Samstag, 16. Dezember 2023

Meine 50. Kalenderwoche 2023

 "Die alljährliche Empörungswelle gegen die "Woken" 
kurz vor den Festtagen 
scheint mittlerweile 
ein liebgewonnener deutscher Adventsbrauch 
geworden zu sein."
Christian Bangel

Am Samstag habe ich meine teilweise erfrorene Sommerblumenbepflanzung in den Blumenkästen im ersten Stock entfernt und die Erde wieder, diesmal mit allerlei Nadelgehölz ( plus Multiflora-Hagebuttenzweige ), abgedeckt. Eine letzte Geranienblüte kam in ein Väschen auf dem Sekretär meines Mannes. Dort habe ich anschließend meine restliche Weihnachtspost verfasst.

Am Abend - erinnert durch die Meldung vom Tod des Schauspielers Ryan O'Neal - habe ich mir auf meinem MacBook, gemütlich im Bett liegend, den wunderbaren Kubrick-Film "Barry Lyndon" angeschaut, dessen Bildsprache mich seinerzeit 1976 schon umgehauen hat.


Bei all meinem vorweihnachtlichen Tun haben mich musikalisch die Videoaufnahmen vom Weihnachtskonzert meiner Enkelinnen mit ihrem Chor, aber auch Bugge Wesseltoff begleitet. Vor allem der Titel "In dulce jubilo" erinnert mich sehr an meine frühe Jugendzeit, als die Welt für mich noch in Ordnung schien und ich die frohe Botschaft noch glaubhaft fand. Aber auch alle anderen Titel auf dem Wesseltoft-Album "It’s Snowing on My Piano" tun mir gut. Das strahlt die Ruhe & Zuversicht aus, die ich mit der Winterzeit verbinde.




Weil mein Besuch bei der am Grauen Star operierten Schwester am Sonntag ausfallen musste, habe ich mich stattdessen dem Verpacken meiner Weihnachtsgaben gewidmet und die ersten sieben Päckchen gepackt. Am Montag folgten noch zwei weitere, die größten von allen. Zusammen mit den restlichen Weihnachtskarten habe ich alles, als es nicht mehr geregnet hat, mittels Sackkarre auf den postalischen Weg gebracht.




Das ging so flott, dass ich noch Zeit hatte, mit meiner frisch verwitweten Nachbarin bei einem Tee zu plauschen & zu erfahren, wie es ihr geht. Ein bisschen Gebäck aus meiner Weihnachtsbäckerei brachte ich natürlich mit. Der Dienstag ist dann wieder unter "12 von 12" zu finden.




Ist mir jetzt erst aufgefallen, dass der Floristennachbar mit seiner Schaufensterdeko schon den von Pantone für 2024 vorgegebenen Farbtrend aufgegriffen hat: "Peach Fuzz". Na ja: Was dazu so verlautbart wird, kommt mir mal wieder recht an den Haaren herbeigezogen vor. Immerhin gefällt mir der Farbton bei Blumen.


Der Freitag war mein sozial intensivster Tag in dieser Woche: Da hab ich mich im "Ludwig im Museum" mit der Zürcher Tochter  "auf der Durchreise" getroffen, gemeinsam gegessen und geplauscht. Doch vorher musste ich die Domtreppe hoch ( das erste Mal seit über einem Jahr wieder ) und im Dom Kerzchen anzünden, für die, die Trost & Zuspruch brauchen.


Was haben wir früher in diesem Lokal gemeinsam mit Kindern & Kindeskindern gespeist! Diese Atmosphäre dort mag ich so gerne. Auch die am Nippeser "Verkehrsknotenpunkt" am frühen Abend. Später kam noch die Nippeser Nichte samt Mann zu mir nach Hause. Frau merkt auf diese Weise ganz deutlich: Weihnachten rückt näher und damit kommt der Wunsch auf, einander wiederzusehen.


Mein Eingangszitat bezieht sich vor allem rund um einen Vorfall um eine Hamburger Kita, die den Eltern mitgeteilt hatte, dass sie keinen Weihnachtsbaum aufstellen werde. Das Schreiben wurde an eine Lokalzeitung weitergegeben, die es auf die Titelseite hob, und schon ging es los! Bis ins entfernte Bayern, wo der amtierende Ministerpräsident sich prompt berufen fühlte, den Chor der Empörten ( statt sein Land & dessen Notwendigkeiten ) anzuführen. 

Die Folge waren Drohungen, Hass-Mails, Übergriffe aufs Kita-Gelände, Belagerung durch Medien und Angst & Unsicherheit für Kinder, Erzieher*innen & Eltern, die Polizeieinsatz notwendig machten. Die Kinder verbringen jetzt die Vorweihnachtszeit bei heruntergelassenen Jalousien und müssen den Hintereingang benutzen, um zum Spielplatz zu können. Auch in Bloggerkreisen konnte man schon wieder lesen, man wolle uns "unsere Traditionen wegnehmen". Ja, sogar man wolle sie "uns verbieten" ( die EU zum Beispiel ).

Dazu zwei Anmerkungen:

- Die erste ist ein Zitat eines Vorstandsmitgliedes der Kita: 
"Herr Söder sollte sich nicht einen Weihnachtsbaum in jeder Kita wünschen, sondern er sollte dafür kämpfen, dass in jeder Kita genügend pädagogische Fachkräfte sind. Dass die Ausbildungssituation für sie verbessert wird, dass der Betreuungsschlüssel verbessert wird. All das weiß die Politik. Und die Energie, die die Leute in diesen Shitstorm stecken, sollten sie lieber in die Verbesserung der Kinderbetreuung stecken."
Genau so! 

- Die zweite gilt dem Punkt "Traditionen": 

Bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts und noch darüberhinaus war es üblich, den geschmückten und beleuchteten Tannenbaum erst am Abend des 24. Dezembers zu präsentieren. Das habe ich als Kind und darüberhinaus noch so erlebt. In den entsprechenden pädagogischen Einrichtungen, die ich besuchte bzw. später gearbeitet habe, gab es nur einen Adventskranz und kleinere Dekorationen wie Sterne oder Zweige sowie Feiern. Erst in den 1980er Jahren, als selbst der Vatikan anfing, einen Baum auf dem Petersplatz aufzustellen, wurde diese Tradition immer mehr aufgeweicht, und ja, auch kommerzialisiert ( und damit in seiner Symbolkraft entwertet ). Das Wort "Traditionen" kommt mir inzwischen so sinnentleert vor und wird gerne benutzt, es anderen um die Ohren zu hauen, wenn einem als saturierter Wohlstandsbürger was nicht passt. Manchmal wird sogar gleich ein Bajonett aufgepflanzt. Keine beruhigende Entwicklung!

Bei der "Schwabenfrau" fand ich folgendes Zitat von Georg Bernard Shaw: "Tradition ist eine Laterne, der Dumme hält sich an ihr fest, dem Klugen leuchtet sie den Weg.

Ob das sich so manche Stänkerer mal klar machen, zu welcher Gruppe sie eigentlich gehören? Wie kann man/frau nur so hingebungsvoll einen Kulturkampf um Nichtigkeiten pflegen, während es auf dieser Erde immense echte Probleme gibt ( z.B. so viele Kriege & Konflikte wie seit 1992 nicht mehr )? Meines Erachtens sollte man/frau die Klappe halten bzw. die Finger von der Tastatur lassen und froh sein, dass wir uns nur die Frage stellen müssen: Mit oder ohne Weihnachtsbaum?

Warum wird alles inzwischen so verkniffen angegangen? Ich halte es da mal lieber mit Robert Gernhardt, dem leider verstorbenen Dichter, Zeichner und Humorgenie:

„Da ist ein Baum / ist immer grün, / 
wächst nicht in der Savanne. / 
Wächst da, wo Deutschlands Blumen blühn, / 
und winters auf ihm Kerzen glühn – wie heißt der Baum?“ / „Marianne?“


Nachtrag: 
Es geht mir überhaupt nicht darum, ob Weihnachtsbäume aufgestellt werden und wann.
 
Es geht mir darum, dass verbale Gewalt angewandt wird, Angst verbreitet und der Schutzraum, der ein Kindergarten meines Verständnisses nach sein soll, gestört oder gar verletzt wird und dadurch kleinen Kindern die Chance genommen wird, den Zauber dieser besonderen Zeit zu erfahren. Den können sie erleben mit oder ohne Baum, indem ihre Erwachsenen mit ihnen unbelastet schöne Dinge tun können.

Das hat mich empört. 
Und dazu die Tatsache, dass für die Rechtfertigung eines solchen Verhaltens auch noch Traditionsbewusstsein herangezogen wird. Letzten Endes geht es solchen "Tätern" ohnehin nur um ihr eigenes emotionales Gleichgewicht, die rücksichtslose Aufwertung ihrer Person, der nach eigener, subjektiver Wahrnehmung in der heutigen Zeit zu viel zugemutet wird.



Zunächst setze ich mich zu Andrea Karminrot an den samstäglichen Kaffeetisch, verlinke mich mit dem Herbstglück der Gartenwonne und beteilige mich bei Heidruns Mosaic Monday. Später bin ich eingeladen zu zwei verschiedenen Treffen zum Adventssingen und zu einem Essen mit Freunden.

10 Kommentare:

  1. Dobré ráno, milá Astrid, včera jsem byla v centru Ostravy , cestou jsem pořídila pár fotek z města; jestli si najdeš chvilku, mrkni na můj blog . Krásný třetí adventní víkend přeji. Katka

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  2. Mit Esprit - wie immer - verfasste Gedanken. Bei manchen Punkten siehst Du mich nicken, ansonsten sage ich inzwischen: gewöhne Dich an den Zeitgeist. Die Gesellschaft täte im Übrigen gut daran, sich an Traditionen festzumachen. Was im Alltag schwer und schwerer fällt. Aber m.E. nicht die Moderne ausklammern soll. Traditionen können Gerüst im Leben sein! Etwas, was jungen Menschen schmerzlich fehlt, was bei anderen europäischen Nachbarn wieder bewusster gepflegt wird. Berichte bspw. über einen zugewandten Unterricht in Dänemark, wenn ich mich besinne.

    Lebkuchenfeine Grüße zum 3. Advent von Heidrun

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  3. Eine schöne und bunte Woche bei Dir.
    Mir war dieser Vorfall in der Kita durchgegangen und ich kann nur ungläubig den Kopf schütteln.
    Traditionen. Pa! Ich kenne auch nur den Adventskranz und halt was gefaltet wurde. Und Traditionen sind offensichtlich das Gerüst, was Menschen (lieber bei anderen) brauchen. Hab einen schönen 3. Adventssonntag und liebe Grüße
    Nina

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  4. Du warst fleissig und hast schon Deine Weihnachtspäckchen geschnürt. Vielen Dank für Deine schöne Weihnachtskarte. Ich habe noch die vom letzten Jahr von Deinem Terrassentisch. 🤭 Die liebe ich. Ich bin mir nicht dicher, aber ich glaube unsere Kita hatte nie einen Baum. Denn wie Du schreibst, gab es den Baum erst Weihnachten. Und da sind die Kinder Zuhause.
    Liebe Grüße Tina

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  5. Eine bunte Woche bei dir, liebe Astrid und mit lieben Begegnungen ging es ja heute für dich weiter. Sicher hast du den Tag genossen.
    Hab morgen einen schönen 3.Advent - lieben Gruß von Marita

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  6. Liebe Astrid,
    in Kinderbetreuungseinrichtungen geschieht so manches vor Weihnachten, das sich auch mir nicht ganz nachvollziehbar gestaltet(e). Mitunter gab es auch (künstliche mediale) Aufregungen, etwa, weil es Eltern nicht gefallen hat, dass Kindern ehrlich geantwortet wurde, weil sie auf ehrlichen Antworten auf Fragen nach dem Nikolaus bestanden haben.
    Weihnachtsbäume, die vor dem 24. geschmückt sind, gehören mittlerweile zu jedem Weihnachtsmarkt und stehen auch vor vielen Geschäften und in Einkaufszentren etc. Ja, ich kann da folgen, das weist definitiv in Richtung Kommerz. Aber so ist das ja auch mit dem Geschenkewahnsinn, der mir völlig fremd ist.
    Ich selbst halte es damit, dass ich mich liebend gerne selbst entscheide, wann ich meinen Weihnachtsbaum aufstelle und vor allem, wie lange er stehen darf. An eine Tradition fühle ich mich da nicht gebunden. Andererseits weiß ich, wie wichtig der genaue Verlauf des 24. Dezember früher noch war und bei vielen Menschen heute noch ist. Auch damit habe ich kein Problem, ich sehe da auch keinen Diskussionsbedarf.
    Ich finde es in jeder Hinsicht befremdlich, wieviel über Dinge empört diskutiert wird, wo es viel Wichtigeres gibt, gerade in sozialen (pädagogischen) Einrichtungen.
    Ich finde, dass Feste und Feiern wie Nikolaus, Advent und Ostern sehr wohl weiterhin ein Thema bleiben sollten, denn Feiern bedeutet auch Gemeinschaft und ebenso Kulturgut. Da erlebe ich allerdings immer häufiger Diskussionen in Richtung "abschaffen", vor allem mit dem Hinweis, dass dies eben christliche Feste seien. Auch Geburtstage zu feiern, wird oft mit dem Hinweis auf unterschiedliche konfessionelle Anschauungen dazu hinterfragt.
    Die Art und Weise, wie in diesen Zusammenhängen höchst emotional und teilweise auch ausfallend diskutiert wird, ist mir sehr befremdlich.
    Ich setze grundsätzlich auf Toleranz und Weltoffenheit.

    Ich wünsche Dir einen gut verbrachten dritten Adventsonntag!
    Herzliche Grüße, C Stern

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  7. Hallo Astrid,
    was für ein Theater und Aufregung um einen Weihnachtsbaum. Mittlerweile hat diese Kita einen Weihnachtsbaum spendiert bekommen, merkwürdigerweise stehen selbst in türkischen Lebensmittelläden oder Imbissen einen Weihnachtsbaum. In unserem Stadtteil gibt es eine türkische Friseurmeisterin die in ihrem Geschäft immer einen Weihnachtsbaum und einen Adventskranz auf stellt. Wenn es nun keine Tradition ist, dann sollten auch diese riesigen Weihnachtsbäume in den Innenstädten verschwinden.
    Viele Grüße
    Hannelore

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  8. Deine Woche war bunt und mit netten Menschen. So soll das sein und nicht nur zur Weihnachtszeit.
    Ich liebe Traditionen und ich liebe Neuerungen. Und gern auch beides zugleich. Das ist für mich Leben.
    Dass aus Bayern aber mal wieder was daher geschwätzt wird, was niemand braucht und nur Unfrieden stiften soll, das liebe ich nicht. Es ist einfach nur zum Fremdschämen.
    Herzlichst,
    Sieglinde




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  9. Da stimme ich Sieglinde zu, es ist zum Fremdschämen. Aber was erwarten wir von Herrn Söder, dem ahnungslosen Narren, anderes? Seufz.
    Das mit der Kita hab ich mitbekommen und ich kann eigentlich nur noch mit dem Kopf schütteln. Bei uns in der Einrichtung gab es in über zwanzig Jahren keinen Weihnachtsbaum, wozu auch, an Weihnachten sind die Kinder i.d.R. zuhause. Und ganz genau: well done, Ihr narzisstischen und krakeelenden Deppen, den Kindern ihren Schutzraum kaputtmachen und sie verängstigen, das ist okay, Hauptsache, mit Weihnachtsbaum? Da krieg ich so einen Hals, da passt mir kein Loopschal von Da Sempre mehr :-DDDD
    Robert Gernhardt ist auch bei mir unvergessen und ich mag deine schönen Fotos... Peach Fuzz hat es tatsächlich schon in die Schaufenster geschafft? Ich höre auch gerne Weihnachtslieder. Hat was Tröstliches!
    Herzliche Grüße,
    Maren

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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