"Es gibt eine Sache,
die gegen Trauer hilft: trauern."
Luis Bauer (17), Bestatter
11. März |
Mein Hausbaum ist mir schon ein großer Trost, vor allem, wenn er im Frühling erwacht. Es mischen sich aber auch immer wieder Erinnerungen an die Zeit vor einem Jahr unter die Freude, so dass es doch ein zähes Ringen um eine stabile Gemütslage bleibt.
Überraschenderweise taten die zwei Stunden Gartenarbeit am Samstagnachmittag gut. Ich hatte im Herbst irgendwann das Laubrechen aufgegeben und war jetzt unter Druck, weil die AWB am Donnerstag dieser Woche "Grünschnitt" abholen kam. ( Meine Kompostkisten sind, trotz selbstlosem Einsatzes meines Bruders Mitte Oktober, pickepackevoll. ) Anschließend habe ich mir aber zum Aufwärmen einen großen Becher Tee mit Zitrone & Honig gegönnt und dem Kreuz eine Runde Heizkissen.
Nähzimmer aufräumen ist auch noch eine Option. Wird, aber im Schneckentempo. Am Abend habe ich zum ersten Mal seit seinem Tod die von meinem Mann so geliebte türkische Pizza gemacht und mit einem Glas Wein genossen. Sehr tröstlich.
13. März |
17°C erreichte das Thermometer am Montag. Bei allerdings bedecktem Himmel. Ich habe wieder zwei Stunden im Garten versucht, die Versäumnisse des Herbstes nachzuholen. Auch da machte sich das Fehlen des Gefährten bemerkbar neben der Arthrose im linken Hüftgelenk. Übertreiben darf ich es nicht.
Genossen habe ich jeden Anschein von Sonne, sei es beim Warten auf die Physiotherapie, sei es beim Räumen auf der Terrasse. Genossen habe ich auch Telefonate bzw. Gespräche mit Freunden und Nachbarn, die sich dafür interessierten, wie es mir gerade geht. Ich bin überrascht, dass es immer noch Menschen in der Umgebung gibt, die mich auch nach über einem halben Jahr dazu bzw. auf den Tod meines Mannes ansprechen. Ich weiß, warum ich hier lebe.
Am Dienstagabend gab es diese fulminante Abendrot. Und so sah das Donnerstagfrüh vor der Abholung meines Grünabfalls am Straßenrand aus. Boah, war ich erleichtert.
Und mitten in meine ständig wechselnden Stimmungen überreichte mir am Mittag unsere Postfrau ein Päckchen, "einfach so" von Nicole/niwibo. Ja, du hast verstanden. Und ja, du kannst mich auf dies Weise aufbauen & ermutigen. Danke dir dafür!
Am Freitag holte mich der Bruder ab, und es ging gemeinsam in Richtung Stadt unserer Kindheit & Jugend, um dort zu feiern. Das Vorgärtchen unserer Schwester leuchtete in der Erstfrühlingssonne.
Wir aßen gemeinsam in einem Lokal am Rhein mit Blick auf die Villa Hammerschmidt, in meiner Jugend noch der Wohnsitz des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland ( bis 1994 ).
Der Rhein war wieder sehr gut gefüllt, anders als vor zwei Wochen, und der Rasen überall knallgrün.
Am späten Nachmittag gab es dann noch Kaffee, Tee & Kuchen.
Meine Schwester hatte für uns Schokokuchen mit Kirschen & Sahne im Glas gebacken.
Ein schöner, unterhaltsamer Tag, auch mit vielen alten Geschichten aus unserer gemeinsamen Kindheit, war das. Der Bruder hat mich dann wieder nach Köln zurück chauffiert.
Da heute wieder der Achtzehnte ist, werde ich gleich mit dem Bus zum Friedhof fahren. Sieben Monate versuche ich mich jetzt schon mit dem Leben anzufreunden, das ich mir nicht ausgesucht habe. Diese Woche war viel zu tun, da denk ich nicht so viel dran, merke aber auch an den vielen Kleinigkeiten, wie viel jetzt an mir alleine hängen bleibt.
Zuvor verlinke ich mich aber wieder mit Andreas Samstagsplausch, dem ( letzten? ) Winterglück von Wolfgang & Loretta und Nicoles "Niwibo sucht...".
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenBonn... Da werden wiederum bei mir viele Erinnerungen wach, unsere schöne alte Bundeshauptstadt.
Waren halt noch andere Zeiten. Gingst du durch Bonn, konnten dir jede Menge Politiker aller Couleur begegnen. Die Villa Hammerschmidt, wie oft sind wir am Rhein entlang unten vorbeispaziert bis zur Stadtmitte.
Die Zeiten ändern sich für dich, liebe Astrid. Auch im Alter muss man sich an Veränderungen anpassen, ob man will oder nicht. Aber guck mal, du wirst doch gut aufgefangen durch deine sozialen Kontakte. Im Frühling wird es besser werden. Versprochen. :-)
Viele Grüße,
Claudia
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenTrauern braucht seine Zeit... du hast da ein wunderbar passendes Zitat dazu gefunden! Die Lücke wird immer bleiben. Aber die Sonne und der Frühling und Deine wundervolle Magnolie sind auch da, wenn Du Dich nur allein an ihnen freust. Ich wünsche Dir sehr, dass Du das Licht und die Wärme spüren und genießen kannst!
Herzliche Grüße
Elke
Das seelische Auf und Ab ist nur zu verständlich. Es ist dennoch soviel Farbe und menschliche Wärme in deinem Beitrag. Fühl dich gedrückt!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
Die Lücke ist und bleibt, verliert zwar scharfe Kanten, doch nicht alle auf einmal. Immer wieder taucht etwas auf, was von jetzt auf nachher trauern lässt, wie am ersten Tag. Fühle dich gedrückt!
AntwortenLöschenMir hilft die Gartenarbeit, allein schon, weil ich dann weg von Zuhause bin. Aber irgendwann muss ich wieder zurück.
Herrlich, deine Magnolie. Meine übt noch.
Viele liebe Grüße,
Karin
Du machst das ganz großartig, finde ich. Der Garten ist natürlich eine Herausforderung, aber eben auch eine ganz große Liebe. Und viel Erinnerung.
AntwortenLöschenSo schön, dass Du immer wieder Menschen hast, die einfach da sind und sich erkundigen, die mit Dir feiern und auch mit Dir traurig sind. Hier und "in echt".
Wie wahr:
"Es gibt eine Sache,
die gegen Trauer hilft: trauern."
Ist der Bestatter wirklich erst 17?
Ich wünsche Dir ein gutes Wochenende und das Aufblühen Deiner Magnolie.
Herzlichst, Sieglinde
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenwie wunderbar deine Magnolie aufblüht! Ich denke auch, dass der Frühling deiner Gemütslage gut tun wird, wie das draußen sein und die Familie. Und das restliche Trauern muss eben gemacht werden - besser, als es zu betäuben oder vor sich her zu schieben...
Dir ein gutes Wochenende,
liebe Grüße
Nanni
Allem in allem doch eine gute Woche liebe Astrid,
AntwortenLöschendie Magnolie blüht, ein schönes Geburtstagsfest, bunte Blumen, es sind die kleinen Dinge im Leben, die das Herz ein wenig höher hüpfen lässt.
Du warst gestern in Bonn, ich in Köln.
Ein wenig Bummeln, den Sohn besuchen, die Haie anfeuern, hat leider nichts gebracht. Dafür hat das Kölsch geschmeckt.
Heute haben wir wieder versucht, Ordnung in die beiden Büros zu bringe, das ist noch viel Arbeit.
Dir nun einen schönen Abend, ganz liebe Grüße
Nicole
Frohe und traurige Stunden wechseln sich ab. Wie gut, dass du tolle FreundInnen und liebe Verwandte hast, mit denen du schöne gemeinsame Stunden verbringen und viele kleine Freuden genießen kannst. Die Magnolie ist ein Traum, den auch ich jedes Jahr wieder bewundere
AntwortenLöschenGanz herzliche Grüße von mano
Es geht nicht einfach weg. Es bleibt und wird manchmal kleiner. Aber so einen schönen Tag hattest Du mit den Geschwistern. Snocj mal etwas Sonne nutzeno wechselhaft wie die Wetterwoche war auch Deine. Aber insgesamt hast Du Dir dabei die guten Dinge ausgesucht. Ich hoffe, Du konntest gestern noch etwas Sonne nutzen. Es war ja sogar mild ohne Ostwind :)
AntwortenLöschenDas tut gut
Liebe Grüße
Nina
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenviele Seelentröster haben dich diese Woche begleitet...deine blühende Magnolie allen voran waren deine Tag doch auch bunt und farbenfroh und mit schönen Begegnungen gespickt. Und fleißig warst du im Garten dazu...mit dem Rücken, der durch Prolaps muckt, muss frau leben und sich die Arbeit gut einteilen...kenn ich auch. ;-))
Lieben Gruß und hab einen feinen Sonntag, Marita
Liebe Astrid,
AntwortenLöschendas war ein sehr schwerer Verlust, und das braucht einfach seine Zeit. Der Garten tut uns auch immer wieder gut, wenn es uns mal nicht so gut geht.
Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute und viel Kraft und einen schönen Sonntag.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Ich bewundere dich, wie gut du dich mit Alltäglichen beschäftigst und uns daran teilhaben lässt. Aber immer scheint der Verlust und das Traurigsein über das „nicht gewählte“ Alleinsein.
AntwortenLöschenWie schön, dass es tröstliche Begegnungen und Post gibt.
♥️liche Grüße,
Monika
Wenn ich denke wie viele male ich in den letzten Tagen meinem Mann gerufen habe um mir dies und das zu reichen, oder zu helfen meine Vorhaben drinnen und draussen zu bewältigen, kann ich dich gut verstehen, was jetzt alles an dir hängt. Da können die Rosaroten Blüten hoffentlich etwas Trost bringen. Das Zusammensein mit den Geschwistern kommt da sicher auch gelegen.
AntwortenLöschenL G Pia
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenman warst du schon fleißig bei der Gartenarbeit! Alle Achtung, dass du dies alles alleine geschafft hast. Ja, wir müssen im Alter unsere Kräfte einteilen.
Es sieht doch bei dir nach einer guten Woche aus und es ist gut, dass du liebe Menschen um dich hast, die auch nach einem halben Jahr noch an deiner Trauer Anteil nehmen. Trauer verschwindet halt auch nicht wie ein Schnupfen. Schön auch immer wieder das Zusammensein mit deiner Familie. Und deine wunderbaren Bilder.
Deinen feinen Monatsspaziergang habe ich gerade durchgescrollt und komme später nochmal zum Lesen vorbei.
Hab eine gute neue Woche!
Liebe Grüße
Ingrid / Rosa Henne
eine kunterbunte Woche ..
AntwortenLöschenfleißig warst du im Garten und es hat gut getan..
ich fange auch gerade wieder an ..
die Trauermomente sind auch immer noch da.. das wird auch noch dauern
man darf sie auch nicht unterdrücken
wie gut es tut wenn man da Gesprächspartner hat die nicht nur
pro forma fragen wie es einem geht
vieles muss man aber doch mit sich selber ausmachen :(
die Magnolie .. liebevolle Post.. Besuche.. Familie
all das muntert dich auf
und du gehst auch wieder mehr hinaus.. soweit deine Beschwerden das zu lassen
auch das lenkt wunderbar ab
liebe Grüße
Rosi
Ich neige mein Haupt, liebe Astrid, und hoffe, dass ich deinen Mut, deine Größe, deinen Respekt, deinen Willen und deine Geduld mit dem Leben und den Dingen aufbringen werde. Offensichtlich trägst du ein großes Stück deines Hausbaumes in dir. Wunderschön und wundervoll. Ich liebe Magnolien. Sie sind so elegant und edel.
AntwortenLöschenAlles Liebe nach Köln und einen dicken Drücker
Elisabeth