Sonntag, 28. Juni 2020

Mein Freund, der Baum: Schnurbaum

Eigentlich sollte heute ein ganz anderer Baum dran sein, den ich schon lange auf der Liste habe, einer, der auch auf der Kölner Naturdenkmälerliste verzeichnet ist. Aber der musste einem ehrgeizigen Bauvorhaben weichen. Doch mir sind auch andere imposante, schöne Bäume aufgefallen, zum Beispiel dieser hier:

Das ist ein Schnurbaum Styphnolobium japonicum ( früher Sophora japonica ), auch unter den Namen Honigbaum, Sophore, Japanischer Schnurbaum, Pagodenbaum, Perlschnurbaum, Japanischer Perlschnurbaum bekannt. 

Der ist ein mittelgroßer, sommergrüner Baum von bis zu 30 Metern Höhe ( in seiner Heimat kann er sogar bis zu 40 Meter erreichen ) mit einer breiten Baumkrone und von ausgesprochen dekorativem Wuchs und majestätischer Erscheinung. Beachtenswert ist auch die opulente Blüte im August. Der Schnurbaum kann bis zu 250 Jahre alt werden.

Zu Hause ist der Schnurbaum in den Trockenwäldern Chinas und Koreas. Nach Europa gelangte er in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Bezeichnung "japonicum" ist irreführend: Zwar stammten die ersten Samen aus Japan, doch auch dort war der Schnurbaum eingeführt worden. Sein natürliches Biotop sind Steppen und Trockenwälder, denn er wächst gerne auf trockenen bis frischen, schwach sauren bis stark alkalischen, sandigen bzw. sandig-kiesigen bis sandig-lehmigen, nährstoffreichen Böden. Der Schnurbaum bevorzugt sonnige bis lichtschattige Standorte, liebt die Wärme, aber keine Staunässe und ausgesprochen saure und verdichtete Böden und ist im Alter frosthart. Styphnolobium japonicum ist abgas- und streusalzresistent und - da er warmes, kontinentales Klima mag - ein Klimawandelbaum.

Der Schnurbaum nimmt in der Breite fast ebenso stark zu wie in der Höhe ( 40 Zentimeter pro Jahr ). Typisch für den Baum ist, dass die Krone nur wenige Meter über dem Boden ansetzt. Die später breit-ovale Form der Baumkrone ist bedingt durch die Äste zweiter Ordnung, die sich fast waagerecht, dabei leicht verdreht ausbreiten, und diese unregelmäßige Astzusammenstellung macht die Erscheinung dieses Baumes so attraktiv.

Typisch ist auch eine weit streichende Wurzel, die flach bis herzförmig ausgebildet wird. Aufgrund dessen sollte man von einer Bodenbearbeitung in diesem Bereich absehen.

Die Borke des Schnurbaumes ist graubraun, mit zunehmendem Alter zeigen sich tiefe Längsfurchen. Die Rinde der Zweige ist lange Zeit glänzend grün und mit hellen Korkwarzen (Lentizellen) bedeckt.

Der Schnurbaum treibt spät aus. Die jungen Triebe sind dunkelgrün gefärbt. Die Fiederblätter erinnern an eine Robinie, sind aber insgesamt filigraner. Diese setzen sich aus 7 bis 17 Blättchen zusammen, sind wechselständig angeordnet, unpaarig und bis zu 25 Zentimeter lang. Die Einzelblättchen sind elliptisch beziehungsweise eiförmig geformt und circa fünf Zentimeter lang  und haben einen glatten Rand. Während die dunkelgrüne Blattoberseite meist schwach glänzt, weist die graugrüne Unterseite eine leichte weißen Behaarung auf. Die Blätter haften lange am Baum und nehmen im Herbst einen pastelligen Gelbton an.

Die Blütezeit des Schnurbaums fällt, wie schon erwähnt, in den Hochsommer. Daher ist dieser Baum eine ausgezeichnete Bienenweide, denn zu diesem Zeitpunkt wird es für die Insekten schon etwas schwieriger, noch ausreichend Nahrung zu finden. Die zahlreichen, duftenden Blüten sind gelblichweiß, sie erscheinen in filigranen, bis zu 25 cm langen Rispen. Aus ihnen reifen die bis zu 8 cm langen Hülsen in denen sich die Samen verbergen. Der Schnurbaum blüht erst in einem Alter von 15 bis 20 Jahren. 

Die acht Zentimeter langen Hülsen erinnern an Bohnenfrüchte. Zwischen den einzelnen Samen befinden sich Einschnürungen, die die Frucht wie eine Perlschnur wirken lassen. Diese Form der Früchte war namensgebend. Sie werden allerdings nur in warmen Sommern ausgebildet. Die Samen sind giftig!

Die Pflanze enthält unter anderem Sophorabiosid und in den Samen Cytisin. Die meiste Gefahr, besonders für Kinder, geht von den unreifen Früchten aus. Vergiftungssymptome sind Übelkeit, Erbrechen, krampfartige Magenschmerzen und Durchfall. Es kann auch zu Lähmungserscheinungen und Verminderung der roten Blutkörperchen kommen sowie zur Senkung des Blutzuckerspiegels. Bei entsprechend starker Giftaufnahme ist auch der Tod nicht ausgeschlossen. Das gilt übrigens für alle Warmblüter. 

Zum Vermehren kann man einfach die reifen Samen aussäen. Die sollten allerdings eine Kaltphase erleben, damit sie keimen. 

Es gibt weitere Züchtungen des Schnurbaumes:  

'Pendula' ist ein kleiner, zwischen vier und acht Meter hoher Baum, dessen wasserfallartig herabhängende Äste und Zweige ausgesprochen dekorativ sind, dessen Blüte allerdings spärlich ausfällt. Die Sorte 'Regent' ist eine Selektion, die in den USA entstanden ist. Deren Blätter sind etwas länger als bei der Urform, und die Krone beeindruckt durch ihren symmetrischen Aufbau. Auffällig ist auch die vorgezogene Blüte mit etwa acht Jahren. 'Princeton Upright' zeichnet sich durch eine schmalere Krone aus. Die Sorte 'Violacea' erreicht eine Höhe von etwa zwölf Metern und blüht in zartem Rosa.


In der traditionellen chinesischen Medizin werden die Blüten und Knospen des Schnurbaums als kühlendes und blutstillendes Mittel eingesetzt.

Und nun seid ihr wieder dran! 

Die Verlinkung ist bis zum nächsten letzten Sonntag im Monat geöffnet. Den Backlink bitte nicht vergessen!





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11 Kommentare:

  1. Danke, liebe Astrid,
    für die Vorstellung dieses interessanten Baumes.
    Schönen Sonntag und lieben Gruß
    moni

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  2. Eine Freundin aus Südtirol hat uns mal erzählt, dass ein Baum in Südtirol kostbar ist, es würde eher um ihn herum gebaut, als ihn zu fällen.
    Nächste Woche kann ich mich hoffentlich hier ein reihen.
    Danke für die Verlinkmöglichkeit.
    Liebe Grüße
    Nina

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  3. Oja, ich weiß genau, wo der Schnurbaum auf der Blumeninsel steht, ich habe ihn schon sehr oft bewundert. Danke für das feine Portrait!
    Liebe Grüße
    Andrea

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  4. Liebe Astrid,
    diesen Baum habe ich noch nicht gesehen...ich würde gerne mal wieder in den botanischen Garten in MS gehen, da könnte ich eventuell in natura diesen interessanten Baum erleben.
    Danke für deine Linkparty...ich bin sicher wieder mit dabei.
    Lieben Gruß, Marita

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  5. Das ist ein toller Baum, den ich schon oft gesehen habe. Ich wusste aber nie, wie er heißt. Vielen Dank, dass ich wieder etwas lernen durfte.
    Meinen "Baum der Bäume" gibt's morgen im Blog zu sehen, ich freue mich schon auf die Verlinkung bei dir.
    Viele Grüße
    Anni | antetanni.wordpress.com

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  6. Den habe ich vor langer langer Zeit mal vorgestellt und ich werde ihn heute wohl wiedersehen, denn ich radele heute nach Heilbronn und treffe mich mit Brigitte.
    Eine schöne Vorstellung.

    https://schwabenfrau.blogspot.com/2018/10/die-kaukasische-flugelnuss-und-der.html

    Lie be Grüße Eva

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  7. Thank you Astrid for presenting this beautiful tree. I googled a bit and found that its Finnish name is Japaninpagodipuu. And also the ugly truth that the Finnish climate is too cold for it. Here it is sold as small houseplants, but don't have any experience how it would survive on a window sill.

    Wishing you a lovely day - here we have pouring rain! Liebe Grüsse, riitta

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  8. was für ein interessanter Baum
    bewußt habe ich ihn aber noch nicht gesehen
    hier bei uns in der Straße stehen auch Bäume von denen ich den Namen nicht weiß
    sie blühen erst spät.. ich werde mich mal auf die Lauer legen ;) und versuchen heraus zu bewkommen wie sie heißen

    liebe Grüße
    Rosi

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  9. Liebe Astrid, dein Einleitungs-Absatz macht mich traurig - wieder einmal ist ein alter Baum für ein ehrgeiziges Baumprojekt gefallen. Ob ich jemals einen Schnurbaum gesehen habe, weiß ich nicht - aber ich werde in Zukunft darauf achten (sofern es mir gelingt, sie von Robinien zu unterscheiden, ich bin ja keine Baumexpertin)... Ich kann dir heute wieder eine sehr alte Platane bieten, diesmal aus dem Schlosspark Marchegg - zu Recht trägt sie den Beinamen 'The Big One'. Ich hoffe, man lässt sie noch lange leben!
    Ich wünsche dir einen wunderschönen Juli!
    Herzlichst, Traude
    https://rostrose.blogspot.com/2020/06/ein-naturreservat-und-drei.html

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  10. Liebe Astrid,
    die Linden habe ich bei dir verlinkt, kann aber nicht sagen, ob es Winter - oder Sommerlinden sind. Vielleicht kannst du da mehr erkennen.
    Ansonsten frage ich nochmal bei der Stadt nach, aber ob die das so genau wissen??? ;-))
    Lieben Gruß, Marita

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    1. No hard feelings. Von Karin Be hab. ich den Spruch: "Im Winter trägt die Frau ihren Fuchs." Das soll heißen, dass die Blätter der Winterlinde unterseits neben der blaugrünen Färbung eine rotbräunliche Behaarung ausweisen. Die Sommerlindenblätter sind hingegen ober- wie unterseits und am Stiel fein behaart.
      Die städtischen Stellen wissen heutzutage auch oft nicht mehr, was da so an Bäumen steht bzw. sie gepflanzt haben. Deren Listen sind, zumindest in Köln, miserabel geführt. Ich hab da immer nachgefragt bezüglich der Bäume auf den Schulhöfen. Gerade habe ich ja die Erfahrung wieder mit der Naturdenkmälerliste machen müssen, die nicht aktualisiert ist.
      GLG

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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