Freitag, 1. November 2013

Allerseelen



Im Dorf meiner Kindheit ging man an Allerheiligen und Allerseelen auf den Friedhof, um Kerzen anzuzünden & an die toten Vorfahren zu denken. Alle waren da, alle, die zur Familie gehörten, und es war wie ein großes Familienfest an einem etwas anderen Ort, später am Tag, in Dunkelheit.

An den Tagen vorher waren die Gräber einer gärtnerischen Generalüberholung unterzogen worden und als prächtigste ( und eher seltene ) Erscheinung habe ich einzelne, große Chrysanthemenblüten in einem hellen Gelb oder in Weiß in Erinnerung. Nicht nur ihr Aussehen, auch ihr etwas herber, pudriger Duft ist in meinem Gedächtnis gut verankert. Meine liebste Tante Rosa, eine autodidaktische Floristin, hatte sie in ihrer Scheune aufbewahrt, wo sie Vasengestecke für den Friedhof band, die nicht nur in der Familie begehrt waren.

All diese Gräber gibt es nicht mehr im Dorf meiner Kindheit. Sie wurden eingeebnet, machten neuen Gräbern fremder Menschen Platz. Dort habe ich keinen Ort mehr, um an meine Lieben zu denken. Deshalb gehe ich gerne auf die Friedhöfe meiner Stadt.

Doch heute meinen es Wetter & Temperatur nicht gut mit mir: Es regnet, es ist kalt!
Sollte kein Problem sein? Doch: Ich besitze kein warmes oder wasserabweisendes Kleidungsstück, bei dem die Ärmel weit genug sind für meinen Arm plus Fixateur. Und Walkjacke plus Strickponcho wärmen & schützen bei dieser Wetterlage nicht mehr genug.
Deshalb wurde der Besuch auf Melaten abgeblasen, obwohl die heutige Öffnung der alten Magdalenenkapelle ( wegen einer Ausstellung ) schon sehr reizte. Warten wir auf bessere Zeiten...




























Impressionen von der Domplatte und vom Nordfriedhof ersetzen die geplante Fotoreportage. Chrysanthemen gibt es inzwischen in mannigfaltiger Auswahl bei meinem Nachbarn, dem Floristen.

Astrid


8 Kommentare:

  1. Eine gelungene Collage zum Thema "Allerseelen-Allerheiligen".
    Viele liebe Grüße Synnöve

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  2. so wie hortensien lange zeit für mich nur konfirmationsblumen waren, so waren chrysanthemen immer "friedhofsblumen", weil man sie früher immer dorthin verbannte. erfreulicherweise gibt es sie heute wieder in den schönsten variationen und ich freue mich sehr an deiner mit dieser prachtvollen farbe. alte friedhöfe mag ich sehr, ich empfinde sie immer als orte der stille und des nachdenkens.
    liebe grüße von mano

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  3. Wir waren heute trotz Wetter auf dem Friedhof, um eine Kerze anzuzünden und Blumen vorbei zu bringen. Und jetzt feiern wir noch Geburtstag nach. Ich finde das wirklich schade, dass die Gräber nach 25 Jahren eingeebnet werden. Da war heute was los auf dem Friedhof, schade dass Du nicht raus konntest. LG

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  4. Liebe Astrid,
    ich bin schon immer gern auf Friedhöfe und auch Kirchhöfe gegangen. Im Urlaub war das immer ein MUSS.
    Chrysanthemen sind für mich auch die typischen Blüten, die man den Toten bringt. Seit jeher ist für mich der Totensonntag der besondere Gedenktag, an dem die Gräber geschmückt werden.
    Ich habe es so belassen - erinnert mich an meine Jugend. Gestern war ein sehr schöner Tag
    und ich habe die Stille des Ortes genossen. Später wimmelte es dort, als ob man die Ameisen losgelassen hätten. Aber da war ich dann zu Hause. Mit dem heutigen Tag beginnt der stille Monat. Ich mag ihn sehr!
    Liebe Abendgrüße schickt dir
    Irmi

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  5. Auch wenn es nicht die große Fotoreportage wurde - dein schöner Beitrag hat mich auch wieder an die Chrysanthemen meiner Kindheit erinnert. Neben Nelken waren das die Blumen, die es in den 60ern/70ern in DDR-Blumengeschäften im Herbst und Winter zuverlässig gab, und oft zierten 5 gelbe oder weiße Chrysanthemen unser Wohnzimmer. Meine Mutter mochte sie sehr gern... Ich hatte sie ganz aus den Augen verloren... Lieben Gruß und einen guten gesunden November für dich! Ghislana

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  6. Dein Beitrag gefällt mir gut. Neben all dem Rummel, den uns Halloween leider bringt (Schnörzen an St. Martin, das ist noch was - aber "Süßes oder Saures"? - Naja!), ist es doch schön mal wieder an Kindheit, Brauchtum und Heimat erinnert zu werden. Ich mag Friedhöfe auch und wenn man über Fremde Völker was erfahren will, empfiehlt sich durchaus ein Blick auf einen Friedhof. Ich finde den Totenkult durchaus sehr erwähnenswert. Danke dafür! und LG an die alte Heimat aus dem Süden der Republik! Henrike

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  7. Ich mag Friedhöfe auch so richtig gerne - habe einfach positive Kindheitserinnerungen.
    In der Kindheit war ich mit meiner Oma alle 2,3 Tage gießen. Sie hat mir alles erzählt über die Menschen die da so runderum ruhen - Geschichtsunterricht vom Feinsten!
    Außerdem wohnten wir gegenüber eines Freidhofs. Mein Zimmer im ersten Stock hat genau auf den kleinen Dorffriedhog gezeigt. Zwei mal im Jahr konnte ich mich abends, und wohl auch nachst, kaum vom Fenster lösen: Allerheiligen und Weihnachten. Ein prächtiges Lichtermeer schwappte bis in mein Zimmer.

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  8. Schade,dass du nichts wärmendes zum anziehen gefunden hast.
    Eingemummelt in ner dicken Decke kann man ja leider nicht rumlaufen :-D sieht ein wenig blöd aus.

    Fühl dich herzlich gegrüßt,
    Line

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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