Donnerstag, 15. April 2021

Great Women #256: Alice Miller

Als ich mich mit meinen Kollegen in den 1970er Jahren daran machte, in einer neuen Schule einen ganz anderen pädagogischen Stil zu entwickeln & umzusetzen, hatten wir eine ganze Reihe "Säulenheiliger", die uns die Richtung wiesen. 1979 kam eine neue dazu, die auch einer ganzen Reihe von Kolleg*innen, allesamt Kriegs- & Nachkriegskinder, geholfen hat, die eigenen bedrückenden & behindernden kindlichen Erfahrungen zu bearbeiten: Alice Miller. Ihr Buch "Das Drama des begabten Kindes" lag bei vielen von uns auf dem Nachtisch.



Alice Miller wird am 12. Januar 1923 als Alicija Englard in Piotrków Trybunalski in Polen, 36 Kilometer von Łódź entfernt, in eine jüdisch - orthodoxe Familie geboren. Sie ist das erste Kind von Gutta & Meylech Englard, die in einer arrangierten Ehe eher schlecht als recht miteinander leben.

Meylech ist der zweite Sohn des angesehenen, begüterten Abraham Dov Englard, einem chassidischen Juden, der mit seiner Frau Sarah zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Piotrków gekommen ist. Dort besitzt die Familie ein dreistöckiges Haus im Zentrum der Stadt, die seit ihrer Gründung im Mittelalter eine große jüdische Gemeinde beherbergt ( zu Beginn des 2. Weltkrieges 25 000 Menschen und damit so gut wie die Hälfte der Gesamtbevölkerung ). Abraham Englard widmet sich neben seiner Arbeit dem Thora- & Talmudstudium, engagiert sich für die Armen und wird als weiser Mann gerne um Rat gefragt. Das Geschäft führt vor allem seine Frau, die Großmutter der kleinen Alice.

Piotrków Trybunalski, ul. Słowackiego
Die Familie gibt mit ihren zwei Söhnen und drei Töchtern ein Spiegelbild des jüdischen Lebens zu jener Zeit ab, das von zionistischen, also jüdisch-nationalen, bis zu liberalen Anschauungen geprägt ist oder der totalen Identifikation mit der polnischen Gesellschaft wie bei Ala, der jüngsten Tante Alices. Nur ihr Vater Meylech führt die orthodoxe Tradition fort und gilt in den Augen seiner Geschwister, die alle materiell gut dastehen, als "schwächlich und hilfsbedürftig", hat keine Berufsausbildung, bleibt immer im Schatten des Vaters, hilft im Geschäft aus und ist auch sonst sehr folgsam. So heiratet er auch die für ihn ausgesuchte Frau, obwohl er in eine andere verliebt ist.

Alices Mutter kommt aus einem Dorf bei Piotrków, aus einfachen Verhältnissen, gilt als sehr ehrgeizig, kalt & gefühlsarm und wird von der Familie nie wirklich akzeptiert. Ihre erste Tochter - fünf Jahre später kommt dann noch Irena zur Welt - empfindet sie als ungewöhnlich und schwierig, das sehen auch die Verwandten so, die aber auch bescheinigen, das Alice schon als Kind sehr gescheit gewesen ist. Allerdings sei sie nicht an sozialem Kontakt interessiert gewesen und habe auf andere arrogant gewirkt, weil sie die ihre Überlegenheit spüren ließ. Der menschlichen Gesellschaft zieht die kleine Alice das Lesen vor. Willensstark und hartnäckig, wie sie gerne geschildert wird, ist es ihr ein Leichtes, den Besuch einer öffentlichen polnischen Schule bei den Eltern durchzusetzen, von deren orthodoxem Judentum sie sich abgestoßen fühlt. Auch in der Schule bleibt Alice Einzelgängerin.

Viel lieber hält sich das Mädchen bei ihrer Tante Ala und deren Mann Bunio auf, die assimiliert und liberal sind, was Alice sehr anziehend findet. Auch mit der kleineren Schwester wird sie ihr Leben lang nicht warm.

1931 - da ist Alice gerade acht Jahre alt - zieht sie mit ihrer Familie nach Berlin. Dort hat ihr Vater auf Veranlassung des Familienpatriarchen bei seinem Schwiegersohn, dem Mann von Tante Franja Mendelssohn, eine Stelle bekommen. Alice besucht eine deutsche Schule und beherrscht die Sprache bereits nach zwei Monaten. Nach Aussage ihrer großen Cousine fühlt sie sich in Berlin wohl und genießt die Annehmlichkeiten des Reichtums der Berliner Verwandten. Doch mit der Machtergreifung der Nazis ist ihre Familie gezwungen, nach Polen zurückzukehren, die Verwandten wiederum gehen ins Exil nach Paris.

Alice geht also wieder auf eine polnische Schule und verbringt nach Ansicht von Zeitzeugen eine gute, nahezu ideale Kindheit, erleidet keine materiellen Einschränkungen und kann sich voll und ganz ihrer Bildung widmen. Ihre subjektive innere Welt hingegen ist eine ganz andere:
"Sie machte die schmerzhafte Erfahrung, dass man als Kind, wenn man sein eigenes Selbst leben will, das den familiären Regeln widerspricht, in der Regel ganz alleine dasteht. Sie hatte kein Recht auf eine eigene Meinung, sie wurde zensiert und indoktriniert. Von diesen Erfahrungen her festigte sich in dem kleinen Mädchen eine subjektive Erkenntnis, die in ihrem Erwachsenenleben unter anderem zu der These gerann, das Judentum sei insgesamt eine verfolgende, unterdrückende, menschenfeindliche Ideologie", so ihr Sohn Martin an dieser Stelle.

Darüber, was in Alices Heimatstadt passiert ist, als die deutsche Wehrmacht zu Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 die Stadt bombardiert, wird in der Familie - eine nahezu surrealistische Szenerie - Folgendes erzählt: 

Alle sind in den Wald der Umgebung geflüchtet, als dort ein entfernter Cousin aus Warschau mit seinem Auto auftaucht, der ein Visum für Brasilien hat. Er fordert Ala, Bunio und deren kleine Tochter auf mitzukommen. Die lehnen zunächst ab, weil sie den Rest der Familie nicht im Stich lassen wollen, steigen aber dann doch noch ein. Ein Platz im Fahrzeug ist noch frei. Den soll nach ihrer Ansicht Alice einnehmen. Doch die lehnt aus Rücksicht auf ihre Familie ab, und das Auto fährt weiter ohne sie bis in die Ukraine. Die übrige Familie kehrt nach einer Zeit der Ruhe nach Piotrków zurück.

Alice wird später gestehen, dass sie diese ihre Entscheidung bis heute bereut...

Am 5. September 1939 fällt das deutsche Militär dann in der Stadt ein und errichtet schon einen Monat später dort das erste jüdische Ghetto im besetzten Europa. Was den Englards nun zustößt, lässt sich nicht im Einzelnen rekonstruieren. Zunächst können sie in ihrem Haus bleiben, werden dann aber enteignet und müssen nach der Einrichtung des Ghettos dorthin. Dort leben die Menschen zusammenpfercht auf engstem Raum, ab 28. Oktober durch eine Mauer vom Rest der Stadt abgeschnitten und damit auch von der Lebensmittelversorgung. Sie müssen Zwangsarbeit leisten, werden erniedrigt und gequält. Und wird jemand ermordet, wie die Eltern von Alices Onkel Bunia, wird niemand dafür zur Rechenschaft gezogen.

Alice wird darüber, was sie in dieser Zeit erlebt ist, für immer schweigen und nur ganz wenige Dinge berichten, vor allem von ihrem immensen Groll auf die Mutter, die ihre jüdische Identität nicht verleugnen will, dadurch die Untergetauchten immer wieder in Gefahr bringt und Alice deshalb in die Hand eines Erpressers geraten lässt, der der 18jährigen ihren "letzten Schmuck" abnimmt.

Szenen aus dem Ghetto von Piotrków






Terror und Verfolgung drängen die Heranwachsende in eine eigentlich nicht gewollte Solidarität mit ihrer jüdischen Familie: Sie schützt trotz negativer Gefühle  nämlich die ungeliebte Mutter und Schwester, denn es gelingt Alice dank ihrer Kontakte zur Untergrundorganisation des Ghettos, deren Beziehungen zu den Polen außerhalb und ihrer perfekten Polnischkenntnisse, die Mutter in einer Wohnung auf dem Land in Sicherheit zu bringen, die jüngere Schwester in einem Nonnenkloster. Den schwerkranken Vater, der zu wenig Polnisch spricht, um nicht aufzufallen, lassen sie im Ghetto zurück, wo er wohl 1941 stirbt. 

Etwa im Juli 1940 verlässt Alice selbst Piotrków und begibt sich nach Warschau. Sie hat sich Papiere auf den Namen Alice Rostovska verschafft und muss jetzt höllisch aufpassen und sich selbst verleugnen. Das bedeutet totale Selbstkontrolle und bei Alice die Angst davor, diese zu verlieren. Welch Anforderung für die eigentlich rebellische Alicija, sich in eine völlig angepasste, unsichtbare Alice zu verwandeln! Das Paradox: In der Verfolgungssituation muss sie sich auch mit dem von ihr abgelehnten Jüdischsein identifizieren und es gleichzeitig total verbergen. Die Ängste aufzufliegen werden sie noch Jahrzehnte begleiten, ja nahezu lebenslang.

In Warschau schreibt sich Alice an der Untergrunduniversität in Philosophie & Literaturgeschichte ein und verdient ihren Lebensunterhalt durch Unterrichten. In Piotrków findet unterdessen im Oktober 1942 die Liquidation des Ghettos statt, nachdem alle Juden aus den umliegenden Orten dorthin gebracht worden sind. Ca. 22 000 Menschen werden in das Vernichtungslager in Treblinka transportiert, darunter auch die Großeltern Alices. 3500, meist arbeitsfähige junge Männer, bleiben im sogenannten kleinen Ghetto, das 1944 endgültig niedergemacht werden wird.

Alice Rostovska

Derweil bestimmt ein lebensgefährliches Versteckspiel über vier Jahre das Leben der blutjungen Frau. Dank ihrer Kontakte zum polnischen Untergrund weiß Alice vom geplanten Aufstand im Warschauer Ghetto und sie nutzt die Wirren des 63tägigen Kampfes zwischen Widerständlern und deutschen Besatzungstruppen, um mit ihrer Schwester Irena über die Weichsel zu setzen und sich dort auf der Seite der Roten Armee in Sicherheit zu bringen. Anschließend arbeitet sie bis zum Kriegsende in einem Lazarett.

Danach geht sie nach Łódź, wohin auch die Tante Ala mit ihrer Familie nach einer Flucht durch Russland und Verschleppung und Zwangsarbeit in Sibirien zurückkehrt. An der dortigen Universität nimmt die 22jährige ihr Studium der Philosophie wieder auf. Sie ist getrieben von dem Wunsch, ihre schmerzlichen Erfahrungen ungeschehen zu machen und die Schrecken des Krieges hinter sich zu lassen. Stattdessen stürzt sie sich ins Lernen & Leben.

An der Uni macht sie die Bekanntschaft eines gleichaltrigen Polen, Andrzej Miller, ein schüchterner, verklemmter Mensch, der sie, eine  junge, schöne Frau, auf Schritt und Tritt verfolgt. Die verstörende Koinzidenz: Der junge Mann heißt wie der polnische Gestapo-Mann, der Alice während des Krieges beschattet und erpresst hat.

Weil sich im Nachkriegs-Polen unter kommunistischer Regierung alsbald wieder allzu deutlich der Antisemitismus breit macht und das die Überlebenden beunruhigt, bewirbt sich Alice um ein Stipendium für die USA oder Frankreich. Bekommen tut sie eines für die Schweiz, ebenso Andrzej Miller, den sie loszuwerden gehofft hat. Alles sehr irritierend im Nachhinein, denn nach Außen wirken die beiden wie ein verliebtes Paar.

1947 landen sie gemeinsam in Zürich zusammen mit Tante Ala und ihrer Familie, sie als Alice Rostovska, ihrem Decknamen aus Kriegszeiten. Der Kulturschock scheint groß gewesen zu sein, denn die Schweiz ist ein vom Krieg völlig unversehrtes Land, und viele Gepflogenheiten erscheinen Alice geradezu selbstgefällig und daher monströs und der Reichtum ihrer Gastfamilie obszön. Flüchtlinge lässt man spüren, dass sie nur geduldet werden,  und das Interesse an ihrer Leidensgeschichte ist nicht vorhanden. Als Plus stellt sich für Alice heraus, dass viele dieser Flüchtlinge wie Karl Barth oder Karl Jaspers an der Universität in Basel lehren und eine intellektuelle Atmosphäre schaffen, die die Studentin liebt und sie aufblühen lässt bei gleichzeitigen Einsamkeitsgefühlen. Wieder bieten ihr Bücher eine Welt, in der sie sich heimisch fühlen kann.

Nach Abschluss ihrer Studien - Alice studiert Philosophie, Psychologie und Soziologie - heiratet sie 1949 Andrzej, der sich jetzt Andreas nennt, und sie entscheiden sich, auch noch zu promovieren. In einer kleinen, heizungslosen Einraumwohnung am Zürichsee verfassen sie ihre Doktorarbeiten Rücken an Rücken und beschließen, auch noch ein Kind zu  bekommen. Dieses - Martin, im April 1950 geboren - fragt sich später nach den Gründen: 

Alice & Andreas Miller
(1950er Jahre)
"Da beide durch ihr Kriegstrauma belastet waren, wollten sie vielleicht auch sicherstellen, dass sie tatsächlich überlebt haben. Es ist gleichsam der Trotz der Überlebenden, durch die Zeugung eines Kinndes die mörderische Verfolgung endlich abzuschütteln."

Zwar verläuft die Geburt ohne Probleme, aber anschließend verweigert der Säugling die Brust, was Alice nach eigener Aussage sehr kränkt. Auch dass er ihren Tagesablauf bestimmt - damit kommt sie nicht zurecht und gibt den kleinen Jungen an eine Bekannte weiter. Doch auch die kommt nicht klar und es ist Tante Ala und die Großcousine Irena, die ihn zu sich holen und quasi retten. Ein halbes Jahr bleibt er dort.

Nach ihrer Dissertation beginnt Alice 1953 eine Ausbildung zur ( freudianischen ) Psychoanalytikerin, in der Schweiz noch ohne institutionellen Rahmen. Doch sie findet Kontakt zu einer Gruppe von Analytikern rund um den Professor für Psychotherapie Gustav Bally. Dieses Milieu inspiriert die junge Frau und bietet ihr die Möglichkeit, nach Jahren wieder frei durchzuatmen, und wird bis in die 1970er Jahre ihr geistiger & emotionaler Lebensmittelpunkt sein. Zu dieser Zeit ist die Psychoanalyse noch etwas, das als Theorie begeistert und gleichzeitig als Bürgerschreck funktioniert.

Bald hat Alice auch eine eigene psychoanalytische Praxis im Zürcher Niederdorf, die sie bis 1964 betreiben wird. Parallel dazu macht sie selbst eine erste Analyse, die sie 1955 beendet, um eine weitere aufzunehmen, und besucht ab 1958 Kurse des "Psychoanalytischen Seminars für Kandidaten" (PSK) . Anfang der 1960er Jahre wird Alice in die Schweizerische Gesellschaft für Psychoanalyse aufgenommen.

Familie Miller
in den späten 1950er Jahren
1956 ist sie noch einmal Mutter eines Mädchens mit Down-Syndrom, Julika, geworden. In der Familie ihres Mannes ist das schon vorgekommen, und sie verzeiht es ihm nie, dass er ihr das verschwiegen hat. Beide Kinder werden - der kleine Martin angeblich wegen seiner Bettnässerei - ins Kinderheim gegeben, Julika ein, Martin zwei Jahre. Alice und ihr Ehemann sind ständig mit sich beschäftigt und ihre Beziehung ist aufs Äußerste angespannt, auch wenn sie in Zürich das offene Haus einer aufstrebenden Akademikerfamilie führen (  Andreas ist ab 1959 Privatdozent an der Universität Zürich  ) und es gelingt, so eine Art Salon zu gründen.

Neben ihrer Tätigkeit als Psychoanalytikerin arbeitet Alice auch als Lehranalytikerin und Ausbilderin am Seminar, als die psychoanalytische Theorie ihre ersten großen Erschütterungen erfährt. Und Alice Miller wäre nicht sie selbst, wenn ihr nicht orthodoxe Kollegen suspekt wären, die sich wie Jünger einer Religion benehmen, Sigmund Freund  als Heiligen verehren und jeden, der ihren "Glauben" in Frage stellt, frontal angreifen. Plötzlich ist für sie die Psychoanalyse nicht mehr der Hort der Freiheit des Denkens, sondern  einer ideologischen, intoleranten, religiös  verehrenden Geisteshaltung" - ein Déjà-vu für sie! "Die Entfremdung meiner Mutter von der klassischen Psychoanalyse schritt voran, wenn auch erst im Verborgenen", so ihr Sohn. 

Sie liest nun Veröffentlichungen von Kollegen wie Heinz Kohut, John Bowlby und Donald Winnicott, die sich für die Persönlichkeitserziehung von klein auf und die Selbstentwicklung des anlagebedingten Potentials eines kleinen Menschen interessieren. Vor allem Bowlby stellt sich gegen die Psychoanalyse, weil seine Forschungen ergeben haben, dass die Mutter-Kind-Beziehung für die psychische Entwicklung relevanter ist als die Freudsche Theorie der sexuellen Triebentwicklung. Kohut wiederum ist der Entdecker der Relevanz der sozialen Spiegelung für die Entwicklung des kleinen Menschen, und Winnicott betont das Recht des Kindes, sein "originales Selbst" im Schutze einer wohlwollenden Elternschaft entwickeln zu dürfen. Auf Kohut geht vor allem zurück, dass ein Therapeut Empathie im Umgang mit seinem Patienten zu zeigen habe, was die Freudianer rundweg ablehnen und als Häresie empfinden. 

Um mit ihren "fundamentalistischen" Kollegen weiterhin umgehen zu können, entwickelt Alice Miller einen Nebenkriegsschauplatz: Sie sieht klar, welche undemokratischen Machtansprüche marxistisch geprägte Psychoanalytiker im Seminar stellen und schlägt sich auf die Seite ihrer konservativen Kollegen, nicht weil sie deren Anschauungen noch teilt, sondern weil sie den Dominanzanspruch der anderen nicht akzeptieren kann. Und wieder rettet sie eine ungeliebte "Familie" vor der Bedrohung. 1977 wird sich das Seminar spalten. Aber da ist Alice Miller schon auf einem anderen Weg. 

1971 veröffentlicht sie einen Artikel in der Fachzeitschrift "Psyche", in dem sie den Arbeiten Kohuts über den Narzissmus eine besondere und sehr wichtige Rolle zuschreibt und ihre darauf basierenden Behandlungstechniken schildert. Den Spannungszustand zwischen ihrer inneren Überzeugung und der rigiden Anpassung an die psychoanalytischen Prinzipien ist für sie immer schwerer auszuhalten, ebenso die hasserfüllten Auseinandersetzungen mit ihrem Ehemann - der gesteht dem Sohn beispielsweise, dass er eigentlich Antisemit ist - und sie versucht sie aufzulösen, indem sie zu malen beginnt. Später wird sie das als den Anfang ihres "Befreiungsprozess[es]" "aus dem Labyrinth der Selbsttäuschung, das Psychoanalyse genannt wird", bezeichnen. Sie kommt mit ihrem eigenen Kindheitstrauma in Kontakt, als sie zum ersten Mal "impulsiv einen Pinsel aufhob." Ihre Bilder enthüllen ihr, sagt sie, "den Terrorismus, den meine Mutter ausgeübt hat.

Eine Brustkrebserkrankung lässt einen Befreiungsschlag aus Ehe und Psychoanalyse als einzige Überlebenschance erscheinen. 1974 wird die Scheidung vollzogen, und Alice lässt ihr ganzes altes Leben hinter sich. Sie wendet sich sogar wieder dem Judentum zu und reist mehrmals nach Israel. 1975 bezieht sie dann auch eine eigene Wohnung in Zollikerberg, wo sie nun ihre Patienten empfängt, malt und sich der psychologischen Wissenschaft widmet.

( zweite Hälfte der 1970er Jahre )

Ihre bald entstehenden Bücher hält Alice ohne den durch das Malen gewonnenen Freiraum für "völlig undenkbar". Auch die Rebellion gegen die verkrusteten Ansichten der Psychoanalyse wird jetzt möglich und gipfelt in einem Aufsatz von 1978, der als unwissenschaftlich abgelehnt wird. Doch Alice ist jetzt nicht mehr auszubremsen, entscheidet sich für die Selbständigkeit und beginnt den Aufsatz zu ihrem ersten Buch "Das Drama des begabten Kindes" auszubauen. Das Schreiben bietet der nunmehr 55jährigen eine neue Lebensperspektive. Ihr Sohn meint später, dieses Buch sei "der Ausstieg aus ihrem falschen Selbst" gewesen. "Das Buch ist autobiographisch, auch wenn sie den Schleier nicht lüftet" ( ihrer Leiden als Jüdin im von Hitler überfallenen Polen ).

"In dem Buch „Das Drama des begabten Kindes“ zeichnet Alice Miller durch ihre langjährige Erfahrung ein sehr gutes Bild der Kinderseele. [...] Alice Miller begibt sich [...] auf die Suche nach dem "wahren Selbst" und einer Erweiterung des Wissens über Traumatisierung und die Folgen ihrer Verdrängung.
Missbrauch, Gefühllosigkeit und andere zahlreiche Kinderschicksale verursachen Verhaltensweisen, die meist als "nicht der Norm entsprechend" eingestuft werden. Eine fröhliche Kindheit zu erleben ist nicht allen Kindern vergönnt. Die Verdrängung der einst in der Kindheit erfahrenen Misshandlungen treibt viele Menschen dazu, das Leben anderer und das eigene zu zerstören.
Die Psychotherapie setzt hier an und versucht Hilfestellungen zu geben. Doch Therapie kann allein die verlorene Kindheit nicht zurückgeben, Tatsachen nicht verändern und schon gar nicht Erlebtes rückgängig machen. Grandiosität und Depression als zwei wesentliche Formen der Verleugnung von Traumata in der Kindheit, die Spiegelbilder von Schicksalen kindlicher Bedürfnisse sind. " ( Steffi Eberle, 2002 an dieser Stelle )

"Meine Mutter traf mit ihrem Werk den Nerv der damaligen Zeit." Es wird zum Bestseller, polarisiert allerdings Psychologen und Intellektuelle, wird in 30 Sprachen übersetzt und Alice Miller ein Star. Sie wird die meist verehrte Psychoanalytikerin aller Zeiten und tausende von Lesern wünschen sich in den Jahren nach dem Erscheinen des Buches nichts mehr, als eine Mutter wie sie zu haben. Der Titel des  Buches wird sogar eine stehende Redewendung. Ihre Botschaft, die ein Vokabular verwendet, das bis dato nur von Psychoanalytikern verwendet worden ist ( "Wiederholungszwang", "mütterliche Spiegelung", "Spaltung", "falsches Selbst" ) ist heute üblich im kulturellen Diskurs. Damals ist es eine Art Offenbarung.

Alice selbst hingegen fühlt sich aufgrund ihrer wachsenden Bekanntheit eher verfolgt, entwickelt paranoide Züge und fürchtet, ihre Lebensgeschichte würde publik. Etwas Schutz gibt ihr das zu diesem Zeitpunkt gute, enge Verhältnis zu ihrem Sohn, der nach einer Volksschullehrertätigkeit selber Psychologie zu studieren beginnt und den sie nun an ihren Gedanken zu ihrem zweiten Buch - "Am Anfang war Erziehung", praktisch eine Fortsetzung des ersten - teilhaben lässt. 1980 kommt es heraus und ist wieder ein Volltreffer, denn sie kritisiert darin wieder die sogenannte schwarze Pädagogik, die bis über die 1980er Jahre gängige Praxis ist. In Deutschland bekommt die im Buch enthaltene Abhandlung über Adolf Hitlers Kindheit besondere Aufmerksamkeit.  

Nach 20-jähriger Tätigkeit als Psycho- und Lehranalytikerin gibt sie diese Tätigkeiten nun auf. Ihr Fazit: "Ich hatte zwanzig Jahre lang zugesehen, wie Menschen die Traumen ihrer Kindheit leugneten, wie sie ihre Eltern idealisierten und sich gegen die Wahrheit ihrer Kindheit mit allen Mitteln wehrten." Im April 1987 erklärt sie in einem Interview für die Zeitschrift "Psychologie Heute" ihre Abkehr von der Psychoanalyse und tritt im Jahr darauf sowohl aus der Schweizerischen Gesellschaft für Psychoanalyse als auch der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung aus.

1981 das nächste Buch: "Du sollst nicht merken" und weiterhin großer kommerzieller Erfolg. Den Psychoanalytikern wirft sie den Fehdehandschuh zu, indem sie Freuds Hinwendung zum Ödipuskomplex als "verlogen" und "feige" charakterisiert und den Analytikerkollegen vorwirft, ihre Analysanden zu manipulieren, indem sie sie veranlassen, ihr inneres Kind aufzugeben zugunsten der Elternperspektive. Damit ist das Tischtuch endgültig zerschnitten. Alice Miller hat endlich ihre eigene freie Welt, einen geistigen Raum, der sie vor den Gefahren des Lebens schützt.

(1980er Jahre)
Ihr oft als federleicht & frisch beschriebener Schreibstil und eine "argumentative Logik auf höchstem Niveau" zeichnen ihre Bücher aus. Das liegt daran, dass sie ihre Texte auf ausgedehnten Spaziergängen in ein Diktaphon spricht und anschließend von Schreibhilfen abschreiben lässt. 

In diesen Texten wirkt sie zwanglos und unkompliziert, im tatsächlichen Umgang ist sie das sehr viel weniger und bei kritischen Auseinandersetzungen, die sie kränken, wird sie leicht aggressiv, geht nur von ihrem eigenen geistigen Raum aus, ohne die Realitäten in ihrem sozialen Umfeld wahrzunehmen. Oft bricht sie den Kontakt dann aucch ganz ab.

1985  hat sie die Provence für sich entdeckt und mietet sich zunächst für zwei Jahre ein Häuschen, bevor sie sich 1987 ein eigenes in St. Rémy de Provence, ganz in der Nähe eines jüdischen Friedhofes, kauft mit einem großen Grundstück, dass es ihr in den nächsten Jahren erlaubt, eine schöne Zuflucht zu schaffen. Dort kann sie malen, schreiben und auf Spaziergängen ihren Gedanken nachhängen und neue Projekte planen. Den Kontakt zur Außenwelt hält sie über Bücher, Briefe, Zeitungsartikel und später über das Internet. Doch auf die Dauer verwandelt sich das Nest auch in ein Versteck, in dem sie sich vor ihren Verfolgern immer noch meint verbergen zu müssen. 

Noch sechs weitere Bücher werden bis 2009 folgen, einige, darunter ihr erstes, werden fort- und umgeschrieben. "Dein gerettetes Leben" (2007) stellt eine Art Vermächtnis Alice Millers dar und gibt die Quintessenz ihrer Forschungen wieder. Darin schreibt sie: 

"Wie wir wissen, eignet sich fast jedes Gedankengut dazu, den in der Kindheit mißhandelten Menschen als Marionette für die jeweiligen persönlichen Interessen der Machthaber zu gebrauchen. Auch wenn der wahre ausbeuterische Charakter der verehrten und geliebten Führer nach deren Entmachtung oder Tod zu Tage tritt, ändert das kaum etwas an der Bewunderung und bedingungslosen Treue ihrer Anhänger. Weil er den ersehnten guten Vater verkörpert, den man nie hatte." 

In den 1980er Jahren hat Alice Bekanntschaft mit der Primärtherapie gemacht und unterzieht sich dieser im Selbstversuch. Als sie dadurch eine persönliche Krise überwinden kann, empfiehlt sie 1990 den Berner "Primärtherapeuten" Konrad Stettbacher dem Verlag Hoffmann und Campe ( ihr  eigener Verlag weigert sich ), ja, jazzt ihn mit geradezu hymnischer Fürsprache zum internationalen Guru hoch - die wohl folgenschwerste Fehleinschätzung ihres Lebens, der sie schließlich auch den eigenen Sohn aussetzt. 

Als Martin 1992 eine Therapie benötigt, nötigt sie ihm Stettbacher auf. Martin weiß sich zunächst zu wehren, willigt dann aber in die Behandlung bei einer Stettbacher-Schülerin ein. Die Tonbandaufzeichnungen der Sitzungen werden hinter dem Rücken des Patienten an den "Guru" weitergeleitet, der all das mit Alice Miller bespricht - ein ultimativer Verrat! Sie lässt sich von Stettbacher sogar dazu veranlassen, die Approbation ihres "infantilen" Sohnes zu hintertreiben, der daraufhin suizidale Gedanken entwickelt, schließlich aber Stettbacher verklagt. Martin Miller erhält Recht, und Stettbacher wird als Scharlatan entlarvt. 

"Das war dann sehr peinlich für meine Mutter. Aber sie hatte die Gabe, sich ganz schnell aus dem Wind zu drehen, und das gelang ihr auch da. In solchen Momenten hatte sie Nerven wie Drahtseile. Ein Interview in "Psychologie heute", die lobenden Erwähnungen dieses Gurus schnell aus ihren Büchern gestrichen – und schon war die Sache für sie erledigt", so Martin Miller in diesem Interview.

Das Verhältnis zu ihrem Sohn ist jetzt auf dem Level, dass der entscheidet, es erst einmal "einzufrieren".

Die neuen Medien sind  für Alice Miller ein Gewinn, und sie erkennt das Potential, dadurch den Kontakt zu ihren Lesern und anderen interessierten Kreisen weiterhin zu pflegen und dennoch ganz zurückgezogen zu leben ( 2005 gibt sie ihre Schweizer Wohnung ganz auf ). Sie ist jetzt nicht mehr gezwungen, direkt mit Menschen in Kontakt zu treten, kann aber weiterhin unzensiert ihre Gedanken mitteilen, zu aktuellen Themen Stellung beziehen und bei allem die Kontrolle behalten. Ihre Website nutzt sie zur therapeutischen Beratung, denn viele Menschen in Not schreiben ihr. Mit zunehmendem Alter stellt sie allerdings immer merkwürdigere Ferndiagnosen in den Resonanzraum ihrer digitalen Fangemeinde.

In St. Rémy igelt sich Alice also immer mehr ein, hält nur noch Kontakt zu ihrer Assistentin Brigitte Oriol und deren Familie. Ihr Sohn schreibt ihr erst 2009 wieder eine Email, auf die sie dann auch ein paar Tage später reagiert. Anfang 2010 wird sie ernsthaft krank, lehnt zunächst eine Behandlung ab. Erst als sie unerträgliche Schmerzen hat, geht sie zum Arzt, der ihr Pankreaskrebs in fortgeschrittenem Stadium bescheinigt. Nur mit Morphium sind die Schmerzen noch einigermaßen auszuhalten, und Alice will nicht mehr weiterleben. Ihren Todeszeitpunkt will sie selbst bestimmen und nicht in Abhängigkeit von anderen geraten, deshalb bittet sie den Sohn um Unterstützung. Als er ihr erklärt, dass selbst in der Schweiz das keine einfache Sache sei, sucht sie nach Alternativen.

Drei Tage vor ihrem beschlossenen Tod schreibt sie dem Sohn zum 60. Geburtstag, ruft ihn am Morgen des 14. April 2010 an, dem Tag ihrer Heirat mit Andreas Miller vor 61 Jahren, um ihm eine gute Zukunft  zu wünschen. Als Martin Miller schließlich St. Rémy erreicht, ist Alice Miller schon eingeäschert. Die Asche wird an einem kleinen Bergsee der Alpilles verstreut, an dem sie oft gewesen ist.

Den Spagat zwischen  öffentlichem Erfolg und privatem Scheitern ist kein Einzelfall in der Avantgarde der pädagogischen "Säulenheiligen": Jean-Jacques Rousseau liefert drei seiner Kinder im Waisenhaus ab, Maria Montessori ihren unehelichen Sohn bei Pflegeeltern, Bruno Bettelheim prügelt die Schützlinge in seiner Reformschule, was ihm den Spitznamen "Benno Brutalheim" eingebracht hat. Und ein weiterer unserer Säulenheiligen, Hartmut von Hentig, ist liiert gewesen mit dem pädokriminellen Gerold Becker, der "sexuelle Ausbeutung von Schülern und Schülerinnen an der Odenwaldschule im Zeitraum 1960 bis 2010" auf die Spitze getrieben hat. Da drängt sich manches Mal die Vermutung auf, dass gerade die motiviertesten Anwälte der Kinder aus ihrer eigenen Kindheit extreme Traumata mit sich herumtragen,  – Erfahrungen, die sie im Umgang mit Kindern befähigen, die sie zugleich auch wieder den Kindern aufladen, mehr, als sie wahrhaben wollen.

Wie schon öfter in den Frauenporträts in meinem Blog verbinden sich in der Lebensgeschichte von Alice Miller das Individuelle, das Politische und Zeitgeschichtliche auf so tragische Weise, wie es oft nur das grausame 20. Jahrhundert vermocht hat. Alice Miller bleibt trotz aller Widersprüche in der persönlichen Lebensgestaltung die Frau, die als eine der ersten den sexuellen Missbrauch und das Schlagen von Kindern thematisiert, sich dagegen eingesetzt, dem Papst und Politikern Briefe geschrieben und damit dafür gesorgt hat, dass dieses Thema immer mehr ins öffentliche Bewusstsein geraten ist. Besonders ihr im Oktober 1982 in einem Sonderheft der Zeitschrift "Brigitte" veröffentlichter Artikel "Die Töchter schweigen nicht mehr" wurde zur Initialzündung für die öffentliche Aufmerksamkeit bezüglich des Themas sexueller Missbrauch in der Familie und über die Jahre wird das Thema immer gegenwärtiger im öffentlichen Diskurs und hat inzwischen viele Initiativen auf den Plan gerufen.

Was mir bleibt: Die Erkenntnis, dass man niemanden zum Heiligen deklarieren und schon gar nicht auf Säulen stellen, sondern von vornherein menschliche Schwächen und persönliches Scheitern wie jedem Menschen zugestehen sollte...





6 Kommentare:

  1. Ich stimme voll und ganz zu. Ihr Buch "Am Anfang war Erziehung" hat für mich selbst vieles geklärt. Aber auch bei ihr finde ich den Widerspruch zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und eigenem Verhalten tragisch und fast schon erschreckend.
    LG
    Magdalena

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  2. von Helga:

    Liebe Astrid,

    Toll was Du wieder auf den Blog gebracht hast. Es gibt nichts zu vergleichen. Es gibt nur Gestern und Heute. Darum viel zu Wissen ist eine ganze Menge, als einfach nur mal so in den Tag hineinleben und Ausschau nach dem Wetter halten oder wo sonst was los sein könnte. Ach ja, zur Zeit ist das Leben schon nicht so schön, geimpft zu sein ist aber schon eine gewisse Beruhigung.
    Danke für diesen Post und herzliche Grüße von meinen Hinterfrauen- und männern. Jan Eric hatte gestern das Bay.Fernsehen im Haus zu Aufnahmen von seinen gesammelten Filmrequisiten. Bin auf den Bericht gespannt und was sie daraus machen. Werde berichten.

    Alles Gute Helga

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  3. Dein großartiges Portrait von der beeindruckenden und doch auch recht zwiespältigen Alice Miller ist gleichzeitig eine großartige Geschichtsstunde. Was für Zeiten und was für Lebensläufe sind das gewesen.
    Und wie "unheil-ig" waren oft große Psychologen und Pädagogen, mit welchen Schatten haben sie gelebt. So auch sie und damit auch ihre Umgebung einschließlich Kind. Das finde ich immer sehr bedrückend.
    Ihre Lebensleistung ist dennoch groß, keine Frage.
    Danke für dieses Portrait und ein schönes Wochenende!
    GLG Sieglinde


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  4. Das Portrait einer Zerrissenen, liebe Astrid... Du bringst es auf den Punkt, dass man niemanden zu einem Säulenheiligen deklarieren sollte - dein vorletzter Absatz hat in dieser Hinsicht einige Überraschungen für mich zu bieten...
    Alles Liebe nochmal, Traude

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  5. frei nach dem Motto:Schusters Kinder haben die schlechtesten Schuhe
    erlebt man doch immer wieder dass die brillantesten Ideen
    und die klügsten Theorien
    in der Realität nicht greifen
    aber wer selber ohne richtige Liebe und den Rückhalt von Mutter und Vater aufwachsen musste
    kann das wohl analysieren aber selber oft keine Liebe weiter geben
    ein sehr komplexer Charakter war sie wohl
    aber anscheinend hat sie doch einiges bewirkt
    danke für das ausführliche Portrait

    Rosi

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  6. Liebe Astrid,
    der Buchtitel "Am Anfang war Erziehung" ist wohl Vielen bekannt, doch welch ein Schicksal die Autorin in Kinder- und Jugendzeit erfahren hat wohl weniger. Bei all ihren Erlebnissen in dieser Zeit haben mich ihre Verhaltensweisen insbesondere ihren Kindern gegenüber doch sehr erschreckt...insofern hast du es in deinem Statement getroffen, sie hat viel erreicht, doch meiner Meinung ist sie im Privaten gescheitert.
    Lieben Gruß, Marita

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