Im Dezember 2018 habe ich schon einmal von diesem Baum berichtet. Nun habe ich vor einer Woche im Stammheimer Schlosspark ein weiteres Exemplar entdeckt und überlegt, den Post noch mal aufzugreifen - alter Text also mit drei neuen Fotos!
Der Lebkuchenbaum Cercidiphyllum japonicum, auch unter den Namen Japanischer Kuchenbaum oder Katsurabaum bekannt, hat seinen Namen daher, weil sein - übrigens wunderschön gefärbtes Laub - im Herbst kurz vor und nach dem Fall schon aus einiger Entfernung wahrnehmbar, besonders bei feuchter Witterung, nach Zimt und Karamell duftet. Ursprünglich stammt der zur Familie der Kuchenbaumgewächse Cercidiphyllaceae gehörende Baum also aus Japan und dem fruchtbaren Teil Chinas, wo er in Höhen zwischen 600 und 2700 Metern an Flussufern und Gebirgsbächen zu finden ist und mit seinem malerischen Wuchs bezaubert. Katsura bedeutet auf Japanisch übrigens "Prinz" oder "Geisha-Perücke".
An seinem natürlichen Standort entwickelt er sich mit den Jahren zu einem prächtigen Baum, der eine Wuchshöhe von 30 - 45 Metern erreichen kann. Hierzulande angepflanzt bleibt er eher ein sogenannter Kleinbaum ( bis zu 15 Metern ) oder wächst strauchartig vom Boden aus mehrstämmig in die Höhe, wobei die einzelnen Stämme manchmal zum
Drehwuchs neigen. Die Baumkrone breitet sich in jungen Jahren kegel- oder trichterförmig, im Alter dann rundlich oder schirmförmig aus. Sehr alte Bäume sind nicht selten breiter, als sie hoch sind - sehr malerisch!
Die Borke des Lebkuchenbaums ist graubraun und längsrissig mit hellen
Lentizellen.
Als intensiver Flach- und Herzwurzler verträgt der Lebkuchenbaum auch kurzzeitige Überschwemmungen, wenn der Boden sonst sehr durchlässig und wasserableitend ist. Auf Trockenheit reagiert er aber empfindlich. In unseren Breiten ist der Lebkuchenbaum winterhart, Spätfröste können für das früh austreibende Gehölz aber eine Gefahr darstellen. Ein Trost: Auch die erfrorenen Blätter duften ebenso intensiv wie das Falllaub im Herbst.
Das Besondere am Lebkuchenbaum sind seine Blätter, auch wegen ihrer Vielzahl von außergewöhnlichen Farbschattierungen, die sie während eines Lebenszyklus annehmen: Die im Mai neu austreibenden sind hellrosa gefärbt, ausgereift wechseln sie zu grün und einem bläulichen Ton. Die Blattstiele bleiben aber bis zum Laubfall durchgängig rot. Ein wahrer Farbrausch entfaltet sich im Herbst. Dann beginnt das Spektrum bei einem hellen Gelb, variiert von Pfirsichfarben und Orange bis zu einem satten Kaminrot. Wie meist ist diese Färbung stark vom Boden abhängig: Je saurer der Boden, desto intensiver!
Auch die Form der Blätter ist besonders ansprechend: eiförmig-elliptisch und an der Blattbasis herzförmig eingeschnitten. Eine weitere Besonderheit sind zwei verschiedenen Blattformen. An den Kurztrieben wachsen die Blätter wechselständig und haben eine handförmige Äderung, an den Langtrieben sind sie hingegen gegenständig&
fiedernervig.
Der Lebkuchenbaum blüht schon vor dem Laubaustrieb im März/April. Die Bäume sind zweihäusig getrenntgeschlechtig. Die filigranen karminroten Blütenbüschel der männlichen Blüten erscheinen in den Blattachseln. Sie sind zwar recht dekorativ, aber eher unscheinbar, ebenso die weiblichen Blüten (siehe Foto ). Ist der Baum verblüht, bilden sich in den Blattachseln etwa anderthalb Zentimeter
lange, krallenartig gekrümmte, hellgrüne Balgfrüchte, in denen sich viele flache, geflügelte, braune, vier bis fünf Millimeter lange, trapezförmige Samen befinden. Da die Bäume in unseren Breitengraden aber eher selten vorkommen, ist die Wahrscheinlichkeit einer Bestäubung nicht unbedingt gegeben.
Der Lebkuchenbaum ist relativ robust und wenig anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Alleine die Verticillium-Welke, eine Pilzerkrankung, kann ihm zu schaffen machen. Diese führt dazu, dass Triebe und sogar ganze Äste einfach absterben ( wie bei der
Blasenesche ).
In Japan gehört der Kuchenbaum zu den wirtschaftlich wichtigen Forstbäumen. Sein Holz ist schön gemasert und hell, so dass es ein sehr wertvolles Material für Furniere darstellt.
Im Botanischen Garten in der japanischen Stadt Kami existiert ein über 1000 Jahre altes Exemplar des Lebkuchenbaumes und im Itoi Tal sogar ein mehr als doppelt so altes Exemplar. Letzteres ist bis auf eine Höhe von 35 Metern herangewachsen. Hierzulande ist der Lebkuchenbaum eine Rarität und wird, wenn überhaupt, als Ziergehölz in Parks und Gärten angepflanzt.
Erstmals beschrieben wurde der Lebkuchenbaum im frühen 19. Jahrhundert vom deutsch-holländischen Botaniker und Japanforscher
Philipp Franz v. Siebold, der als Arzt in Japan tätig war, sowie dem Botaniker
Joseph Gerhard Zuccarini in München.
Der Lebkuchenbaum gehört zu einer sehr kleinen Pflanzenfamilie, die im Pflanzensystem den Zaubernussgewächsen
Hamamelidaceae nahestehen. Diese ganze Verwandtschaft zeichnet sich aus durch eine bemerkenswert lebhafte Herbstfärbung des Laubes. Besonders prachtvoll sind
Amberbäume Liquidambar, die persische
Parrotie und einige amerikanische und ostasiatische Zaubernüsse
Hamamelis. Die zweite Art des Kuchenbaumes ist übrigens der Großartige Kuchenbaum, der nur in Japan anzutreffen ist, was ihn zu einer echten Rarität macht.
Und nun seid ihr wieder an der Reihe, liebe Leser*innen, mit euren "Baumgeschichten"! Zeit ist bis zum 27. August 2022.
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenich muss wirklich mal Ausschau halten - solch einen Baum müsste es im Badener Kurpark oder Doblhoffpark doch geben! Und er klingt wirklich interessant. (Vielleicht mache ich mich im Herbst zu einer "Schnupperrunde" auf?)
Ich habe heute für dich jenen Baum, den ich in einem früheren Kommentar schon erwähnt habe: Den monumentalen Riesen, den wir in Palma sahen, aber leider nicht identifizieren konnten. Meine App hat zwei Vorschläge unterbreitet, bei beiden bin ich mir nicht sicher, weil das Internet dazu nur weniges zu berichten hat - aber vielleicht weißt du mehr!?!
Hab einen feinen Sonntag!
Alles Liebe, Traude
https://rostrose.blogspot.com/2022/07/mallorca-reisebericht-teil-3-tag-7-bis.html
Erinnerst du dich, dass ich bei der 12tel-Blick-Fotoaktion 2019 den herrlichen Lebkuchenbaum der Blumeninsel als Motiv ausgewählt hatte? Es war so ein Privileg, diesen Baum ein ganzes Jahr über mit der Kamera zu beobachten. Den Karamellduft vergesse ich nie. So habe ich im letzten Herbst tatsächlich einen anderen Lebkuchenbaum in einem Privatgarten entdeckt...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
ANdrea
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenwas du alles für Bäume kennst...
Ich kenne zwar auch ein paar mehr als Buche, Eiche, Birke, du stellst so viele interessante vor.
Das ist ein ganz besonders schöner Baum mit seiner Rinde, seinen Blättern und dazu noch sein Duft. Da bin ich mir sicher, dass ich so einen noch nie gesehen habe, denn ein Zimt- und Karamellduft wäre mir sicher in Erinnerung geblieben.
Ich bin schon die ganze Zeit am Überlegen, welch ein Baum das ist, an dessen Zweigen Gebilde hängen, die wie lange Bohnenhülsen aussehen.
Liebe Grüße
Claudia
Schau mal hier:
Löschenhttps://lemondedekitchi.blogspot.com/2016/09/mein-freund-der-baum-trompetenbaum.html
LG
Ja, vielen Dank, genau das ist er. Mir sind bis jetzt immer nur die bohnenschotigen Samenträger aufgefallen. Und ich habe immer gerätselt, welcher Baum das ist. Danke!
LöschenLG
Claudia
Von solch einem Baum hörte ich noch nie, aber bei dem wunderbaren Duft vergißt man ihn sicher auch nie wieder. Werde die Nase und und die Augen putzen, um ihn zu entdecken. Hier kann ich immer etwas lernen.
AntwortenLöschenViele Grüße, Karen
Ich konnte diesen Baum ja immer noch nicht entdecken (na gut, ich war auch nicht zB mal im Botanischen Garten in Bonn um dort zu schauen)
AntwortenLöschenDanke Dir und liebe Grüsse
Nina
So einen Baum kenn ich gar nicht;)
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