... nach Ostereiern macht man sich mit weit über achtzigjährigen Eltern dann doch nicht mehr. Aber auf die Suche nach Anzeichen für den Frühling, wie jedes Mal, wenn ich Ostern in dem Dorf verbringe, in dem ich geboren wurde.
Natürlich waren meine Erwartungen - witterungsbedingt - auf einem sehr niedrigen Level angesiedelt. Aber irgendwo in meinem kindlichen Gemüt war da doch immer noch ein Fünkchen Hoffnung. Hoffnung auf: Veilchen, Buschwindröschen, Lerchen, Feldhasen, die miteinander "boxen"... Alles in früheren Jahren immer wieder mit großer Freude im Frühjahr wahrgenommen.
Unser Osterspaziergang führte also dorthin, wo wir den Frühlingsboten immer wieder begegnet waren.
Was wir vorfanden: regelrecht mit Maschinen niedergemetzelte Gebüsche beiderseits der Feldwege, endlose, kahle Flächen, auf denen nur noch Mais angebaut werden wird, wo einst - von EU - Geldern geförderte - zur Renaturierung stillgelegte Felder waren oder früher Winterweizen gesät worden war.
Die Stauden- und Kräuterstreifen an ihren Rändern sowie kleine Gräben und Mulden: planiert von den riesigen Treckerreifen oder unter Schotter ganz verschwunden. Verschwunden wie die Streifen aus Feldlesesteinen und Schlehdorn zwischen einzelnen Äckern, die vielfältigen Schutz und Lebensmöglichkeiten für Blindschleichen & Vögel geboten hatten. Keine Lebensräume also mehr für Lerche & Hase!
Auf diesem Spaziergang beseelten mich bald nicht mehr die freudigen Erwartungen, sondern sie machten Wut- & Ohnmachtsgefühle gegenüber denjenigen Platz, die hier Landwirtschaft betreiben ( "Bauern sind die geborenen Naturschützer", habe ich ja oft hier zu hören bekommen ). Indifferenz & Habgier scheinen sie zu bestimmen. ( Leider habe ich auch nicht mehr herausbekommen können, ob dieses Treiben weiterhin durch Subventionen begünstigt wird, wie viele nicht nachvollziehbare Handlungen in den Jahren zuvor. )
Am Ende des Spazierganges musste ich dann auch noch feststellen, dass an dem Weiher, den mein Vater vor vielen Jahren in zähem Ringen mit der Landschaftschutzbehörde geplant und umgesetzt hatte und um den er zusammen mit meinem Mann und meinen Brüdern Erlen und Sträucher gepflanzt, gehegt und gepflegt hatte, drei große Bäume gefällt und das Strauchwerk gerodet worden war. So zornig war ich schon lange nicht mehr...
Ach, ja: ein paar Veilchen & ein bisschen Lerchengesang habe ich dann doch noch gefunden:
Dieses Jahr will es mit den Frühlingsgefühlen so schnell nichts werden...
Astrid
Leider ist das die traurige Realität,nicht nur in deinem Dorf wo du aufgewachsen bist!
AntwortenLöschenLG Steffi
Solche leeren Flächen sind bei uns im Osten normal. Da gibt es kaum Feldraine. Mein Osterspaziergang führte durch einen Winterwald mit lauter zum Fällen markierten Bäumen, der Weg war flankiert von Bergen von Holz. Holzplätze wurden einfach in den Hang reingebaggert. Das war ebenso unschön und ich denke auch in großen Maße profitgetrieben. Deine Wut und Traurigkeit kenne ich. Liebe Grüße von Nicole
AntwortenLöschenDie Landschaft erinnert mich doch sehr an die Eifel und ich wette, dort gibt es Landstriche, wo man genau das beklagen kann, über das du so zornig geworden bist. Zwar bin ich über Einzelheiten nicht informiert, aber ich denke, dass in der Landwirtschaft - EG-bedingt - schon seit längerem einiges falsch läuft. Diese Entwicklungen hin zum Zentralismus sind noch nie gut gewesen. Landwirt möchte ich in diesen Zeiten nicht sein. Ich glaube, dass ihre Arbeit nicht geschätzt und auch finanziell nicht honoriert wird und dass durch die Politik ungute Entwicklungen (das mit dem Mais z.B.) in Gang gesetzt werden.
AntwortenLöschenJetzt habe ich mit auch in Rage geschrieben ...
Dennoch liebe Grüße,
Franka
http://www.frankafrei.wordpress.com
Deine Bedenken zur fehlenden Wertschätzung der Landwirte kann ich gut teilen, stamme ich doch selbst väterlicherseits aus einer Bauernfamilie, habe noch ein paar Äcker und eine Cousine, die bis vor 7 Jahren Bäuerin war. Ich kenne nur meine Pappenheimer in meinen Geburtsort: Die lachen sich schon seit eh & je ins Fäustchen, wenn sie jemanden ausgetrickst & sich einen Vorteil verschafft haben. Öko- oder Biobauern wirst du weit & breit nicht finden. Ist schon ein herber Menschenschlag dort. Mein Vater kämpft schon lange mit dem Gefühl, nicht dazu zu passen & dazu zu gehören, obwohl er seit über 25 Jahren wieder dort wohnt. Habe auch "intimere" Einblicke ins Finanzwesen durch einen Cousin, der politisch aktiv ist. Diejenigen, die in den Behörden Entscheidungen treffen und absegnen, ist oft wohl nicht klar, WAS das bedeutet, WAS da so passiert ( und vielleicht sogar egal? ). Es ist alles so traurig, wenn man mitkriegt, was alles verloren geht.
LöschenLiebe Grüße!
Den Namen "Landwirtschaft" verdient das schon lange nicht mehr..., "Agrarindustrie" beschreibt es besser, diesen im Rhythmus von "Geld egal wofür und Ware egal für welchen Zweck" verloren gegangenen Blick für Zusammenhänge..., ein Wort noch zum in einem Kommentar zitierten Osten - es gibt sie aber Gott sei dank auch (noch?), die kleinen Hoffnungsschimmer des Öko-Landbaus. In einem Land, wo Bürgerlisten gegen Weidendreck Erfolg haben und zu Baumexekutionen führen (http://nozdesign.blogspot.de/2013/03/in-heaven.html)... und demnächst wieder die Kontrollverlust-Panik-Kämpfe der Gartenmaschinerie losbrechen, tut es wohl solche Posts zu lesen und die Hoffnung nicht aufzugeben, sondern das Mögliche auch zu tun ;-) Lieben Gruß und Danke für deine Kommentare zu Birke und Wal - Ghislana
AntwortenLöschenTraurig macht auch mich sowas. Leider sieht es bei uns stellenweise auch so aus. Allerdings möchte ich heutzutage auch keine Landwirtschaft haben, bei so vielen Auflagen, etc.
AntwortenLöschenIch glaube aber kaum, dass ein Umdenken eintreten wird, solange wir Menschen uns in unserem Kaufkonsum nicht ändern wollen.
LG Verena