Sonntag, 17. August 2025

Monatsspaziergang August 2025

Da hab ich grade gedacht, ich müsste unter dieser Rubrik mal wieder eine der architektonisch bemerkenswerten Siedlungen in Köln aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts posten, da lese ich im "Kölner Stadtanzeiger", dass zu den immobilienmäßig geschätzten & gefragtesten Vierteln der Stadt u.a. das Pauliviertel im Stadtteil Braunsfeld gehört. Also nichts wie hin... 

Ausgangspunkt war die laute Verkehrsschneise, die auf der alten römischen Ost-West-Verbindung  "Via Belgica "beruht, die Aachener Straße, eine der längsten Ausfallstraßen der Stadt.



Kann man sich gar nicht vorstellen, dass man - schlägt man sich quasi nach rechts "in die Büsche" -  so eine romantische Idylle vorfindet.

Die Siedlung um den Pauliplatz entstand als Modell für beispielhaftes Bauen am Vorabend des Ersten Weltkriegs 1913/14 u.a. durch den Architekten Fritz Klein zur Werkbund-Ausstellung in Köln 1914. Sie basiert - wie schon einige andere Siedlungen, die ich in dieser Reihe gezeigt habe - auf dem Gartenstadtprinzip. 


Blockrandbebauung aus repräsentativen, zweigeschossigen Häusern mit Vorgärten, zum Teil mit ausgebautem Dachgeschoss und Pseudogiebeln, aber auch ausgeprägten Giebelkonstruktionen, abwechslungsreichen Fassadengliederungen mit Erkern, Gauben & Sprossenfenstern sowie Krüppelwalmdächern - alles sehr gefällig! 



Heimatstil nennt man diese Richtung der Architektur. Daher haben die Häuser auch alle einen Garten hinter dem Haus und zumeist auch einen Vorgarten. Die Straße wurde nicht schnurgerade angelegt, sondern sie macht einen Bogen. 
















Der Erhaltungszustand der Siedlung ist sehr gut. 


Die historischen Zusammenhänge lassen sich noch gut nachvollziehen, halten sich die baulichen Veränderungen des Originalzustands in Grenzen und beeinträchtigen den Gesamteindruck nicht wesentlich. 17 Häuser sowie der Platz mit und die Brunnenanlage stehen auf der Denkmalliste der Stadt Köln.









Während der Werkbundausstellung war diese kleine Siedlung der Hit und lockte Besuchermassen an. Sechs dieser Neubauten waren auf die Familie eingetragen, die dieser Idylle den heutigen Namen gegeben hat, den Paulis.




Die Familie Pauli betrieb seit 1731 die kurfürstlichen Postlinien im Rheinland. Anfangs hatten sie nur das Monopol für die Strecke Köln - Bonn bzw. in der Gegenrichtung nach Neuss. Später kam auch u.a die Verbindung nach Venlo dazu. Die dafür notwendigen Posthöfe befanden sich allerdings in der Kölner Innenstadt. Gleichzeitig betrieb man eine Zeitung in der Bonner Posthalterei. Die Paulis waren wohl eine kinderreiche Familie von echter Kölscher Lebensart, freigiebig & lebenslustig &katholisch.











Den Brunnen auf dem Pauliplatz wie die sechs Häusern mit der Nummer 36-46 hat der Architekt Josef Alsdorff, damals Hausarchitekt der Paulis, gebaut, entworfen hat ihn der Bildhauer Willy Meller, der sich später auch mit den Nazis ( Vogelsang! ) gemein gemacht hat. Das Modell des Brunnens bekam auf der Ausstellung auch einen Preis. Er trägt den Namen des Hirtengotts Pan aus der griechischen Mythologie, dargestellt als pausbäckiges Kind mit Panflöte.




Im Zweiten Weltkrieg wurde der Brunnen stark beschädigt. Dass er wieder funktioniert, ist den Anwohnern zu verdanken. Seit 1980 ist er denkmalgeschützt, 2002 wurde er restauriert. Daran beteiligten sich die Bewohner, ebenso, wie sie jetzt auch den Betrieb finanzieren. Er hat nun unterirdisch ein Reservoirbecken samt Umwälzpumpe und ist in der warmen Jahreszeit in Betrieb.















Die Mitte der Siedlung bildet der dreieckige Pauliplatz. Er besteht aus einer von Formschnitthecken... 



... und Baumreihen (  Holzäpfel  ) begrenzten Rasenfläche und einem ärmlichen, kaum zugänglichen, da eingezäuntem Terrain mit verschlossener Schranke. Die Schatten spendenden Linden und mehrere Bänken versöhnen, die einzige Tischtennisplatte wird wohl genutzt. Ob die zwei Schaukeltiere und die zwei Sandlöcher gefallen, wage ich zu bezweifeln. Etwas trostlos, das Ganze!



Die Sanierung erfolgte schon 2011 weitestgehend nach historischem Vorbild. Die Spielgeräte wurden allerdings ersatzlos abgebaut.























Übrigens hat hier am Pauliplatz 7 in den 1960er Jahren die bekannte, aus Köln gebürtige Theologin Dorothee Sölle ( siehe auch dieser Post ) gewohnt. 


Ich hoffe, ihr seid mir mit Freude & Interesse durch dieses Großstadtidyll gefolgt. Meinen Beitrag verlinke ich wieder bei Heike 3hefecit.

                                                            

16 Kommentare:

  1. Oida! Urcool!
    Die Idee Viertel in der Stadt aufzusuchen ist super! Könnt' ich auch machen!
    Bussi
    Susanne

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  2. Ein sehr schönes Viertel, in das Du uns heute entführt. Architektonisch genau meins 😅 Das dort nur die "vorgeschriebene Spielfläche" ist, dürfte allerdings darauf hinweisen, dass nicht so arg viele Familien hier wohnen (können) Trotzdem toll, dass die Anwohner zusammen alles erhalten wollen.
    Danke für den schönen Spaziergang
    Liebe Grüße
    Nina

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  3. Hallo Astrid,
    ja, ich war mit Freude und Interesse bei Deinem Rundgang dabei. Ich mag diese kleinen Siedlungen in großen Städten sehr, es sind so kleine Oasen. Der Sohn und seine Freundin haben auch in so einer kleinen Oase mit großen Kastanienbaum gewohnt. Man kam von der großen zu geparkten Straße durch ein Tor in eine ganz andere Welt. Da fiel dann auch der Umzug vom Land in die Großstadt nicht gleich so schwer.
    Schön, dass der Brunnen dort wieder hergestellt wurde, er schaut richtig schön aus und auch die Häuser sind alle sehr schön anzusehen, dort lässt es sich bestimmt schön wohnen.
    Liebe Grüße zu Dir
    Manu

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  4. Liebe Astrid,

    wie wundervoll der Stadtteilspaziergang in Köln. Da hat jede Stadt etwas anderes und besonderes zu bieten. Da könnte ich mir gut vorstellen wohnen zu wollen, zusammen mit gesprächigen und humorvollen Kölnern. Da hast Du uns sehr gut unterhalten mit viel Grün in einer ruhigen Gegend. An der Ausfallstraße würde es mir nicht gefallen.
    Nürnberg hat auch noch diese alten Doppelhausbauten des Führers. Hinten einen riesigen Garten wo neue Generationen jetzt durch die Wohnungsknappheit ihren Kindern größere Zweithäuser erbauen lassen. Der Stadt blieb nix anderes übrig als das Baugesetz von damals zu korrigieren.
    Die Welt dreht sich weiter, darf nicht stehen bleiben, mal schneller, mal langsamer, heilen kann sie niemand, nur zusammenstehen und am gleichen Strang ziehen, das ist aber auch kein Garant. Hinter manchen Stirnen sitzt da wohl doch so etwas kleines rotes, in Gestalt eines Teufelchens.
    Gerne mit gewandert, laufen musstest ja Du für uns, einen Tsunami gab es gottseidank nicht, viel zu warmiii reichte auch schon. 😅
    Liebe Grüße Helga und Kerstin

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  5. Ich wohne ja im Stadtteil Mannheim Gartenstadt und genau diese Art Bebauung gibt es hier auch. Schöne Häuser und auch einige im Ring gebaut. Im Krieg ziemlich zerstört, wurde aber wieder aufgebaut. Drumrum heutzutage hauptsächlich Ein- und Zweifamilienhäuser.
    Schön Deine Fotos, ich habe den Spaziergang mit Dir genossen.💕
    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag, liebe Grüße Tina

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  6. hach wie schön..
    der Name Braunfels kling noch in meinen Ohren
    stammte doch meine mütterliche reundin von dort
    und sie hat mir soo viel erzählt ;)
    ihre Mutter hatte dort ein Lebensmittelgeschäft
    wir sind auch mal mit ihr hingefahren
    haben allerdings nicht so viel gesehen
    da wir noch Besuche bei ihrer Schwägerin
    und einer Cousine gemacht hatten
    die Bilder die du mitgebracht hast gefallen mir sehr gut
    liebe Grüße
    Rosi

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  7. Gartenstädte liebe ich. Deine heute besuchte ist ja auch besonders schön. Allein die Haustüren! Sie ist großstädtisch, diese Gartenstadt. Unsere in Nürnberg ist eher ländlich angelegt gewesen und bereits 1908 begonnen worden als der Gartenstadt und Genossenschafts-Gedanken zum Tragen kam. Inzwischen ist sie natürlich auch von Stadt umgeben.
    Schade, dass der Spielplatz etwas vernachlässigt ist. Wäre doch sehr schön, wenn Kinder dort wohnen könnten.
    Auf jeden Fall wieder ein wunderschöner Stadtspaziergang, bin gern dabei gewesen!
    Herzlichst,
    Sieglinde

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    1. Nachtrag:
      Dorothee Sölle hat ja dann auch sehr schön gewohnt. Sie war eine der ersten Kölnerinnen, die mir im Leben wichtig waren.
      Jetzt gibts noch eine... <3

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  8. Diese Zeit hat schöne und indiviudelle Wohnideen umgesetzt, Gartenstadtcharakter, das ist sicher sehr begehrt. Vielleicht zur Zeit von zu wenigen Familien mit Kind bewohnt, wenn es da so gar nix gibt? Oder jeder turnt lieber allein in seinem Garten?
    War ein schöner Rundgang.
    Einen guten Wochenstart mit nicht so argen Temperaturen wünscht Karen

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  9. Das kann ich mir gut vorstellen, dass dieses Viertel und diese Wohnlage beliebt ist. Sehr gefällig und auch gut instand gehalten. Und doch jedes Haus individuell. Und in diesen klimatisch herausfordernden Zeiten ist viel Grün drumherum schon allein wegen der Verdunstungskühle viel angenehmer. Du schreibst, Spielgeräte wurden abgebaut und nicht wieder installiert. Das kann ich mir gut vorstellen, ist doch die Norm für diese Geräte inzwischen verschärfter. Und auch die Gesetzeslage, wenn etwas passiert, ist inzwischen so streng, dass sich das viele Private nicht mehr antun. Wenn das der einzige Wehmutstropfen ist, denke ich werden die Kinder auch andere Beschäftigungen in der schönen Anlage finden als nur Spielgeräte.
    Es freut mich dass du wieder eine schöne Wohnanlage besucht hast. Wien hat da ja auch ganz viele wunderbare Beispiele (die hoffentlich Susanne vorstellt). Graz eher nicht so, wobei, doch, ein paar wenige fallen mir ein, und zwei ganz neue Viertel stehen auf meiner Liste für irgendwann zu zeigen.
    Liebe Grüße, heike

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  10. In Braunsfeld waren wir bis vor ein paar Jahren so oft, eine Tante hat dort im Altersheim gewohnt. Dann wurde die Aachener Straße nur als Durchfahrt von der Autobahn in die Stadt genutzt. Dass dort ein so schönes Viertel liegt, wusste ich noch nicht, kommt auch auf meine Liste.
    Als nächstes möchte ich nämlich in der Nachbarschaft den Melatenfriedhof mit einer Führung besuchen.
    Danke fürs mitnehmen, ganz lieben Gruß
    Nicole

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  11. Wunderbar dieses Viertel mit seinen begrünten Fassaden und den wundervollen Türen...danke dir fürs Mitnehmen.
    Einen lieben Gruß von Marita

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  12. Vielen Dank für diesen zauberhaften Spaziergang, liebe Astrid! Ich bin sehr gerne mitgekommen.
    Liebe Grüße
    Ingrid

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  13. liebe astrid, danke für diesen stadtbummel. zum heutigen gedenktag kann ich nicht viel sagen, ich weiß aber, du hast menschen, mit denen du darüber reden kannst. die lücke wird nie geschlossen werden, aber hoffentlich später einmal weniger wehtun, es bleiben viele erinnerungen und nicht zuletzt die kinder. ich setze mich neben dich auf die bank, wenn du magst, herzlichen gruß, roswitha

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  14. von so einer lauten Verkehrsschneise direkt in die Idylle, da bin ich doch gerne mit dir mitgewandert und habe diese Architektur bewundert, ein Gartenparadies rundherum...mit zum Teil fast verspielt wirkenden Häusern so angenehm hell und freundlich, wohnlich und gemütlich individuell sieht man es in einer Siedlung wahrscheinlich selten.
    Der Gang hindurch war an deiner Seite sehr angenehm und ich musste oft stehen bleiben..um mir einzelnes genauer zu betrachten. Ich könnte Stunden damit verbringen, liebe das sehr...
    ein sehr interessanter Bummel mit wunderbaren Informationen bestückt, genau diese Mischung mag ich sehr..
    Für mein Gefühl liegt eine ruhige gelassene und freundliche Stimmung über dem gesamten Viertel, die Bilder strahlen es für mich aus....
    herzlichen Dank Angel

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  15. ich bin sehr gerne mit dir in diesem wunderbaren viertel herumspaziert! diese gartenstädte, die anfang des 20. jh in vielen städten entstanden mag ich sehr und kenne auch einige. das pauliviertel mit dem vielen grün ist sicher eine oase inmitten der großstadt köln und man kann gut verstehen, dass es so beliebt ist.
    danke fürs mitnehmen!
    liebe grüße von mano

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst! Kommentare ohne ein Blog- Konto bei Google oder Wordpress bitte nur mit Namensnennung!
Respekt ist (m)ein Mindeststandard. Anonyme und gehässige, beleidigende, verleumderische bzw. vom Thema abweichende Kommentare werden von mir nicht mehr veröffentlicht.

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