köln und ein Porträt von Jürgen Serke im „Stern“ über "Die verbrannten Dichter" sorgen für eine Wiederentdeckung ihrer Bücher - auch ich werde dadurch auf die Autorin aufmerksam und kaufe & lese begeistert alle Neuauflagen, zu denen sich der Claassen Verlag 1977 entschließt.
Irmgard Keun, die nun schon lange nicht mehr schreibt, ist ein letztes Mal "ein Glanz": Sie hält Lesungen und gibt Interviews - eine Grande Dame mit üppiger blonder Perücke und geschminkten Lippen. Die Feuilletons feiern ihre Wiederentdeckung.
Sie genießt es, ebenso die Verbesserung ihrer finanziellen Lage, bleibt aber auch nach wie vor skeptisch. Sie ist für nichts mehr zu gewinnen, auch nicht für die aufkommende Frauenbewegung, die einen Großteil zu ihrem neuen Erfolg beiträgt. Eine Aura von Einsamkeit umgibt sie, die keiner der alten und neuen Bekannten zu durchbrechen vermag. Immer habe sie Fluchtgefühle, gesteht sie Klaus Antes kurz vor ihrem Tod. „Und vor wem läufst du da weg?“ „Vor mir.“
1981 erhält Irmgard Keun ihren einzigen Literaturpreis, den Marieluise-Fleißer-Preis.
Am 5. Mai 1982 stirbt sie an einem Lungenkarzinom und wird auf dem Kölner Friedhof Melaten beigesetzt:
Die Stadt Köln hat ihr ein Denkmal gesetzt in Form einer Steinplastik von Marieluise Schmitz-Helbig im Reigen der bedeutenden Kölner am Rathausturm:
Auch wenn Irmgard Keun also jetzt bereits 111 Jahre alt geworden wäre - Gilgi und das kunstseidene Mädchen sind jung geblieben. Und ihre Lektüre lohnt sich noch immer, finde ich.
„Ich konnte mich nicht leiden, (....) deshalb schrieb ich, wie andere Leute stricken. Vor allem aber, um mich genauer kennen zu lernen.“ Eine innere Zerrissenheit wird sie durch ihr ganzes Leben begleiten...
Von 1925 bis 1927 nimmt sie dann Schauspielunterricht am Kölner Schauspielhaus. Ihr Talent für diesen Beruf schätzt sie sehr kritisch ein. Viel eher kann sie sich als Dramaturgin oder Regisseurin vorstellen.
Ein erstes Engagement führt sie nach Hamburg, später nach Greifswald. Sie tingelt mal als Rauschgoldengel, mal als Salondame über die Bühne, entspricht allerdings äußerlich nicht dem Typ der Zeit, jener gertenschlanken "Neuen Frau" mit überlangen Beinen:
Um 1930
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1929 kehrt sie zu den Eltern zurück und arbeitet an ihrem ersten Roman. In Köln lernt sie ihren ersten Mann Johannes Tralow kennen, ein damals bekannter Regisseur, 23 Jahre älter als sie, für den Irmgard schon als Backfisch geschwärmt hat. Doch über längere Zeit sehen sie sich nicht wieder, bis Tralow sich von selbst bei ihr meldet, als sie Erfolg hat.
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Alexander Döblin hat "die Keun" entdeckt und zum Schreiben des Buches ermutigt: „Wenn Sie nur halb so gut schreiben wie Sie sprechen, erzählen und beobachten, dann werden Sie die beste Schriftstellerin, die Deutschland je gehabt hat.“
Die Kritiker, darunter Klaus Mann, Bernhard von Brentano, Graham Greene und Ludwig Marcuse geben Döblin Recht. Und Kurt Tucholsky jubelt gar in der Weltbühne: „Eine schreibende Frau mit Humor, sieh mal an! Hurra! Hier ist ein Talent. Wenn die noch arbeitet, reist, eine große Liebe hinter sich und eine mittlere bei sich hat: aus dieser Frau kann einmal was werden.“
Source |
1932 bringt die Paramount den Plot auf die Leinwand mit Brigitte Helm, Gustav Dießl & Ernst Busch.
Fast ebenso erfolgreich wird Irmgard Keuns zweites Buch "Das kunstseidene Mädchen" von 1932. Wie im ersten Roman geht es um eine junge Frau, die ihre kleinbürgerlichen Verhältnisse in der Provinz hinter sich lassen und als "Neue Frau" in der Metropole unabhängig leben will - angesichts der politischen Entwicklungen im Deutschland der späten Weimarer Zeit durchaus schwierig und problematisch.
Irmgard bringt einen eigenen, frischen Ton in die deutsche Literatur, der auch in den Siebziger Jahren noch auffällt:
Der Roman bei seinem Wiedererscheinen 1979 Source |
"Schlägt man diese Seiten unbefangen auf, meint man ein aktuelles Buch zu lesen: Voll Ironie schreibt da eine Frau von sich selbst, sie liegt im Bett, wollte sich eigentlich „noch die Füße waschen“, aber sie ist halt müde. Auch Ausdrücke wie „der Alte hat’s auch nicht mehr dick“ wirken so modern, dass erst die Erwähnung eines „Grammophons“ Verdacht aufkommen lässt. Ein Blick ins Impressum sorgt schließlich für Verblüffung", schreibt Johanna Rachinger nach der Neuveröffentlichung.
"Ein ganz frühes Emanzipationsexperiment, das zwar scheitert, die Kulturszene aber begeistert", sagt ihr Lektor Klaus Antes später. "Für die Keun hing der Himmel voller Tantiemen. Sie allerdings hegte keinerlei Illusionen über den Untergang der Weimarer Republik. Ihr luzider Geist signalisierte ihr auch ganz klar, wohin Hitler sein Volk führen würde."
Am 17. Oktober 1932 heiratet sie in Cochem Johannes Tralow - über die Motivation für diese Eheschließung äußert sich die Freundin von der Schauspielschule, Ria Hans, so: "Du hast ihn ja nur aus Wut geheiratet, weil er dich als Schauspielanfängerin nicht engagiert hat." Durch Ria lernt sie den Assistenzarzt an der Berliner Charité, Arnold Strauss, kennen, der Irmgard vor dem Alkohol retten soll und sich unsterblich in sie verliebt. Das Verhältnis dauert ein paar Jahre. Schließlich emigriert der junge Mann, weil er Jude ist.
Als die Nationalsozialisten dann 1933 an die Macht kommen, verbieten sie die Keunschen Romane als "Asphaltliteratur", auf dem Hof der Kölner Universität werden sie verbrannt.
Bücherverbrenung durch Nazi-Jugend Source |
An Arnold Strauss schreibt sie in einem Brief am 1. April 1933: "Mich macht das gottverfluchte Regime krank - die Luft ist vergiftet, man wagt nicht mehr zu atmen, geschweige denn zu denken."
Die Nazis haben schnell begriffen, dass die Bücher dieser Autorin “antideutsche Tendenzen“ aufweisen und ein Frauenbild feiern, das dem Ideal des deutschen Mädels entgegen steht. Sie verwahren sich gegen die "nahezu gemeinen Anwürfe gegen die deutsche Frau", die sie in den Roman auszumachen glauben. Ja, die "Gilgis" sind, bei aller Naivität, stolze und selbstbewusste Frauen, die sich in der Liebe nicht verlieren & gewitzt, zielsicher und von Männern unabhängig bleiben - das ist nicht das faschistische Rollenmodell!
Die literarische Karriere der Irmgard Keun ist in Deutschland also zu Ende, kaum dass sie begonnen hat. Sie verklagt die Nazis zwar noch wegen Verdienstausfalls auf Schadenersatz - naiv oder mutig, darüber streiten sich die Geister. Ein Skandal ist es allemal. Und als der Aufnahmeantrag in die Reichsschrifttumskammer 1936 endgültig abgelehnt wird, bleibt Irmgard nur der Weg ins Exil. Am 4. Mai verlässt sie ihren Mann & Deutschland in Richtung Belgien und Holland, im Gepäck bereits Fragmente ihres besten Romans „Nach Mitternacht“, der vom Alltag im gewöhnlichen Faschismus handelt.
1936 in Ostende
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Im Exil lernt sie den berühmten Autor Joseph Roth kennen, dessen Lebensgefährtin sie bis 1938 sein wird. Eine anfangs literarisch befruchtende Beziehung! Mit ihm unternimmt sie Reisen nach Paris, Wilna, Lemberg, Warschau, Wien, Salzburg, Brüssel und Amsterdam. Mit dem "Rauschgrenzüberschreiter" ( Klaus Antes ) teilt sie mehr als die politische Überzeugung: „Er war der wichtigste Mann für mich damals.“ Doch Roth trinkt sich langsam aus dem Leben, was eine schwere Krise auch in Irmgards Vita hervorruft . ( Roth stirbt schließlich im Mai 1939 in Paris. )
1938 in Nizza Source |
Während der Zeit im Exil erscheinen mehrere ihrer Bücher im Amsterdamer Querido Verlag: "Nach Mitternacht" ( hier eine gute Zusammenfassung ), "D-Zug dritter Klasse" und "Kind aller Länder".
Als aus ihrem Freundeskreis der Autor Ernst Toller Suizid begeht, ihre finanzielle Not immer größer wird und Hitlers Armeen in Europa vorwärts marschieren, wird es eng für Irmgard, räumlich wie psychisch. Ihre Tochter wird später erzählen, dass sie - mit dem Rücken zur Wand - einem Wehrmachtsoffizier in Amsterdam einen Pass auf den Namen Charlotte Tralow abquatschen wird: " Diesem Gockel habe ich den Penis nach innen geschmeichelt."
1940 reist Irmgard Keun – nach einer fingierten Selbstmord-Nachricht im "Daily Telegraph" – zurück nach Deutschland. „Wie eine Kartoffel habe ich in verschiedenen Kellern überwintert“, fünf Jahre lang bei Freunden & ihren Eltern in Köln. Zwar scheint den Behörden ihre Rückkehr nicht verborgen geblieben zu sein, doch unternehmen sie nichts, um sie aufzuspüren.
"Ihre Seele war nach 1945 verschattet, sie war stark traumatisiert, der Wahnsinn während der Nazi-Herrschaft schien all ihre Energiereserven aufgebraucht zu haben", meint Klaus Antes. An die alten Erfolge kann sie nicht anknüpfen. Ihren grandiosen, im Exil veröffentlichten Roman “Nach Mitternacht“ will das deutsche Publikum nicht lesen, zu sehr wird die Nazivergangenheit geleugnet. Im literarischen Leben Nachkriegsdeutschlands, das die "Gruppe 47" bestimmt, wird sie - wie andere Exilanten auch - vergessen, ihr letzter Roman "Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen" ( 1950 ) übersehen.
1950 |
Sie lebt im ausgebombten Haus in der Eupener Straße 19 in einer Stube in Parterre, die Eltern im Keller. "Das einzige was in Ordnung war, war die Tür zum Zumachen", erinnert sich der Rundfunkredakteur Lutz Kuessner später. Arnold Strauss und Hermann Kesten schicken ihr Carepakete aus den Vereinigten Staaten, und auch durch Alfred Döblin, der mit ihr regelmässig korrespondiert, erfährt sie Unterstützung. Einkünfte hat sie durch das Schreiben von Sketchen für die Kabarettsendung "Wolfgang und Agathe". Aber viel von dem Geld, das sie verdient, steckt sie in die Wiederherstellung des Hauses. Der Bruder ist in Russland gefallen. "Sie hätte damals jemanden gebraucht, der gesagt hätte: Du hör mal, ich nehm das für dich in die Hand!'", erinnert sich ihre Tochter.
Ja, eine Tochter bekommt sie schließlich auch noch: 46 Jahre ist Irmgard Keun, als am 3. Juli 1951 im St.-Anna-Hospital in Köln-Lindenthal ihre einzige Tochter geboren wird. „Die Geburt meiner kleinen Tochter Martina Charlotte zeige ich hocherfreut an. Frau Irmgard Keun“, lautet die Anzeiger im „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ein Vater wird nicht benannt - eine Provokation im Nachkriegsdeutschland.
Irmgard Keun kümmert das wenig. Sie hat sogar ihre Freude daran. Hinter ihr liegen schwere Jahre, die kommenden versprechen, nicht besser zu werden. Und der Alkohol, zu dem sie greift, um der Wirklichkeit zu entfliehen, wie man so beschönigend sagt, macht es nicht besser. Sie kann sich einfach nicht in einer Gesellschaft heimisch fühlen, die ihr wegen der Nazi - Vergangenheit bis zu ihrem Tode verdächtig bleiben wird. "Viele ehemalige Nazis waren jetzt Demokraten und wieder im Amt. Frühere Oppositionelle wurden diffamiert", so ihr Urteil gegenüber ihrem Lektor Antes. Anfangs unterzeichnet sie noch Appelle gegen die Wiederbewaffnung, dann privatisiert sie, vereinsamt immer mehr...
Mit Heinrich Böll, mit dem sie befreundet ist, plant sie noch einen fiktiven „Briefwechsel für die Nachwelt“. Aber das Projekt kommt mangels Verleger nicht zustande. Ende der 50er Jahre dann wird es völlig still um Irmgard Keun: Im Wirtschaftswunder-Deutschland kommt sie nicht mehr an. Gegenüber der Tochter hat sie sich später geäußert, dass sie ihre schönsten Jahre durch den Krieg und die Nachkriegszeit verloren hätte.
Die Tochter wird viel von der Oma betreut, die immer "ein ganz wachsames Auge auf mich ( hat )", berichtet Martina Keun - Geburtig später. Mit acht, neun Jahren kommt sie in ein teures, privates Internat in Kommern in der Eifel.
Irmgard verkauft schließlich das Haus in der Eupener Straße, wenig später, als die Tochter vierzehn ist, wird die Mutter, alkoholkrank und medikamentenabhängig, in ein Krankenhaus eingewiesen, 1966 dann entmündigt und in die psychiatrische Abteilung des Landeskrankenhauses Bonn eingewiesen, wo sie bis 1972 untergebracht bleibt. Um die Minderjährige kümmert sich das Jugendamt und bringt sie in einem anderen Internat in Bergheim unter. Lange darf das Mädchen die Mutter nicht besuchen.
In der damaligen Zeit gilt Alkoholismus noch nicht als Krankheit, und es gibt keine Versuche, Irmgard zu resozialisieren. Als sie 1972, einen Tag vor Heiligabend, entlassen wird, hat sich die Tochter, inzwischen volljährig, ein eigenes Leben aufgebaut. Irmgard Keun selbst hat wenig, das die Rückkehr in ein Leben außerhalb der Klinik lohnt: Das elterliche Haus ist verkauft, ihre Bücher werden nicht mehr aufgelegt, jungen Lesern ist sie eine Unbekannte. Sie wohnt zuerst bei einer Freundin in Bad Godesberg, dann in einer kleinen Wohnung in Bonn, finanziell unterstützt durch eine kleine monatliche Gabe des P.E.N.-Club. Und ab 1977 lebt sie in der Trajanstraße in der Kölner Südstadt.
Vorher ist das Unerwartete geschehen: Der Kölner Journalist Wilhelm Unger, selbst einst Exilant, hat sie in Bonn aufgespürt & bewegt, aus ihren Romanen öffentlich zu lesen. Diese Lesungen in Köln und ein Porträt von Jürgen Serke im „Stern“ über "Die verbrannten Dichter" sorgen für eine Wiederentdeckung ihrer Bücher - auch ich werde dadurch auf die Autorin aufmerksam und kaufe & lese begeistert alle Neuauflagen, zu denen sich der Claassen Verlag 1977 entschließt.
Irmgard Keun, die nun schon lange nicht mehr schreibt, ist ein letztes Mal "ein Glanz": Sie hält Lesungen und gibt Interviews - eine Grande Dame mit üppiger blonder Perücke und geschminkten Lippen. Die Feuilletons feiern ihre Wiederentdeckung.
Source |
Sie genießt es, ebenso die Verbesserung ihrer finanziellen Lage, bleibt aber auch nach wie vor skeptisch. Sie ist für nichts mehr zu gewinnen, auch nicht für die aufkommende Frauenbewegung, die einen Großteil zu ihrem neuen Erfolg beiträgt. Eine Aura von Einsamkeit umgibt sie, die keiner der alten und neuen Bekannten zu durchbrechen vermag. Immer habe sie Fluchtgefühle, gesteht sie Klaus Antes kurz vor ihrem Tod. „Und vor wem läufst du da weg?“ „Vor mir.“
1981 erhält Irmgard Keun ihren einzigen Literaturpreis, den Marieluise-Fleißer-Preis.
Am 5. Mai 1982 stirbt sie an einem Lungenkarzinom und wird auf dem Kölner Friedhof Melaten beigesetzt:
Source |
Die Stadt Köln hat ihr ein Denkmal gesetzt in Form einer Steinplastik von Marieluise Schmitz-Helbig im Reigen der bedeutenden Kölner am Rathausturm:
Source |
Auch wenn Irmgard Keun also jetzt bereits 111 Jahre alt geworden wäre - Gilgi und das kunstseidene Mädchen sind jung geblieben. Und ihre Lektüre lohnt sich noch immer, finde ich.
Hallo Astrid, guten Morgen,
AntwortenLöschendas kunstseidene Mädchen stand bei meiner Schwester im Bücherregal.
Gelesen habe ich es nie. Ein Grund das jetzt mal zu tun.
Es gibt aber auch einen Film mit dem Titel. Interessant wirklich.
Das Buch leihe ich mir jetzt mal aus.
Mit lieben Grüßen und eine schöne Restwoche.
LG Eva
Danke für dieses wunderbare Portrait...wie immer mit Spannung und Interesse gelesen...LG Lotta.
AntwortenLöschenIn der Zeit der Wiederentdeckung der verbrannten Dichter bin auch ich auf Irmgard Keuns Bücher gestossen. Wie schön, dass Du mein Bild von ihr komplettiert hast. Was hätte alles aus ihrem Talent werden können...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Hallo, Du liebe RÜHRIGE, Du Energiebündel.
AntwortenLöschenBin inzwischen nur noch auf http://letzterrang.blogspot.de/
zu finden! Herzlich Pippa
Wieder eine neue unter den Frauen, die ich durch dich kennenlerne..., der dadurch wachsende Stapel der Lesewünsche wird wohl nicht abnehmen... Lieben Gruß Ghislana
AntwortenLöschenIch hoffe, ich finde die Bücher in meinem Bibliotheksunwesen für dich...
LöschenGLG
Erst mal 'danke' für diesen wunderbaren Lebenslauf. Das hast du sehr gut zusammengestellt und kurzweilig präsentiert.
AntwortenLöschenAuf Irmgard Keun bin ich erst aufmerksam geworden, als eines ihrer Bücher 'Buch für die Stadt' war; gelesen habe ich es allerdings nicht (was ich mal nachholen werde). Dein Bericht macht klar, dass man sie unverdientermaßen unterschätzt und missachtet hat. Wie schade, wenn ein so großes Talent verkümmert. Aber es ist ja nie zu spät ... auch wenn sie selbst davon nichts mehr hat.
LG, Ingrid
Besten Dank für diesen Einblick! Beeindruckend und auch sehr traurig zugleich.Vor ein paar Jahren habe ich "Das kunstseidene Mädchen" von Fritzi Haberland gelesen, als HB in die Hände bekommen und war sehr angetan, hatte ich doch von dieser Frau noch nie etwas gehört und fand es ausgesprochen frisch und lässig.So viele schreibende Frauen aus dieser Zeit gibt es nicht und ich dachte wohl, es ist ein Soloteil.So hatte ich jedenfalls den Klappentext auf dem Hörbuch interpretiert. Jetzt werde ich mir die anderen Werke von ihr unbedingt suchen!!!
AntwortenLöschenIch hoffe du verlierst nie die Energie an dieser Reihe weiterzumachen.Lesegrüß von K.
Ich glaube nicht. Momentan stehen 25 Frauen auf der Liste....
LöschenGLG
Wieder eine tolle Reportage - super zusammengefasst und bebildert.
AntwortenLöschenLiebe Grüße - Monika
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenmuss das Künstlerdasein tragisch sein? Vermutlich. Der Umkehrschluss trifft leider nicht zu. Natürlich bleibt der Köln-Termin! Ich bin ja nun leider die Chefin "vom Janzen" und kann diesem Happening nicht fernbleiben, nicht einmal innerlich. Langsam sollten wir mal etwas ausmachen!
Herzliche Grüße
Deine Sarah
Liebe Astrid, die Frauenschicksale, die Du beschreibst,
AntwortenLöschenberühren mich oft sehr. Wie anstrengend war ein Leben, wenn man nicht der Norm entsprach.
glg zu Dir
Susanne
Wow, trotz Faschingstrubel noch genug Energie für so einen wie gewohnt umfassend recherchierten und ansprechend geschriebenen Artikel, ich ziehe meinen Hut. Und bin begeistert. Und angefixt, da mir der Name gar nichts sagte. Eine kurze Recherche ergab, dass unsere Stadtbibliothek hier im fernen Graz sämtliche oben auch beschriebenen Werke zur Ausleihe führt. Sowie ein ergänzendes, Ostende 1936, Sommer der Freundschaft von Volker Weidermann, das von Keun, Roth und Stefan Zweig handelt. Ich sehe schon, mein Bücherstapel wird eher höher denn niedriger...
AntwortenLöschenNichtsdestotrotz freue ich mich jeden Donnerstag wieder auf die Erweiterung meines Frauen-Horizonts, vielen Dank!
lg heike
Ja, es war eine Rosenmontagsarbeit, als ich physisch richtig K.O., aber im Kopf unternehmungslustig war. Allerdings hatte ich sehr viel über die Keun schon lange im Kopf, da brauchte ich nur darauf zurückzugreifen...
LöschenIch freue mich sehr, dass dir die Reihe gefällt - eine Herzensangelegenheit für mich...
Grüße nach Austria!
Wieder unbekannt, die Buchtitel nicht ganz. Die Geschichte tragisch wie viele. Danke für das Teilen! Wie immer erhellend und Horizont erweiternd. LG
AntwortenLöschenDas kunstseidene Mädchen kenn ich durchs Theater, wußte aber, wie so oft, nichts über die Autorin. Was für eine Zeit sie umfasst hat mit ihrem Leben, wie schwer es freien Geistern doch gemacht wurde, erst recht den weiblichen. Dank Dir für dieses wieder mal anrührende und interessante Frauenportrait!
AntwortenLöschenLieben Lisagruß!
Wir brauchen uns hierzulande nicht einbilden, dass wir Frauen "über den Berg" sind... Es geht uns allerdings schon besser als z. B. der Günderrode, über die ich heute früh noch mal gelesen habe. Und dann habe ich auch gelesen, dass Frauen auf dem Kunstmarkt absolut unterbewertet werden und viel, viel weniger bezahlt bekommen als Männer. Dabei gibt es so viele tolle Kunst von Künstlerinnen....
LöschenTraurig macht mich das.
GLG
Preise von Künstlern Weib und Mann vergleiche ich seit Jahren, es ist unglaublich wie weit das auseinaderklafft. "Natürlich" sind die Frauenpreise viel geringer und es ist egal, ob du Malerei, Plastik, Grafik, Schmuck nimmst.Das schrebt die, der es wanshsinnig schwer fällt für ihr Arbeiten selber Preise zu machen. Verschenken ist schöner!
Löschenwas für ein leben!
AntwortenLöschenin frankreich oder england wäre sie ein verehrter star der literatur - im land der piffl vergisst man sie. danke dass du diese autorin aus dem unverdienetem schatten geholt hast. ich werde nach ihren büchern ausschau halten bei meinen streifzügen durch die antiquariate!
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gilgi! du hast mich an frauenbewegte zeiten in den 70ern erinnert. gelesen hab ich es damals, auch das kunstseidene mädchen. allerdings gebe ich zu, dass ich nicht mehr viel erinnerung an die beiden bände habe. ein guter grund, sie nochmal aus heutigem standpunkt zu lesen!
AntwortenLöschendanke für ihre ausführliche geschichte - ich wusste offensichtlich nichts über die keun!!
liebe grüße von mano
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenwieder einmal ein wunderbarer Artikel über eine Autorin, deren Name mir zwar etwas sagte, aber mehr war da nicht. Und außer dem vom kunstseidenen Mädchen kannte ich auch keinen der Romantitel. "Nach Mitternacht" klingt für mich besonders interessant. In einer ruhigen Bürostunde hatte ich begonnen, deine Beschreibung von Irmgard Keun zu lesen - dann aber keine Zeit mehr gehabt und daheim weiterzulesen vergessen. Bzw. 1000 andere Dinge zu tun gehabt ... Das ist leider oft das Schicksal der langen, gut recherchierten Beiträge... Sie werden entweder nicht gelesen oder nur überflogen. Ich merke das bei meinen ANL-Beiträgen auch, z.B. wenn man mir in dem Kommentaren Fragen stellt, die ich im Beitrag schon beantwortet habe. Mein Mann sagt dann immer mit leichtem Schmunzler: "Wer lesen kann, ist im Vorteil!" ;o))
Noch einmal alles Liebe von der Traude