Sonntag, 28. Februar 2021

Mein Freund, der Baum: Gelb-Kiefer & Schirmtanne

Vor genau einem Jahr, als alles noch "normal" war, habe ich Ende Februar unseren Botanischen Garten aufgesucht wegen eines besonderen Baumes. Der war allerdings den Bauarbeiten an den neuen Gewächshäusern zum Opfer gefallen. Doch ich habe die Gelegenheit genutzt, einige andere Bäume mit der Kamera zu sammeln. Die zwei heutigen waren sogar mit Schildern versehen, so dass es mir ein leichtes war, mich nach so langer Zeit an sie zu erinnern. Sie sehen sich eigentlich sehr ähnlich, und doch gehören sie zwei sehr unterschiedlichen Familien in der Ordnung der Kierfernartigen Coniferales an. 

  



Die Gelb- Kiefer Pinus ponderosa ist eine von über hundert Kiefernarten weltweit. Sie stammt aus dem westlichen Nordamerika und ist der Nationalbaum des US-Staats Montana. Die Gelb-Kiefer ist die Kiefer mit den längsten Nadeln, die bereits in der Jugend durch malerischen Habitus besticht.

Nach Herkunft unterscheidet man zwei Varietäten: Zum einen die Varietät ponderosa ( bei uns oft auch Großzapfige Gelbkiefer genannt ), die vor allem in Kalifornien und Nevada vorkommt, zum anderen die Varietät scopulorum ( Kleinzapfige Gelb-Kiefer oder Felsengebirgs-Gelb-Kiefer ) , die aus den Rocky Mountains, North und South Carolina sowie Mexiko stammt. Letztere bleibt kleiner, hat kleinere Zapfen und kürzere Nadeln. 

In Ihrer Heimat erreicht die Gelb-Kiefer eine Wuchshöhe von bis zu 60 Metern, ist also ein ansehnlicher, riesiger Waldbaum. Exemplare bei uns in Mitteleuropa kommen nur auf etwas mehr als 40 Meter. Bei der Gelb-Kiefer handelt sich um eine mittelstark wachsende Art mit einem Jahreszuwachs zwischen 20 und 30 cm. Der Stamm schafft dabei einen Brusthöhendurchmesser von ca. anderthalb Metern. Das maximale Alter der Gelb-Kiefer liegt bei 600 Jahren.

Der Waldspezialist bildet eine kräftige Pfahlwurzel und ist somit windfest. Leider bildet die Gelb-Kiefer, wie alle anderen Kiefern auch, nur wenig Seitenwurzeln aus, was den Baum anfällig für Bodenerosionen und Bodenverdichtungen macht. Wie Kiefern generell ist Pinus ponderosa für trockene oder sandige und lockere, tiefgründige Böden geeignet, gerne am Waldrand, denn die Gelb-Kiefer benötigt viel Sonne und Licht und schätzt die Beschattung durch andere Bäume nicht. Dann reagiert sie mit Kümmerwuchs oder geht gar ganz ein. Auch auf Staunässe reagiert Pinus ponderosa mit Wurzelfäule.

Die Gelb-Kiefer ist sehr konkurrenzstark, d.h. sie kann ohne menschliche Eingriffe in relativ kurzer Zeit große, weitläufige Bestände mit großen Abständen zwischen den Bäumen bilden. Das liegt daran, dass in der Heimatregion Waldbrände häufig vorkommen. Dagegen ist die Gelb-Kiefer mit ihrer Rinde bestens gerüstet, anders als andere Arten, deren Abkömmlinge durchs Feuer vernichtet werden. In Mitteleuropa sind die Verhältnisse allerdings ganz anders, was bei forstwirtschaftlichem Anbau zu berücksichtigen ist.

Typisch für diese Kiefer ist der absolut gerade Stamm bis in die Spitze, die leuchtende Rinde und die locker aufgebaute Krone. Die Borke setzt sich bei alten Bäumen aus großen bräunlich-gelben bis zimtfarbenen Platten zusammen. Sie ist bis zu fünf Zentimeter dick, so dass sie auch Waldbrände übersteht. Die gelbliche Rinde hat der Kiefer auch ihren deutschen Namen gegeben. 


Die Äste stehen nicht dicht, sondern locker verteilt, was dem Baum ein malerisches Aussehen verleiht. Die Knospen sind rotbraun. Auffällig sind die steifen, leicht in sich gedrehten und dunkelgrünen Nadeln: Sie werden mit bis zu 30 Zentimetern am längsten von allen Kiefernarten. Die spitzen Nadeln stehen in Dreiergruppen zusammen und sitzen dicht gedrängt an den Triebenden.

Die männlichen Blüten, Pollenzapfen genannt, sind anfangs rot und stehen starr vom Zweig ab, werden bei der Reife im Juni gelblich durch die sich öffnenden Pollensäckchen. Danach hängen die Pollenzapfen schlaff herab und sind braun. Die elliptisch-zylindrischen weiblichen Blüten-Zapfen von anderthalb bis drei Zentimeter Länge sind zunächst auch rot, färben sich aber rasch violett, verändern sich bei einsetzendem Größenwachstum zu grünen Frucht-Zapfen und reifen danach gelblich aus bzw. sie verholzen. Sie sind eiförmig, symmetrisch bis leicht asymmetrisch, 5 - 15 cm groß und dunkelpurpur, später dunkelbraun gefärbt.




Die Gelb-Kiefer ist eine der wichtigsten Baumarten der nordamerikanischen Forstwirtschaft. Sie bildet absolut gerade Stämme und das härteste Kiefernholz überhaupt. Vor allem in der Zeit der Besiedlung Amerikas des vorletzten Jahrhunderts sind ganze Schluchten mit Brücken aus ihrem Holz überwunden worden. Diese Brücken trugen sogar ganze Eisenbahnlinien mit all ihren Passagier- und Frachtzügen. Viele dieser Brücken existieren heute noch.

Zudem ist das Holz sehr hell und kann als Konstruktionsholz, für den Innenausbau und für Masten aller Art verwendet werden. Das Holz schrumpft und arbeitet nur sehr wenig. Das spezifische Trockengewicht liegt bei ca. 450 kg pro Kubikmeter. Die Artbezeichnung ponderosa vom Lateinischen für "schwer" bezieht sich auf dieses hohe spezifische Gewicht des Holzes.


Der zweite Baum, den ich heute vorstellen möchte, die Japanische Schirmtanne Sciadopitys verticillata, ist  einzigartig. In seiner Pflanzengattung Sciadopitys gibt es keine zweite Art und zugleich ist sie die einzige Art der Familie der Schirmtannengewächse Sciadopityaceae innerhalb der Ordnung der Kiefernartigen Coniferales.

Ganz besonders sind auch ihre "Nadeln": Die photosynthetisch aktiven Laubblätter sind linealisch, das bedeutet lang und mit parallelen Rändern, und flach, fast so wie Kiefernnadeln, sie haben aber einen ganz anderen inneren Aufbau, denn sie entwickeln sich durch das Verwachsen von zwei Blättern. Diese Laubblätter sitzen zu zehn bis dreißig gebündelt an Kurz- oder Langtrieben. Sie haben eine Länge von 6 bis 13 Zentimeter, sind 2 bis 3 Millimeter breit und 1 Millimeter dick. Drei bis vier Jahre halten sie sich am Baum. Es gibt aber noch eine zweite Sorte Blätter am Baum, die dreikantig, braun und nur 1 bis 6 Millimeter groß sind und schuppenartig am Stamm sitzen.

Die Schirmtanne ist - daher das Attribut japanisch im Namen - im südlichen und mittleren Japan auf den Inseln Honshu, Shikoku und Kyushu beheimatet. Sie wächst dort in Höhenlagen zwischen 500 und 1000 Metern in gemischten Wäldern, wo es viel regnet und nebelig ist. In einem solchen, ihr genehmen Klima wächst die immergrüne Schirmtanne zu einem Giganten von bis zu 40 Metern heran. In unseren Gefilden schafft sie es für gewöhnlich jedoch nur auf eine Höhe von 10-20 Metern und wächst obendrein sehr langsam. In den ersten 10-15 Jahren wirkt sie denn auch eher wie ein buschig kompakter Strauch, bevor sie sich zu einem kegelförmig wachsenden Baum mit durchgehendem Stamm entwickelt.

Vor Millionen von Jahren waren Schirmtannen auch in Mitteleuropa heimisch und ein wesentlicher Bestandteil der Braunkohlewälder. Die Familie der Sciadopityaceae umfasste früher sehr viel mehr Arten. Versteinerte Überreste sind weit verbreitet und seit der oberen Trias belegt, die Hauptentwicklungszeit dieser Familie liegt in der unteren Kreidezeit, in Europa vor allem im Tertiär.


Inzwischen sieht man die Schirmtanne oft in unseren Vorgärten. Sie ist allerdings ein recht anspruchsvolles Gewächs, bevorzugt sonnige bis halbschattige Plätze - im Winter mag sie allerdings keine direkte Sonneneinstrahlung - und braucht einen wind- und wettergeschützten Standort.

Da die Schirmtanne ein Flachwurzler ist, kann sie nicht von der Feuchtigkeit in der Tiefe des Bodens profitieren, langanhaltende Trockenheit ist nichts für sie. Auch auf sehr kalkhaltigen oder schweren lehmhaltigen Böden gedeiht sie nicht. Staunässe führt zum Absterben oder Verfaulen der Wurzelbereiche. Sie ist sehr auf die klimatischen wie Bodenverhältnisse ihrer Ursprungsheimat angewiesen: hohe Luftfeuchtigkeit, nährstoffreicher, gut durchlässiger sandig-humoser Boden, der gut durchfeuchtet ist.

Die Schirmtanne ist einhäusig getrenntgeschlechtig. Die männliche Blüten sind gelb, kugelförmig, 1,2 cm lang und in Büscheln am Triebende zu finden, die weiblichen Blüten sind unscheinbar und dunkel. Die sich aus ihnen entwickelnden Zapfen von 6 - 10 cm Länge mit einer eiförmig länglichen Form mit dicken, breitrunden Schuppen wachsen aufrecht. Eine Samenschuppe enthält fünf bis neun orange-braune Samen, die 18 bis 20 Monate nach der Bestäubung reif sind.

Die Schirmtanne gehört in Japan zu den fünf heiligen Bäumen und wird besonders verehrt. Sie wird aber nicht nur in Parks und Gärten, sondern auch zur Holzgewinnung angepflanzt, denn das weiche, elastische Holz ist sehr widerstandsfähig im Wasser und eignet sich deshalb für den Bootsbau. Auch ein Öl wird aus der Schirmtanne gewonnen, das als Firnis und Farbstoff verwendet wird.

Nun seid wieder ihr dran, liebe Leser*innen: Einen ganzen Monat könnt ihr unter diesem Post eure Beiträge zu/über Bäume verlinken. Die einzigen Bedingungen: Die Posts sollten aktuell sein und einen Backlink haben. Ich freu mich schon darauf!

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8 Kommentare:

  1. Tatsächlich sieht man beide Bäume hier häufig in den Vorgärten stehen. Ich mag die Gelb Kiefer sehr mit ihrer lichten Krone und den großen Zapfen. Im Nachbarort sind leider viele den letzen warmen Sommern (und vielleicht auch Käfern oder Krankheiten) zum Opfer gefallen.
    Ich muss mal wirklich zusehen, dass ich hier wieder etwas beitrage. Gestern übrigens gelesen, dass hier in einer neuen Wald Anpflanzung von ganz verschiedenen Bäumen nur die Kirschen mutwillig abgeknickt wurden. Ich versteh vielen Menschen in Bezug auf ihr Naturverständnis nicht mehr.
    Liebe Grüsse
    Nina

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  2. Dienstagfrúh, liebe Astrid. Um 10 Uhr 5 ist der Spuk vorbei. :D GLG nic

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    1. :D Ich sehe gerade dass Du den Schnee meinst - oh, es war ein langer Tag...nein, die fotos sind noch von "Mr. Darcy" Anfang des Monats. Ein paar hab ich noch...

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  3. Beides sind sehr ästhetische Bäume. Normale Kiefern kommen ja bei uns sehr viel vor, aber ich weiß nicht, ob es auch solche hier gibt. Der sehr große Reichswald um Nürnberg ist als einer der ersten Nutzwälder schon aus dem Jahr 720 mit Kiefern bepflanzt worden. Der sog. Steckerlas-Wald, weil man viel Stämme sieht. Die wachsen schnell und unkompliziert und wurden und werden sehr genutzt. Aber natürlich ist er durch den Klimawandel sehr bedroht und es wird schon seit Jahren Mischwald dazu aufgeforstet. Aber die Steckerla überwiegen noch bei weitem.
    Die Schirmtanne kannte ich noch nicht. Sie schaut sehr elegant und japanisch aus.
    Immer wieder spannend Deine Baumportraits.
    Herzlichst, Sieglinde

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  4. Guten Morgen Astrid,
    in der Tat sehen sie sich sehr ähnlich und ich würde sie nach deiner ausführlichen Vorstellung möglicherweise nur vom Gesamthabitus unterscheiden können. Danke für den informativen Post. Ich bin immer erfreut, wenn ich die erklärenden Schilder an den Bäumen entdecke. So habe ich heute u.a. eine bizarre Catalpa aus dem Schlosspark Herten mitgebracht.
    Lieben Gruß und einen guten Start in den März, Marita

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  5. Wie schön bei Dir viele Infos zu den Bäumen zu bekommen und zu staunen! Mir fehlen die Rundgänge durch den Park, um dazu dann die passenden Exemplare zu suchen.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  6. Die Schimtanne ist ja ein ganz archaischer Baum und mir sicher schon in Versteinerung begegnet (Vater sammelte soche, leider entsorgte Mutter dieses Sammlung nach seinem Tod ohne uns zu fragen und war noch ganz stolz darauf :( ) und diese Holzbrücken - oft sogar überdacht - sehe ich öfter bei einem Bloggerfreund aus Rochester, USA. Danke für diese Porträts.
    Morgendämmergrüsze mit Vogelrufen
    Mascha

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  7. Die gelbe Rinde der Gelbkiefer hätte ich jetzt gerne gesehen, schade, dass du davon keine Foto geschossen hast. Jedoch beeindruckt bin ich von ihrem geraden Wuchs und der Höhe, die sie in ihrer Heimat erreichen kann. Die japanische Schirmtanne (woher kommt der seltsame Name) erinnert mich in ihrem Wuchs an einen geschlossenen Stockschirm? Nein, wohl nicht, die Gattung Sciadopitys (Familie Taxodiaceae) umfasst nur eine Art. Der botanische Name kommt aus dem griechischen und Skiados heißt übersetzt Schirm. (das habe ich gegoogelt)
    LG Heidi

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