Samstag, 14. September 2024

Meine 37. Kalenderwoche 2024

"Der Kopf. 
Manche Leute neigen ihn, 
manche verstecken ihn, 
manche verlieren ihn. 
Ich bevorzuge diejenigen, die ihn benutzen."
Rita Levi-Montalcini (1909-2012)

"Die persönliche Perspektive ist immer begrenzt. 
Ich muss akzeptieren, 
dass Menschen anders
 auf die Welt schauen als ich."
Jürgen Wiebicke, Journalist & Schriftsteller

"... was Faschismus auf der emotionalen Ebene ist: 
eine verzweifelte Flucht vor Verletzlichkeit."
Gabor Maté,  Suchttherapeut




Seit bald einem Dreivierteljahr war ich nicht mehr dort. Viel ist inzwischen passiert, und ich habe mal wieder meinen Blick auf die Welt verändern müssen. Aber gefahren bin ich jetzt, um praktische Hilfe beim Start in ein neues Schuljahr zu leisten. Das kriegt ja meine Altersklasse gar nicht mehr mit ( es sein denn, sie gehört zu den Großeltern und ist als Notstopfen gefordert ), was für eine Zumutung unser Bildungswesen inzwischen ist. Und das, wo von den Müttern erwartet wird, sich der Wirtschaft & dem Erwerbsleben voll zur Verfügung zu stellen. Ein Brechreizthema für mich - dazu weiter unten mehr.



Aber so hatte ich meine Enkelinnen um mich. Und im Verlaufe der Woche ein paar andere nette Kinder dazu.































Am Dienstag habe ich auch meinen Lieblingsfloristen vor Ort aufgesucht und zugeschlagen: Drei wunderbaren jungen Frauen wollte ich zum Eintritt in eine neue Lebensphase Blumen überreichen.



Durchs Viertel bin ich auch etwas geschlendert...



... und habe gelernt, was eine "Sommerstraße" ist, und dass frau in der bayrischen Hauptstadt auch ganz schnell in Kontakt zu anderen stolzen Omas kommen kann.

Die Idee, mit großen Blumenkübeln und bequemen Gartenstühlen öffentlichen Raum für die Begegnung der Stadtbewohner zu schaffen statt für wärmespeichernde Blechkisten, gefällt mir sehr.





Perspektivwechsel aus dem siebten Stock

Der Mittwoch mit meinem Ausflug auf den Ostfriedhof kann am Sonntag im Blog als Monatsspaziergang nachvollzogen werden. Und der Donnerstag ist schon bei "12 von 12" verbloggt. Bleibt noch der Freitag:

Ich freu mich über Sterne, ich freu mich über Schornsteinfeger ( auch wenn sie hier eher Kaminkehrer heißen ). 



Ich kam auch mit dem Regen klar, der am Freitag lange nicht so intensiv war, wie angekündigt, aber mit einer Temperatur von maximal 9° C auch nicht wirklich spielplatzkompatibel.



Es bröckelt an allen Ecken & Enden des Landes, doch für die Politiker*innen hier bei uns gibt es in letzter Zeit nur ein einziges Thema, das zählt, und das ist Migration und Asyl. 

Ich erlebe gerade hautnah, wie desinteressiert so angebliche Wichtigkeiten wie Kinder und Schule bzw. Bildung angegangen werden am Beispiel meiner Enkelin in einer Münchner Grundschule. Dort wurde bereits zu diesem Schuljahr offiziell die Offene Ganztagsschule eingeführt, die verbindlich erst im August 2026 ( und dann zunächst nur für die Erstklässler des Schuljahres 2026/27 ) kommen soll. Das Gesetz besagt, dass an mindestens vier der fünf Wochentage ab Unterrichtsende bis grundsätzlich 16 Uhr verlässliche Bildungs- und Betreuungsangebote für die Kinder, deren Eltern es wünschen bzw. aufgrund ihrer beruflichen Situation benötigen, angeboten werden. 

Bisher gab es an dieser Schule eine Übermittagsbetreuung, organisiert von der Caritas, die gut funktioniert und durchaus sehr liebevolle Mitarbeiter beschäftigt hat. Warum die Schule diese Möglichkeit gecancelt hat, ist nicht mit den Eltern der Schule kommuniziert worden.

Nun hat das Schuljahr seit vergangenem Dienstag begonnen. Für die Kinder, die der Ganztagsbetreuung bedürfen, gab es diese Woche nur eine Notbetreuung, warum auch immer. O. K., kann passieren. Aber was jetzt folgt ist für mich als ehemalige Grundschullehrerin ( auch in Leitungsfunktionen ) nicht nachvollziehbar: Keine Liste, wer notbetreut wird. Stattdessen weinende Kinder, die nach Unterrichtsschluss pauschal da behalten werden, also erst einmal nicht gehen dürfen, bis das geklärt ist & die Angst bekommen, ihre Erwachsenen würden inzwischen nicht mehr draußen auf sie warten. Weinende Kinder, die nicht wissen, wie ihre Betreuer heißen und wer von denen als Ansprechpartner für sie zuständig ist und ihnen klare Ansagen machen kann. Kein Mittagessen ( nur Ravioli aus der Dose ), keine Aufsicht, wenn die Kinder nachmittags auf dem Schulhof sind ( den jeder von der Straße betreten kann ), so gut wie kein Spielzeug drinnen wie draußen ( ein Ball, ), kein Bastelmaterial oder andere Möglichkeit der Beschäftigung wie Brettspiele.

Und folglich dann auch verunsicherte Mütter ( und ja: auch Väter ), die nun nicht wissen, ob sie sich verlassen können, ihrem Beruf oder ihrer Ausbildung nachzugehen. Meine Tochter hat gerade nach langer Familienzeit hoffnungsfroh & engagiert eine Rückkehr ins Erwerbsleben initiiert. Das geht mir alles nahe, lässt aber auch meinen Hals anschwellen, denn es zu regeln, ist doch wahrlich eine einfache Übung, die vor Schuljahresbeginn hätte erledigt werden können, wie ich aus eigener langjähriger Erfahrung weiß. Und ehrlich gesagt, auch Aufgabe einer „hoheitlichen Einrichtung“.

Liegt alles an der Migration, klar. Für mich ist das mal wieder ein weiteres, kleines Beispiel für die allgegenwärtige Dysfunktionalität in öffentlichen Bereichen, für Gleichgültigkeit bzw. Kopf-in-den-Sand-Stecken, Kontrastprogramm zu den vollmundigen Bekundungen von Politik & Verwaltung, Sonntagsreden statt wirklichem Interesse daran, dass die Menschen in diesem Land gut leben können.

Die eingestürzte Dresdener Brücke ist da nur ein weiteres kleine Puzzleteil. Und wer ist schuld? Migranten? Asylanten? Die Grünen? ( Nicht überraschend, dass in den social media in diesem Zusammenhang mit einer üblen Fotomontage wieder gegen Ricarda Lang unter der Überschrift "Teileinsturz der Carolabrücke" gehetzt  - und reichlich geherzt - wird. Der Angriff auf ihr Aussehen verfolgt einzig & allein das Ziel, sie als Mensch zu erniedrigen, anstatt sich mit ihren politischen Positionen oder denen ihrer Partei auseinanderzusetzen. Einen Teufel werde ich allerdings tun, so eine Niedertracht zu verlinken oder hier zu zeigen. ) Vergessen, dass wir seit Jahr & Tag Verkehrsministerien unter CSU - Führung hatten? Einschlägigen Kreisen ist der Verursacher ohnehin klar: Der Islamismus! Ist doch am Jahrestag von nine eleven passiert. ( „Denk doch mal nach!“, heißt es gleich wieder. )

Wenn ich momentan nicht so von meinen Liebsten umgeben wäre: Ich könnte irre werden an dieser Welt und an etlichen Mitmenschen…

                                        

Ich verlinke trotz mieser, da sorgenvoller Stimmung diesen Post mit Andrea Karminrots Samstagsplausch. Dann geht es zu Nicole/niwibo und ihrem neuen Monatsthema & zu Andrea, der Zitronenfalterin, und ihren Sonntagsschätzchen wie dem Mosaic Monday von Heidrun.

11 Kommentare:

  1. Ach schön es gab wieder eine Einschulung.💕 Meine Nichte wurde gestern auch eingeschult. Leider durften dieses Mal nur zwei Erwachsene dabei sein, was mich, die Oma und das Geschwisterkind ausschloss. Aber die Fotos, die ich gerade bekam, zeigen ein sehr glückliches Kind.
    Was ich bei Dir so lese, macht mir auch Angst.
    Ich wünsche Dir ein Wochenende, liebe Grüße Tina

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  2. Unglaublich was ich bei dir im heutigen Post lese - liebe Astrid, das lässt einem wahrlich den Kropf anschwellen..
    Kopfschüttel...nicht zu glauben...
    Sicherlich wäre es ein Leichtes gewesen das alles - vor - dem Schulanfang in den Griff zu kriegen, zu ordnen und zu organisieren. das müsste man nur wollen zum Wohl der Kinder und Eltern die davon in ihrem Lebens - und Arbeitsalltag abhängig sind...
    es hinkt und hakt überall...und besonders im Schulwesen.. Gerade dir als ehemalige Leiterin stößt das mehr als nur auf, das ist nur - zu gut-zu verstehen...es verbittert einen und macht beim bloßen zusehen hilflos....

    auch mir macht diese Entwicklung Angst...
    herzlich angel

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  3. Meine Freundin ist Deutsche, lebt seit 25Jahren in der Schweiz und ist entsetzt, wie es dem Land Deutschland geht. Wie die Menschen da leben. Sehr schwierig...
    Herzlichst
    yase

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  4. Oh je. Was für ein Sch.... Hoffe, dir bekommen es bald geregelt. LG, Christine

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  5. Das Schulsystem ist so verkrustet, Ideen, Wünsche, Notwendigkeiten und Realität klaffen so weit auseinander, dass ein Zusammenführen der Komponenten, zum Wohl der Kinder und ihrer Zukunft, schwer zu lösen sein wird. Mich hat dieser schwerfällige Bildungsapparat mit seiner Bürokratie in meinen 44 Dienstjahren am Ende mürbe gemacht und immer mehr frustriert. Zudem kocht jedes Bundesland noch sein eigenes Bildungssüppchen.
    Ich wünsche dir trotz alledem ein schönes Wochenende
    ❤️lichst
    Karin

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  6. So schöne Fotos und so eine unschöne Schulgeschichte, liebe Astrid.
    Ganztagsschule muss man halt auch wirklich wollen, nicht nur Lippenbekenntnisse machen. Vielleicht liegt da der Hund begraben bei der Direktion usw.? Die Kinder sind die Leidtragenden und die Eltern auch. Sehr schade.
    CSU Verkehrsminister? Das war echt eine jahrzehntelange Zumutung, die wir heute noch ausbaden.
    Nun wünsche ich Dir dennoch viel Freude in München mit den Ms und freue mich schon auf den Stadtspaziergang am Ostfriedhof.
    Herzlichst, Sieglinde

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  7. Deine Zeit in München jedenfalls war schön, von wg Familie. Den Eiertanz rund um Betreuung... Ohne Worte weil ausufernd
    Mit lieben Grüßen
    Nina

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  8. mich macht dies alles traurig, weil es für die schulanfänger so wichtig ist, und mit solchem tun soviel freude und vertrauen zerstört werden kann. nicht jede familie kann diese ereignisse mit gesprächen auffangen, nicht jede berufstätige mutter kann "auf dem sprung" sein. die unverfrorenheit mancher akteure macht mir manchmal sprachlos. die schulleitung dort wird sich vielleicht auch auf "höhere gewalt" herausreden, wie alle, die ihre aufgaben nicht sachgerecht tun.
    liebe astrid, zum glück konntest du hinfahren, hab trotzdem gute tage dort, lieben gruß aus baden von roswitha

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  9. Eine Einschulung habe ich dieses Jahr auch mal wieder mitfeiern dürfen, unser Nachbarskind hat nun das Vergnügen. Ob es das bleibt?
    Da ich die Grundschule von meinen Jungs noch kenne, es ist noch die gleiche Betreuerin wie vor zwanzig Jahren (!), bin ich da ganz positiv gestimmt.
    Für Deine Mädels drücke ich die Daumen, dass alles gut verläuft und Du in München noch ein wenig für Halt sorgst.
    Eine schöne Woche mit freundlichen Einblicken. Die Sternentüre finde ich toll.
    Und die Osterhasenfamilie im Grünen ist auch niedlich.
    Hab einen schönen Sonntag, lieben Gruß
    Nicole

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  10. manchmal kann man wirklich nur noch laut, laut schreien!! und da ist es schon fast egal, in welchen bereich der gesellschaft man guckt. bildungs- wie auch verkehrspolitik (danke an alle csu-verkehrsminister der letzten jahre!) sind zwei "herausragende"beispiele dafür.
    ich drücke deiner tochter und deinen enkelinnen alle daumen, dass die verantwortlichen zumindest dieses grundschulfiasko erkennen und endlich vernünftig handeln. und dir trotz allem noch eine ganz schöne zeit in münchen.
    liebe sonntagsgrüße von mano

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  11. Liebe Astrid,
    das ist ja eine richtige Tragödie mit der Schulkindbetreuung. Das kann doch nicht wahr sein... Ich hoffe, und wünsche euch, dass nun in der neuen Woche alles wieder in geregelten Bahnen verläuft.
    Ansonsten sieht es nach einer schönen Zeit miteinander aus. Ob der Kaminfeger euch Glück bringt ;-)?
    Liebe Grüße
    Ingrid

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst! Es wäre schön, wenn ein Name am Ende des Kommentars stehen würde.

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