Freitag, 25. Oktober 2019

Vom Raif - Badawi - Preis & der Religionskritik

Gut, dass es diesen Raif-Badawi-Preis gibt, denn dadurch werden wenigstens einmal im Jahr ein paar Menschen mehr daran erinnert, dass dieser mutige saudi-arabische Internetaktivist & Blogger, seit 2012 wegen Apostasie und "Beleidigung des Islam"  inhaftiert, immer noch in seinem Land eingekerkert ist. 

Der Preis wird während der Frankfurter Buchmesse verliehen, in diesem Jahr zu fünften Male, diesmal an die tunesische Investigativjournalistin Hanéne Zbiss. Diese schreibt über den Irak und Tunesien, zuletzt bei "Inkyfada". In Tunesien wurde sie durch ihre Publikationen über sogenannte Koran-Kindergärten bekannt. Im Fokus ihrer Recherchen stand besonders die dort betriebene Gehirnwäsche, die sehr junge Kinder zu Extremisten werden lässt. Sie berichtet auch über das Schicksal der Frauen und Kinder ehemaliger IS-Kämpfer, die nun versuchen nach Tunesien zurückzukehren.

Screenshot
Der Preis wurde ihr von Ensaf Haidar überreicht. Ihre Rede schloss Hanéne Zbiss mit den Worten: "Es lebe die Demokratie, es lebe die Meinungsfreiheit, Freiheit für Raif Badawi!"


Was mir in dieser Woche noch untergekommen ist und im krassen Widerspruch zum Inhalt des ersten Teils dieses Posts steht:

Ein 848 Seiten starker "European Islamophobia Report 2018", veröffentlicht vom Politologen Farid Hafez von der Universität Salzburg gemeinsam mit Enes Bayrakli vom türkischen SETA-Institut,  stellt nicht nur tatsächliche Islamfeinde an den Pranger, sondern vor allem auch liberale Muslime und andere Kritiker des politischen Islams. 

So wird der Wiener Politologin Nina Scholz, die zusammen mit Heiko Heinisch das Buch "Alles für Allah – Wie der politische Islam unsere Gesellschaft verändert" herausgebracht hat, das Etikett "islamophob" angehangen wie die Berliner Frauenrechtlerin und Imamin Seyran Ates, als eine der "zentralen Figuren im islamophoben Netzwerk" gelistet. Auch der Theologe Mouhanad Khorchide von der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, der wegen seines Plädoyers für einen aufgeklärten Islam von Fundamentalisten angefeindet wird, ist auf der Liste zu finden neben Rechtsextremisten und sonstigen Hasspredigern.

Berechtigte Kritik ist  also "islamfeindlich"? Seit der Aufklärung ist Religionskritik in Europa statthaft und anerkannt, aber plötzlich gilt diese im Zusammenhang mit dem Islam als krankhaft ( nichts anderes meint der Begriff "Phobie" übrigens ). 

Was aber das Schlimmste an dieser Sache ist: Der Report ist größtenteils von der EU finanziert worden, um die Propaganda des türkischen Sultans und seiner Partei zu verbreiten. Eine Antwort der EU - Kommission auf eine entsprechende Anfrage steht noch aus...







Inzwischen ist dieser kleine Skandal auch in der hiesigen Presse angekommen: Hier ein Artikel in der "Welt" dazu.

4 Kommentare:

  1. Gut, dass es den Raif-Badawi-Preis gibt. Für ihn, seine Frau und die PreisträgerInnen. Auch wenn es natürlich nicht ausreicht, denn er muss seine Freiheit wieder bekommen. Das ist das Ziel.
    Religionskritik ist ein wichtiger Gradmesser für Demokratie und Meinungsfreiheit. Mit Worten wie islamophob kann man viel beeinflussen, das klingt ja sehr klug. Dass es das nicht ist in solchen Fällen, erkennt man leider oft nicht so schnell. Mal sehen, was die EU-Kommission dazu sagt...
    Herzlich grüßt,
    Sieglinde

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  2. "Politisch Lied....ein garstig Lied", was sollte man mehr dazu sagen. Herzlich, Sunni

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  3. schön dass es so einen Preis gibt
    und ich denke die Preisträgerinnen haben ihn verdient
    es ist ja nicht ganz ungefährlich was sie machen
    es ist wirklich kaum zu begreifen dass man dafür dsas man sagt was man denkt Repressalien und sogar den Tod fürchten muss
    das sollten sich alle die zu Herzen nehmen die rumnöhlen.. bei uns dürfe man nicht sagen was man meint

    den Artikel habe ich gelesen
    auch da nur kopfschütteln

    liebe Grüße
    Rosi

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  4. Ein guter Preis!
    Und danke für den letzten Abschnitt, das fand ich alles sehr fragwürdig und unwürdig für die EU.
    Liebe Grüße

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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