Samstag, 22. April 2023

Meine 16.Kalenderwoche 2023

 "Friends, family, sunshine and laughter… 
they all can coexist with the pain of loss."
Ellen Duncan, Instagramerin, Witwe

Ein lustiger Samstagvormittag mit Nachbarschaftshilfe in puncto Haare war das letzte Woche! Später gab es dann wieder Regen, und das Bedürfnis, draußen zu sein, sank gen Null. So richtig günstig, um sich an die Nähmaschine zu setzen. Die Liste für die nächsten fünf Wochen ist mal wieder lang. Deshalb gibt es auch nicht mehr Fotografiertes vom Wochenende für diesen Post.


Am Montag konnte ich schon die ersten beiden Punkte von meiner "To-Sew"-Liste streichen und habe anschließend, angeregt durch die Fotos auf meinem Smartphone am Sonntag von der weltberühmten Heerstraße in Bonn, unser kleines Kirschblütenwunder am Rande des Nippeser Tälchens besucht.

Die Japanische Nelkenkirsche überwölbt dort zwar nur einen Parkplatz, aber ich konnte sie ganz für mich alleine genießen und fotografieren.

Anschließend habe ich noch meinen 12tel Blick vom letzten Jahr aufgesucht und mich auf die Bank gesetzt, auf der ich bis zum Sommer mit meinem Mann noch gesessen habe. Danach bin ich bei den Freunden vorbei, die neben dem Parkplatz wohnen. Die haben mich zum Abendessen eingeladen, was ich mit Blick auf das rosa Blütenmeer genießen durfte. Zuhause erwartete mich dann nur das Schaf, allerdings neu geschmückt mit Rosen von der Nachbarin gegenüber.

Ja, mein Mann ist jetzt genau acht Monate tot, und wie immer bin ich an dem Tag mit dem Bus zum  Friedhof gefahren. 

Dieses Mal habe ich endlich die Grablampe installiert, die mir die Bonner Nichte geschenkt hat. Tamara vom Blumenladen in der Nachbarschaft hat mir auf meinen Wunsch eine Girlande dafür gewunden.




Übrigens habe ich auf Instagram inzwischen Kontakt zu etlichen Frauen bekommen, die um einen Mann, Vater oder Mutter, Geschwister, Kind trauern und ihre Gedanken & Empfindungen dazu mitteilen und wie sie mit der Situation zurechtkommen. Sie posten oft in so einer berührenden & authentischen Art & Weise, dass ich mich darin wiederfinden kann, ganz anders als in den Trauerratgebern. 

Ich nehme alles zurück, was ich je an Instagram kritisiert habe. Es gibt dort also nicht nur die schöne heile Welt,  exquisites Wohnen, Essen und Tralala, wenn frau sich mal auf anderes eingelassen hat.

Die Trauergärten auf unserem Friedhof werden wohl gerade erweitert. Aber es gibt noch so viele Freiflächen, auf denen sich geschätzte Frühlingsblümchen ausbreiten können.  

Mich vermögen Blumen & Blüten mehr denn je zu trösten...


Weil ich sämtliche Kisten & Kästen nach Grablichtern, die ich schon lange im Vorrat habe, vor dem Friedhofsgang durchsuchen musste ( nerv! ), habe ich mal hinterher meine ganzen Kerzen sortiert nach Art und Zweck in verschiedenen meiner "Schatztruhen". Jetzt weiß ich auch wieder, was ich alles habe.

Am Mittwoch habe ich beim Zuschneiden im sonnigen Wintergarten das erste Mal in diesem Jahr geschwitzt. Auch die Blümchen auf der Terrasse brauchten dringend Wasser. Der Schlitzahorn hatte sein Laub endlich ganz entfaltet. Die Gleditschie vor der Haustür hingegen zeigte nach wie vor nur dicke Knospen.




Freitags ein kurzer Trip in die Innenstadt. Und diesmal bin ich von der Bank schnell zu "Printen Schmitz" gelaufen, um mir eine Domspitze für den Nachmittagstee zu besorgen. 
Zu niedlich, dass die Verkäuferin mich alte Omma gewarnt hat, dass das Gebäck Rum enthält 🤣 

Ansonsten wurde weiter genäht. Punkt 3 von der "To sew!- Liste ist nun auch fertig, juchuh!


Am Montag dieser Woche ist in Russland der Oppositionelle Vladimir Kara- Mursa aufgrund seiner öffentlichen Kritik am Ukraine-Krieg wegen Hochverrats zu 25 Jahren Strafkolonie verurteilt worden, der möglichen Höchststrafe im Land. Ich weiß, diese Diskrepanz dämmert keinem unserer Mitbürger, die hierzulande von einer Diktatur fabulieren oder es lauthals hinausschreien auf Straßen und Plätzen. Ich würde ihnen gerne sagen: "Geht doch nach drüben!", so, wie es mir und meinesgleichen in den 1980er Jahren in der damaligen Friedensbewegung entgegen schallte.

Ich habe seitdem viel gelernt, auch wie ich in den Jahren propagandistisch bearbeitet und manipuliert worden bin. ( Es gibt ganz aktuelle Dokumente von Treffen ab Juli bis November letzten Jahres, die die neuesten Manipulationsbestrebungen belegen, sich auf Deutschland zu konzentrieren, um eine Antikriegsstimmung in Europa aufzubauen und die Unterstützung für die Ukraine zu dämpfen. Kirijenko (ehemaliger Ministerpräsident von Russland) gab den Gästen des Treffens eine klare Zielvorgabe mit auf den Weg: Der Anteil der Deutschen, die das Verhältnis zu Russland verbessern wollen, solle innerhalb von 3 Monaten um 10% steigen. Die Protagonisten hierzulande dürften bekannt sein ). 

Die vielbeschworene Freundschaft & Gleichberechtigung unter den sowjetischen Völkern, mit der man mich u.a. betört hat, war das Papier nicht wert, auf dem sie beschworen worden ist. Russland kann ich inzwischen nicht mehr als etwas anderes betrachten als ein revanchistisches Imperium, das danach strebt, die Kontrolle über souveräne Länder zurückzuerlangen, die es einst kolonialisiert hat. Im russischen Fernsehen wird da auch von Finnland, Polen, dem Baltikum und Ostdeutschland fantasiert, die "heim ins Reich" geholt werden sollten, nicht nur von "Experten", sondern auch vom kleinen Mann oder der kleinen Frau auf der Straße.

Ich würde inzwischen gerne bei meinem Vater Abbitte leisten, der als 21jähriger so seine Erfahrungen mit der "russischen Seele" gemacht und daraufhin seine Meinung gebildet hat. Ich wollte es nicht wahrhaben. Inzwischen bin ich eines Besseren belehrt worden.

Diese Gedanken gehen mir immer wieder durch den Kopf und entsprechend nachdenklich setze ich mich zu Andreas Samstagplausch und genieße nicht ganz ungetrübt das Frühlingsglück bei Wolfgang & Loretta.


13 Kommentare:

  1. liebe Astrid dein Post macht auch mich sehr nachdenklich und zeigt auf dass man sich gebildete Annahmen und Meinungen die stark beeinflußt einmal - vielleicht in früherer Jugend entstanden sind revidiert werden können wenn ein anderes Bewusstsein durch heutiges Wissen erwacht, - mutig dazu zu stehen - wie ich jeden Menschen sehr schätze der diesen Mut auch zeigt.
    ...* dieses Bündel der ERinnerungen schleppt man nun mit sich mit, ich kenne dies nur zu gut... 8 Monate ist es nun her, du bist nun allein und der geliebte Partner an deiner Seite fehlt mit dem du dich immer austauschen konntest, das zu tragen ist schwer...sehr schwer.
    Ich bin nicht davon überzeugt dass die Zeit Wunden heilt, sie sorgt nur dafür dass sie nicht mehr so bluten, denn solange man an einen Menschen denkt, ist er noch da - und das Bewusstsein tröstet einen, das wünsche ich dir.
    von ganzem Herzen...*
    der offene Blick für deine Umgebung , die Menschen die dich so oder begleiten, für die Natur und die Farben das Interesse darüber nicht zu verlieren tröstet mich immer in deinen Beiträgen sehr und ich danke dir dafür denn damit bist du ein Vorbild wie auch das unerwartete Alleinsein geht...
    herzliebe Grüße an dich und von Haus zu Haus...
    angel

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  2. Herrlich diese Kirschblüten. Passt sehr gut zum Buch, was ich heute abend aufschlagen möchte. Du schreibst ganz richtig über überkommene Illusionen und Manipulationen der vergangenen Jahre. Aber auch in unserem Alter muss man fähig sein können zuzugeben, dass man einem Irrtum in der Vergangenheit unterlag. Meinen Friedenstraum erkläre ich auch für ausgeträumt. Sehr wahre Worte, die du da formulierst.
    Ein schönes Wochenende wünscht
    Andrea

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  3. Meine Mutter wäre vergangenes Wochenende 86 Jahre alt geworden und ich konnte es nicht verhindern, auf der Hochzeit des Sohnes, in Tränen auszubrechen. Sie fehlt so sehr und die 14 Monate können die Lücke nicht füllen.
    Wenn ich an die etlichen Montagsdemos gegen Stuttgart 21 denke, an deren Organisatoren und wohin diese gedriftet sind kann es mir schlecht werden. Weiterhin weit entfernt davon dieses Bauvorhaben gut zu finden, bleibt der schale Nachgeschmack, in irgendeiner Weise mit dieser Sorte Menschen Seite an Seite gestanden zu haben.
    Die Erfahrungen meiner Eltern und deren Familien, die ihre Existenz im Osten haben stehen lassen müssen meinte ich irgendwann als verstaubt abhaken zu müssen, ging auf die Straße für Frieden und Freiheit und werweißwas. Jetzt zeigt sich, ihre Geschichte mag in der Vergangenheit liegen, doch manches ändert sich leider nicht.
    Kirschblütenbilder bekam ich inzwischen von der Hochzeitsreise der "Kinder".
    Viele liebe Grüße,
    Karin

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  4. Dass die Trauer alles durchdringt, kann ich mir gut vorstellen, liebe Astrid. Sie ist immer da. Auf dem Friedhof findet sie nochmals ihren besonderen Ort. So schön ist der Kranz um das Grablicht, auch mit den Disteln.
    Das ist nicht lieblich, doch so liebevoll.
    Herzlichst, Sieglinde

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  5. oh jaa.. die Kirschblüten sind auch hier aufgegangen
    fehlt nur etwas Sonne dazu ;)
    über mittag war es warm und sonnig
    hat sich aber wieder eingetrübt
    mein Ahorn ist auch gut über den Winter gekommen
    und treibt aus ..
    da ich früher mit Kindern und Haushalt voll ausgelastet war bin ich mit vielen "Bewegungen" erst gar nicht in Berührung gekommen
    ich war allerdings auch immer der Meinung.. Frieden kann man sich nur "leisten" wenn man stark ist .. Man muss andere Staaten nicht angreifen
    aber man muss sich verteidigen können
    Auch wenn es so aussah als gäbe es nie wieder Krieg
    und die Gelder wahrhaftig anderweitig gut angebracht gewesen wären..
    Gesundes Misstrauen ist notwendig .
    Was dieser kleine Mensch dort in seinen Bunkern ausheckt
    ist abscheulich und bar jeglicher Vernunft und Menschlichkeit ..
    man darf wirklich nicht zu viel darüber nachdenken
    Die Natur hält gerade so viele "Trösterchen" für uns bereit ohne etwas dafür zu verlangen
    genießen wir sie einfach
    ich wünsche dir ein schönes WE
    Rosi

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  6. Die wunderschöne Kirschblüte schauen wir uns in Bonn auch nicht mehr vor Ort an, viel zu viel los. Und online zu gucken ist da vielleicht die bessere Option. Auch haben wir hier einige der Bäume auch in der Strasse stehen.
    Wie die Erfahrungen aus den vergangenen Zeiten zeigen, lernen wir nichts aus der Geschichte. Wir hoffen, wir streben es an.
    Natürlich gibt es auch auf anderen digitalen Kanälen solche und solche Beiträge. Es kommt immer darauf an, was man sucht, denke ich (als nicht mal Angemeldete darf ich da eh nicht meckern)
    Hab ein schönes Wochenende, auch wenn die Sonne ja leider schon wieder verschwunden ist
    Liebe Grüsse
    Nina

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  7. Liebe Astrid, zur Kirschblüte in Bonn in 2015 waren wir leider etwas zu früh und am vergangenen Sonntag in Münster in der Schulstraße haben wir ersatzweise danach geschaut. Ich denke, diesen Sonntag wäre der bessere Termin gewesen. ;-) Ja, das Weltgeschehen kann deprimieren und wie schön, dass die leckeren Domspitzen und das Erfolgserlebnis des Abhakens auf deiner Liste für Freude sorgten.
    Lieben Gruß und hab einen gemütlichen Abend und schönen Sonntag, Marita

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  8. Liebe Astrid,
    auch ich gehöre zu den großen Bewunderinnen deiner Kirschblütenfotos. Ein Traum! Du bist so mutig und tapfer, gehst weiter -trotzdem - und bleibst auch uns erhalten, was mich persönlich sehr freut.
    Lass dich fest umarmen
    Elisabeth

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  9. Liebe Astrid,
    die Kirschblüte bewundere ich sehr, sie ist einfach ein wundervoller Genuss, in dem man sich verlieren kann.
    Da mich Geschichte sehr interessiert, habe ich auch Berichte deutscher Soldaten gelesen, die in Russland gekämpft haben. (Ich war mir nicht sicher, ob ich das glauben sollte.) Die Taten der russischen Soldaten, von denen man heute im Zusammenhang mit dem Ukainekrieg teilweise lesen kann, kommen mir da dann doch bisweilen nicht überraschend vor. Und, das was ich gelesen habe erscheint mir jetzt glaubhafter.
    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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  10. Betroffene können viel besser ausdrücken als Gelehrte! Mit dem kalten Frühjahr halten auch die Kirschblüten länger. Der Regen ist ja bei uns sehr willkommen, aber etwas wärmer hätte ich schon gerne. Mal schauen ob ich es heute schaffe etwas zu nähen, Lust hätte ich.
    L G Pia

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  11. unter einem solch blühenden kirschblütentraum zu stehen, war mir einmal in berlin in den gärten der welt vergönnt. allerdings mit sehr vielen anderen menschen gemeinsam. da ziehe ich dann doch unsere gegend mit herrlich blühenden einheimischen bäumen vor und freue mich hier über deine rosa bilder.
    acht monate schon her - natürlich ist immer die trauer mit dabei, tränen bleiben lange noch. ich weine nach sechs jahren immer noch um meine beste freundin und oft um meine schwester, die auch schon seit drei jahren nicht mehr bei uns ist. gut, dass es da menschen gibt, die sich kümmern.
    sei herzlich gegrüßt
    mano

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  12. Liebe Astrid, jetzt erst merke ich, wie lange ich nicht mehr auf deinem Blog war. Ich hatte tatsächlich nicht mitbekommen, dass dein Mann in der Zwischenzeit verstorben ist... ach ... danke, dass du uns mitnimmst auf den Friedhof und so weiter so aktiv hier bist. Ja, Instagram ist nicht nur oberflächlich, aber es hält uns so sehr davon ab, mal wieder in Ruhe zu gucken, was die Bloggerinnen so machen.
    Vielleicht gibt es ja mal wieder ein echtes Treffen in Köln, oder du kommst über den Rhein?
    Liebe Grüße
    Michaela

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  13. Liebe Astrid,
    die Zeit vergeht, schon 8 Monate... Wie schön, dass dich auch der Blütenreichtum des Frühjahr's etwas trösten kann! Ich finde auch, die Blüten streicheln ein bisschen die Seele. Und deine Freitagsblümchen sind auch wieder sehr apart! Auch das Grablicht mit dem feinen Kränzchen gefällt mir sehr.
    Hab noch eine gute Restwoche!
    Liebe Grüße
    Ingrid

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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