Verglichen mit Mittwoch & heute war der Dienstag hier bei uns ein herrlicher Tag ( die Tochter konnte, da windgeschützt, sich sogar auf ihrem Balkon sonnen ). Und da saß ich fast den ganzen Tag im Haus...
Aber ich hatte mir etwas vorgenommen: ein ganz besonderes Geschenk in einer besonderen Situation zu einem besonderen Anlass. Hier hatte ich schon ein bisschen darüber geschrieben:
Das Kommunionkleid soll allerdings nicht mein einziger Beitrag zu diesem Fest bleiben. Ein Album über die Familie des Kommunionkindes soll außerdem als Geschenk überreicht werden.
Dieses Album ist insofern außergewöhnlich, weil es gewährleisten soll, dass diesem Kind ein Zugang zu seiner Familiengeschichte erhalten bleibt, denn mein Mann & ich sind die Einzigen, die noch "Zeugnis ablegen" können:
Die über hundertjährige Oma ist dazu nicht mehr in der Lage, der Vater tot, die Mutter nur eine recht kurze Zeit zur Familie gehörig. Mein Mann und ich kennen aber noch viele Familienmitglieder ( die in den meisten Fällen übrigens sehr alt geworden sind ) und verwalten die immense Fotosammlung wie alle sonstigen Dokumente.
Schon vor längerer Zeit habe ich mir für dieses Vorhaben von Antje in Tübingen ein Album ganz nach meinen Vorstellungen machen lassen. Einen Text über die Familiengeschichte der Großmutter hatte ich schon in verwendbarer Form für Erinnerungsbücher für den Herrn K. bzw. seinen Patenonkel zum 90. Geburtstag geschrieben, die Fotos im Juli vergangenen Jahres grob vorsortiert.
Doch - wie so oft - habe ich den tatsächlichen Zeitaufwand unterschätzt. Um über die Familie des Großvaters schreiben zu können, musste ich viele Dokumente genauer studieren. Eine Übersichtskarte mit den wichtigen Orten der Familiengeschichte konnte ich zwar mit Stepmap erstellen, musste aber ein lesbares größeres Exemplar erst einmal bestellen & kaufen.
Viel Spaß hat es gemacht, in den wunderschönen alten Mädchenfotografien zu schwelgen ( Mano & Barbara hätten ihre reine Freude daran ), weniger die detektivische Suche nach der Entstehungszeit einzelner Bilder, denn in dieser Familie gibt es viele, viele Abzüge von ein und demselben Foto, aber nur die wenigsten verfügen über eine Datierung auf der Rückseite - das bedeutet dann, in schon bestehenden Alben zu suchen & die Bilder auf Gemeinsamkeiten hin zu vergleichen.
Wenn man dann schon mal "dabei" ist, sortiert man die Fotos gleich neu & räumt sie anders in die alten Pralinenschachteln oder Zigarrenkisten als vorher ein, beschriftet diese, damit man beim nächsten Mal nicht wieder die ganze Sammlung sichten muss...
Zum Schluss heißt es, die Vorauswahl doch noch weiter zu reduzieren, auf den Seiten des Albums zu gruppieren, bevor mit dem Einkleben begonnen werden kann.
Mit Ausnahme der längeren Fließtexte zur Familiengeschichte mit Namen und genauen Daten (Computerausdrucke) habe ich alles von Hand geschrieben. Dafür finde ich weiße Gelstifte besonders angenehm. Fixiert habe ich die Fotos teilweise mit altmodischen Fotoecken ( wenn auf der Rückseite handschriftliche Bemerkungen standen ), sonst mit doppelseitig klebenden "Foto-Klebern", in besonders hartnäckigen Fällen ( bei stark verformten Fotos ) mit Alleskleber.
Mir gefällt mein Werk, bin aber gespannt, wie es die Empfängerin findet...
Astrid
Wie schön... - eine "Heiden"arbeit pflegten meine katholischen Kölner Eltern zu sagen... Ostern haben wir bei meiner Schwester alte Fotos aus dem Nachlass meiner Eltern betrachtet, inzwischen groß digitalisiert mit Beamer an die Wand... Ich habe Lust davon ein paar zusammenzustellen... - ganz real an die Wand... Die Kleine wird es auf jeden Fall später mal sehr wertschätzen, Spuren seiner Herkunft so fein zusammengestellt zu haben ;-)
AntwortenLöschenDas ist echt dufte! Bei mir sind leider etliche Spuren und Geschichten verloren gegangen. Aber alte Familienfotos weiß ich auch so zu schätzen. Das hast du wirklich toll gemacht, ein Geschenk von bleibendem Wert! Liebe Grüße von Nicole
AntwortenLöschenIch bin auch immer wieder verblüfft, wie viele Fotos in DIESER Familie erhalten sind, ist doch meine Schwiegermutter mit drei kleinen Kindern von Danzig aus mit dem Schiff geflüchtet ( glücklicherweise nicht mit DEM Schiff ). Hatte sie all diese Fotos dabei? Leider kann sie mir meine Fragen nicht mehr beantworten. Die Familie meiner Mutter, die jahrelang unterwegs waren, hatten vielleicht noch 40-50 Fotos aus ihrer Vergangenheit...
LöschenLiebe Grüße
Sie wird es sehr zu schätzen wissen! Wenn nicht sofort, dann in ein paar Jahren... Was für ein toller Schatz, den du da so wunderbar aufbereitet hast! Herzliche Grüße, Marja
AntwortenLöschenHallo Astrid, du hast Recht, ich habe meine Freude dran, die eigene Geschichte, die tollen alten Fotos, die auch ohne, dass man genaue Kenntnisse hat, erzählen ja auch so schon Geschichten für sich und öffnen Türen zu vergangenen Welten, das finde ich immer ganz wunderbar. Ich bin auch voll der Bewunderung mit welch akribischer Mühe du alles sortiert und geordnet hast. Unsere alten Fotos sind über die Jahre alle durcheinander geraten und ich dummerweise auch die letzte, die es bisher ordnet. Ich fisch mir nach Tageform welche raus, die mich gerade intuitiv ansprechen.
AntwortenLöschenIch finde, dass du da ein ganz, ganz tolles Geschenk gemacht hast, deren Wert sich für die Beschenkte vielleicht erst über die Jahre wirklich offenbaren wird.
Vielen Dank fürs Folgen, das tue ich jetzt auch bei dir, du hast einen wirklichen schönen und inspirierenden blog.
Alles Liebe Barbara
Ich kann Barbara im Kommentar vor mir nur zustimmen: dieses Album wird der Beschenkten mit der Zeit immer wertvoller werden. (Meine Kinder haben auch mit wachsendem Alter wachsendes Interesse an ihren Vorfahren.) Das ist ein unglaublicher Schatz, den du da kreiert hast und ich bewundere dein Durchhaltevermögen und die wohlüberlegte künstlerische Gestaltung.
AntwortenLöschenWie viel Arbeit das ist, kann ich ermessen, weil ich Ähnliches gemacht habe und es hat bei mir Jahre gedauert. Jetzt aber haben die Söhne und wir etliche Fotobücher (mit Text), von den Ahnen bis heute.
Ich denke auch, die Zeit drängt immer, denn manche kann man nicht mehr befragen und mit ihnen geht ein ganzer Zeitabschnitt verloren. So ist das bei uns auch. Was meine Mutter so alles erzählte, habe ich aufgeschrieben, aber nun gibt es niemanden mehr, den ich fragen könnte ...
LG, Franka
Du sagst es: Es gibt niemanden, den man befragen könnte! Leider gibt es auch in dieser Familie ein ungeklärtes Familiengeheimnis und jetzt ist es zu spät, denn Papiere reduzieren das Leben auf bloße Daten.
LöschenIch selbst schreibe schon seit ein paar Jahren ( mit großen Unterbrechungen ;-)) an meinem Oma - Buch. Habe zwar nicht so turbulente Zeiten mitgemacht wie unsere Eltern ( Krieg, Flucht, Neuanfang ), aber spannende andere Umbrüche. Solche Bücher mache ich auch gerne mit iPhoto oder mit Pages, dann werden sie richtig schön.
LG
hingerissen, gerührt (denn ich ahne familienzusammenhänge) und beindruckt bin ich von deinen albumprojekt. und du wirst damit große freude stiften, liebe astrid. unsere alben liebe ich auch...die familiengeheimnisse stehen nicht drin, die sickerten anders durch...vor ein paar jahren hat mein vater auch seine lebensgeschichte aufgeschrieben und meine mutter (übrigens aus breslau geflohen) löchere ich bei jedem besuch der alten geschichten willen, denn bald kann sie tatsächlich niemand mehr erzählen.
AntwortenLöschenliebst birgit
Ja, Birgit, fragen, fragen, fragen! Das ist es. Wir haben uns in einigen Dingen zu spät getraut. Den Enkeln wurde sehr viel mehr erzählt, aber Einiges ist für immer verschüttet. Und für uns habe ich beschlossen, rechtzeitig mit dem Aufschreiben und dem Erstellen von Alben beginnen.
LöschenDir auch liebe Grüße!
Liebe Astrid, was Du da gemacht hast ist unendlich kostbar und sehr wertvoll. Die meisten beginnen viel zu spät damit... und irgendwann ist es eben zu spät. Ich bin so froh, daß ich 2008 bei meiner viermonatigen Reise durch die Türkei meine Digitalkamera genutzt habe, um Fotos abzufotografieren, die weit verstreut in der großen Familie vorhanden waren. Hach, alte Fotos, die haben doch nochmal ganz anderen Flair...
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