Mittwoch, 3. Juli 2019

Mein Freund, der Baum: Echte Mehlbeere

Mehlbeeren gehören zum Kernobst wie Äpfel und Birnen und zur Familie der Rosengewächse. Die etwa hundert Arten sind in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel zu finden. Ihre Früchte sind viel kleiner und meist auffällig rot gefärbt. Die Blätter der Mehlbeeren sehen von Art zu Art recht verschieden aus: gefiedert, gelappt oder auch ganzrandig. Die Blattunterseite  haben aber fast alle gemeinsam: Sie ist oft filzig-weiß behaart. Ihren Namen verdanken die Mehlbeeren dem Umstand, dass die Früchte mancher Arten früher in den Notzeiten des Krieges getrocknet und gemahlen dem Mehl für das tägliche Brot zugefügt wurden


Die Echte oder Gewöhnliche Mehlbeere Sorbus aria ist in West-, Mittel- und Südeuropa zu Hause, in Nordeuropa und in Teilen Südosteuropas hingegen fehlt sie. Sie bevorzugt kalkreiche Böden an sommerwarmen Standorten, findet sich in lichten Wäldern, einzeln eingestreut zwischen Eichen und Buchen, kommt aber auch in Steinbrüchen & Ruinen vor, in Trockengebüschen und an Felsen, auch im subalpinen Hochstaudengebüsch. In den Zentralalpen wächst die Mehlbeere in Höhen bis zu 1500 Meter.

Die Echte Mehlbeere ist ein vielgestaltiges, sommergrünes Gehölz. Sie wächst als mehrstämmiger Strauch oder als Baum mit kurzem, schlankem und geradem Stamm und einer gleichmäßig gewölbten und dicht belaubten Krone. Mit einem jährlichen Zuwachs von 20-30 cm gewinnt die Mehlbeere nur langsam an Höhe, erreicht insgesamt aber im Laufe ihrer Lebenszeit 3 bis 12 Meter. Die Krone ist zunächst eiförmig und nimmt im Alter eine kuppelförmige Gestalt an.

Die Rinde der Mehlbeere ist schwarzgrau mit weißen Flecken, in der Jugend glatt, im Alter leicht rissig. Sorbus aria kann bis zu 200 Jahre alt werden.

Die Mehlbeere ist ein tiefwurzelnder Baum. Die Wurzeln besitzen ektotrophe Mykorrhiza, damit wird die Symbiose von Pilzen und Pflanzen bezeichnet, bei der ein Pilz mit dem Feinwurzelsystem einer Pflanze in Kontakt ist, also außerhalb der Wirtspflanze. Diese Symbiose erhöht die Resistenz der Mehlbeere gegen Trockenheit, was an extremen Standorten von Vorteil ist, weshalb sie gerne an Straßen gepflanzt wird. Dort sind die behaarten Blattunterseiten zusätzlich als Staubfänger nützlich.

Die jungen Triebe  des Baumes sind zunächst filzig behaart, später hell bis rötlich braun und kahl. Die Blätter sind acht bis zehn Zentimeter lang, wechselständig angeordnet und elliptisch in der Form, dabei in der Mitte oder der unteren Hälfte am breitesten und vorne zugespitzt. Oberseits sind sie glänzend dunkelgrün, anfangs noch samtartig behaart, später ganz glatt. Auf der Unterseite sind die Blätter von einem dichten, weißen Haarfilz bedeckt. Der Blattrand ist ungleichmäßig gesägt. Im Herbst wird das Laub rötlich-braun.



Die Blütezeit der Gemeinen Mehlbeere liegt im Mai und Juni. Die Blüten sind in Scheindolden mit einem Durchmesser von 8 bis 10 Zentimetern zusammengefasst. Jede Blüte von 15 Millimeter Durchmesser besteht aus fünf freien, radialsymmetrisch angeordneten Kronblättern in cremeweiß. Sie ist zwittrig, d.h. jede Blüte hat weibliche Teile, die Fruchtblätter, und männliche Teile, die Staubblätter.





Die apfelartigen Früchte werden ab August reif. Sie sind eher eiförmig bis rund, orange bis rot und ca. einen Zentimeter groß. Isst man die Früchte roh, kann es wegen des Gehalts an Parasorbinsäure zu Magenverstimmungen kommen. Durch Hitze wird Parasorbinsäure zerstört, so dass sich Mehlbeeren theoretisch als Marmelade genießen lassen. Der fade, mehlige Geschmack ist aber Geschmackssache, verbessert werden kann dieser durch Hinzufügen anderer Früchte.

Die Früchte bleiben bis in den Winter hinein am Baum. Nach dem ersten Frost entwickeln sie mehr Aroma und werden dadurch als Nahrung attraktiver für die Vögel und Eichhörnchen, die dadurch zur Verbreitung der Samen beitragen.


Das Holz der Echte Mehlbeere ist eines der härtesten europäischen Hölzer. 

Die Mehlbeere ist verwandt mit der Eberesche. Weitere Arten sind die Berg-Mehlbeere Sorbus mougeotii, die Schwedische oder Schwedische Mehlbeere Sorbus intermedia und die Zwermispel-Eberesche Sorbus chamaemespilus. Die Elsbeere Sorbus torminalis hat braune Beeren und im Herbst ein beeindruckend schönes rotes Laub.









Dieser Post wird wieder verlinkt mit Ghislanas Naturdonnerstag/ Schwerpunkt "Baum", immer am 1. Donnerstag eines Monats. 

10 Kommentare:

  1. So ein Baum stand bei uns im Dorf. In meiner Kindheit haben die Leute immer gesagt, das wäre eine Vogelbeere für Menschen. Als Marmelade kenne ich sie auch. Weil eine alte Frau aus dem Dorf, die keine eigenen Obstbäume hatte, die Früchte verarbeitet hat. Und wenn man ihr mal bei etwas geholfen hat oder mein Vater brachte ihr etwas vom Bäcker mit, belohnte sie uns Kinder mit einer Scheibe Brot mit solchem Aufstrich. Geschmeckt- nein, hat es mir nicht wirklich. Sie hat evtl. Zucker gespart. Aber aufgegessen wurde es, ganz brav. Der Baum fiel mal einem Herbststurm zum Opfer. Beste Grüße von Rela

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  2. freue mich immer am baum-billet! bises

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  3. oh jaaa..
    die gibt es hier auch
    ich hatte mich schon gefragt was das für Bäume sind
    danke für die Aufklärunge ;)

    liebe Grüße
    Rosi

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  4. Da habe ich wieder etwas Interessantes gelernt. Bewusst ist mir der Baum noch nie aufgefallen. Ich werde mal die Augen aufhalten, ob ich einen in der Umgebung entdecke. Danke!
    Liebe Grüße
    Andrea

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  5. Liebe Astrid,
    wieder ein interessantes Baumporträt...ich glaube, so ein Exemplar ist mir auch noch nicht begegnet. Im Herbst werde ich mal auf den hübschen Fruchtschmuck achten.
    Lieben Gruß, Marita

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  6. fein dein beitrag für "mein freund, der baum" zu diesem sorbus und ein wirklich schöner "alisier blanc" zeigst du uns :)
    bonne soirée

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  7. Das war jetzt wieder eine sehr interessante Lektion bei dir:-)
    Man lernt eben nie aus und ich werde meine Augen offen halten wenn ich unterwegs bin.
    L G Pia

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  8. Liebe Astrid,
    Danke für diese informative und ausführliche Vorstellung eines Baumes, von dem ich noch nie gehört oder gelesen hatte.
    Deine Bilder dazu sind sehr schön. Ein interessanter Baum!
    Liebe Grüße
    moni

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  9. Die gibt es hier so gar nicht, noch nie bewusst eine gesehen in unseren Breiten. Schade, denn als Füllstoff in meine wilden Marmeladen könnte ich sie gut einarbeiten. Auf Sylt gibt es immer wieder mal die Schwedische Mehlbeere zu sehen. Dankeschön für den tollen Baum... (Und uns ist ja unbenommen, unsere Baumliebe auch im Blog weiter zu pflegen...) Lieben Gruß Ghislana

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  10. Mehlbeeren habe ich bislang nur immer an einem Golfhotel in Österreich wiedergesehen. Bei uns wachsen die leider auch nicht und ich habe mich immer schon gefragt was das ist... Natürlich auch fraglich, ob die Mehlbeere den bayrischen WInter übersteht;)

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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