Donnerstag, 19. März 2020

Great Women # 214: Glenn Close

Ich war erstaunt, dass sie so groß wie ich ist, ist sie mir im Kino, aber auch auf Fotos der Oscar - Veranstaltungen, doch immer so monumental vorgekommen aufgrund ihrer Präsenz! Da sie heute ihren 73. Geburtstag feiern kann, habe ich mich daran gemacht, etwas mehr über Glenn Close herauszubekommen. 



Glenn Close kommt also am 19. März 1947 in Greenwich, Connecticut zur Welt. Ihre Eltern sind der 23jährige William Taliaferro Close, Arzt und Autor, und die gleichaltrige "socialite" Bettine Moore. 

Die Eltern gehören der örtlichen Aristokratie an & ihre Familien verfügen über beeindruckende Vermögen. Die Familie Moore hat zum Beispiel Anteile an "Manning, Maxwell und Moore", einem Unternehmen zur Herstellung von Eisenbahnausrüstungen. Die Familie Taliaferro wiederum gehört zu den frühesten Siedlerfamilien der Vereinigten Staaten, die sich im 17. Jahrhundert in Virginia niederließen, ebenso die Familie Close, deren wohlhabende Vorfahren aus Yorkshire, England, 1640 Greenwich gegründet haben und am Ende des 19. Jahrhunderts auf der Liste der Four Hundred, der wichtigsten Angehörigen der New Yorker High Society, gestanden haben.

Vater William hat seine Kindheit und Jugend in Frankreich verbracht, wo sein Vater das amerikanische Krankenhaus in Paris geleitet hat, und sich 1941 dann an der Harvard Universität eingeschrieben, um Medizin zu studieren. 1943 unterbricht er das Studium, heiratet seine Jugendliebe und wird Pilot.

Bettine Moore Close widmet sich zuerst ganz ihrem Mann und folgt ihm von Ausbildungsstätte zu Ausbildungsstätte, bis er nach Europa in den Krieg geschickt wird. Anschließend  ist sie ganz für ihre Familie da. Im hohen Alter wird sie gegenüber Glenn allerdings bedauern:" Ich habe nicht das Gefühl, etwas erreicht zu haben." Sie bringt insgesamt fünf Kinder zur Welt: 1945 ihre erste Tochter Tina, 1947 Glenn, 1949 Duncan, der kurz nach seiner Geburt an einem Herzfehler stirbt, 1950 Alexander und 1953 Jessie.

Ihre ersten Lebensjahre verbringt Glenn mit Eltern & Geschwistern in Greenwich in einem Cottage auf dem Anwesen ihres Großvaters mütterlicherseits, während der Vater seine medizinische Ausbildung als Chirurg zu vollenden versucht, später auf einer größeren Farm der Familie. Obwohl die Eltern in die amerikanische Oberschicht hineingeboren worden sind, erziehen sie ihre Kinder nicht wie in diesem privilegierten Milieu üblich. "Meine Eltern waren echte schwarze Schafe in Greenwich", wird Glenn später einmal berichten. "Das Milieu war sehr gesellschaftsorientiert und sehr elitär, und das war unser Erbe - meine Großeltern gründeten den Round Hill Country Club. Aber wir haben nie an einem solchen Leben teilgenommen. Ich war immer ein bisschen stolz auf diese Tatsache." Doch gleichzeitig gibt es in diesem glamourösen Umfeld immer wieder "... viele Depressionen, die zu viel Alkoholismus führten", so Glenn. "Es war etwas, wofür sich Familien schämten und es versteckten."

Die Kindheit des Close - Nachwuchses ist alles andere als idyllisch:

Tina, Glenn & Jessie Close
1954 schließen sich die Eltern der umstrittenen internationalen spirituellen Bewegung "Moral Re-armament (MRA)" an, einer Sekte, die von Frank Nathan Daniel Buchman, einem amerikanischen Evangelikalen, Hitler - Anhänger (1936 hat er dem Himmel "für einen Mann wie Hitler, der eine Frontlinie der Verteidigung gegen den Antichrist des Kommunismus aufbaute" gedankt ) und Antikommunisten zum Zweck des "moralischen und geistigen Wiederaufbaus der Welt" begründet worden ist. ( Auch deutsche CDU - Politiker der Nachkriegsära haben diese Organisation als bedeutsam für die  "Schlacht zwischen Gut und Böse" gelobt.  Buchman hat sogar 1952 das Große Bundesverdienstkreuz bekommen. )

Die MRA errichtet ihr Hauptquartier im schweizerischen Caux im Kanton Waadt im dortigen Grandhotel mit vierhundert Zimmern, welches wohlhabende Schweizer Bürger 1946 gekauft und Buchman geschenkt haben.

Dorthin zieht 1960 auch die Familie Close, nachdem sie vorher schon in anderen Camps der MRA in den Staaten gelebt und die Eltern von dort aus auf Missionsreisen gegangen sind, die Kinder zurücklassend. Die Bedingungen in dieser sektiererischen Organisation führen dazu, dass die Familie auseinander bricht, die Kinder sich entwurzelt fühlen und kaum Kontakt zueinander haben. Ihre Erziehung ist chaotisch, und Glenn äußert später, dass sie nie gelernt hätten, auf sich aufzupassen. Das Sektenhafte an der MRA sei auch gewesen, dass jeder Aspekt des Lebens vorgeschrieben worden sei, von der Kleidung, die getragen werden, bis zu dem, was gesagt werden durfte. Doch alles habe sie nie mit der ganzen, unerbittlichen Rigorosität durchdrungen, da sie ein Mädchen mit ausgesprochen viel Fantasie gewesen und in ihrem Kopf täglich in eine andere Rolle geschlüpft sei.

Als Glenn 13 Jahre alt ist, gehen die Eltern kurz vor der Unabhängigkeit des Landes in den damals noch belgischen Kongo, um dort zu missionieren. Die älteste und die jüngste Schwester stoßen später zu ihnen, während Glenn und ihr Bruder in Schweizer Internaten bleiben, u.a. in der "St George’s School" im idyllischen Montreux, und nur in den Ferien die Familie in Afrika besuchen.

Die Familie Close ( Glenn vorne links ) in Zaire (1967)
Der Vater wird während der Kongo - Krise in Leopoldville dann aber eher als Arzt denn als Missionar gebraucht und lernt so Mobutu Sese Seko kennen, der später von 1965 bis 1997 Präsident von Zaire sein wird. Mobutu ernennt ihn zu seinem Leibarzt und zum Leiter des größten Krankenhauses des Landes, des Mama Yemo Krankenhauses in Kinshasa.

1977 wird er aber desillusioniert den Kongo verlassen, nachdem er sich bei der Erforschung der Aids - Pandemie eingebracht hat. Dem MRA, für ihn inzwischen "eine sehr lautstarke antikommunistische Lobby", hat er da schon seit acht Jahren entsagt.

In Afrika ist die Familie Close noch um ein weiteres Familienmitglied erweitert worden: Tambu Misoki, damals schon ein Teenager. Mutter Bettine hat dessen Vater versprochen, dass sie den Jungen nach seinem Tod in ihre Familie aufnehmen würde. 

Rosemary Hall (1965)

Doch zurück zu Glenn: Die lebt inzwischen wieder bei ihrer Großmutter in den Vereinigten Staaten und besucht die "Rosemary Hall", eine unabhängige Mädchenschule in Greenwich, Connecticut, die sie 1965 beendet. Dann schließt sie sich der der MRA assoziierten Gesangsgruppe "Up With People" an, mit der sie vier Jahre lang durch Europa und die USA touren wird. Sie singt in den Musik-Shows der Organisation, bei denen zwischen 70 und 100 junge Menschen im Alter von 18 bis 29 Jahren aus bis zu 20 verschiedenen Ländern auftreten. Auch in Samstagsabendshows in Westdeutschland ist die Gruppe dabei.

Während dieser Zeit unterhält sie auch eine kleine Gesangsgruppe namens "Green Glenn Singers" mit drei weiteren jungen Frauen. Ziel der Gruppe: "Lieder zu schreiben und zu singen, die den Menschen einen Sinn geben und sie dazu inspirieren, so zu leben, wie sie leben sollten". Und: "Ich dachte, die Welt könnte verändert werden, wenn alle Hände halten und gemeinsam Lieder singen", erinnert sie sich jetzt. "Ich war sehr naiv."

Bei "Up With People" geht sie 1969 eine erste "arrangierte Ehe" ein mit dem Gitarristen Cabot Wade, von dem sie aber auch schon zwei Jahre wieder geschieden wird.


Mit 22 Jahren gelingt es ihr, sich von der MRA zu lösen. Sie erinnert sich, dass sie danach  Albträume geplagt haben und sie eine Therapie benötigt hat: "Es war sehr schwierig, denn als ich mich davon lösen konnte, vertraute ich keinem meiner Instinkte, weil ich dachte, sie wären mir alle diktiert worden, anstatt meine eigenen zu sein."

Als Chairy Barnum am Broadway (1980)
Anschließend besucht Glenn das "College of William & Mary" in Virginia. In dessen Theaterabteilung beginnt sie eine Ausbildung zur seriösen Schauspielerin bei Howard Scammon, dem langjährigem Theaterprofessor des College, und macht dort abschließend ein Examen in Schauspielerei und Anthropologie. Ihre ersten Auftritte hat sie ab 1974 in Theatern am Broadway, darunter die Produktion "Barnum" (1980) und "The Real Thing" (1983). 

Schon mit zwei "Tony Awards" ausgezeichnet, bekommt sie mit  35 Jahren das erste Mal eine Rolle in einem Film. Da spielt sie Jenny Fields, die exzentrische, Krankenschwester in George Roy Hills Adaption von John Irvings Bestseller "The World According To Garp".

Der Regisseur lädt sie zum Vorsprechen ein, nachdem er sie in "Barnum" gesehen hat. Glenn selbst hat man gesagt, er wolle "eine junge Katharine Hepburn" - ein gutes Omen für sie, denn einstmals hat sie ein Auftritt der Hepburn in der "Dick Cavett Show" in ihrem Wunsch nach einer Schauspielkarriere bestärkt. 
"(Jenny) war eine Neuengländerin und für das Vorsprechen trug ich kein Make-up und redete wie Katharine Hepburn", erinnert sich Glenn später. "Ich habe später gehört, dass (der Regisseur) meinte, es war eine der schlechtesten Darbietungen die er je gesehen hat. Ich denke, es war aber gut genug, und ich wurde eingeladen, mit meiner besten Freundin Mary Beth Hurt am Tisch zu lesen, die schließlich Garps Frau spielte." - "Es war mein erster Film, und ich hatte keine Ahnung, was ich tat", findet sie im Nachhinein. 
The Natural (1984)
Diese Nebenrolle bringt ihr gleich die erste Oscar-Nominierung ein. In den fünf folgenden Jahren kommen drei weitere Nominierungen dazu: für ihre Rolle in der Komödie "The Big Chill" (1983) und der im Baseball-Film "The Natural" (1984) als schöne, duldsame Freundin von Robert Redford – kaum je hat eine Kamera sie schöner ins Licht gesetzt als in diesem Film!

Und dann: "Fatal Attraction"!

Angeblich ist sie für diese Rolle nur die vierte Wahl gewesen, doch sie verkörpert die  Borderlinerin in Gestalt der löwenmähnigen Karrierefrau Alex, die nach einer Affäre mit einem verheirateten Mann - in dieser Rolle: Michael Douglas - von diesem dann abgewimmelt wird. Sie rächt sich bitter-blutig an ihm und den Seinen, so fesselnd abgründig, dass man es kaum vergessen kann. "Zum ersten Mal konnte ich eine Figur in ihrer ganzen emotionalen Bandbreite ausloten", so ihr Kommentar zu dieser Rolle, die prägend für ihre weitere Karriere wird, denn mit ihr hat sie sich endgültig vom Rollenfach der liebevollen, natürlichen jungen Frau mit den Sommersprossen befreit.
"Aus heutiger Perspektive wirkt "Eine verhängnisvolle Affäre" mit seiner ungleichen Schuldzuweisung – der Ehebrecher wird zum Opfer stilisiert – schlicht altbacken", beurteilt Barbara Schweizerhof den Film dann 2019 ( Quelle hier ).
Während der Dreharbeiten für "Fatal Attraction" ist Glenn Close schwanger mit ihrem ersten und einzigen Kind, das sie zusammen mit dem Produzenten John Starke erwartet. Ihre 1984 geschlossene Ehe mit dem Geschäftsmann James Marlas ist 1987 geschieden worden.

Annie Starke kommt wenige Wochen vor Beginn der Dreharbeiten zu "Dangerous Liaisons" von Stephen Frears ( nach dem Briefroman "Les liaisons dangereuses" von Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos ) zur Welt. 

In diesem Film brilliert Glenn als intrigante Adlige. Als Marquise de Merteuil offenbart sie ihre  schauspielerische Stärke, schwierige, geradezu unsympathische Frauenfiguren darzustellen. Hinter der aristokratischen Pose verbirgt sie eine brodelnde Leidenschaft, die ihren Teint zum Leuchten bringt, so mein Eindruck von damals, als ich den Film im Kino gesehen habe. Sie selbst hat eine ganz andere Erinnerung an ihn: 

Dangerous Liaisons (1988)
"Es war das einzige Mal, dass ich nach Hause geschickt wurde, weil ich mich nicht an meine Zeilen erinnern konnte. In dieser Szene, in der die Marquise darüber spricht, wie sie sich selbst erschaffen hat, war ich so müde von einem Neugeborenen, dass ich mich nicht an meinen Text erinnern konnte. Und ich erinnere mich, dass Stephen sagte: 'Hör einfach auf. Geh einfach nach Hause und schlafe.' Meine Augen waren so rot."
Für ihre kleine Tochter hat sie New York verlassen und ist aufs Land nach Bedford, New York, gezogen: "Ich habe 12 Jahre in New York gelebt, als ich im Theater angefangen habe, und als ich schwanger wurde, bin ich aus der Stadt gezogen, weil ich nicht wusste, wie ich dort ein Kind großziehen soll. Ich bin keine sehr soziale Person." ( Ihre Tochter wird ihre Eltern später sehr dafür schätzen, dass sie sie von Hollywood ferngehalten haben. )

Ihre letzte Filmrolle in diesem Jahrzehnt spielt sie dann in "Immediate Family" (1989), einem Drama über ein Ehepaar, das ein Kind adoptieren möchte.

In "Sunset Boulevard"
So glänzend ihre Filmkarriere nun läuft - einen ihrer grössten Erfolge feiert sie in der nächsten Dekade auf der Bühne: 1994 spielt sie die alternde Stummfilm-Diva Norma Desmond in der Musical-Adaption von "Sunset Boulevard", für die sie ihren dritten "Tony Award" erhält, und die von der Kritik hoch gelobt wird.
"Glenn gibt eine dieser legendären Performances, über die die Leute in Jahren sprechen werden. Die Schauspielerin geht atemberaubende Risiken ein und wagt sich manchmal so weit hinaus, dass man befürchtet, es würde misslingen", schreibt die "New York Times" damals.
Dort, auf der Bühne lernt sie den Bühnentischler Steve Beers kennen, mit dem sie bis 1999 verlobt sein wird, nachdem sie sich vom Vater ihrer Tochter Annie getrennt hat.

Filmen tut sie  auch weiterhin: Allein von 1990 bis 1994 hat sie Rollen in  "Hamlet", "Die Affäre der Sunny von B." ( "Reversal of Fortune" ), "Zauber der Venus" ( "Meeting Venus" ), einen Cameo-Auftritt als Pirat in "Hook", die Rolle der "alten Jungfer" Férula Trueba in "Das Geisterhaus" ( "The House of the Spirits" ) und als Verlegerin Alicia Clark in "Schlagzeilen" ( "The Paper" ).

Eine weitere, nachhaltig beeindruckende Rolle spielt sie dann 1996 in Walt Disneys "101 Dalmatians", die ihr die Nominierung für den Golden Globe einbringt ( und Disney 320,6 Millionen US-Dollar Einnahmen ). Auch ihr folgender Film wird ein Kassenschlager: "Air Force One" ist ein Action - Thriller mit Harrison Ford als Präsidenten und Glenn als seine Vizepräsidentin. Weitere Filme sind "Paradise Road" (1997) und "Cookie's Fortune" (1999). Mit ihrem Vater, der eine wichtige Rolle bei der Eindämmung des Ebola-Ausbruchs 1976 in Zaire gespielt hat, dreht sie 1996 die Doku "Plague Fighters" an den Orten, die besonders vom Virus betroffen gewesen sind. "Das war ein intensives Erlebnis für uns beide."

In "The Lion in Winter"
Seit den 1990er Jahren nimmt Glenn Close auch zunehmend Fernsehrollen an. Für die Hauptrolle als Eleanor von Aquitanien in "The Lion in Winter" ("Der Löwe im Winter") erhält sie 2005 eine Emmy-Nominierung und gewinnt den Golden Globe. 2005 steigt sie in die Serie "The Shield - Gesetz der Gewalt" ein, in der sie Captain Monica Rawling spielt, verlässt das Set aber nach der 4. Staffel wieder, um ihre Tochter Annie in ihrem Schulabschlussjahr zu unterstützen.

Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts sieht man sie weiterhin weniger auf der Leinwand, als im Fernsehen. Einen ihrer grössten Erfolge wird die Rolle der Top-Anwältin Patty Hewes in der Serie "Damages".

Zuvor hat  sich die nunmehr 60jährige von 2007 bis 2010 eine kreative Schaffenspause genommen. 2006 hat sie wieder geheiratet, den Biotechnologieunternehmer David Evans Shaw, und ist ihm nach Maine gefolgt. Mit ihrem Mann gründet die Hundeliebhaberin "FetchDog", ein Unternehmen für Hundezubehör, und führt ein Blog, auf dem sie Interviews mit berühmten Personen, wie z.B. der Geschäftsfrau Martha Stewart oder dem Schauspieler Ted Danson, über deren Beziehungen zu ihren Hunden postet. ( "FetchDog" wird 2012 weiterverkauft, ihre Ehe 2015 geschieden. )

Grund für die Pause ist u.a. auch eine Depression, die sie jahrelang für eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung gehalten hat. Sie meint selbst, an Hyperaktivität, Impulsivität oder Konzentrationsproblemen zu leiden: "Ich habe nie gedacht, dass ich vielleicht ein bisschen Hilfe brauchen könnte."

Deshalb gründet sie "Bring Change to Mind" mit, eine gemeinnützige Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Dialog über psychische Gesundheit zu fördern und das Bewusstsein, das Verständnis und das Einfühlungsvermögen zu stärken. Ihre eigenen Erfahrungen mit Depressionen, aber auch die ihrer Schwester und ihres Neffen mit anderen psychischen Erkrankungen motivieren sie, das Thema in eine breitere Öffentlichkeit zu bringen.

2011 überrascht sie alle mit der "Rolle ihres Lebens" in dem Film "Albert Nobbs", spielt sie nicht nur eine Irin, die sich als Mann ausgibt, um den gesellschaftlichen Zwängen des 19. Jahrhunderts zu entgehen, und als Butler arbeitet, weil sie darin ihre einzige Chance sieht zu überleben. Sie ist erstmals auch als Drehbuchautorin und Produzentin beteiligt. Dieser Film ist ihr eine Herzensangelegenheit, für die sie drei Jahrzehnte gekämpft hat. Erneut wird sie auch wieder für den Oscar nominiert ( als beste Hauptdarstellerin ), gewinnt ihn aber wieder nicht.






2014 sieht man Glenn in "Guardians of the Galaxy" und zwei weiteren Filmen. Im darauf folgenden Jahr veröffentlicht sie mit ihrer Schwester Jessie "Resilience: Two Sisters and a Story of Mental Illness".

Die Schwester leidet seit ihren ganz jungen Jahren an einer schweren bipolaren Störung, die erst im Alter von fünfzig richtig diagnostiziert worden ist. Glenn Close setzt sich auch aufgrund der Erfahrungen mit der eigenen Familie für Menschen mit psychischen Erkrankungen ein, um sie von einem Stigma zu befreien: "So viele Kulturen und Familien wollen nicht, dass die Nachbarn es wissen. Sie denken, dass darüber geredet wird, und so beginnt das Stigma."

2017 schafft Glenn Close es erneut, mit ihrer Rolle in "The Wife – Die Frau des Nobelpreisträgers" von sich reden zu machen. Für die Hauptrolle gewinnt sie zusammen mit Lady Gaga 2019 den "Critics' Choice Award" als beste Schauspielerin. Bei den Oscars geht sie aber wieder leer aus: Damit ist sie mit sieben Nominierungen die am häufigsten vorgeschlagene Schauspielerin, die nie einen Oscar erhalten hat. "Ich werde oft mit Meryl Streep verwechselt, allerdings nie in der Oscar-Nacht", kommentiert sie diese Tatsache humorvoll.

Stattdessen erntet sie viel Anerkennung für ihre "powerful feminist speech" ( "Independent" ) bei der Veranstaltung zu den Golden Globes. Viele ihrer Kolleginnen im Publikum fühlen sich zu einem Zwischenstehapplaus aufgefordert...



Ihre Rolle als Joan Castleman, die die klassische Rolle der Ehefrau übernimmt und ihre eigenen schriftstellerischen Ambitionen zurückstellt zugunsten ihres Mannes, der mit sehr viel weniger Talent als sie ausgestattet ist, aber mit größeren Chancen auf den Nobelpreis, ermöglicht ihr, das zu sein, was sie in der Vergangenheit nur selten in ihren Filmen gewesen ist: eine Sympathieträgerin.

Sie selbst hat sich nie dermaßen zurückgenommen bei ihren Männern. Auf die Frage, warum "Männer so schlecht mit starken, begabten Frauen leben" können, antwortet sie bloß: "Das sollten Sie meine Ex-Partner fragen." Sie, die sich von kleinauf als krankhaft schüchtern betrachtet, lebt gerne recht einsam - "Je weniger Leute da sind, desto glücklicher bin ich" - einen Großteil ihrer Zeit auf ihrer 1000 Hektar großen Ranch in Wyoming.

Ob sie dort ihren 73. Geburtstag begeht oder in New York, weiß ich nicht, ist auch egal. Ich wünsche dieser Frau, die mit dem Alter immer schöner geworden ist und die das "Time Magazin"  für eine der hundert einflussreichsten Personen der Welt hält, noch viele gute Jahre. Happy Birthday!


9 Kommentare:

  1. damit hast du eine Schauspielerin skizziert und hervorgehoben, die trotz oftmals "unsympathischer Rollenspiele die sie verkörperte" phantastisch und überzeugend auf der Leinwand verkörpert hat.
    ich habe sie in einigen ihrer Filme gesehen, weil ich sie als ausdrucksstarke, sehr starke Persönlichkeit empfinde und ihre Mimik der zurückhaltenden Person bewundere. Ihre Biographie in dieser Ausführlichkeit ist hochinteressant und erklärt hinreichend warum sie so auf mich wirkt.
    Eine tolle Schauspielerin, die wenn sie mit Kathrin Hepburn verglichen wird in all ihren Rollen sehr überzeugt.
    vielen Dank für diese Vorstellung, denn bisher hatte ich ihre Biographie noch nicht...
    herzlichst angelface

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  2. Liebe Astrid, was für eine spannende Lebensgeschichte du da wieder beschreibst! Vielen Dank dafür! Ehrlich gesagt wusste ich bis jetzt lediglich, wie Glenn Close aussieht. Nun habe ich mir gleich das Buch mit ihrer Schwester auf den Reader geladen.
    Herzlich, Monika

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  3. Tolles Portrait von Glenn Close. Ich wusste ganz Vieles nicht und bin beeindruckt wie frau mit solch einer Kindheit und Jugend das alles geschafft hat. Ihr Leben war sicher nicht leicht bisher. Vielleicht gelingt es ihr im Alter nun mehr das zu leben, was sie wirklich möchte.
    In der "Frau des Nobelpreisträgers" jedenfalls hat sie das Gegenteil davon gespielt mit einer Intensität, die schon fast weh tat.
    Eine großartige Schauspielerin!
    Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und alles Gute für die kommenden Jahre, Glenn Close!
    Danke für Deine tolle Recherche, liebe Astrid, sagt Sieglinde.

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  4. Danke, liebe Astrid,
    für dieses ausführliche Portrait einer unserer größten Schauspielerinnen.
    Man staunt, was sie für ein wechselhaftes, unstetes, schwieriges Leben geführt hat bzw. führen musste.
    Liebe Grüße und bleib gesund
    herzlichst moni

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  5. Super ist dieses Portät, liebe Astrid, wo findest du bloß immer diese vielen Details? Glenn Close habe ich auch immer mit Meryl Streep verwechselt, aber nun nicht mehr, hoffe ich.
    Bleib gesund und sei herzliche gegrüßt
    Christine

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  6. Puh, ich wusste bislang noch überhaupt nichts über diese schwierigen Verhältnisse in ihrer Kindheit. Da musste sie sich ja erst einmal von einer großen Last befreien. Eine tolle Schauspielerin, die schon längst den Oscar verdient hätte.
    Danke, liebe Astrid!
    Liebe Grüße
    Andrea

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  7. Ich habe sie auch immer sehr bewundert, eine absolut faszinierende Frau. Es ist geradezu verrückt, dass gerade diese sektiererischen Eltern oft ihre Kinder vernachlässigen. Das ist meist sehr tragisch.
    LG
    Magdalena

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  8. ihren namen kenne ich und auch wie sie aussieht ..
    aber Filme mit ihr habe ich keine gesehen
    ausser den mit den Damatinern ;)
    eine große Schauspielerin die wohl so manche "Dämonne" los werden musste
    sie hat es sehr gut gemeistert
    vielleicht hat sie jetzt noch eine schöne Zeit
    Happy Birthday

    liebe Grüße
    Rosi

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  9. Wirklich schön 73?! Eine der wandelbarsten Schauspielerinen, viele ihrer Filme habe ich (gern) gesehen. Ihre Cruella ist herrlich gewesen und das als Schurkin! Selbst in kleinen Rollen, wie bei den Guardians sticht sie heraus. Ihr Gesicht und Körper sind nicht lieblich oder zart, im oft so gern gesehen Schönheitsideal (gerade in Filmen) und doch strahlt sie eine besondere Schönheit aus. Das sie dabei auch noch Grips hat und den Mund aufmacht... Schade, dass sie noch nie einen Oscar bekommen hat.
    Danke und liebe Grüße
    Nina

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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