"... früher oder später geschieht in jedem Leben
ein Schicksalsschlag, ein Bruch.
Niemand bleibt gänzlich verschont,
und darin liegt etwas Tröstliches.
Wir sind damit nicht allein.
Die meisten haben ein 'Ach' unter ihrem Dach,
mit dem sie umgehen lernen.
Auch wenn sie vorher glaubten,
sie würden es nicht schaffen. Sie können es.
.....
Was heute zu kurz kommt,
ist der Gedanke der praktischen
und nicht abstrakten Nächstenliebe
und die Würdigung der Normalität
und des Maßhaltens im besten Sinne."
Daniela Krien, Schriftstellerin
"Die größte Freiheit einer Person besteht darin,
wie sie mit Dingen oder Personen umgeht."
Jürgen Schmieder, Autor
Samstagabend der vorletzten Woche: Flott einen Imbiss für mich und meine Tochter improvisiert, bevor wir bei mir um die Ecke in eine toll erhaltene Stadtvilla des Jugend- bzw. Heimatstils zu einem Gratiskonzert gingen.
"
The Köln Concert" von Keith Jarrett stand auf dem Programm, aufgeführt von der Pianistin
Hanna Shybayeva, und das ausgerechnet in den Räumen, die u.a. die Kulisse im Film "
Köln 75" über die Organisation dieses Konzertes durch die damals 18jährige
Vera Brandes abgegeben haben. Die Villa Henn ist ein denkmalgeschütztes Haus von 1907 mit einer noch ursprünglichen Innenausstattung. Das repräsentative Vestibül besitzt z.B. marmorne Wandverkleidungen, Böden und Treppen.
Anschließend haben wir uns auf "meinem" Plätzchen einen Aperol Spritz gegönnt und die Tochter konnte ausführlich aus dem vergangenen Schuljahr der Kinder und ihren Erfahrungen mit dem bayerischen Schulsystem berichten, was mich als Ex-Lehrerin interessiert. Am Sonntagmorgen weckte uns die Sonne.
Die hatte sich am Nachmittag hinter Wolken verzogen, als wir mit der Rheinseilbahn in den Rheinpark auf Bäumesuche gefahren sind.
Die haben wir auch angetroffen ( nur nicht die, die wir suchten 🤣 ). Dafür ganz viele feiernde Gruppen, ...
...zum Beispiel die, die gemeinsam den indonesischen Nationalfeiertag begangen haben.

Am Montag dann haben wir, die Tochter & ich, den von Nadine im nachbarlichen Blumenladen gefertigten Kranz zum Grab meines Mannes gebracht.
Die liebe Sieglinde hatte mir schon ein kleines Kunstwerk mit beschützendem Engel zugeschickt. Danke dir! Er hat geholfen, und ich bin ganz leichten Mutes in diesen doch so gefürchteten Tag gegangen ( und abends ganz gewöhnlich zur Aquafitness ).
Jetzt gibt es auch wieder ein Fahrrad in meinem Haushalt: Die Tochter ist eine begeisterte Radlerin wie ihr Vater selig und hat sich von der Cousine eines geliehen, um auch in Köln einfacher herumzukommen.
Der Zitronenfalterins Fotofrage Nr. 1 ist in dieser Woche schnell beantwortet: "Mit wem oder was hast du viel Zeit in dieser Woche angenehm verbracht?" Frage 2: "Ich bin diese Woche dankbar für……?" kann ich gleich mit beantworten: Dass ich den traurigen Jahrestag in der Gesellschaft meiner Tochter verbringen und etliche tiefer gehende Gespräche mit ihr führen konnte, wozu wir ja aufgrund unserer Lebensumstände nicht so häufig kommen. Sie hat im zurückliegenden Jahr so viel an Veränderungen zu bewältigen gehabt und neben ihren beiden Kindern ein eigenes, neues Ziel in Angriff genommen und durchgezogen. Ich kann eigentlich mit Stolz nicht viel anfangen, aber in ihrem Fall bin ich es aus tiefstem Herzen.
Am Donnerstag hieß es dann auch wieder für dreizehn Tage Abschied nehmen...
Zum Wochenende war ich dann also wieder alleine. Da freut frau sich, wenn mir per Post "Gesellschaft geleistet" wird: Sunni hat mich quasi an ihrem Besuch der Ausstellung von Pablo Picasso & Jean Cocteau im Kunsthaus Apolda Anteil nehmen lassen. Ich danke dir herzlich dafür!
Ich habe in der zurückliegenden Woche sehr viel weniger verfolgt, was sich auf der gesellschaftlich-politischen Ebene abgespielt hat, dazu waren die - sonst ja seltenen - Gespräche mit der Tochter en face à face einfach viel wichtiger. Nur meine lokale Tageszeitung war dran...
Und ja, da bin ich auf eine neue seltsame Blüte der Skandalisierungstrategie der Rechtspopulisten gestoßen: Ein Kölner Illustrator berichtete in der Zeitung:
"Ich durfte in den letzten 36 Stunden eine winzige Kostprobe davon nehmen, was Mitmenschen von mir tagtäglich an Anfeindungen und Diskriminierung über sich ergehen lassen müssen. Und ganz ehrlich: Diese Erkenntnis bricht mir das Herz."
Und was hat Moritz Adam Schmitt gemacht? Er hat den Auftrag angenommen, für die Käsemarke "Milram" des Deutschen Milchkontors Bilder zum Thema "Gemeinschaft" zu kreiieren. In seinen Motiven spiegele sich lediglich das, was er tagtäglich in seinem Umfeld erlebe: Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben.
"Diese Menschen gehören für mich – und, wie ich glaube, auch für unsere Stadt – genauso dazu wie der Dom oder der Rhein."
Vor anderthalb Wochen erreichten ihn erste negative Rückmeldungen per Mail, bevor dann die social media über ihn und die beiden anderen Illustratoren sowie die Firma hergefallen sind. Hass & Rassismus wie persönliche Beleidigungen & Angriffe auf die Privatpersonen kannten mal wieder keine Grenzen.
"Ich kann die Aufregung ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Es gibt so viele wichtigere Probleme auf dieser Welt, und eine Gruppe von Menschen regt sich über bunte Käseverpackungen auf." Über Geschmack, egal ob visuell oder kulinarisch, könne man streiten, so Moritz Adam Schmitt.
Aber so eine Eskalationsspirale in Gang setzen? Synapsenkurzschluss! Aus Alltagsprodukten politische Schlachtfelder generieren? Was machen die demnächst aus linksdrehendem Jogurt? Höchstwahrscheinlich geht es wieder um die Deutungshoheit über die Realität. Ein ideologisches Spiel mit klarer Agenda: Haltung diskreditieren, Vielfalt delegitimieren, Angst schüren.
Da kann ich nur mit Sarkasmus reagieren wie zum Beispiel "Der Postillion"...
( Die Käsegeschichte ist ja geradezu nett verglichen mit einer ekelhaften Desinformationskampagne des rechtsextremen Aktivisten "Shl*mo F*nkelstein", der verbreitet, in der Justizvollzugsanstalt Brandenburg seien Ziegen missbraucht worden, gedeckt von der Leitung. Ich will nicht in Details gehen, aber darauf hinweisen, welch Geistes Kind solche Leute sind... )
Wie jeden Samstag verlinke ich mich mit diesem Post wieder mit Andreas Samstagsplausch in Berlin, dem Fotofragezeichen der anderen Andrea am Bodensee und dem Mosaic Monday von Heidrun
Ich freu mich für dich, dass du den "Jahrestag" in angenehmer Gesellschaft deiner Tochter verbringen konntest, Reden hilft ja eigentlich immer.
AntwortenLöschenAuch die Feiernden in dem Park stimmten mich frohgemut, ist das doch der Sinn der Sache, dort zusammen zu sitzen, zu reden, zu feiern, ohne TV und ohne Handy.
Was du dann zu erzählen hattest zu Milram und zu dem rechten Shitstorm - läßt mich - mal wieder - wütend werden. Ich habe übrigens zwei Packungen - Müritzer und Sylter - vor zwei Tagen gekauft, und fand die Bilder schön bunt und habe mir eigentlich überhaupt nix dabei gedacht.
Der Postillion ist wie üblich super, ich mußte lachen, trotz des ernsten Themas.
Dieses rechte Gesocks wird mit seinen Kampagnen viel zu frech und zu laut, und ich habe mir vorgenommen, auf jedwede Art dagegenzuhalten, noch mehr, als ich es ohnehin mache. Das ist auch die Krux unserer Tage - die Gegenstimmen sind viel zu wenige, und zu leise; viele wollen Ihre Ruhe und sich nicht in den Fokus stellen.
Grundsätzlich frage ich mich aber, was ist mit unserem Bildungssystem schiefgelaufen, dass so viele Menschen nicht in der Lage sind, sich außerhalb der Hallodri-Medien sachlich zu informieren und sich erst dann eine Meinung zu bilden. Werden nur noch die Titelzeilen gelesen?
Die asozialen Medien tragen dazu sicherlich eine Menge bei. Ganz viel Meinung und ganz wenig Ahnung.
Ich wünsche ein angenehmes WE, angenehme Temperaturen haben hier Einzug gehalten im Münsterland, nur Regen fehlt.
Ich werde jetzt gleich mal die Milram Seite besuchen und meine Solidarität bekunden, so man es dort noch kann,
liebe Grüße aus dem Westmünsterland,
Brigitte
liebe astrid, danke für deine zeilen mit der tochter, schön. leider fast unglaublich ist, wie sehr sich der braune sumpf in die gesellschaft gegraben hat, nicht mal vor käsereklame macht der klammergriff halt. der gute alte willi m. hatte seinen spruch über die herkunft der kölner/-innen nicht lange genug verkünden können. ich finde die karte von vor mind. 40 jahren nicht mehr, wessen gene in köln verteilt wurden. wir sind ja wach, aber aus vorauseilendem gehorsam mag der grafiker ja nicht arbeiten. ich werde mich auch bei milram bedanken. hab es gut, lieben gruß, roswitha
AntwortenLöschenwie schön, dass du diese woche mit deiner tochter verbringen konntest und die schweren tage dadurch ein wenig leichter für dich wurden. einen schönen kranz habt ihr ausgewählt und ich bin sicher, dass er dem herrn k. gut gefallen hätte.
AntwortenLöschendiese milram geschichte ist wirklich so was von haarsträubend, aber ich hoffe, die firma bleibt dabei. ich werde mich beim nächsten einkauf im supermarkt danach umschauen und bestimmt welchen kaufen!
dir noch ein schönes wochenende und viele liebe grüße von mano
Es liest sich so gut, dass der gefürchtete Tag für Dich in unerwarteter Gelassenheit vorbei ging und Du in lieber Gesellschaft Deiner Tochter warst. So konntet ihr in Ruhe zusammen gedenken, den feinen Kranz ablegen und noch viele Gespräche führen. Das entlastet ja sehr.
AntwortenLöschenDer kleine Engel hat ein bisschen mitgeholfen, das freut mich. <3
Deine Woche war dann tatsächlich auch mit viel Freude und Stolz durchsetzt, das sind in diesem Fall wunderbare Gefühle.
Schreckliche Gefühle bekomme ich aber bei der anderen Geschichte. Gut, dass der Postillon, der übrigens aus Fürth kommt, das auch so drastisch aufgegriffen hat. Nürnberg hat über 50 % EinwohnerInnen mit Migrationshintergrund in einer großen Vielfalt und wir leben friedlich und uns ergänzend zusammen. Als ich jüngst im Krankenhaus war, wäre der Aufenthalt dort gar nicht möglich gewesen ohne die bunt gemischten multinationalen Teams auf der Station. Ich bin sehr dankbar dafür, dass sie da sind.
Herzlichst,
Sieglinde
Ich weiss wie wertvoll Mutter-Tochter Zeit ist und geniesse sie auch viel zu selten. Was für ein schöner Kranz ihr dem Herrn K. gebracht habt und zu zweit sind solche Besuche sicher etwas leichter. Deine Eingangszitate lese ich immer besonders gern.
AntwortenLöschenL G Pia
Solche Zeiten mit dem Kind, egal wie alt, sind immer etwas für Herz und Seele liebe Astrid,
AntwortenLöschenich liebe es auch, heute noch mehr als früher.
Und die jetzt noch nicht mal mehr 13 Tage bekommst Du ganz locker rum.
Besonders, wenn noch so schöne Post im Briefkasten liegt.
Die Käsegeschichte finde ich ja wieder mal bekloppt. Warum regt man sich über solche Illustrationen auf? Das ist doch ganz gewöhnlicher Alltag.
Dir einen schönen Abend, lieben Gruß
Nicole