Samstag, 13. April 2019

Meine 15. Kalenderwoche 2019

Etwas unentschiedener als am Montag der Vorwoche zeigte sich der Himmel in der zweiten Aprilwoche.

 Bei den Runden im Veedel richtete ich mein Hauptaugenmerk auf die Bäume, aber nicht nur 😉


Wo es möglich war, saßen die Menschen in dieser Woche draußen.

Am Dienstagabend ging es mal wieder in die Philharmonie: Vor dem Gebäude begannen die neu gepflanzten Bäume zu grünen, drinnen zog mich wieder die feine Floristenkunst an. Aber noch beeindruckender war letztendlich die "Leningrader Symphonie" (7. Sinfonie C-Dur op. 60 für Orchester von 1941 ) von Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch, dirigiert von unserem vorletzten Generalmusikdirektor. Hinterher standing ovations.

Angeregt von Nicoles/Niwibo Post über die Kirschblüte in der Bonner Heerstraße, um die es alljährlich einen Hype sondergleichen gibt, fiel mir ein, am Mittwoch nach unserem Fußpflegetermin doch auch mal nach der Straße im Veedel zu schauen, die quasi eine Mini - Miniausgabe der Straße in der Stadt meiner Kindheit und Jugend ist.

Die Straße ist nicht nur sehr viel kürzer und nur an einer Seite mit vier Exemplaren der Japanischen Nelkenkirsche bestückt - beeindruckend & schön ist es trotzdem!

Ich mag besonders die Kombination von rosafarbenen Blüten und kupfernem Laub.

Am Donnerstagmorgen habe ich dann auf dem Weg zum Sport durch unser "Tälchen" den Stand der Kastanienblüte begutachtet. Es geht voran!



Wieso musste ich bei dieser Spezerei rechts nur an Helga /Holunderblütchen denken?

So einen Wattewölkchenhimmel mag ich ja besonders gerne. Und bei 10°C bewege ich mich auch unbeschwert durchs Veedel:







( Den Freitag der Woche konnte man dann schon hier verfolgen. )



"Die moderne Gesellschaft übersieht, 
dass die Welt nicht das Eigentum 
einer einzigen Generation ist."

Oskar Kokoschka, Maler

In allen sozialen Netzwerken, in denen ich mich momentan umtue, wird die frühlingshafte Natur gefeiert. Auch ich erfasse mit allen Sinnen das, was draußen vor sich geht, ungefähr das fünfundsechzigmalste Mal in meinem Leben. Aber in diesem Jahr ist mir so sehr bewusst, wie fragil das alles ist, worüber wir uns so freuen. Und wie wenig bereit wir sind, es zu bewahren.

Dabei sind wir schon seit Jahrzehnten gewarnt, dass wir mit unserem Verhalten all das aufs Spiel setzen, was wir so ( vorgeblich? ) lieben...

Am Donnerstag habe ich ja in meinem Great-Women-Post von Rachel Carson berichtet, die vor 57 Jahren vor einem stummen Frühling gewarnt hat, weil wir Menschen mit all unseren technischen Möglichkeiten - in diesem Falle DDT - die feine Balance allen Lebens auf dieser Erde aus dem Gleichgewicht bringen. 

Sechs Jahre später dann der "Club of Rome", der als Leitidee in die Welt gebracht hat, unsere Weiterentwicklung auf diesem Planeten so zu gestalten, dass "die Bedürfnisse der heutigen wie auch der künftigen Generationen an den begrenzten Ressourcen sowie der begrenzten Belastbarkeit unserer Ökosysteme orientiert" sind. 

Zwei Jahre später, im Europäischen Naturschutzjahr 1970, fand die erste europaweite Umweltkampagne mit über 200 000 Aktionen statt, und im Jahr darauf wurden die "Friends of the Earth" gegründet, ein internationaler Zusammenschluss von Organisationen aus Frankreich, Schweden, den USA und England. In dieser Zeit begann sich auch wieder eine Umweltbewegung in der Bundesrepublik zu formieren, wenig später auch in der damaligen DDR. 

Spätestens seit 1977 tauchte der Begriff "Klimakatastrophe" immer wieder in Warnungen vor einer menschenverursachten globalen Erwärmung auf. Eine erste UN-Klimakonferenz fand dann 1995 in Berlin statt. Zwanzig Jahre später, am 12. Dezember 2015, kamen schließlich diese Mitglieder der UN-Klimakonferenz in Paris überein, Maßnahmen zu ergreifen, um die menschengemachte globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C gegenüber vorindustriellen Werten zu beschränken. Elf Monate später trat das Abkommen in Kraft, dem auch unser Land beitrat, einstimmig beschlossen vom vorletzten Bundestag. Und auch unsere Regierungen formulierten "Klimaziele", die im Jahr 2020 erreicht sein sollten. 

Passiert ist zu wenig. Stattdessen sind seit 1995 die globalen Treibhausemissionen um fünfzig Prozent gestiegen und verharren auf diesem Rekordniveau. Und nun macht sich die Generation der Fünfzehn- bis Fünfundzwanzigjährigen daran und geht freitags nicht mehr zur Schule, um bei den Erwachsenen dieser Gesellschaft endlich das einzufordern, was man vertraglich zugesichert hat.

Und wie reagieren die? Seit Wochen wird denunziert, abgelenkt und alle möglichen Ausflüchte gefunden, um sich dem wesentlichen Thema nicht zu stellen: 

Da wird auf der Schulpflicht beharrt ( obwohl sonst vielen klar ist, dass die Schule mit all dem ausfallenden Unterricht, den unangemessenen Lernmethoden, den immer mehr werdenden Seiteneinsteigern ohne Fachkompetenz als Lehrkräfte ihrem Qualitätsanspruch schon lange nicht mehr gerecht wird ). 

Da wird den Jugendlichen vorgeworfen, dass sie heuchlerisch sind und ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden, weil sie nach ihren Kundgebungen angeblich alles vermüllt zurücklassen. So sind bei Facebook solche Fotos unter großem Beifall der Gleichgesinnten veröffentlicht worden:



Das ist wieder ein Beispiel par excellence, wie populistische Hetze mittels einprägsamer Bilder funktioniert, nämlich unter Aussetzung aller Vernunft! Es wird geglaubt, obwohl der "gesunde Menschenverstand" einem sagen müsste, dass so grün belaubte Bäume selbst in Köln nicht Mitte März zu finden sind, ( einen ganzen Monat später auch noch nicht ). Kein Wunder: Das Foto entstand im August 2011 in Zürich ( Türme des Großmünsters sind angeschnitten an oberen rechten Rand  zu erkennen ) auf der "Street Parade", der größten Technoparade der Welt. Es stammt von Wikipedia.

Dann wird den Jugendlichen von namhaften Politikern die Sachkenntnis abgesprochen, und weniger namhaften wie dem klimapolitischen Sprecher der blauen Fraktion, Karsten Hilse. Der mischte sich bei den großen Fridays-For-Future-Kundgebungen Mitte März unter die Demonstranten und verteilte ein sogenanntes Klima- Quiz, um die Jugendlichen zu verunsichern. Was Harald Lesch bzw. Prof. Stefan Rahmstorf, Klimatologe und Abteilungsleiter am Potsdam-Institut, dazu zu sagen haben, kann man sich hier anhören:

 

"Die Schüler haben Recht", ist das Fazit der Wissenschaftler ( und dieser Artikel zeigt, das es auch machbar ist ). ""Die Schüler haben Recht", ist auch mein Fazit ( was jemanden, der ehemals den Beruf der Immer - Rechthaber ausgeübt hat, auch schlucken lässt ). Sie tun etwas, das uns Erwachsenen vor Augen führt, das unser eigenes Reden von wegen "Verträge muss man einhalten" als bloßes Gewäsch entlarvt.

Ich für meinen Teil muss mir vorwerfen, grob leichtfertig gehandelt zu haben, als ich geglaubt habe, die Politik macht sich daran, das, was sie 2015 in Paris vereinbart hat, auch tatsächlich umzusetzen. Eingelullt von der Tatsache des Atomausstieges, als sechs Reaktoren im März 2011 abgeschaltet worden sind, hätten längst die Alarmglocken wieder schrillen müssen, wie mit dem Bekanntwerden der Abgasmanipulationen an Dieselfahrzeugen im September 2015 umgegangen wurde - Verantwortungsbewusstsein für die menschliche Gemeinschaft sieht in meinen Augen anders aus.

Die Indianer haben, bevor sie sich zu einschneidenden Maßnahmen entschieden haben, sieben Generationen in die Vergangenheit zurück und sieben voraus in die Zukunft gedacht. Bei meinem Vater waren es immerhin Überlegungen, wie es sein Großvater gehalten hätte und welche Folgen seine Entscheidung für seine Enkel bedeuten würden. Das geht uns ab. Hoffentlich wachen wir noch auf, bevor es zu spät ist.

In diesem Sinne: Genießt den Frühling mit allen Sinnen, aber ohne Ausschalten des Verstandes!

Nachtrag: Wie im realen Leben so auch in meinem Blog, bin ich nicht bereit zu dulden, wenn andere Menschen herabgewürdigt und beleidigt werden, insbesondere Kinder. Kommentare, die sich dessen nicht enthalten können, schalte ich nicht frei. Die Würde des Menschen ist unantastbar.


Verlinkt mit dem Samstagsplausch bei Andrea Karminrot und dem Frühlingsglück bei Loretta und Wolfgang

16 Kommentare:

  1. Wir haben das Glück, dass beim Nachbarn gegenüber zwei große japanische Kirschen im Garten stehen, von denen hauptsächlich wir etwas haben, wenn wir aus dem Fenster blicken. Welch ein optischer Genuss.
    Deine Worte zum Klimawandel sind (leider) nur zu wahr. Wer dagegen aufmuckt, wird verfolgt und diffamiert. Das hast Du ja auch schon so richtig über Rachel Carson berichtet. Die grauen Herren haben da so ihre Lieblingsmethoden.
    Liebe Grüße
    Andrea
    (zu deinem Kommentar: die jüngsten Enkelchen beginnen gerade schon zu laufen. Der verhexte Zaubermantel war wohl im Spiel, als mein Dreibeinhocker umkippte. Seit gestern wird auch im Nähzimmer auf Arbeitsschutz geachtet... ;-) )

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  2. Liebe Astrid, ich kann dir in allen Punkten zustimmen. Hoffentlich werden bald mal alle wach. Leider sind gestern wieder Schlangen vor den Abfertigungsschaltern im Frankfurter Flughafen in unserer Tageszeitung heute abgelichtet gewesen. Muss den in alĺen Ferien immer gleich in die Ferne geflogen werden? Einen schönen Sonntag, Thea

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  3. Ich begrüße es sehr, dass die Schüler sich lautstark machen. Übel finde ich die politischen Köpfe, die nun plötzlich nach der Jugend quatscht. Jahre hatten sie Zeit, Dinge in die Wege zu leiten. Was sie hübsch unter manchen Teppich gekehrt haben. Und klar, ich war auch blind. Versuche in meinem kleinen Dunstkreis etwas ökologischer zu handeln.

    Die rosa Straßen haben wir übrigens auch in unserer Stadt. Aber es blühte noc nicht, bevor ich mich nach Rom aufmachte.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  4. Du hattest eine schöne Woche liebe Astrid.
    Die Natur explodiert ja regelrecht.
    Und die rosa Kirschblüten sind bei Dir nun schon ganz aufgegangen, herrlich.
    Ich genieße den Frühling auch sehr und erfreue mich an all dem Grün und Buntem, auch wenn es heute empfindlich kalt ist, brr.
    Dir einen schönen Samstagnachmittag, lieben Gruß
    Nicole

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  5. Danke! Hast Du den Artikel von Carlin Emcke in der SZ von Freitag gelesen. Es gibt ja noch ein paar vernünftige Menschen. Aber man kann schon im allgemeinen und besonderen ziemlich verzweifeln. Trotzdem, ich tue was ich kann und wenn es auch noch viele andere tun, dann hilft es vielleicht. Genieß jeden schönen Tag!
    Magdalena

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  6. Einfach herrlich die Japanischen Nelkenkirschen und die Tulpen drunter sind es ebenfalls. Hätten Indianer, die man immer betrogen, belogen und für dumm verkauft hat das Sagen, sähe die Welt anders aus.
    Liebe Grüße
    Sigi

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  7. Ja, der Frühling könnte allen aufzeigen, wie schön die Natur ist und wie sehr sie zu schützen ist.
    Vielleicht sind die SchülerInnen die neuen IndianerInnen? Zumindest ein bisschen im Geiste ... Sie zeigen derzeit zum Teil jedenfalls mehr Weisheit als die alten sich doch gern - noch? - als Häuptlinge verstehende in Politik und Wirtschaft.
    Sollte nicht das Wahlalter gesenkt werden? Na, ich bin gespannt!

    Ansonsten ist Deine Woche durchaus frühlingshaft gewesen und mit viel Bewußtsein für die wunderschönen Seiten des Lebens. Das freut mich.
    Einen schönen Sonntag wünscht Dir Sieglinde

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  8. 60% der insecten ist nicht mehr...hier in der schweiz rufen sie alle auf, was dagegen zu tun... aber was? hier kommt per hubschrauber das gift über die weinberge.. nur das wir mehr wein trinken können...in meiner nächsten malerei werde ich wenigstens die insecten verewigen...
    eine schöne osterwoche wünsche ich dir trotzdem!

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  9. bei den kölner blütenräuschen ist es ja kein wunder, dass du deine küche in dem herrlichen rosa gestrichen hast!! und "katze gehört zum geschäft" ist echt süß!
    und du hast völlig recht: ich habe mich nämlich auch "einlullen" lassen und lange noch daran geglaubt, dass sich hier etwas ändert. inwzischen sehe ich das völlig anders und versuche mein eigenes verhalten zu ändern und - auch lautstark - die schülerInnen zu unterstützen.
    liebe grüße
    mano

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  10. Noch sieht man die schönen Fassaden durch die kahlen Äste. Eure Kirschblutenallee sieht doch ganz passabel aus und das gute ist, dass du sie nicht mit so vielen Schaulustigen teilen musst.
    L G Pia

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  11. Die Japanische Kirschblüte ist einfach ein Traum... bei uns gibt es nicht mal eine Miniausgabe dieser Straße...lach... Dafür habe ich ein kleines Bäumchen im Garten stehen und ein großer Baum... der vom Nachbarn sehe ich vom Bad aus... Auch nicht schlecht ;))
    Liebste Grüße
    Christel

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  12. Bravo!
    Wunderbare Kirschblütenbilder und sehr gute Worte!
    Danke liebe Astrid!
    Liebe Grüße nach Köln
    Melanie

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  13. Beautiful spring impressions. The blooming cherries are a wonderful sight!!!! Happy Easter week.

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  14. hach
    herrlich die Kirschenblüte
    bei uns in der Straße ist nur noch einer
    in der Parallelstraße fangen sie jetzt auch an zu blühen
    da stehen noch mehrere
    da muss ich auch einmal schauen gehen ;)

    eine schone frühlingsbunte Mischung beinhaltet deine Woche

    dass das Bild mit dem Müll nicht "echt" sein kann sieht man ja
    einmal steht Köln dran und einmal Augsburg
    ja wo denn jetzt
    und grüne Bäume im März ?? .. die hätten wohl manche gerne ;)

    es ist wirklich ein Krampf und ein Kampf
    da wird kleingeistig immer nur das niedrigste Ziel in Angriff genommen
    anstatt einmal Mut und Visionen zu haben

    immer stehen die Arbeitsplätze angeblich im Vordergrund
    doch vielleicht gibt es ja viel bessere in einer Zukunft ohne Müll und Dreck in der Luft

    aber vielleicht klappt es ja von unten herauf wenn es von oben nicht weiter geht
    dass die jugend anfängt zu denken und nicht nur zu konsumieren ist schon einmal ein gutes Zeichen

    liebe Grüße
    Rosi




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  15. Sehr gut aufgedeckt, wurde der Fake mit den Fotos! Was war denn das für eine Katzengeschichte? Vielleicht zu viele potentielle "Käufer"? Liebe Grüße, Taija

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  16. Diese Blütenträume, dieses frische Grün - einfach wunderschön!

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst! Es wäre schön, wenn ein Name am Ende des Kommentars stehen würde.

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