Freitag, 18. Oktober 2019

Dauerthema Naher Osten

Nirgends fließt heutzutage so viel Blut wie im Nahen Osten. Die gängige Antwort auf die Frage nach dem "Warum" lautet: Zu viele Völker, zu viele Konfessionen auf engem Raum, aufgeheizt von religiösem Furor lassen immer wieder neue Konflikte entstehen & eskalieren. Das ist aber nur ein Aspekt, der die historische Dimension vernachlässigt. Man muss also nur ungefähr hundert Jahre zurückgehen, um der Sache besser auf die Spur zu kommen ( hier habe ich das schon einmal versucht zu skizzieren ).

Damals gab es noch das Osmanische Reich, von Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, aus regiert von einem Herrscher, Sultan genannt. Sieben Jahrhunderte lang lebten in dessen Imperium die Völker und Religionen, Türken, Araber, Kurden, Muslime, Christen und Juden, verhältnismäßig friedlich zusammen. Es gab Konflikte, manchmal auch Kriege, aber insgesamt vertrugen sie sich erstaunlich gut, denn der Schlüssel dafür, dass es funktionierte, war eine weitgehende Autonomie, die Selbstverantwortung in einem Reich ohne Grenzen.

Mit dem Ersten Weltkrieg kam das Ende jenes Osmanischen Reich, und eine Staatenwelt wurde erschaffen, wie wir sie heute kennen, nicht zwangsläufig, sondern Politiker und Generale, Diplomaten und Agenten entschieden über die Grenzen, hauptsächlich drei Briten ( die Frau, die daran beteiligt war, habe ich hier schon einmal porträtiert ). Vielleicht würde Syrien heute nicht brennen, vielleicht hätten die Kurden einen Staat, hätten diese drei Männer vor hundert Jahren anders gehandelt & entschieden,  nicht Versprechen gegeben und diese dann auch wieder gebrochen, mit den einheimischen Interessenvertretern nicht ihre "Deals" abgeschlossen bzw. zusammen mit Frankreich nicht nach wie vor koloniale Träume ausgelebt. Diese späten Zuckungen des Imperialismus des 19. Jahrhunderts bekommen die Menschen in dieser Weltregion bis heute am eigenen Leibe heftig zu spüren...

 Blick auf die kurdische Stadt Afrin, schon 2018 von den Türken besetzt
Jetzt also mal wieder die Kurden. Und Erdoğans Träume von der Erneuerung des Osmanischen Reiches. 

Egal, wie es in unseren Medien genannt wird, ob die türkische Sprachregelung von der "Militäroperation Friedensquell", übernommen wird, ob vom "türkischen Militäreinsatz" oder einer "türkische Militäroffensive" gesprochen wird: Beide Begriffe sollen neutralisieren, sind euphemistisch: Es ist Krieg, es ist ein Bruch des Völkerrechts, nichts anderes. 

Zum aktuellen Konflikt verweise ich allerdings auf diesen Beitrag von Can Dündar, der ist berufener als ich, die komplexe Vorgeschichte und die aktuellen Geschehnisse darzustellen...


2 Kommentare:

  1. von Helga:

    Liebe Astrid,

    Krieg ist wahrlich immer und überall. Die Indianer, die Römer, unsere Kinder am Spielplatz, die Eheleute und....und.... aber der hält sich in Grenzen, meist geht es nur um Rechhaberei, die ist dem Menschen aber zu eigen.
    Jetzt muß ich trotz allen ernstes der Lage schmunzeln, denn in vielen Fällen geht es um den Glauben und glauben heißt nichts wissen. Ich behaupte jedenfalls was den Glauben angeht, man weiß nichts genaues, also glauben wir halt. Aber deshalb muß man doch nicht mit Waffen aufeinander losgehen.
    Man bedenke nur, ich koche das beste Gullasch oder ich backe den besten Kuchen, ich habe den schönsten Rasen und ich schreibe den tollsten Post, alles nur der Glaube, aber drehe ich mich um, so glaubt mir keiner. Verrückte Welt liebe Astrid, glauben wir einfach an uns, laßen wir halt dem Erdo seinen Glauben. Eines Tages verliert er ihn auch, unter dem Motto, "jeder kommt dran". Vielleicht ein etwas komischer Kommentar, aber ich stelle ihn unter das Motto "Samstagsplausch", recht so?
    Wettergrüße, mit dem Glauben daß die Sonne wieder scheinen möge, von der Helga

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  2. was soll ich dazu noch sagen. bruch des völkerrechts. jepp. mal sehn, wann er zur besinnung kommt. grrrrr.

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