Mehr als sechs Jahrzehnte meines Lebens bin ich davon ausgegangen, am kältesten Tag des Jahres auf die Welt gekommen zu sein. So wurde mir das erzählt, und ein Foto im Schnee mit zweien meiner Tanten, ein dickes Kissen auf den Armen, darunter ich als Säugling, auf dem Weg zur Taufe, hat mich in der Ansicht bestärkt. Als ich an meinem Oma-Buch schrieb, hab ich mir den Spaß gemacht, die damals noch vorhandene örtliche Wetterstation um Daten nachzusuchen. Und siehe da: Mein Geburtstag war sogar ein ausgesprochen milder Januartag. So viel also zum Wahrheitsgehalt subjektiver Erinnerungen. Ist alles relativ, hätten wir in meiner Schulzeit gesagt.
Ich halte mich lieber an Daten, die gewissenhaft gesammelt wurden & werden und an denen man/frau eben ablesen kann, dass sich da etwas entscheidend geändert hat. Dass man/frau so sein Leben mit dem magischen Denken der Kindertage zu bewältigen können glaubt, eben dass nicht sein kann, was ich nicht will, hat Folgen für das gesamte irdische Leben, für die Bewohnbarkeit unseres Planeten durch Mensch,Tier, Flora. Erklärbar ist mir eine solche Haltung schon, denn je mehr Naturkatastrophen passieren, desto größer wird die vor sich selbst verleugnete Angst und wandelt sich oft & gerne in Aggression. Dann braucht man Sündenböcke, und diejenigen werden - im noch fast freundlichsten Fall - als dumm attackiert, die, die eben nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern die Probleme benennen oder sogar anzugehen versuchen.
Autoritätsgläubige Charaktere haben schon immer die Tendenz gehabt, die Vergangenheit zu glorifizieren, die Probleme der Gegenwart populistisch zu verdrehen und eine realistische Sicht auf die Zukunft zu vermeiden. Das ist also nichts Neues, hat aber immer weiterreichendere, tragische Auswirkungen auf die gesamte Menschheit.
Dazu kommt auch eine zu beobachtende, immer schärfer werdende Entwicklung in Richtung Empathielosigkeit, eine Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden anderer ( ein Beispiel hier die selbsternannte "bayerische Volksschnauze" Monika Gruber ) sei es von Menschen in der Zukunft oder auch in anderen Teilen der Welt, wo bereits heute Lebensgrundlagen zerstört werden durch Dürre, Stürme, Überschwemmungen, großflächige Brände. Man akzeptiert das schulterzuckend. Ein solcher Antihumanismus ist inzwischen in etlichen Milieus unserer Gesellschaft zu Hause. Ich bin manchmal ganz erschrocken, in welchen.
Wer mag, kann, zumindest für NRW, sich auf dieser Seite der "Neuen Ruhr Zeitung" mal die Entwicklung der Hitzetage im jeweiligen Monatszeitraum für seine Stadt/Region abrufen. Ich hab das mal für Köln gemacht. Von wegen "hatten wir immer schon"! Diese Ignoranz entschuldigt wirklich nur die Gnade der späten Geburt.
Ab drei Uhr am Nachmittag des 2. Julis zogen fette dunkle Wolken mit Donnergrummeln in der Höhe auf, es gab etwas Regen, ab und an heftige Sturmböen ( so dass der Sonnenschirm aus dem Nachbarhof bei mir in den Garten gesegelt kam ), die Temperaturen gingen nach unten. Doch erst einmal fühlte es sich klimatisch an wie in einer Waschküche von anno dunnemals.
Erst die Nacht auf Donnerstag brachte die erwünschte Erfrischung. Und der darauf folgende Tag war ein Sommertag nach meinem Geschmack, auch wenn ich zu Hause bleiben musste, weil ich drei Handwerker- bzw. Dienstleisterbesuche abzuwarten hatte. Gegen's Fernweh gab es Karten von die_Birgitt und Katka/Střípky z Hrabové. Ich habe mich sehr gefreut, dass ihr an mich gedacht habt!
Solche Musik bringt's auch! Cesaria Evora forever!
Am Flughafen wurden in der Nacht zum Freitag 12°C vermerkt - was für eine krasse Woche! Mit meinem kleinen "Hacke-Porsche" habe ich Aussortiertes zum Altkleider-Container ( acht Sommerfähnchen, die zu groß geworden sind ) & Bücherschrank ( acht ausgelesene Bücher ) gebracht und bin anschließend auf kleinen, grünen Umwegen zum Einkaufen gegangen.
Und immer wieder ploppen Erinnerungen auf, schließlich habe ich hier 45 Jahre mit meinem Lebensmenschen gelebt. So eine Erinnerung ist auch das "Obsttellerchen", dass ich dem Herrn K. immer zum zweiten Frühstück gemacht habe - jetzt ganz allein für mich!
Heute werde ich mich bald aufmachen, mich etwas kommunalpolitisch zu betätigen. Mehr steht fürs Wochenende nicht auf der Agenda. Vorher verlinke ich mich wieder mit dem Samstagsplausch bei Andrea Karminrot. Für Nicoles Monatsmotto und der Zitronenfalterins Fotofragezeichen habe ich allerdings nichts. Bei Heidruns Mosaic Monday schlage ich erst Sonntagabend auf und Valomeas Aktion "Weniger ist mehr" dann Mitte nächster Woche.
Macht et joot!
" Macht et joot!" als Abschluss deiner kleinen Zusammenfassung der 3-Tages Hitze die wirklich manchmal kaum zum Aushalten war, ich musste schmunzeln, denn da kam dein Galgenhumor durch;-) liebe Astrid.
AntwortenLöschenja...kann ich nur bestätigen! " Früher war alles besser" kommt hier mir ständig vor die Linse wenn ich sage - " nein - nicht besser, nur anders ".
der neue "alte Lippenstift steht dir wunderbar zu deiner Haut, - ich könnte ihn nicht tragen, da sähe ich sofort streng aus...er wirkt schön cremig und satt - elegant.
Ganz viel versteckter Humor, sogar etwas leise spöttisches durchschimmert deinen heutigen Post - aber auch Erinnerungen immer wieder die einen nicht loslassen...ich mag das sehr - dein Leben und deine Empathie ist spürbar deutlich eine immerwährende Rückerinnerung an andere Zeiten die du durchlebt hast , es menschelt sehr...das mag ich.
dein scharfer Verstand ist unverkennbar, wie auch dein Interesse für so viele Themen , das macht deinen Blog so wunderbar rund. Dahinter steckt eine starke Persönlichkeit, aber auch das Verständnis für andere und deren Macken, Ecken und Kanten.
Ich bin froh, dass bei dir immer wieder so viel passiert was dich ablenkt, unterhält, interessiert und beschäftigt - der Unruhestand ist dennoch gemäßigt immer am Puls der Zeit, das finde ich bewundernswert. Ich kenne kaum einen in meinem Alter der dies auch nur annährend vergleichbar erreicht, das fehlt mir hier sehr - das ist Stadt, Kultur und nicht dörfliches ländliches Erleben.
Oft muss ich schmunzeln wenn ich bei dir - zwischen den Zeilen lese - wie humorvoll du bist und nie die Contenance verlierst, viel über den Dingen stehst - das erinnert mich - gestatte es mir - oft sehr positiv an meine Mutter.
sie konnte das auch aus dem FF, während ich eher etwas emotional und temperamentvoll werde, wenn es etwas im Gespräch in die Tiefe geht.
Es ist und bleibt eine große Bereicherung dich und deinen Blog zu kennen.
liebe Grüße in dein Wochenende...herzlich angel
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenich bewundere dich dafür, wie du den schlimmen Nachrichten und Ereignissen trotzt.
Der Kauf des Lippenstiftes, der für Hoffnung in den 2. Weltkriegsjahren steht.
Deine täglichen Verrichtungen, der Gang ins Grüne.
Deine schöne "Schwimmbadbehausung".
Ich kann nur noch den Kopf schütteln über Leute, die vom Klimawandel nichts wissen wollen. Ist es das Nichtwahrhabenwollen der Wahrheit oder redet man sich alles schön, nur um nicht darüber nachdenken zu müssen?
Die letzte Woche mit den beiden superheißen Tagen, nicht nur hier bei uns, auch in Spanien, Italien, Griechenland. Rüttelt das keinen auf?
Ich denke, wir haben den Zeitpunkt verpasst, dass sich der Wandel in absehbarer Zeit stoppen lässt. Die Zeichen sind so deutlich. Fische, die sonst im Mittelmeer zuhause waren, finden Fischer jetzt in den Netzen der Nordsee. Das Mittelmeertemperatur ist viel zu hoch für Anfang der Saison.
Mich beunruhigt das alles sehr.
Während man bei den Kriegen, die zur Zeit herrschen, noch davon ausgehen könnte, das menschliches Einsehen sie stoppen könnte, (viele Konjunktive), ist beim Klima so schnell nichts zu machen.
Jetzt in der Ferienzeit wird weiter verreist, als gäbe es kein Morgen mehr.
Schrecklich.
Viele Grüße,
Claudia
Oder wie der Schwabe sagt: Die Dümmschte sind's net, wo's Wasser verkaufet!
AntwortenLöschenOh, der Zauberberg, den mag ich auch gern. Allerdings hat mich das Buch ein bisschen traumatisiert - immer, wenn ich Phasen habe, in denen ich mich oft und hartnäckig verschlucke, denke ich, ich stehe schon mit einem Bein im Grab. :-)
Ach, der Sommer ist noch lang liebe Astrid, vielleicht kommt ja noch eine kleine Reise, die du bei niwibo sucht... verlinken kannst.
AntwortenLöschenIch lese aber auch gerne Deine Kölner Geschichten. Obsttellerchen, Eiskaffee, hört sich alles lecker an.
Und jetzt wird es ja erst mal kühler, genieße es.
Ganz lieben Gruß
Nicole
Liebe Astrid,
AntwortenLöschender Lippenstift ist fantastisch und er steht dir bestens. Von dem spanischen Maler habe ich noch nie gehört. Auch für mich eine Horizonterweiterung. Dein kreatives Tun gefällt mir. Eine sehr geschmackvolle und ausgewogene Farbigkeit!
Ich komme beim Bloggen zur Zeit nicht mehr hinterher. Es ist im privaten Leben einfach so viel los. Heute Nachmittag bis in den Abend waren wir zu einem Geburtstag eines Freundes eingeladen…
Es hat nun etwas geregnet bei uns, aber zu wenig. Unsere Zisterne ist schon lange leer…
Hab eine gute neue Woche!
Ganz liebe Grüße
Ingrid
da freue ich mich, liebe astrid, über deine freude an vielem, die der seele nahrung geben. und dumme menschen, auch böswillige, gab es schon immer. solange sie deine kreise nicht stören hast du zeit für deine menschen und dinge: politik, kunst, fotos, bücher. ob du heute beim CSD warst? es regnete, dieser regen ist nun im odenwald angekommen, als sanfter landregen, schön. sonst trinken wir den bodensee doch mal aus. herzlichen gruß, roswitha
AntwortenLöschenDie Monika Gruber geht mir schon lange auf den Senkel, schade, ich mochte die früher schon ganz gern. Überhaupt mag ich diese plakative Rundum-Austeilerei nicht. Aber vermutlich wird man als Kabarettistin sonst von der Masse nicht mehr wahrgenommen... keine Ahnung.
AntwortenLöschenIch bin ja gerade mal wieder im Südwesten, hier waren's ja ähnlich wie in Köln, wirklich 39 Grad (noch einige Grade wärmer als in München) und in der ungedämmten Dachwohnung ist mein Vater schier verrückt geworden. Aber wozu sich rechtzeitig um sowas wie Dämmung kümmern?
Eiskaffee wär eine gute Idee... :-))) Zum Glück gewittert und regnet es gerade, hab alle Fenster aufgerissen... :-)
Liebe Grüße,
Maren
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenohja der Lippenstift steht dir, eine tolle Farbe !!! Mir war das auch zu warm vor allem am Mittwoch war es hier unerträglich da wird mir auch immer blümerant trotz viel Trinkens. Ich habe mir heute auch die ersten Kirschen gekauft von Ockstadt, das ist bei Friedberg da gibt es die guten dunklen dicken Kirschen die liebe ich besonders und für Mama hab ich auch welche mitgebracht sie freut sich bestimmt morgen darüber. Wie schön dass Du Dich wieder mit der Malerei beschäftigst, das Bild gefällt mir. Alles Gute für Dich wünschen herzlichst Kerstin und Helga
Milá Astrid, stále se ze svého PC nemohu napojit na tvůj blog, takže pouze přes telefon. Netušila jsem, že některé rtěnky mají svůj příběh, a ten tebou zveřejněný je skvělý. U nás druhý den intenzivně prší, což vnímám velmi negativně s ohledem na loňské záplavy. A jako potvrzení změny klimatu. A v nové roli jako členka obecní povodňové komise. Zdravím z deštivé Ostravy. Katka
AntwortenLöschenLiebe Astrid, nun hatte ich mich ein bisschen und sehr gerne in deinem Blog festgelesen und habe es gleich mal aboniert.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße von "der anderen Seite der Neusser" (wir lernten uns gestern in Düsseldorf kennen :) )
UTe
Liebe Ute, das freut mich sehr, auch dich gestern kennengelernt zu haben. Bis bald mal wieder!
LöschenGLG