Freitag, 18. Dezember 2020

Unterdrückung von Meinungsfreiheit? Hier entlang...

Wie schon vor drei Wochen muss ich mich hier mal wieder über die Minderheit ( nach Umfragen finden derzeit 12% die Proteste gegen die Coronamaßnahmen berechtigt ) in unserer Gesellschaft echauffieren, die sich in einer Diktatur glaubt und sich ihrer Meinungsfreiheit beraubt fühlt. Es widert mich, ehrlich gesagt, an, diese ständige Gekränktheit, weil man nicht im Rampenlicht steht, wenn Hunderte in den Krankenhäusern & Heimen an Covid 19 sterben und die, die helfen, am Ende ihrer Kräfte sind und von allen Übrigen mal solidarisches Handeln gefragt ist. Besonders aufgestoßen ist mir das mal wieder, als ich den folgenden Text von Mohamed Cheikh Ould Mkhaitir aus Mauretanien gelesen habe, über den ich hier im Blog schon öfter berichtet hatte:

"In diesem Land, das seit Ewigkeiten mit dem Meer zusammen war, schien alles normal zu sein. Die beiden gebaren eine Stadt und vereinbarten, sie "Nouadhibou" zu nennen. Und es war eine weibliche Stadt ... 

Und alles schien normal zu sein... 

bis ich meinen Artikel über Sklaverei und soziale Ungerechtigkeit und ihre Beziehung zur Religion schrieb, von da stand an alles auf dem Kopf:
  • Ich wurde in eine Isolationszelle gebracht
  • Mir wurde das Recht auf Familienbesuche verweigert
  • Meine Frau wurde von mir geschieden und gewaltsam mit einem anderen Mann verheiratet
  • Nichts war mehr normal ...
Wütende Wellen blutrünstiger Extremisten erfüllten die Straßen und ihre einzige Forderung war mein Kopf.

Warum all diese Aufregung? Es war einfach ein Artikel, den ich schrieb, in dem ich forderte, dass Sklaverei und Rassendiskriminierung abgeschafft werden sollten. Ich wusste, dass ich einen Nerv getroffen hatte, als ich anhand der alten und jüngeren islamischen Geschichte und Theologie zeigte, dass Sklaverei und Kastensystem in Mauretanien - und anderen muslimischen Ländern - Praktiken sind, die hauptsächlich aus der Religion stammen und von dieser legitimiert sind und nicht den meisten der anderen Arten von Sklaverei ähnlich sind, die in anderen Teilen der Welt existierten, wie z.B. den Vereinigten Staaten, wo sie einen wirtschaftlichen Charakter hatte.

Weil der Artikel auch Religions- oder Glaubensfreiheit forderte und von einer Person verfasst wurde, die aus der Mulamines - Kaste stammte ( = dunkelhäutige Menschen in Mauretanien, meist Schmiede, Tischler und andere Facharbeiter, die als zweitniedrigste Kaste im Land angesehen und sozial diskriminiert werden ), war dies für die Herren ein Hinweis darauf, dass die Zeit des Stillhaltens wie der Wind vergangen war.

Weil ich "Nein zu Sklaverei und Kastendiskriminierung" sagte, musste ich sechs Jahre meines Lebens hinter Gittern verbringen, sechs Jahre in Einzelhaft. Nach einem Jahr Haft wurde ich zum Tode verurteilt, was zwei Jahre später vom Berufungsgericht bestätigt wurde. Der Vorwurf war "Abfall vom Glauben", und die Beweise gegen mich waren die Worte, die ich in dem oben genannten Artikel und anderen Artikeln geschrieben hatte, in denen ich Religions- oder Glaubensfreiheit und individuelle Freiheiten für alle forderte.

Ich bereue keine der Minuten, Wochen und Jahre, die ich im "Korridor des Todes" verbracht habe, denn jede Veränderung hat einen Preis, und was würden Sie sagen, wenn die Veränderung, die wir anstreben, uns von der Dunkelheit zur Erleuchtung, von der Sklaverei zur Freiheit führen soll  ...? Es ist in der Tat ein Preis, für den es sich zu kämpfen lohnt.

Was ich allerdings zum großen Teil erfahren habe, ist das fehlende Verantwortungsbewusstsein einiger einflussreicher Menschenrechtsorganisationen und der sogenannten Führer der freien Welt, denn viele dieser Organisationen kümmern sich nicht um das Elend, welches die Menschen in Mauretanien erdulden müssen. Dafür gibt es mehrere Gründe, von denen der wichtigste das Fehlen der wirtschaftlichen und geostrategischen Bedeutung des Landes ist. Es ist der "Fluch der Geographie", wie mein Freund Kacem El Ghazzali es nennt."

Dieser von mir übersetzte Text aus dem Englischen ist ein Teil aus einem Vorwort, dass Mohamed Cheikh Ould Mkhaitir für den Report der "Humanists Internationalfür das Jahr 2020 geschrieben hat. Wie schon aus dem Text ersichtlich gewesen sein dürfte, ist er inzwischen auf freiem Fuß und lebt seit Oktober 2019 im Exil in Bordeaux/ Frankreich. Während seines Gefängnisaufenthaltes hatte er Französisch gelernt und setzt nun seine Aktivitäten im Einsatz für Menschenrechte von dort aus fort. Es wird übrigens geschätzt, dass zwischen 155.000 und einer halben Million Mauretaner unter Bedingungen der Sklaverei leben. Laut dem "Global Slavery Index" hat Mauretanien die weltweit höchste Rate, was Menschen in Sklaverei anbelangt.

Der Mut und die Integrität  eines solchen Menschen wie Mohamed Cheikh Ould Mkhaitir ist inspirierend,  und etwas, das wirklich anerkennens- und schätzenswert ist, da es nicht nur um sein eigenes Ego geht, sondern um ein gutes Leben auch für die Mitmenschen. Dieses Sich-Suhlen in selbstgerechter Größe, das wir hierzulande immer wieder vorgeführt bekommen, stößt mich hingegen nur ab...





 


2 Kommentare:

  1. Ich hatte gerade mal wieder einen Twitter-"Spat" mit einigen dieser Genossen und es ist erstaunlich, wie schnell sie mit Beleidigungen um sich werfen wenn ihnen die Argumente ausgehen und einen blocken, wenn frau die eigene Meinungsfreiheit nutzt...die Krónung war ein australisches psychisches Medium, die QAnon folgt. Drohte ihnen dafúr die Hinrichtung, wúrden sie alle den Mund halten. Liebe Grússe, nic

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  2. oh..
    dass es in dem Land so schlimm ist wußte ich nicht
    es steht nicht so im Fokus.. eher Saudi Arabien und Iran
    leider kann man unsere "armen in einer Diktaur lebenden Mitmenschen" nicht dort hin beamen (in welchem Deutschland leben die eigentlich.. es muss noch eins geben)
    dass sie einmal fühlen wie das wirklich ist

    liebe Grüße
    Rosi

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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