Donnerstag, 2. November 2023

Great Women #355: Bobbi Gibb

In meinen jungen Jahre war ich eher der Typ "Sprinter". Am Marathon interessiert bin ich aber immer gewesen, hab ich doch einen Bruder, einen echten Langstreckenläufer von jung an, der in vielen Städten Europas zum Marathon angetreten ist. Wenn es ging, hab ich die Rennen am Straßenrand immer mit großem Interesse verfolgt. Inzwischen sind 45 Prozent der Teilnehmerinnen beim Marathon Frauen. Dass das mal total anders war, hab ich erfahren, als ich von Bobbi Gibb gelesen habe. Ihre Geschichte ist zwar nicht völlig in Vergessenheit geraten, aber am 50. Jahrestag ihres Rennens 2016 waren sie und ihre Tat immer noch eine Offenbarung. Bobbi repräsentiert eher den typischen Marathon- Läufer, eher introvertiert und ein bisschen schüchtern. 


"The thing about a marathon, 
it’s a democratic sport. Anybody can run."

"Ich dachte  darüber nach,  
wie viele vorgefasste Vorurteile zerbröckeln würden,
wenn ich 26 Meilen lang entlang trabte." 

Roberta "Bobbi" Louise Gibb kommt am 2. November 1942, also heute vor 81 Jahren, in Cambridge, Massachusetts zur Welt. Ihr Vater Thomas R.B. Gibb Jr. ist ein noch recht junger Professor für Chemie an der Tufts University, einer erstklassigen privaten Forschungsuniversität im Großraum Boston. Ihre Mutter Reen D. Meergans, eine intelligente Frau, besitzt einen akademischen Grad des Swarthmore Colleges, einer renommierten liberalen Quäker- Einrichtung in Philadelphia, fühlt sich als Hausfrau & Mutter allerdings weit hinter ihren Möglichkeiten geblieben und ist entsprechend frustriert. Neben Roberta, ihrem ersten Kind, wird sie noch einen Sohn namens Paul bekommen.
"Ich konnte sehen, zu welchem ​​Lebensmuster Frauen gezwungen wurden und wie unglücklich sie waren. Meine eigene Mutter trank Wein und nahm Beruhigungsmittel. Sie hatte davon geträumt, Reporterin zu werden und die Welt zu bereisen, und hier war sie nun, spülte Geschirr und schrubbte den Boden. Ihre größte Freude war es, auszuwählen, welche Art von Vorhang sie im Wohnzimmer anbringen wollte."... "Es war eine Tatsache, dass eine berufstätige Frau damals als Kuriosität galt."
Middlesex Fells Reservat

Das Bedürfnis zu laufen und sich zu bewegen, scheint Bobbi in die Wiege gelegt zu sein. Deshalb ärgert es das Kind, von ihrer Mutter in die Weibchen - Box gepackt zu werden. Sie tut lieber Dinge, die Mädchen nicht tun sollen, wie zum Beispiel draußen unter den Sternen zu schlafen und natürlich zu rennen, was sie zunächst durch die Wälder und Felder in der Umgebung von Winchester und Rockport, MA, tut, wo sie aufwächst. Dort befindet sich das Middlesex Fells Reservats.

Da es für Frauen & Mädchen als unschicklich gilt, in der Öffentlichkeit schnell zu rennen, läuft Bobbi mit den Hunden der Nachbarschaft zwischen den Bäumen des Reservats herum, über Reitwege, auf Felsen und Bäume kletternd. Und dann lässt sie sich in die Tannennadeln auf dem Boden fallen und blickt durch die Bäume hinauf in den Himmel. Sie erlebt die Natur intensiv und verspürt ein Gefühl der Ermächtigung, wenn die Welt an ihr vorbei wirbelt. Sie fühle sich dabei "so frei wie ein Vogel – so ein Gefühl von Frieden, Ganzheit und Gesundheit," wird sie später sagen. Als ihre Freundinnen dem kindischen Spaß des sich gegenseitigen Jagens & Fangens entwachsen, hört Bobbi trotz Bitten der Mutter mit der Rennerei nicht auf. Aber:

"Wettbewerb hat mich nie interessiert", sagt sie auch einmal im Alter. "Mir gefiel das Laufen einfach, um mich zu entspannen und die Schönheiten der Natur zu genießen."

( ca. 1962 )
In der Schule spielt sie außerdem noch in Volleyball-, Feldhockey- und Basketballmannschaften.  Die wird sie dann 1962 abschließen. Da sie auch die Mathematik und Naturwissenschaften liebt, nimmt sie anschließend ein Studium an der Tufts University auf und studiert abends zusätzlich Kunst am Museum of Fine Arts in Boston, ab 1964 ganztägig.

Im selben Jahr trifft sie beim Trampen auf einen Mittelstreckenläufer namens Will Bingay, der vom Blaubeerpflücken in Nova Scotia zurückkehrt und ebenfalls Student in Tufts ist. Fortan läuft sie mit ihrem neuen Querfeldeinläufer - Freund täglich auf dem Gelände rund um die Uni. Bobbi merkt, dass es ihr an Ausdauer fehlt, doch es dauert nicht lange, bis sie den 8 Meilen langen Weg von ihrem Zuhause im Vorort bis in die Stadt zu Fuß und im Laufen zurücklegen kann. Sie läuft übrigens in weißen Rotkreuz- Schwesternschuhen aus Leder, Überbleibsel ihres ersten Jobs in der Schulzeit als Schwesternhelferin im Winchester Hospital, weil es zu dieser Zeit keine Laufschuhe für Frauen gibt.

1964 sieht sie zum ersten Mal dem Boston-Marathon zu. In ihren Augen ist es weniger ein sportliches Rennen als vielmehr eine Feier der Menschlichkeit, des Lebens. Dass keine Frauen im Rennen sind, fällt ihr zunächst nicht auf. Sie nimmt nur wahr, dass Menschen miteinander laufen und freundlich zueinander sind. Und sie weiß sofort, dass sie ein Teil davon sein will: 

"Es geht um etwas Grundlegendes am Menschsein, das in dieser modernen Welt verloren geht, und hier läuft dieser Stamm von Menschen vorbei, und das ist mein Stamm. Ich gehöre dorthin."

Bobbi gibt sich ein Versprechen, als sie so an der 13. Meile des Rennens am Wellesley College steht: "Ich werde trainieren. Ich werde meine Kilometerzahl erhöhen."

Als ihre Eltern Urlaub in Europa machen, nutzt sie das Wohnmobil ihres Vaters für eine transkontinentale Reise quer durch die Vereinigten Staaten. Sie rennt durch die Prärie, sie rennt die Rocky Mountains hinauf, sie rennt am Pazifischen Ozean vorbei. Und wenn sie nicht gerade läuft, schläft sie unter den Sternen und beschäftigt sich mit den großen Fragen des Lebens, die ihr auf ihrer Reise in den Sinn kommen. "Es war eine tolle Art, für den Marathon zu trainieren."

700 Tage lang ist sie fast jeden Tag gelaufen, dann heiratet sie am 5. Februar 1966 Will Bingay, der zur Navy geht und als Marineoffizier auf einem Stützpunkt in San Diego stationiert wird, 3000 Meilen von Boston entfernt. Dorthin zieht sie mit ihm. 

Bobbi trainiert nun in den Bergen und auf den Golfplätzen rund um die Stadt, zwei Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Als sie erfährt, dass ihr Mann beim Training bei der Marine fünf Meilen ohne Pause läuft, kann sie das zunächst nicht glauben. Aber bald trainiert sie auch an der Seite der marines. Letztendlich absolviert sie in Kalifornien sogar zwei 30-Meilen-Läufe. 

Als Bobbi sich an die Boston Athletic Association wendet und um eine offizielle Teilnahme am Marathon 1966 ersucht, wird ihr vom Rennleiter Will Cloney mitgeteilt, dass Frauen physiologisch nicht dazu in der Lage seien. Es sei ein reines Männerrennen, Frauen nicht erlaubt.
Stamata Revithi
Der Marathonlauf ist eine auf Straßen oder Wegen ausgetragene sportliche Laufveranstaltung, 
deren Streckenlänge 1921 auf 42,195 Kilometer festgelegt worden ist und zugleich die längste olympische Laufdisziplin in der Leichtathletik. Marathon war fast ein Jahrhundert lang offiziell ein Männersport. Leichtathletische Wettbewerbe galten Anfang der 1900er Jahre als unweiblich und für Frauen zu gefährlich. Und doch waren Frauen von Anfang an dabei. So legte Stamata Revithi von der griechischen Insel Syros, Mutter  mehrerer Kinder, nach dem olympischen Marathon 1896 ( angeblich aus Begeisterung über den Sieg ihres Landsmannes Spyridon Louis ) dieselbe Strecke kurz darauf in fünfeinhalb Stunden zurück. Die weiteste Distanz, die Frauen bei den Olympischen Spielen zurücklegen durften, betrug 800 Meter. Der Gedanke war, dass 'Frauen physiologisch nicht in der Lage sind, einen Marathon zu laufen' .  
"An diesem Punkt hätte ich sagen können: 'Schade, ich schätze, ich werde nicht teilnehmen'", so Bobbi Gibb. "Aber stattdessen sagte ich: 'Umso mehr Grund zu starten!'" Trotz des Ablehnungsschreibens des Rennleiters des Boston-Marathons geht sie davon aus, dass sie einen Weg finden würde, sich in das Rennen einzuschmuggeln. "Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich einließ. Ich wusste einfach, dass ich etwas tat, was ich nicht tun sollte. Es war eine Art ziviler Ungehorsam. Es stand ein größeres Wohl auf dem Spiel." Sie ist bereit, die Konsequenzen zu tragen, selbst wenn das bedeutet, dass sie möglicherweise verhaftet werden wird.

Bobbi taucht nur 18 Stunden vor dem Rennen nach drei Nächten und vier Tagen Fahrt ohne Pause mit einem Greyhound-Bus aus Südkalifornien in Boston auf und schockiert ihre Eltern, die sich den Besuch anders vorgestellt haben, mit ihrem bevorstehenden Plan. 
"Mein Vater war wütend. Obwohl er ein MIT-Professor war, der mich immer ermutigt hatte, meine Träume zu verwirklichen, dachte er, ich sei verrückt und würde verletzt werden. Aber meine Mutter verstand das... Sie stimmte zu, dass dies wichtig sein würde."
Die Mutter wird sie zur Startlinie in Hopkinton fahren. 

Am Morgen des Rennens, dem 19. April 1966, nimmt Bobbi ein ausgiebiges Frühstück, zieht über einen schwarzen, einteiligen Badeanzug Bermudashorts ihres Bruders an und ein blaues Sweatshirt mit Kapuze, an den Füßen neu gekaufte Herrenlaufschuhe. Am Startpunkt - von Polizeiabsperrungen blockiert - in Hopkinton Common versteckt Bobbi sich hinter Forsythienbüschen und springt erst heraus, als die Hälfte der 540 Läufer und alle offiziellen Autos durch sind. Nur drei Minuten nach Beginn ihres Rennens hört sie schon einen Mann hinter sich schreien: "Das ist ein Mädchen!" Sie sieht sich um und lächelt: Sie ist kein Geheimnis mehr. Und sie macht die Erfahrung: Die Männer um sie herum sind freundlich - wohlwollend, beschützend und ermutigend. Als sie erwähnt, dass sie Angst hat, ihr Sweatshirt auszuziehen, weil es sie als Mädchen entlarven würde, sagen sie: "Wir lassen nicht zu, dass sie dich rauswerfen. Die Straße ist frei.

Ihr anfängliches Tempo ist langsam, aber nach drei Meilen zieht sie das Sweatshirt aus und fällt in einen flotten, bequemen Schritt, den sie bis zum Ende beibehalten kann. 

"Ich habe 'The Girl from Ipanema' vor mich hin gesummt und versucht, meinen Rhythmus zu finden", berichtet nach dem Rennen ein Teilnehmer, der Bobbi etwa 11 Meilen nach Beginn des Rennens zum ersten Mal erblickt hat. "Dann huschte dieses Mädchen vorbei. Ich dachte, ich halluziniere." Die Sensationsmeldung geht über den Äther. Und vom Radio informiert stehen nun an der 13-Meilen- Marke des Rennens am Wellesley College, der privaten Spitzenhochschule für Frauen in den Staaten, die Studentinnen und brechen in lautes Geschrei aus, springen in die Luft, lachen & weinen. 

Nun reitet Bobbi Gibb auf einer Welle der Begeisterung der 20-Meilen-Marke, dem sogenannten "Heartbreak Hill" entgegen. Sie ist auf dem besten Wege, die Strecke unter drei Stunden zu bewältigen. Doch dann geraten ihre Beine ins Wanken, Dehydration und Müdigkeit verlangen ihren Tribut von der Läuferin, die keinen Coach hat, der sie betreut. ( In der High School war ihr einst gesagt worden, dass das Krämpfe verursachen würde und der damalige Boston Marathon ist so ganz anders als heutzutage gewesen: keine Wasserstopps, aber auch keine Laufuhren, keine Meilenmarkierungen ). An den Füßen hat sie Blasen, die geplatzt sind und bluten, und das harte Straßenpflaster geht auf Knochen & Gelenke. Sie hat ja nur auf unbefestigten Wegen trainiert.

Als Bobbi die Boylston Street erreicht, das Ziel des Laufes, ist die Menge wie elektrisiert, so dass sie ihr Tempo noch einmal anziehen kann und mit einer Zeit von 3 Stunden, 21 Minuten und 40 Sekunden ins Ziel geht. Bobbi Gibb landet damit im oberen Drittel des Feldes.


Im Ziel wird sie von lautstarkem Jubel begrüßt, der Gouverneur von Massachusetts, John A. Volpe, schüttelt ihr die Hand, bevor sie in ein Hotelzimmer gebracht wird, in dem die Weltpresse atemlos wartet. Die Türen zum Raum für das Abendessen für erschöpfte Marathonläufer nach dem Rennen hingegen bleiben für sie verschlossen: "Only men"...

Auch zu Hause bei den Elternwird sie von Reportern abgefangen. Selbst Zeitungen in Japan und Malaysia berichten über sie. "Sports Illustrated" greift wohl Bobbi Gibbs Haupt-Intention am ehesten auf: "Letzte Woche hatte eine ordentlich aussehende und hübsche 23-jährige Blondine einen Auftritt, der viel dazu beitragen sollte, die altmodische Vorstellung, dass eine Frau zu gebrechlich sei, auszuräumen." Damit hat sich die Intention der jungen Frau erfüllt.

Erst 1972 wird der Boston-Marathon offiziell für Frauen ( acht Teilnehmerinnen ) geöffnet, doch Bobbi ist auch 1967 und 1968  dabei. Als sie 1967 in 3:27h das Ziel erreicht,  hat sie eine weitere Mitstreiterin, 1968 dann schon vier weitere. Erst 1996 wird die Boston Athletic Association Bobbi Gibb rückwirkend als dreimalige Siegerin bei den Frauen anerkennen.

Da sie nach 1968 auf den Straßen nur noch wenig zu beweisen hat, wendet sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Wissenschaft und der Kunst zu.

1969 legt sie den Bachelor of Science an der University of California in San Diego ab und erfüllt damit die vormedizinischen Voraussetzungen. Gleichberechtigung bleibt für sie - wie für die meisten Frauen jener Jahre - aber immer noch außerhalb der greifbaren Nähe. Nach dem Vorstellungsgespräch zum Medizinstudium wird sie mit der Begründung abgelehnt, sie sei "zu hübsch. [Sie würde] die Jungs im Labor verärgern." Außerdem sei sie verheiratet und sollte Kinder bekommen ( was ich als Studentin auch noch von einzelnen Professoren zu hören bekommen habe )...

Nach ihrer Scheidung geht sie zurück nach Boston, arbeitet tagsüber mit dem berühmten Kognitionswissenschaftler Jerome Lettvin am MIT und studiert abends an der New England Law School bis 1978 Jura. Zuvor hat sie ein zweites Mal geheiratet und 1975 einen Sohn bekommen und wird fast 18 Jahre lang als ( Patent - ) Anwältin in Rockport, Massachusetts, ihr Geld für ihren Lebensunterhalt und den ihres Sohnes verdienen. 

Ihre Neugier auf die Welt, die ihren Geist beim Laufen beflügelt hat, veranlasst sie anschließend, sich wieder der neurowissenschaftlichen Forschung in Zusammenarbeit mit dem Cecil B. Day Neuromuscular Laboratory an der University of Massachusetts, Medical Center zuzuwenden sowie sich der Bildhauerei und dem Design zu widmen. Insbesondere die Lou-Gehrig-Krankheit, bei uns bekannter unter der Abkürzung ALS ( siehe auch dieser Post ), beschäftigt sie, nachdem ein enger Freund daran gestorben ist - die Diskussion über nur einen Aspekt ihres vielfältigen Lebens bedeutet fast, einen anderen abzuwerten!

Ein Dutzend Jahre lang weiß die Vielbeschäftigte nicht, dass ihr Erbe "gestohlen" worden ist, wie sie es ausdrückt. 1979, als sie mit ihrer Familie den Boston-Marathon im Fernsehen verfolgt, hört sie den Sprecher sagen: "Gleich wird es einen kleinen Beitrag über die erste Frau geben, die den Boston-Marathon lief.

Katherine Switzer (Mitte)
Das nächste, was sie sehen, ist ein Bericht über Katherine Switzer und wie der damalige Leiter des Rennens, Jock Semple, versucht, diese aus dem Rennen von 1967 zu entfernen. 

Kathrine Switzer, eine 20-jährige Journalistin aus Syracuse, die eine Stunde hinter Bobbi Gibb ins Ziel gelangt ist, hat zuvor eine Startnummer erhalten, weil sie in ihrer Startanmeldung vorgegeben hat, ein Mann zu sein, und nur ihre ersten beiden Initialen ihrer Vornamen im Eintrag verwendet hat. 

Switzers Geschichte, die eher das Opfer - Narrativ bedient, kommt dem frauenbewegten Zeitgeist der 1960er Jahre eher entgegen als die der wahren ersten Marathonläuferin.

Ein jahrzehntelanger Prozess beginnt, in dem Bobbi Fernsehsender, Zeitschriften und Buchverlage anruft und Briefe schreibt, um den Sachverhalt zurechtzurücken. Es gelingt nur mäßig.

Bobbi Gibb: Ronald Reagan

In den frühen 80er Jahren schickt Bobbi eine Beschwerde an das "Ms." - Magazin über einen falschen Artikel. Sie erhält einen Anruf von Marlene Simmons, der Autorin. "Sie sagte: 'Ich wusste, dass du die Erste gewesen bist, aber sie haben mich gebeten, das zu ignorieren'", so Bobbi Gibb über das Gespräch. In weiteren Artikeln gibt Simmons dann den Sachverhalt korrekt wieder, und das Blatt wendet sich ein wenig zu Gunsten von Bobbi, der nun auch Anerkennung zuteil wird. 

"Science is the way of learning, art is the way of expression. I never stopped running, drawing and painting..." Ihre Malereien beziehen sich auf ihr Studium der Natur und der Neurowissenschaften und stehen scheinbar im Dialog mit ihrem Unterbewusstsein, als könne das Malen von Atomen und Molekülen den medizinischen Durchbruch offenbaren, den sie und ihre Forschungspartner anstreben. Sie schafft u.a. Büsten von Einstein, Reagan und Mutter Teresa. ( Mehr ist hier zu sehen. )

1984 darf sie die Trophäen, die den drei Erstplatzierten des allerersten olympischen Marathonlaufs der Frauen in Los Angeles überreicht werden sollen, gestalten. Später darf sie eine lebensgroße Skulptur von sich selbst schaffen, die an der Ecke Main Street und Hayden Rowe in Boston, nur 70 m vor der offiziellen Marathon-Startlinie, stehen soll. Schon anlässlich des 20., 30. und 35. Jubiläums des Marathons in den Jahren 1986, 1996 und 2001 wird Bobbi eingeladen und in die Boston Marathon Hall of Fame aufgenommen. 

Zum 50. Jahrestag ihres historischen Laufs 2016 fungiert sie dann als Großmarschallin des Rennens. Eigentlich will sie mit ihren 73 Jahren das Rennen noch mal mitmachen und trainiert dafür. Doch zwei Anfälle von Bronchitis setzen sie außer Gefecht. 


Ende der 1990er Jahre ist Bobbi Gibb an die Westküste gezogen und lebt dort in Delmar, Kalifornien, wo sie als Bildhauerin arbeitet. Sie splittet ihre Zeit jetzt zwischen Rockport, Massachusetts, wo sie auch ein Studio hat. Viele von ihrer Bronzeskulpturen konzentrieren sich auf das Laufen, das sie bis ins hohe Alter täglich eine Stunde nach wie vor praktiziert. Ebenso das Nachdenken über Gott & die Welt:
"I see the next step as a raising of human consciousness worldwide, which includes, of course, gender consciousness and becoming more loving and aware of our place in the universe. When you look at the care that goes into everything to make one molecule, one atom, one photon—the care, the exquisite care and detail are just incredible. It has to be coming from love. It’s not coming from hate“, äußert sich Bobbi Gibb in einem Interview aus diesem Jahr. Und an anderer Stelle: "I want to bring attention to the fact that we have just as many women geniuses as men." 
Da bin ich dabei!



 

8 Kommentare:

  1. Was für eine großartige vielschichtige Frau! Ich hatte vorher noch nie von ihr gehört, vielen Dank fürs Aufmerksam machen. Liebe Grüße Laura

    AntwortenLöschen
  2. Sehr interessant liebe Astrid. Ich habe es gerne gelesen.

    Liebe Grüße
    Kerstin und Helga

    AntwortenLöschen
  3. Was für eine interessante Frau. Nie von ihr gehört... Marathon läuft mein Sohn auch und ich weiß, was das bedeutet. Wir haben in Roth einen weltbekannten Challenge Triathlon und da kann man auch splitten: einer schwimmt, einer fährt Rad und einer läuft. Das hat er schon öfters mit Freunden gemacht. Er läuft.
    Aber eine Frau aus Bayreuth, Anne Haug, ist eine echte Triatlethin, sie hat dort gewonnen und auf Hawaii. Das ist nochmal eine ganz andere Nummer. Sie ist 40.
    Bobbi Gibbs hat gewissermaßen den Weg geebnet. Und ist persönlich noch weit darüber hinaus gegangen. Welch eine Multibegabung und Energie hatte diese Frau!
    Und dann auch noch Künstlerin, sie hat wirklich viele Bereiche des Lebens ausgekostet.
    Sehr spannend!
    Herzlichst, Sieglinde

    AntwortenLöschen
  4. Welch eine sportliche und künstlerisch talentierte Frau, über die du berichtest, liebe Astrid.... ich kannte sie bislang noch nicht.
    Lieben Gruß von Marita und bis morgen bei den Freitagsblümchen

    AntwortenLöschen
  5. So vielfältig begabt, inspiriert und motiviert! Unglaublich... Sie scheint da ihrer Zeit vorauszulaufen. Das Durchhalten beherrscht sie ja.
    Liebe Grüße
    Andrea

    AntwortenLöschen
  6. merci Astrid pour cette biographie de Bobbi Gibb ! le marathon est une discipline sportive qui m'a toujours plu * cette sportive a beaucoup de talent et de volonté ! j'ai vu une fois un marathon à Londres et c'était émouvant de voir toute cette foule au départ
    lieber gruss
    mo
    merlecolibri

    AntwortenLöschen
  7. Ja, die Frau gefällt mir ... zwar bin ganz und gar dabei, doch mit einem Tränchen im Knopfloch. Meine Lauferei wird nämlich nichts mehr, ein Rollatur muss mich unterstützen! D.h. mit zahlreichen Unterbrechungen schaffe ich eine gewisse Distanz.

    Du kommst mit neuer Hüfte. Alles erdenklich Gute für Dich!

    Jetzt las ich einige Posts rückwärts ... und ja, selbstverständlich kannst Du Deine tollen Collagen zu
    MosaicMonday verlinken.

    Liebe Grüße von Heidrun

    AntwortenLöschen
  8. 45 % der teilnehmerInnen beim marathon sind heute frauen? das ist wirklich großartig und man muss bobbie gibb wirklich sehr dankbar dafür sein, dass sie so vielen den weg geebnet hat.
    ein toller bericht, liebe astrid!!
    liebe grüße von mano, die leider nicht rennt, aber als kind auch schon dem heimischen herd in die natur entfloh :)!

    AntwortenLöschen

Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

Mit dem Abschicken deines Kommentars akzeptierst du, dass dieser und die personenbezogenen Daten, die mit ihm verbunden sind (z.B. User- oder Klarname, verknüpftes Profil auf Google/ Wordpress) an Google-Server übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhältst du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.