Freitag, 31. Januar 2020

Raif Badawi...


... befindet sich ( ebenso wie sein saudischer Verteidiger Waleed Abulkhair ) wegen seines Gesundheitszustandes aufgrund des Hungerstreiks in einem Hospital. Das gab seine Familie am 22. Januar per Twitter bekannt. Raif Badawi leidet an Bluthochdruck, hat Typ-2-Diabetes und eine chronische Erkrankung des Dickdarms.

Irwin Cotler, sein kanadischer Anwalt, hat einen Brief an Fionnuala Ni Aolain, der Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für die Förderung und den Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten, geschrieben, weil er um das Leben des Bloggers fürchtet. Darin beantragt er die Intervention der Vereinten Nationen.

Kein gutes Zeichen ist, dass Raif seit zehn Tagen nicht mehr seine Frau Ensaf Haidar angerufen hat, wie heute Elham Manea,  jemenitisch-schweizerische Politologin und Autorin bei WDR5 berichtet hat. Immerhin gab es aus diesem Anlass heute endlich mal wieder mediale Aufmerksamkeit.

Es ist übrigens nicht der erste Hungerstreik Raif Badawis: Im vergangenen September hatte er bereits einen gestartet, um ein Treffen mit einem Vertreter der saudischen Menschenrechtskommission zu erhalten.


Der Generalsekretär der Islamischen Weltliga, Sheikh Muhammad bin Abdul Karim Al Issa, hat am 23. Januar mit anderen muslimischen Repräsentanten aus rund 15 Ländern und der kompletten Führung des American Jewish Committee (AJC) die KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau besucht, eine Aktion von historischer Dimension angesichts der Tatsache, dass Hitlers "Mein Kampf" zum Sortiment einer arabischen Buchhandlung gehört und Holocaustleugnung eine Waffe im israelisch-palästinensischen Konflikt ist.

Al Issa zeigte sich bewegt angesichts der Zeugnisse des Massenmords. "Aber Gottes Barmherzigkeit ist über allem und stärker als das", meinte er. Der Islam gäbe niemandem das Recht, gegen Juden vorzugehen. Wer das täte, sei wie die Nazis, so seine weiteren Ausführungen. Allerdings gäbe es extremistische Ausprägungen in allen Religionen. Der Geistliche sprach auch von "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".

Der AJC-Direktor David Harris betonte den "historischen Tag". Viele der deutschen Täter seien Akademiker gewesen, studierte Leute, Ingenieure, so Harris. Sie hätten alles gelernt, aber nicht Menschlichkeit.

Die fehlt meines Erachtens seinem saudischen Gast ebenfalls. Es war Al Issa, der als saudischer Justizminister den Blogger Raif Badawi ins Gefängnis gebracht hat und hinter der hohen Strafe von zehn Jahren Gefängnis, tausend Stockhieben und den anschließenden zehn Jahre Ausreiseverbot gestanden hat.

Es scheint noch eines gewaltigen Schrittes der Selbstreflexion zu bedürfen, damit dieser Herr die schreckliche Ungerechtigkeit in seinem eigenen Verhalten erkennt und entsprechend Einfluss nimmt.

Hab ich es schon mal gesagt? Ich hasse Feiertagsreden...



3 Kommentare:

  1. nun..
    Gottes Barmherzigkeit mag über allem sein
    nur ..die Menschen müssen sie ausführen
    und da scheint sie noch nicht angekommen zu sein :(
    ja.. ausser schönen Worten kommt nichts bei rum

    mir tut die Familie sooo Leid

    liebe Grüße
    Rosi

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  2. puh.... trotz aller kenntnis über die grausamkeiten, die menschen anderen lebewesen antun immer wieder grausam, so etwas lesen zu müssen. *sarkasmus an* aber es ist ja die krone der schöpfung und so unfehlbar, der mensch.... *sarkasmus aus* mehr fällt mir dazu gerade nicht ein.
    danke für´s erinnern.
    liebst,
    jule*

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  3. Angesichts der vielen Inhaftierten in saudischen Gefängnissen empfinde ich den Besuch von Auschwitz und die Kommentare dieses Gastes schlicht als tiefsten menschenverachtenden Zynismus. Man möchte ausspucken. Freiheit für diese armen misshandelten politischen Gefangenen. Es ist ein Grauen. Grüße, Eva

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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