Meine 10. Kalenderwoche 2024

"Der große Streiktag im März 2024 

ist keine Panne und kein Relikt, 

sondern die große Probe für den Sound der Zukunft."

Nils Minkmar, Historiker & Publizist

"Es sind nicht unsere Unterschiede, die uns trennen.

Es ist unsere Unfähigkeit, diese Unterschiede anzuerkennen,

zu akzeptieren und zu feiern."

Audre Lord, Schriftstellerin, & Aktivistin

Da war der letzte Kalenderwochen-Post schon online, als ich am letzten Samstag, noch im Bett liegend, von der Morgensonne und meinem Baumfreund begrüßt wurde ( deshalb als Einleitung erst zum heutigen Post ).

Im Verlaufe des Tages gingen immer mehr Knospen auf. Da hab ich dann auch endlich meiner Nachbarin ums Eck nachträgliche Geburtstagsblümchen vorbeigebracht. 

Am Sonntag habe ich mich dann regelrecht auf ne Expedition begeben 🤣 und bin weit in die sibirische ( O-Ton Adenauer ) rechtsrheinische Kölner Sphäre mit der KVB gefahren. Grund: Meine lieben Nachbarn feierten die Einrichtung ihres neuen Ateliers und die Veröffentlichung ihres Katalogs mit ihren "Bildern, die miteinander sprechen" in der "Art Factory" in Dünnwald.

Es hat viel Geduld erfordert, bis sie endlich neue, für sie passende Räumlichkeiten gefunden hatten. Ich habe bei der Einweihung einige nette Bekannte getroffen, darunter auch Petra P., die ebenfalls dort ein Atelier hat und die früher bei  Collagen-Treffen in Nippes mit von der Partie war.

Im Atelierraum haben früher die Backmaschinen einer Großbäckerei gestanden...

Wieder zu Hause hatten sich viele Blütenkelche der Magnolie bei Sonnenschein und einer frühlingshaften Temperatur von 17°C geöffnet.

Den Montag habe ich genutzt, da noch kein Streiktag bei der KVB, um in en d'r Sity zu fahren, Polsterstoffe beim dänischen Stoffhändler zu sondieren. Nachmittags bin ich auf die Ringe, denn ich wollte ins Kino.

"The Zone of Interest" wollte ich anschauen, denn seit meinem Erlebnis in Weimar in den Neunzigern beschäftigt mich immer wieder, wie unsere Altvorderen so ausdauernd behaupten konnten, sie haben nichts mitbekommen. Damals habe ich beim Besteigen des Kirchturms der Jakobskirche sehr wohl auf das Plateau des Ettersbergs gucken können. Da konnte nicht verborgen bleiben, was da geschah.

Die vierzig Plätze des kleinen Programmkinos waren gefüllt mit überwiegend älteren Frauen und jüngeren Männern. Das war auffallend & für mich interessant. Während der Vorführung herrschte zwei Stunden lang eine vollkommene Stille im Saal. 

Die Film-Bilder von der Idylle, in der die Familie des Auschwitz-Lagerkommandanten Rudolf Höß sich bewegte, lebte und feierte, wurden nur immer wieder durch Kleinigkeiten gestört, die die Gedankenmaschinerie im eigenen Kopf in Gang setzten, Bilder vom KZ Ausschwitz wach riefen und damit das Geschehen mit dem eigenen Wissen ergänzten. Es wurde einem immer unbehaglicher zumute, und das Grauen wurde potenziert, als wunderschöne Blumen aus dem Garten der Höß in Makroaufnahmen oder gar keine Bilder, sondern nur leere Farbfelder, zu sehen waren, die Geräusche aber nach wie vor präsent.

Nach und nach gab es in kleinen Nuancen Szenen, die die Brüche im Idyll deutlicher werden und die Ungeheuerlichkeit im Wesen der Hauptpersonen durchscheinen ließen, aber vieles blieb diffus. Nur über die Schlusssequenzen bin ich mir noch nicht schlüssig geworden, wie ich sie finden & interpretieren soll. Ansonsten bin ich vom Ansatz, vom Horror zu erzählen, ohne ihn bildlich zu fassen, ganz angetan. 

Dass der Film einen Oskar bekommt, glaube ich eher nicht. Ich bin allerdings froh, ihn mir angeschaut zu haben. Nach Diskussionen, die ich hinterher mitbekommen habe, denke ich, dass ihn jede Altersklasse anders sieht. Als jemand, der mit zehn Jahren mit Beginn des Auschwitzprozesses mit Bildern des Grauens konfrontiert worden ist und seitdem das Thema nicht mehr loslassen konnte, nehme ich die Bilder ganz anders auf als ein Siebzehnjähriger, der ganz andere Lebensthemen entwickelt. Auch habe ich diese ganze ( penetrante ) Kleinbürgerlichkeit, wie sie im Film vor allem im Haus vorgeführt wird, in den Nachkriegsjahren noch genau so erfahren. Da stellen sich einem ganz anders die Nackenhaare hoch, weil man die Empfindungen dabei mit erinnert.

Da die Praxis meiner Fußpflegerin eh dort liegt, bin ich am Mittwoch vorher etwas über den Markt gebummelt...

... und anschließend auch noch über unsere Einkaufsstraße. Dabei habe ich mir bei "epi" eine Spinat-Quiche für den Mittagsimbiss gekauft, leider mit Lachs. Hab ich aber trotz meiner Allergie vertragen, zum Glück!

Nachmittags hab ich mir etwas die Beine vertreten. 

Auf den Lockruf der Osterglocken hin folgten viele Menschen dem Frühlingspfad...

... darunter wieder auffallend viele Frauen, paarweise, sich unterhaltend... Was will uns das sagen?

Wie ich die dritte Trauerweide, die einem Sturm zum Opfer gefallen ist, am Ende des Tälchens vermisse!

Freitagmittag dann wieder ein Treffen mit der Lieblings-Ex-Kollegin zum gemeinsamen Mittagessen, Tratschen, Trösten, Verabredungen & Feiern Planen usw.

So ein richtig "chilliger" Frauentag!

Meine Magnolie steht inzwischen in voller Blüte. Wie immer hinreißend!

Jetzt setze ich mich wieder an den Tisch zu den Samstagsplauscherinnen bei Andrea Karminrot, bringe mein Winterglück ( oder ist es schon ein Frühlingsglück? ) bei der Gartenwonne unter und morgen meine "Sonntagsschätzchen" bei der Zitronenfalterin und verlinke den Post später noch bei Heidruns Mosaic Monday.