Donnerstag, 3. Juni 2021

Great Women #261: Anneliese Friedmann

Als junge, ambitionierte Schülerzeitungsjournalistinnen in den 1960er Jahren haben meine Freundin und ich ihre Kolumne unter dem Pseudonym Sibylle in der Zeitschrift "Stern" verschlungen und ihre Art zu schreiben zum Vorbild genommen bzw. imitiert. Ihr 94. Geburtstag vor ein paar Tagen hat mich veranlasst, mich hier im Blog mit ihr zu beschäftigen: Anneliese Friedmann. Gleichzeitig wird das eine Reise in die jüngere Zeitgeschichte unserer Republik.



"Irrungen, Wirrungen, Eifersucht, Ehrgeiz, Enttäuschung – 
darüber ist hingegangen, was man so Leben nennt."

Geboren wird sie also am 30. Mai 1927 im Markt Kirchseeon, an der Eisenbahnstrecke München - Rosenheim im Voralpenland gelegen, als Anneliese Schuller. Über ihre Eltern ist nur bekannt, dass sie aus bäuerlichen Verhältnissen stammen. Mehr ist auch nicht über die familiäre Situation und die Kindheit der kleinen Anneliese in Erfahrung zu bringen, auch nicht, warum die Familie nach Freising zieht, wo sie aufwächst und zur Schule geht.

Einen kleinen Einblick erhält frau in einer Sternkolumne zur Weihnachtszeit "Äpfel, Nuss' und Mandelkerne" über Winter- & Weihnachtserfahrungen, die sehr an meine eigenen erinnern in ihrer Kargheit, dem Schneereichtum, Eisblumen am Fenster und dem Gefühl, dass alles viel größer war, "die Stuben, die Schinken, die Schüsseln mit Backwerk, die Kälte, die Freude, der Glanz." ( Quelle hier ) Weihnachten 1942 ist dann
"festgehalten auf kleinem braunen Pappendeckel, Hakenkreuzadler vorn: 'Kriegseinsatzkarte'. Innen vermerkt, daß ich 1942 fünfzig Dezemberstunden mit dem Stricken von Soldatensocken verbrachte. Im Dezember darauf mußte ich in einer Bauernfamilie fünf Kinder hüten, das jüngste kein Jahr alt, das älteste kaum sechs, der Vater an der Front. Alle lagen sie morgens naß in ihren Federbetten, allen lief immer die Nase, allen mußte ich die Milchflaschen wärmen und vom Christkind erzählen. Und einmal für alle, auch die vier Knechte, Pfannkuchen backen, es waren, glaube ich, siebenunddreißig Stück."
Da ist sie gerade mal fünfzehn. 1944 sortiert sie dann mit ihren Klassenkameradinnen Feldpostbriefe. Auf ihrer Einsatzkarte steht: "Wer sein Volk liebt, beweist es einzig durch die Opfer, die er für dieses zu bringen bereit ist", unterschrieben natürlich vom "Führer". Dass unter diesen Bedingungen der Schulunterricht auf der Strecke geblieben ist, darf nicht verwundern. Auch nicht eine erste Liebe, ein Luftwaffenhelfer, der im Februar umkommt.
 
Nichts wie weg aus der alten konservativen Erzbischofsstadt, sagt sich die 17jährige denn auch nach dem Notabitur. Als Schülerin hat sie die Berufe der Schauspielerin oder Malerin auf ihrer Agenda. Aber sie hat auch in den Kriegsjahren für das "Freisinger Tagblatt" geschrieben. Die Eltern sind nicht gerade begeistert, als die Tochter ihre beruflichen Absichten kundtut. Die hat nämlich unter der Karikatur eines rasenden Reporters im "Tagblatt" gelesen: "Er weiß mehr, er kommt von der Zeitung" und fühlt sich schließlich zum Journalismus berufen. Dennoch schreibt sie sich an der Münchner Universität erst einmal für Kunstgeschichte und Theaterkritik ein. 1947 besucht sie dann den Journalistenkurs von Otto Groth:
"Zu diesen (von der US-Besatzungsmacht auf Grundlage der damaligen Reeducation-Phase geförderten) Lehrgängen war keine Hochschulreife erforderlich; sie waren auf 10 Monate Dauer und berufsbegleitend im Stil einer Abendschule angelegt. Dies erleichterte hunderten von Nachwuchsjournalisten den Berufseinstieg, bis das Provisorium 1949 durch die Gründung der Deutschen Journalistenschule hinfällig wurde." ( Wikipedia )

Anneliese hat Glück: "Für die 79 Plätze gab es vierhundert Bewerber", wird sie später erzählen, "fast nur Männer, viele davon Kriegsheimkehrer. Ich hatte Glück, ich wurde angenommen, als eine von nur neun Frauen." ( Quelle hier )

Ganz links: Anneliese Friedmann,
daneben Werner Friedmann
(1952)
©Bayerische Staatsbibliothek München / Bildarchiv
Die junge Anneliese Schuller wird als rotzfrech und neugierig beschrieben, will die Welt kennenlernen und als Journalistin vorankommen. Sie bewirbt sich mit Textproben bei der "Süddeutschen Zeitung". Unterschreiben tut sie mit "A. Schuller". Dem Verleger sagen die Texte zu und er lädt A. Schuller zum Gespräch ein. Verblüfft sei er gewesen, wird später kolportiert, dass er eine junge Frau vor sich hat. "Na gut",  soll er gesagt haben, "jetzt sind Sie schon mal da, dann können Sie auch bleiben." So wird sie als einzige Frau nach dem Volontariat von der "Süddeutschen Zeitung" übernommen und bis 1960  der Redaktion angehören, wo sie unter anderem das Modejournal leiten wird. Ihre erste "Seite 3-Reportage" berichtet allerdings von der Fließbandarbeit in einem Kamerawerk, wo es Frauen nicht zurücksetzend finden, weniger Lohn als die Männer zu erhalten. "Eintreten für die Gleichberechtigung war also früh angelegt – ich hörte nie mehr damit auf", wird sie diese Erfahrung später bewerten. 

Bei der SZ trifft sie auf Werner Friedmann, der seit 1945 die Leitung des Bayernteils der "Süddeutschen Zeitung" innehat, der am 6. Oktober 1945 ersten in Bayern lizenzierten Zeitung, und deren vierter Lizenzträger - und damit Gesellschafter des Süddeutschen Verlages - er ist. 1948 hat Friedmann dann die "Abendzeitung" (AZ) aus der Taufe gehoben und fungiert als deren Herausgeber. Ab 1951 wird er der Chefredakteur der SZ sein.

Friedmann, 1909 in Berlin als Sohn eines jüdischen Kinderarztes und einer bayrischen Mutter geboren, hat seine Schulzeit nach dem Tod des Vaters in München verbracht, dort bis 1930 Zeitungswissenschaften studiert und sich das Studium als Reporter verdient. So ist er schließlich als Schriftleiter zur 'Sonntagspost' gekommen, wo er sich durch einen Artikel über Adolf Schicklgruber, später Hitler, der sich eine deutsche Staatsangehörigkeit auf Umwegen erschleichen wollte, bei den Nationalsozialisten unbeliebt gemacht hat. Im März 1933 wird er verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt, aber auf Intervention seiner Mutter entlassen, mit Schreibverbot belegt und des Landes Bayern verwiesen, so dass er in Berlin untertauchen muss. 1940 wird er zur Wehrmacht eingezogen und nach der Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft als Journalist von der Besatzungsmacht re-etabliert. Die 'Süddeutsche Zeitung' trägt in den Nachkriegsjahren ganz seine Handschrift.

1951, an Werner Friedmanns 42. Geburtstag, wird Anneliese seine zweite Frau, bekommt alsbald einen Sohn, Johannes, und zwei Töchter, Anemone und Florentine. 

"Eines Tages hat er in der 'Abendzeitung' angekündigt: ,Und ab Donnerstag plaudert ,Sibylle' keck und liebenswürdig über Mode.' Da wusste ich erst, dass ich Sibylle war, ich bin es dann beim stern geblieben. Na ja, 'Anneliese' wäre ja vielleicht ein bisschen brav gewesen.... Nein, gefragt hat mich der Friedmann nicht, er hat mir den Namen praktisch verordnet." ( Quelle hier )

50 Mark bekommt sie für ihre regelmäßige Glosse, die sich mit dem Leben in der Stadt, aber auch mit dem Leben ganz allgemein beschäftigen - moderne Texte einer modernen Frau. Sibylle heißt die Figur eines Romans, den der AZ-Gründer nie veröffentlicht hat.

Ansonsten tritt Anneliese als Ehefrau des Zeitungsherausgebers in Erscheinung. Sie sei in eine Zeit hineingeboren, als der Lebenssinn einer Frau noch darin bestand, die ideale Liebe zu finden oder zumindest eine ausreichend faszinierende Frau zu sein. Diese Aussage von Jeanne Moreau bestätigt Anneliese Friedmann gerne. 

Ihr politisch liberaler Mann Werner hingegen bringt sich als größter Fighter bei Medien-Duellen mit Franz Josef Strauß, dem damaligen bayrischen Ministerpräsidenten, ins Rampenlicht. 1964 wird sie selbst ihre Gefühle gegenüber Strauß in ihrer Kolumne, dann beim "Stern", so beschreiben: "Ich fühle Skepsis gegenüber einem Gesicht, das selbst auf freundlichen Familienphotos genau das ausdrückt, was die Franzosen meinen, wenn sie uns 'Boches' nennen." Daraufhin verklagt sie Strauß, und das Gericht holt bei der "Académie Francaise" ein Gutachten über die Bedeutung des Wortes "Boche"ein. Sie selbst kann sich auf den Leiter der Kulturabteilung des französischen Konsulats in München berufen, der ihr bedeutet: "Unter 'Boche' verstehen wir einen ungeschlachten Menschen."

Doch zurück zum Jahr 1960: Denn das markiert im journalistischen Schaffen des Werner Friedmann eine Wende: Er stürzt über eine Liebesaffäre mit einer minderjährigen Angestellten des Süddeutschen Verlags. Nach einer Redaktionskonferenz wird er verhaftet und später wegen Anstiftung zur fortgesetzten Kuppelei zu sechs Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Seine Gegner in der bayerischen Parteienlandschaft und in der Redaktion spielen den "Fall Friedmann" zum öffentlichen Skandal hoch, so dass dieser elf Tage nach seiner Verhaftung aus der Chefredaktion aussteigt und sich völlig verbittert nach Rom verzieht. Nur so am Rande: Der zutiefst konservative, katholische Publizist, Strauß-Freund und Verleger der "Passauer Neuen Presse" Hans Kapfinger, der die Kampagne moderiert, erhält selbst wenige Monate später eine Anklage wegen Kuppelei. So viel zur Scheinheiligkeit jener Jahre.

Wie Anneliese das alles erlebt, sieht und beurteilt - ich habe darüber nichts herausgefunden. Nur so viel: "... ich habe mich eines Tages emanzipiert und ihm gesagt: jetzt schreibe ich für den Stern." Ja, Differenzen habe es deshalb durchaus gegeben, aber sie habe sich vorgenommen, selbständig zu werden. Und so schreibt sie also ab 1960 für den "Stern" Henri Nannens, der sie besser entlohnt, später gar mit 3000 DM. Aber ihre Kolumne trägt auch nicht unerheblich zur guten Auflage des Blattes bei:

"Der Ton ihrer kurzen Stücke war neu, frech und charmant, der Zeit weit voraus. Heute stehen "Lifestyle"-Kolumnen – ein Wort, das es damals noch nicht gab – in jeder Apothekenzeitung. Damals waren sie etwas Unerhörtes, und Nannen ließ seiner Autorin jede Freiheit. Sibylle schrieb über Politik und Miniröcke, Könige, Filmstars und 'abscheuliche weiße Wadenstrümpfe'. Sie bezog politisch Stellung, legte sich mit Franz Josef Strauß [...] an..." ( Quelle hier )


Dabei hat Anneliese Nannen bei ihrem ersten Kennenlernen unangenehm und aufgeblasen gefunden und lässt ihn ein Jahr zappeln, auch, weil ihr Ehemann dagegen ist. "Zeus aus den Wolken" nennt sie den Norddeutschen, der mit seinem silbergrauen Mercedes Gullwing 300 SL, der mit den Flügeltüren ( heute kostet der nicht weniger als 1,5 Millionen Euro) pompös auftritt und demonstriert, dass man wieder wer ist und den Krieg schnellstens vergessen will. Anneliese ist das suspekt. Sie ist keine Linke, aber sie verabscheut die heuchlerische "War-da-was-vor-1945-Nachkriegsgesellschaft". Und sie bezieht Standpunkte, z. B. "Ich bin katholisch und nehme die Pille."

Ihr Ehemann steigt ab April 1961 wieder in die Zeitungsarbeit bei der "Abendzeitung" ein, überarbeitet die Konzeption und äußere Gestalt des Blattes und führt es zu seiner Blütezeit. Die Gesamtauflage steigt zwischen 1962 und 1968 von rund 100.000 auf 322.800 Exemplare.

Kurz vor seinem 60. Geburtstag stirbt der schwer zuckerkranke und an Durchblutungsstörungen leidende Werner Friedmann am 23. April 1969 an einem Herzinfarkt unterwegs von der Redaktionskonferenz zu einem Pferderennplatz. Anneliese verhindert auf seinen Wunsch hin einen Nachruf in der "Abendzeitung"  und übernimmt wenige Tage nach seinem Tod die Nachfolge in der Verlagsleitung, sowohl bei der AZ wie der SZ und gibt ihre Kolumne beim "Stern" auf. Da ist sie knapp 42. 

"Ich hatte meine Schwierigkeiten. Am Anfang verstand ich nichts von dem, was da in den Gesellschafterversammlungen um den runden Tisch herum besprochen wurde. Hinterher musste ich immer erst mal nachlesen um was es da genau ging. Das war eine ganz andere Welt, in der große Entschlüsse gefasst wurden, während ich in der Kolumne nur für meine Seite verantwortlich war." ( Quelle hier )

Zudem steigt sie ins Zeitungsgeschäft ein in einer Zeit des großen Aufruhrs & politischer Ärgernisse: Die Studentenrevolte wirkt noch nach, in Bonn gibt es einen Machtwechsel, und der neue Bundeskanzler Willy Brandt will mehr Demokratie wagen. In den USA protestiert die Jugend gegen den Vietnamkrieg, Sowjetunion und China tragen heftige ideologische Konflikte um den richtigen Weg im Sozialismus aus. Der Partner in der "Abendzeitung", Hans Dürrmeier, ist sehr unzufrieden mit der eher linken Ausrichtung des Blattes. 1971 kann Anneliese für diesen den Kölner Alfred Neven Dumont als Ersatzpartner gewinnen. 

"Eine wirklich blendend aussehende Anfangvierzigerin mit schneller Auffassungsgabe, eloquent, prominent als Autorin, reich und selbstbewusst", so beschreibt sie Michael Jürgs, ehemaliger AZ-Redakteur, und das ist zu jener Zeit noch etwas Unerhörtes in der Macho-Medien-Welt. Die durchsetzungsstarke Erbin muss sich also einen spannungsfreien Umgangston mit den ihr untergebenen Männern erst einmal erarbeiten. Für sich reklamiert sie ab da die Bezeichnung Herausgeber und Verleger, denn das "ist wohl doch eine Männerrolle".

Mit Michael Graeter
(1970)
Die "Abendzeitung" ist damals angesagt & hip, nicht immer ganz seriös und gilt als das Zentralorgan jener Münchner Kreise, die mal Bussi-Bussi - Gesellschaft, mal als Schickeria bezeichnet werden. Für die "Abendzeitung" lässt Anneliese eine Gala im Circus Krone, die vom Fernsehen übertragen wird, veranstalten, für die "Abendzeitung" lädt "La Friedmann" die Crème der Münchner Gesellschaft zum Süppchen am Sonntagvormittag in ihre Harlachinger Villa. Wer dabei sein darf, wählt sie danach aus, ob der Gast jenseits von Eitelkeit auch etwas zu sagen hat.

Ihre Gesellschaftsreporter, erst Hunter, dann Michael Graeter, wissen, wo was los ist im Nabel der ( Halb-) Welt in Schwabing und warum man schnell dorthin muss.

"Ganz Deutschland lernte Anneliese Friedmann kennen, als Ruth Maria Kubitschek eine Art Friedmann'sches Alter Ego in der TV-Serie "Kir Royal" spielte. Helmut Dietl hatte sich die Abendzeitung, ihren Klatschreporter Michael Graeter sowie die Verlegerin zum Vorbild genommen und daraus einen ziemlich genialen Sechsteiler gemacht, der mehr als alles andere das Image Münchens in den Achtzigerjahren prägte", schreibt Kurt Kister in seinem Nachruf in der SZ hier.

Mit der Verlegerin Friederike von Unruh in der Serie, als laszive Adelige mit esoterischen Vorlieben gezeichnet, hat das reale Vorbild nur bedingt zu tun. "Am schlimmsten aber empfand ich diese eine Szene, wo sie auf den Tisch steigt und sagt, 'ich hab mir die Krampfadern wegoperieren lassen' und sie hebt ihren Rock. Wenn ich etwas nicht hatte, so waren es Krampfadern", hadert sie mit der Darstellung ihres Alter Egos. Die geschäftstüchtige, gerissene, unerschrockene und gleichzeitig diplomatisch versierte Führungspersönlichkeit dürfte aber bei ihr abgekupfert worden sein.

1982 hat Anneliese in Eberhard Ebner, dem Verleger der Ulmer Südwest Presse, einen neuen Partner auf Augenhöhe gefunden. Der Medienunternehmer, zwei Jahre jünger als sie, mag aber keine öffentliche Medienfigur sein. Frau wird also kein gemeinsames Foto von den Beiden finden.

Die Medienfrau Anneliese, eine übrigens stets elegante Erscheinung, unterscheidet sich von ihm wie von den anderen Mitgliedern der neureichen Bussi-Gesellschaft Münchens: Sie engagiert sich karitativ, ohne Aufhebens davon zu machen. Sie gründet beispielsweise die Werner Friedmann Stiftung, die Hilfe für ältere Künstler und Journalisten bietet ( hier findet sich ein schöner Einblick in die derzeit 14 Wohnungen im stiftungseigenen Anwesen am Münchner Viktualienmarkt). Bei "Stars in der Manege", dessen Erlöse Kinder in Not zu Gute kommen, ist sie federführend und tatkräftig dabei. Ihre Leidenschaft für das kulturelle Leben, für klassische Musik, Literatur, Kunst und Theater ist eine weitere Triebfeder. So wird sie Mitglied im Kuratorium der Stiftung "Pinakothek der Moderne" in München und Mitglied mehrerer Fördervereine mehrerer Münchner Theater

Das zieht etliche Auszeichnungen nach sich: 1987 erhält sie von ihrer Heimatstadt die Medaille "München leuchtet – Den Freundinnen und Freunden Münchens "in Gold, 1994 den Paul-Klinger-Preis für ihr soziales Engagement,  1998 den Publizistikpreis der Stadt München, außerdem den Bayerischen Verdienstorden und die Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste. 2013 folgt der  Henri-Nannen-Preis für ihr Lebenswerk.

2001

Das Impressum der "Abendzeitung" führt sie immer noch als Herausgeber, wenngleich ihr Sohn Johannes bereits seit 1986 in dieser Funktion mitverantwortlich zeichnet und die Geschäftsanteile der Familie verwaltet. Die behält als einzige der fünf Gesellschafterfamilien ihren Anteil, als der Süddeutsche Verlag 2008 an die Südwestdeutsche Medienholding verkauft und Johannes Friedmann Mitglied des Herausgeberrates der "Süddeutschen Zeitung" wird, dem die grundsätzliche inhaltliche Ausrichtung und das Erscheinungsbild der Zeitung obliegt und der wichtige personelle Entscheidungen fällt. Auch Annelieses Partner Eberhard Ebner gehört dem Gremium an.

Von der AZ, deren loyale Stütze seine Mutter viele Jahre gewesen ist, trennt Johannes Friedmann sich dann allerdings: Am 5. März 2014 stellt er beim Amtsgericht München einen Antrag auf Insolvenz, nachdem sich seit 2001 rund 70 Millionen. Euro Verluste angehäuft hatten und das einst so erfolgreiche Blatt auch weiter mit Verlust zu kämpfen gehabt hat.

Am 7. November 2020 stirbt Anneliese Friedmann im hohen Alter von 93 Jahren in München und wird coronabedingt im kleinen Kreis zwei Wochen später in Grünwald beigesetzt.

Selten ist es mir so schwer gefallen, über das Leben einer von mir porträtierten great women etwas herauszubekommen. Vielleicht lag es auch daran, wie es Anneliese Friedmann in einem Interview mit dem Manager - Magazin bekundete:

"Ich habe gar nichts aufgeschrieben, ich bin faul geworden was das Schreiben angeht. Das ist schon eine Plackerei. Wenn ich bedenke, wie lange ich immer an den Kolumnen gefeilt habe, bis die sich am Ende so leicht und luftig gelesen haben. Beim Nachdenken kommen wieder Bilder." ( Quelle hier )

Bleibt also nur das kleine, alte Sammelbändchen von 1967 mit den "Stern"- Kolumnen. Und das zu lesen ist wie eine Zeitreise in meine ganz jungen Jahre.


9 Kommentare:

  1. Irgendwie scheine ich zu spät geboren zu sein für ihre Kolumnen. Bislang war sie mir noch gar kein Begriff. Ihr Leben zeigt sie als eine sehr emanzipierte, talentiertierte Journalistin, sehr spannend!
    Liebe Grüße
    ANdrea

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  2. Liebe Astrid,
    ich frage mich ja ohnehin immer, wo du all die Informationen über die von dir protraitierten Frauen herausbekommst. Es stört nicht, dass du diesmal weniger herausfinden konntest, es beschreibt dennoch reichlich von einem interssanten und produktiven Leben.
    Was die "Scheinheiligkeit jener Jahre" betrifft - nun, ich denke, die aktuellen Jahre sind ebenso scheinheilig, schau dich mal um unter Politikern und Promis... Viele Leichen in vielen Kellern...
    Herzliche rostrosige Grüße
    Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2021/05/winter-und-sommer-im-mai.html

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  3. "Kir Royal" war köstlich und Anneliese Friedmann eine schöne Frau, die nur dort leuchtete in München, wo sie es wollte. Der große Rest wurde nicht so ausgeleuchtet, wie man an Deinen Recherchen sieht. Das muss frau erstmal schaffen!
    Ein sehr beeindruckendes Portrait hast Du uns heute vorgestellt und auch gleichzeitig ein Stück meiner Jugend gestreift.
    Aber kommt mir doch alles sehr weit weg vor. Allerdings darf man sich nicht täuschen lassen, denn die gleichen Eitelkeiten und Scheinheiligkeiten gibt's nachwievor. Und Verleger-innen, die sich so nennen gibt's immer noch wenige.
    Sehr interessante Lektüre heute mal wieder, liebe Astrid!
    Herzlichst, Sieglinde

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  4. Ja... ein Stück Zeitgeschehen, das meine Jugend, das Heranwachsen in München begleitet hat. Es war eine bourgeoise spießige Epoche und mich störte manches, wogegen ich Aufbegehren suchte und in solchen Frauen u.a. fand. Eine spannende Erinnerung.

    Liebe Grüße von Heidrun

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  5. Ich bin zu spät geboren, ihre Kolumne kannte ich nicht und nicht die Persönlichkeit - toll und stark, kritisch und engagiert. Wie immer ein spannendes Portrait einer Frau, die wohl auch Wegbereiterin war für folgende Journalistinnen. Danke ! Liebe Grüße, wartend auf den Regen... Eva

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  6. Ihre Kolumnen kenne ich leider nicht.
    Naja, in Ostdeutschland durfte der Stern ja leider nicht verkauft werden.
    Aber ich kenne das Gefühl, wenn man Bücher oder Zeitschriften von früher liest, hat man aufeinmal das Gefühl in der Vergangenheit zu sein und man weiß genau, wo man sich gerade befunden hatte, wie alt man war und über was man nachgedacht hat, als man es gelesen hat. Alles ist dann seltsam verwoben - die Bücher von früher und die eigenen Erinnerungen.
    Ich lese deshalb oft gerne mal etwas nochmal :-)
    Ganz liebe Grüße von Urte

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  7. von Helga:

    Liebe Astrid,

    so eine schöne Beschreibung über eine ebenso schöne Frau. Das hat mir richtig gefallen jetzt. Das hast Du sehr gut ausgewählt und daß es in einer Zeit zutrifft die wir alle kennen. Schreiben tue ich gerne zur Kolumnistin hat es nicht gereicht, aber beim Acht Uhr Blatt bei Willmy in der Winklerstraße in Nürnberg hab ich mal Home Office gemacht als Zubrot beim Hausbau für die Zinsen. 1966 bis 1972 war das und zu meinen Füßen zwei spielende Kinder, während Mama am Küchentisch auf die Schreibmaschine einhackte. Da werden eben Erinnerungen wach.
    Heute wird gerade gebaut auf dem Areal am Hauptmarkt, das Acht Uhr Blatt gibts nicht mehr, alle Nachrichten jetzt Online.

    Lieb Gruß an alle Womens von Helga

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  8. Ja, es ist wirklich eine Zeitreise. Eigentlich muss man auch sagen, dass die Heuchelei noch lange nicht vorbei ist. Was haben mich die Auftritte von Strauß angewidert. Sie hat ihn schon sehr zutreffend geschildert. Du hast doch immer wieder Überraschungen parat.
    LG
    Magdalena

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  9. einfach nur danke. Auch für mich war sie eine Wegbegleiterin in den jungen Jahren

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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