Ich bin in diesem Monat einfach nicht dazu gekommen, mir neue Bäume zu suchen. In diesem Jahr ist die Natur bei uns auch nicht so vorwitzig wie in manchem Jahr zuvor. Auf meinen Wegen in Richtung Bürgerzentrum bzw. Tälchen hat sie bis jetzt auch noch nicht geblüht, die Kornelkirsche, die ich euch heute noch einmal präsentiere.
Die Kornelkirsche Cornus mas hat viele lustige Namen: Herlitze oder Hirlnuss, Dirndl oder Dirndling in Österreich, Tierlibaum in der Schweiz. Da sie zu den Hartriegeln gehört, ist auch der Name Gelber Hartriegel nicht selten. Sie ist ein in Süd- und Mitteleuropa weit verbreiteter Großstrauch bzw. kleiner Baum, der häufig anzutreffen ist und gerne angepflanzt wird, auch als Hecke.
Als alleinstehender Strauch oder Baum wächst die Kornelkirsche sparrig, also mit weit abstehenden Ästen, und kann eine Höhe von vier bis fünf Metern in 25 Jahren erreichen, mit 50 Jahren knapp acht Meter. Mit der Zeit kann der Strauch eine ebensolche Breite erreichen. Pro Jahr wächst Cornus mas etwa 30 Zentimeter in die Höhe und 25 Zentimeter in die Breite und gehört damit eher zu den langsam wachsenden Gehölzen. Im Balkan, Nahen Osten und Kaukasus, wo der Kleinbaum ursprünglich beheimatet gewesen und von wo er nach den Eiszeiten nach Mitteleuropa eingewandert ist, findet man sogar noch höhere Exemplare.
In Deutschland wurde die Cornus-Art schon vor Jahrhunderten auf vielen ihrer Naturstandorte verdrängt. Natürliche Vorkommen gibt es heute nur noch im südlichen Harz, in der Eifel und am Niederrhein, in der Saar-Mosel-Region sowie an Main, Donau und Saale, im Ilmtal, wo ein Berg Herlitzenberg heißt. Grund für die Reduktion der Bestände war neben dem aufkommenden Weinbau das begehrte Holz: Es zählt neben Eibenholz zu den härtesten Holzarten Europas und ist so schwer, dass es im Wasser untergeht.
Die Stämme werden 15–20 cm dick. Die anfangs gelbgraue Rinde bildet später eine in dünnen, Schuppen abstehende und abblätternde Borke. Junge Triebe sind grünlich behaart, später dann aber kahl.
Aus "Deutschlands Flora" von Jakob Sturm (1796) |
Völlig zweifelsfrei ist die Kornelkirsche selbst vom Laien ab Ende Februar, Anfang März zu identifizieren, denn dann öffnet sie ihre kleinen gelben Blüten. Sie gehört zu den ersten Blütensträuchern bei uns, noch vor der Forsythie, aber nach der Zaubernuss. Die goldgelben Blüten verströmen von Februar bis April einen honigsüßen Duft und locken dadurch Bienen und auch Vögel an. Die Blüten sind zwittrig und stehen in kleinen, kugeligen Dolden. Sie erscheinen schon lange vor dem Blattaustrieb.
Die Blätter sind eiförmig-elliptisch und zugespitzt von 4–10 Zentimeter Länge. Die Oberseite ist glänzend grün mit 3 bis 5 deutlich sichtbaren Aderpaaren. Im Herbst färben die Blätter sich gelb, manchmal auch orange, können aber in manchen Jahren bis zum Laubfall grün bleiben.
Je nach Klima und Standort sind die essbaren, leuchtend roten, glänzenden Früchte zwischen Ende August und Anfang Oktober erntereif. Man sollte diese Steinfrüchte aber gut ausreifen lassen, denn sie erreichen - ähnlich wie Weintrauben - erst im vollreifen Zustand den höchsten Zuckergehalt.
Der Glaube, die Kornelkirsche sei giftig, scheint nach wie vor verbreitet. Tatsächlich kann intensiver Hautkontakt mit den feinen Härchen auf den Blättern bei empfindlichen Menschen zu Rötungen und Juckreiz führen, der sich durch einfaches Waschen aber schnell beseitigen lässt. Ernten sollte man also lieber durch Schütteln.
Man kann die Früchte roh essen, aber gekocht schmecken sie eindeutig besser. Im Kaukasus legt man die Kornelkirschen in Honig oder Zuckersirup ein und genießt sie zum Tee. In der Türkei macht man eine Limonade aus dem Sirup der Früchte. In Österreich wird aus der "Dirndl" ein Schnaps gebrannt. Als Bohnenkaffee noch ein Luxusprodukt war, wurden zerstoßene Kornelkirschkerne als Kaffeeersatz empfohlen. Die Früchte hat man aber auch lange gerne den Vögeln überlassen, denn die Kerne sind in Relation zur Frucht recht groß. Als Saft, als Püree, Gelee oder Chutney werden die Kornellen in der Küche inzwischen gerne verwendet.
Von der Kornelkirsche gibt es eine Reihe Zuchtformen, so mit gelben oder gerandeten Blättern, mit weißen, gelben, violettroten oder kugeligen Früchten. Der Ertrag kann übrigens von einem Jahr zum anderen stark variieren.
Rechts ein "Ziegenhainer" ( Source ) |
Zum Schluss noch, warum auch der Name "Gelber Hartriegel" gebräuchlich ist:
Das Holz der Kornelkirsche ist sehr hart, weshalb man ganz spezielle Verwendungen dafür hatte: Da es elastisch und robust ist, eignet es sich für Werkzeuge und Drechselarbeiten, Zahnräder in Mühlen, Radspeichen und für spezielle Waffen wie Bögen und Armbrüste, darin dem Eibenholz qualitativ gleich. Man nannte es auch Eisenholz, weil es so schwer ist, dass es im Wasser untergeht, wie ich schon geschrieben habe.
Eine besondere Geschichte hat es mit dem Spazierstock namens "Ziegenhainer" auf sich, der im 18. und 19. Jh. der Spazierstock der Jenaer Studenten gewesen ist und notfalls auch als Schlagwaffe benutzt werden konnte. In Ziegenhain in der Nähe von Jena machte man diese gewendelten Stöcke, indem man Waldgeißblatt Lonicera periclymenum um einen Ast der Kornelkirsche wachsen ließ, das das Holz eindrückte. Solche Knotenstöcke wurden noch lange von Wandergesellen auf der Walz benutzt. Da sind sie auch unter dem Begriff "Stenz“ bekannt ( damit hat auch der Begriff in der Bedeutung von "selbstgefälliger, geckenhafter junger Mann" zu tun ).
So, und jetzt heißt es wieder "Bühne frei!" für eure Fotos und Posts über unsere Baumfreunde. Genau fünf Wochen habt ihr diesmal zum Verlinken Zeit!
Wie gern ich diesen Strauch/Baum mag, weißt Du ja schon. Gerade habe ich die wenigen, selbst gesammelten, getrockneten Früchten rausgenommen und kaue immer wieder welche. Genau wg ihrer heilenden Wirkung.
AntwortenLöschenBis so ein Baum groß wird, dauert es ja. Hier sieht man sie eigentlich nur als Strauch oder kleineren Baum.
Schönen Sonntag und liebe Grüße
Nina
Oh, gleich noch etwas über meine Heimatstadt / Wohnort gelernt - ich wohne in Jena und der "Ziegenhainer" war mir nur so ganz flüchtig mal untergekommen, aber ich habe da nie mehr daran gedacht. Dankeschön für die tolle Erinnerung.
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Karin O.
oh jaa..
AntwortenLöschendie Kornelkirschen
bald werden sie wieder blühen
früher habe ich mich immer gefragt was denn da
an den Böschunhen der Autobahn blüht
imzwischen weiß ich es ;)
ich habe viele Bäume die letzten Tage/Wochen vor die Linse bekommen
auch wenn es keine unbekannten sind
aber es dauert bis sie sortiert und bearbeitet sind
liebe Grüße
Rosi
gerade gestern habe ich auf einem spaziergang wieder die wunderbaren kornelkirschen gesehen. sie waren fast schon aufgeblüht und bald werden die bienchen und hummeln ihre freude daran haben.
AntwortenLöschenich freue mich, wenn sie hier bald in hecken und an wegrändern leuchten. ein schöner märzbeginn!
liebe grüße von mano
Kornelkirschen oder Cornus mas sieht man hier in der Gegend kaum als Baum sondern eher als Sträucher...ich mag die gelben Blütchen, die so früh im Jahr am Start sind, wenn die ersten Zwiebelblüher auch gerade erst Farbe zeigen.
AntwortenLöschenLieben Gruß von Marita
j'avais remarqué les floraisons jaunes dans les parcs et merci de rappeler qu'il s'agit bien d'un cornouiller mâle ou c.sauvage, on l'appelle aussi ici fuselier ...j'aimerais bien un jour goûter la gelée faite avec ces petits fruits * merci pour tous tes détails concernant cet arbre !
AntwortenLöschenbon weekend
mo
da schick ich dir doch noch meine kornelkirsche und gleich noch den märzenbecherwald dazu!
AntwortenLöschenliebe grüße von mano
Ich habe die Frucht der Kornelkirsche einmal (frisch gepflückt am Baum) probiert und war überrascht gewesen, wie gut sie doch schmeckte!
AntwortenLöschenLG Heidi