Montag, 10. Februar 2020

Auf meinem Stehpult IX { Buch des Monats }

Zwei Monate Pause bei dieser Rubrik - scheint sich langsam so bei mir einzuspielen...

Heute bleibe ich meinem Lieblingsthema treu: Männer & Frauen, und auch dem Prinzip meiner Buchvorstellungen: Was für Große, was für Kleine!





Fangen wir mit dem großformatigen Bilderbuch von Jonty Hawley "Männer weinen" an, gerade herausgekommen beim kleinen Zuckersüß - Verlag aus Berlin, der sich zum Ziel gesetzt hat, wunderschöne Kinderbücher aus aller Welt nach Deutschland zu bringen.

Jonty Howley ist ein britischer Autor und Illustrator und der Meinung: "Lass die Jungs weinen!" und stellt in seinem Bilderbuch eine Welt vor, in der Jungen ermutigt werden, ihre gesamte Bandbreite an Gefühlen auszudrücken.


Es geht um Levi, der vor seinem ersten Tag in einer neuen Schule steht und Angst hat. Hilflos, wie Eltern manchmal solchen Situationen gegenüberstehen, lässt der Vater den dämlichen Spruch los: "Männer weinen nicht!"

Glücklicherweise sieht Levi auf seinem Schulweg aber, wie erwachsene Männer ihre Trauer und Angst offen zum Ausdruck bringen. Das Mantra "Männer weinen nicht" wird langsam schwächer und als er in der Schule ist, macht er die Erfahrung: Die Dinge sind ja gar nicht so schlimm!



















Auf dem Nachhauseweg denkt er noch mal über all seine neuen Erfahrungen nach. Und was entdeckt er dann Zuhause? Einen weinenden Papa!

Die Geschichte spielt an der See, und die Bilder zeigen zauberhafte Szenen in ruhigen Illustrationen, die kleine Kinder auch ohne Worte verstehen lassen, worum es geht. Nebenbei erfahren sie: "Du und deine Gefühle sind genau so in Ordnung." Und das kann man Kindern nicht genug vermitteln!




















Das zweite Buch von Mackenzi Lee stellt wieder einmal "52 wahre Heldinnen" vor, eben "Kick-Ass Women". Mackenzi Lee ist eine New Yorker Autorin ( in den Staaten war der Titel "Bygone Badass Broads: 52 Forgotten Women Who Changed the World", also "52 vergessene Frauen, die die Welt veränderten" - da frage ich, wie man auf so einen deutschen Titel kommt ). Deshalb unterscheidet sich ihre Auswahl an Frauen stark von der in den bisher vorgestellten Sammlungen und bietet damit eine echte Horizonterweiterung.

Neben einer ganzen Reihe weiblicher Figuren der Geschichte wie der chinesischen Kaiserin Leizu, der ägyptischen Hatschepsut, den vietnamesischen Trung - Schwestern  oder der somalischen Königin Arawelo - um nur die ersten zu nennen - werden viele Frauen aus dem englischsprachigen Kulturraum vorgestellt, die bei uns eher wenig bekannt sein dürften, aber deutlich machen, dass es durch die Jahrhunderte und die Kulturen immer schon Frauen in den unterschiedlichsten Bereichen Furore gemacht haben und eigentlich ein selbstverständlicher Teil unseres Bildungsgutes sein sollten.










Dank männlichem Beharrungsvermögen & Machtanspruch sind sie es bis heute nicht und Frauen wird ein Platz am Tisch der Geschichte einfach nicht zugestanden. Darum sind Frauen jetzt aber nicht einfach die besseren, weil braveren, Männer, das zeigt das Beispiel der Zheng Yisao, Piratin & Kapitänin über 80.000 Seemänner, um 1800 Schrecken des Südchinesischen Meeres, die auch im Buch vorkommt.

Bei Mackenzi Lees Porträts bleiben durch die kurze Form - maximal drei Textseiten - zwar immer einige Details auf der Strecke, über viele dieser unbekannten Frauen möchte man aber sofort mehr erfahren, so zum Beispiel über Agnodike, die als Mann verkleidete Hebamme die erste Gynäkologin im alten Athen von vor 300 Jahren vor unserer Zeit war.

Das Buch ist bei Suhrkamp nova erschienen und von Jenny Merling übersetzt worden, die leider   den Twitter- Sound der Sprache Mackenzi Lees nicht ganz geglättet hat ( die Beiträge waren tatsächlich in diesem Medium zuerst veröffentlicht worden ). Die plakativen Illustrationen stammen von Petra Eriksson. Dennoch eine Empfehlung für die, die auch Spaß an meiner Great-Women-Reihe haben...






Verlinkt mit dem  Lesezimmer von Andrea Karminrot

5 Kommentare:

  1. Liebe Astrid,
    das Buch über die vergessenen Frau finde ich sehr interessant. Was mir nicht gefällt, ist die Begrenzung auf drei Seiten (ich hatte schon solche Bücher, die mich am Ende, ob ihrer Oberflächlichkeit, dann doch nur geärgert haben, ich weiß, das ist dem Format geschuldet) und der Titel Kick-Ass Women. Das ist sehr reißerisch und erinnert mich an irgendeine Fernsehserie, die absolut schwachsinnig war. (Zumindest die Passagen, die ich mal gesehen habe...Aber wahrscheinlich ist damit ein Film gemeint, wie ich gerade gesehen habe, und den kenne ich nicht.)
    Dennoch würde ich gerne mal reinsehen.
    Ich wünsche Dir einen guten Start in die neue Woche.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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  2. Irgendwie würde mich der reißerische Titel bei den Frauenbiographien eher abschrecken. Drei Seiten pro Frau wecken Interesse zum Weiterforschen. Das Kinderbuch ist wirklich toll!
    Liebe Grüße
    Andrea

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  3. Liebe Astrid,
    das Kinderbuch ist klasse und würde mich durch Illustration und Thema sofort ansprechen... leider habe ich (noch) keine Verwendung dafür. ;-) Der Titel der Frauenbiografien würde mein Interesse eher nicht wecken, doch der Untertitel macht schon neugierig. Und auch eine Beschränkung auf drei Seiten gibt den ersten Einblick, in welche Biografie man näher eintauchen möchte.
    Danke dir für die Vorstellung.
    Lieben Gruß, Marita

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  4. Schade um den deutschen Titel, da haben sie mal wieder eine Chance vergeben, wirklich neugierig zu machen auf Inhalt und Qualität. Sonst klingt das Buch sehr gut und ich mag auch das knackige Format von drei Seiten und Illustration.
    Das Kinderbuch finde ich sehr gelungen, auch die Illustrationen! Gerade Jungs sollten ermutigt werden empathisch sein zu dürfen und auch ängstlich und so zu ganzheitlichen Männern heranwachsen.
    Danke fürs Vorstellen der Bücher sagt Sieglinde

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  5. von Helga:

    Oh, wie schön, ein Women Buch aus der Antike. Hab es schon geordert und noch eines als Geburtstagsgeschenk. Danke für die Vorstellung, Helga

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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