Samstag, 8. Februar 2025

Meine 6. Kalenderwoche 2025

 "Die Wahrheit stirbt – 
und wir applaudieren noch dabei."
Tom Wannenmacher
"Das Böse ist nicht Kontrapunkt des Guten, 
sondern nur das Unvermögen, 
das Gute zu tun. 
Begleitet ist es von den drei sogenannten Geistesgiften: 
Gier, Hass und Verblendung."
Frido Mann
"Wenn wir wirklich glauben, 
wir könnten all unsere strukturellen Herausforderungen 
durch Migrationspolitik lösen, 
ist uns nicht mehr zu helfen.
..... 
Hält Politik nicht, was sie verspricht, 
ist das für Populisten der Beweis, 
dass mehr Ordnung nur in einem anderen, 
autoritären Staat möglich sei."
Hannes Schammann
"Freiheit gewinnen wir, 
wenn wir wissen, was uns eint." 
Jürgen Becker

Der vergangene Samstag war diesmal was für mein ( privates ) Herz: Meine älteste Enkelin kam zu Besuch. Und für sie hab ich wieder gebacken - meine Lieblingstorte - und genäht. Sie hatte einen kleinen Wunsch nach einem Täschchen für ihre Kopfhörer.

Ihr Opa schickte einen kleinen Gruß an uns. - Wir hatten ein langes, intensives Gespräch, das mir noch einmal klar machte, welchen rollback die jungen Frauen in puncto Frauenrechte & Frauenrolle fürchten, wenn sich der Rechtspopulismus weiter ausbreitet. Ein Thema, das ja derzeit überhaupt keine Rolle mehr im Wahlkampf spielt, aber u.a. auch entscheidend ist für die, die am Anfang ihres Lebens stehen.

Am Abend habe ich mich dann köstlich amüsiert, als ich in der WDR-5- Mediathek das neue Programm von Jürgen Becker "Deine Disco - Geschichte in Scheiben" gehört habe. Jürgen Becker ist mein liebster kölscher "Sozialarbeiter" seit den 1980er Jahren, als er mit der Stunksitzung angefangen hat. 


Er bringt so vieles auf den Punkt dank Kölscher Sprooch, was annervt und einem zugemutet wird, dass man nur noch lachen muss. Köstlich z.B. ab Minute 23:50 seine Ausführungen zu "Hoch auf dem gelben Wagen"! Aber auch seine Anmerkungen zum Beitrag der E-Gitarre zur Frauenemanzipation - herrlich! Zum Scheitern der "Fridays for Future" - Bewegung wegen fehlenden Soundtracks: Früher heizte man mit dem Motorrad so easy-rider-mäßig, nicht mit der Wärmepumpe ein! Das damalige, auf diese Weise vermittelte Lebensgefühl kann mich heute noch vom Sofa reißen.

Die Chance zum Mitsingen habe ich mit Begeisterung am Schopf gepackt, kann ja - allein zo Huus - keiner mit schiefen Tönen drangsaliert werden. Die Musikmischung: ganz meine, von Rolling Stones, Pink Floyd bis Rex Gildo & Heino, garniert natürlich mit kölschen Schnaderhüpferln ( 2 Millionen Lieder, in denen es nie um Arbeit geht! ) Und zum Schluss - singt mit! - glaubt mir "Ich liebe das Leben" und "Ich brauche keine Millionen".

Am Sonntag kam ein Anruf von den Wahlverwandten, und ich bin auf ihre Einladung hin spontan mit ihnen zur Röschen-Sitzung gegangen. Jetzt erst recht, dachte ich, wo queere Menschen wieder auf der Hut sein müssen bei einer Politik, die ausgrenzt. Also habe ich mich mit all dem bekleidet, was ich in Pink habe, meinen Frack angezogen, meine pinkfarbene Perücke und meinen Dreispitz aufgesetzt. 

Im "Gloria" war ich schon lange nicht mehr, erinnere mich aber noch an die erste "Rosa Sitzung" vor dreißig Jahren mit Hella von Sinnen, Cornelia Scheel, Klaus Vinçon, Ralph Morgenstern u.a.

Das ganze hatte zwar etwas Längen, aber die ausgelassene Stimmung und das Zusammensein mit zwei so liebenswürdigen Menschen hat wieder gut getan. Sogar mein altes Kostüm von hier, getragen von meinem jüngeren Wahlverwandten, hat den dritten Platz gemacht beim Kostümwettbewerb.

Und da ich in der Eile vergessen habe, mich zu fotografieren, gibt es wenigstens ein Bild meiner Kostümierung auf der Treppe nach oben liegend, um wieder im Karnevalsschrank verstaut zu werden. Soweit mein Beitrag für niwibos Thema "Mit Rosa durch den Februar".

Die politischen Beben der Vorwoche hielten mein Gemüt auch in dieser Woche noch in Unruhe. Aber auch die Nachrichten um meinen Liebling unter den griechischen Inseln ließen mich die Luft anhalten: Solch Schönheit sollte jetzt auch nicht noch untergehen! Ich hoffe, es geht gut wie damals, als wir uns fünf Wochen unter Erdbeben in Griechenland aufgehalten haben.

Was ist das schön, dass mich jetzt der Bus wieder im Hellen zu meiner Aquafitness transportiert! Und dazu pünktlich, so dass ich noch ein paar kleine Runden ganz allein im Becken schwimmen konnte. 

Zwecks Gemütsaufhellung habe ich mir eine Erinnerung an die Provence gegönnt, sogar mit einem Gläschen "Côtes de Provence". Musste einfach sein.

Weil ich am Donnerstag sowieso zum Zahnarzt musste, bin ich gleich weiter durch zur Bank gefahren. Und weil nur ein paar Schritte weiter eine floristische Alternative zu finden ist, habe ich mich dort mit Freitagsblümchen eingedeckt. 

Blumen sind also meine Rettung ( ja, nicht nur in diesen Tagen. Und es ist mein liebstes wöchentliches Ritual - so viel zum Fotofragezeichen. ). Den Wahnsinn kann ich u.a. auch nur mit viiiiiiiel Humor ertragen ( hier zum Beispiel )...


... denn ein bisschen fühlte ich mich ab und an nach dieser Shitshow von letzter Woche so wie in jungen Jahren bei einem Kater nach einer zu alkohollastigen Nacht. Grrrmpf... Damit habe ich in der zurückliegenden Woche viel Zeit verbracht, was aber nicht photographable war, liebe Andrea!

Aber damit war ich auch nicht alleine. Das ist mein Fazit aus den Gesprächen, die ich in der zurückliegenden Woche geführt habe. Es hat dann auch nicht lange gedauert, bis die kritisierte Partei all denen, die auf die Straße gegangen sind, abgesprochen hat, aus der gesellschaftlichen Mitte zu kommen. Sind alles ( Links- )Extreme, schimpft die Weinkönigin & chronische, verifizierte Lügnerin ( von der auch so Äußerungen wie "Der Klimawandel ist so ‚en vogue‘ wie eine Krebsdiagnose" stammen ).

Zwei solche Extremistinnen meiner Altersklasse, Marion & Ingrid vom Severinskirchplatz, sind zum Beispiel hier zu sehen, für alle, die bei Instagram sind. 

Auf der Strecke bleiben bei einem solchen Wahlkampf die Inhalte, das, was den Menschen in ihrem Alltag zu schaffen macht, das Sinken der Reallöhne, das Steigen der Mieten in den Städten, die Mängel in der Kinder- & Altersbetreuung, Bildung, Gesundheitswesen, Mobilität. Und über allem die drohenden Auswirkungen des Klimawandels. Vier von fünf Wählern finden, dass Migration nicht das wichtigste & alleinige Thema sein sollte. Da wird eine kleine Gruppe von Menschen ausgesondert, als ob die für all unsere Probleme, für alle Mängel verantwortlich wären. Aber wem sage ich das.

Symbolpolitik ohne reales Veränderungspotential, es sei denn, dass es einen Schaden reißt, indem es bei einem Viertel der Menschen, die in den letzten Jahrzehnten sich hierzulande eingebracht haben und den Laden mit am Laufen hielten, eine große Verunsicherung hervorrufen. Dabei sind das so viele patente Leute: der portugiesische Installateur, der am Freitag meine Badheizung wieder ans Laufen gebracht hat, der irakische Paketzusteller, der immer so herrlich schmunzelt, die peruanische Fußpflegerin, die meine Füße & ihre Macken gut im Blick hat und mich auf Wolken laufen lässt, der kurdische Schlüsseldienst-Monteur, der mich zuletzt aus widriger Lage befreit hat, die geduldige Kassiererin mit polnischen Wurzeln in meinem Supermarkt und und und. 

Außerdem kreisen in meinem Kopf die Erinnerungen an das, was meine Mutter als Jugendliche & Flüchtling 1948 in meiner badischen Heimat an Ausgrenzung & Beschimpfung und Widerwärtigkeiten mehr aushalten musste, bevor die große Liebe meines Vaters ein happy end gesetzt hat. Haben die das alles vergessen & verdrängt?

Das, was da so verbrockt wird, macht mich wütend wie schon lange nicht mehr.

( Menschenverachtender geht nicht auch der Vorschlag von Pmurt, den Gazastreifen in eine "neue Riviera" umzuwandeln. Nur diesen einen Blick über den Tellerrand zum Schluss dieses Posts. Hab auch all das nicht aus den Augen verloren.  )

                                                                           

Verlinkt mit dem Samstagsplausch, "Niwibo sucht..." & den Fotofragezeichen sowie dem Mosaic Monday.

1 Kommentar:

  1. liebe astrid, schön von deiner woche zu lesen, in gedanken war ich gerne in köln. und die politischen gedanken teile ich ganz. bei uns gab es diese woche eine äußerung des landrates(stammt aus buchen). er war stolz darauf, das f.m. ihn auf dem parteitag zitierte! er sprach von 18 bekannten "tickenden zeitbomben", die im kreis lebten, und niemand könne etwas tun. leserbriefe in der rnz lassen ihn sicher nicht anders denken. so sieht vorgeführtes christentum auch aus, ganz anders als bei den beiden frauen in deinem filmchen. müde macht mich alles, ich sammle mich wieder, herzlichen gruß nach köln, roswitha

    AntwortenLöschen

Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst! Ich setze allerdings voraus, dass am Ende eines anonymen - also von jemandem ohne Google- oder sonstigem Blog -Account geposteten - Kommentars ein Name steht. Gehässige, beleidigende, verleumderische bzw. vom Thema abweichende Kommentare werde ich nicht veröffentlichen.

Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du, dass dieser und die personenbezogenen Daten, die mit ihm verbunden sind (z.B. User- oder Klarname, verknüpftes Profil auf Google/ Wordpress) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhältst du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.