Freitag, 7. September 2018

Meinungs- & Pressefreiheit


... sind ein hohes Gut für mich. Doch ich will heute nicht darauf eingehen, was da in jüngster Zeit vor allem in puncto Wahrung der Pressefreiheit in unserem Land abgegangen ist - während meines kleinen Hollandurlaubs habe ich mir eine mediale Abstinenz gegönnt, so dass ich mich nicht umfassend und differenziert genug informiert fühle.

Bei der Frühstückslektüre meiner gedruckten Tageszeitung wieder im heimischen Köln bin ich auf den Fall der jungen Journalisten Wa Lone (32) und Kyaw Soe Oo (28) in Myanmar gestoßen, der mich empört hat:

Beide sind zu sieben Jahren Haft verurteilt worden, weil sie für die Nachrichtenagentur Reuters, für die sie arbeiten, über die Tötung von zehn Männern der muslimischen Minderheit der Rohingya in Inn Din, einem Dorf im Norden des Rakhaing-Staates, durch Angehörige des Militärs im vergangenen Jahr recherchiert hatten. Damit hätten beide "Staatsgeheimnisse verletzt", so der Richter. 

Beide sind in einen Hinterhalt gelockt worden ( ein Polizist hat das sogar im Verfahren vor Gericht zugegeben ) und wurden mit Hilfe eines Gesetzes verurteilt, das noch die englische Kolonialmacht erlassen hatte zwecks Wahrung ihrer Vorrechte ( "Official Secrets Act" von 1923 ). 

Das Verfahren bzw. Urteil wird international als weiterer Rückschlag für die Pressefreiheit angesehen und Myanmar und seine Regierungschefin, die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, stehen wegen des Vorgehens des Militärs gegen die muslimische Minderheit erneut - und berechtigt - in der Kritik. Aung San Suu Kyi soll die Journalisten bei einem privaten Treffen im Januar, an dem ihr bis dato Vertrauter, der US - Diplomat Bill Richardson, teilgenommen hat, als Verräter bezeichnet haben. In meinen Augen ist ihr Ruf inzwischen ruiniert.

Bisher findet dieser Fall vor allem in Großbritannien Widerhall. Aber auch EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hat die "sofortige und bedingungslose" Freilassung der beiden Journalisten gefordert sowie die Vereinten Nationen und Presseverbände.

Wa Lone vorne, Kyaw Soe Oo hinten mit erhobenen Händen
© Reuters
Als er in Handschellen zu einem Polizeiwagen geführt wurde, sagte Wa Lone: "Ich habe keine Angst. Ich habe nichts falsch gemacht ... Ich glaube an Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit. "






Nachtrag: Amnesty International hat hier einen Briefentwurf ins Netz gestellt an den saudischen Kronprinzen mit der Forderung nach Freilassung der saudischen Frauenrechtlerinnen ( hier darüber gepostet ) - bitte mitmachen!

8 Kommentare:

  1. manchmal denke ich die geschichte dreht sich im kreise......nicht die erste "volks"regierung die kritische stimmen mit gewalt mundtot machen will - zum glück ist das viel schwerer geworden im internet-zeitalter.
    xxxx
    p.s.: deine blümchen sind ja schon ganz herbstlich!

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  2. Leider spielt eben gerade die Presse - neben allen anderen Medien - oft eine denkbar ungute Rolle im Aufputschen und Hass verbreiten (ist ja alles, wie schon früher, in Parteihänden, darf man nie vergessen!). Und je mehr zur Verfügung steht, desto besser geht das. Das macht mir Angst, immer wieder. Überigens kam auf meinen Brief nach SA keinerlei Reaktion..., aber vielleicht hat der ja eine lange "Laufzeit"...Herzlich, Sunni

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  3. Aung San Suu Kyi - ich bin da bei Dir: Ihr Ruf ist mehr als ruiniert! Grausam ist das - was hat die Wandlung dieser Frau so radikal vollzogen ? Ist es die Macht - die sie alles, für das sie gestanden hat - vergessen läßt ? Traurig ist das.

    Beängstigend - nach dem unsrigen Desaster und der Äußerungen männlicher AFDFörderer/-Versteher - S. und M. - entsetzt mich und ist mir unverständlich. Quo vadis ?

    Daß das NaziReich nun so bei uns rhetorisch, im Tun & Denken - zurück kommt - nie hätte ich das - nach unseren furchtbaren, schlimmen "Erfahrungen" zurück kommt - für möglich gehalten.

    Bleiben wir wachsam!

    Hab ein schönes Wochenende Luitgard M.

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  4. Eigentlich wäre es an der Zeit für eine Aberkennung des Friedensnobelpreises an Aung San Suu Kyi. Dieser Preis wird ja leider eh gelegentlich zu voreilig und freizügig vergeben...
    Die Hohlräume (auf allen Ebenen) in unseren demokratischen Parteien, ihr mangelnder Durchblick und fehlender Willen zum Durchgreifen leistet der kleinen Gruppe rechter Extremisten leider Vorschub, dort abzufischen, wo Ängste, Unsicherheiten, Sorgen, Unwissenheit herrschen.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  5. diese Frau tritt ihren Nobelpreis mit den Füßen
    das ist mir schon klar seit sie nichts unternommen hat um die Verfolgung von Minderheiten zu stoppen
    diese Fall zeigt nur wie sehr sie inzwischen durch die Macht korrumpiert ist
    sehr schade
    leider kein Einzelfall


    liebe Grüße
    Rosi

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  6. Ich habe diese Frau mal bewundert! Oh Mann, es ist unfassbar. Appell ist unterschrieben.
    LG
    Magdalena

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  7. Aung San Suu Kyi läßt tief blicken in den letzten Jahren. Die dunklen Ecken einer Menschenseele, die erleuchtet eben nicht einmal ein Friedensnobelpreiskomitee.

    Es sollte im Interesse eines jeden freien Journalisten sein über diesen Fall ausgiebig zu berichten. Womöglich sollte man dabei allerdings das Prinzip der Meinungsfreiheit in den Mittelpunkt stellen und nicht die dunkle Seele einer Frau in der wir uns getäuscht haben. Das ist nur ein Sensations-Aufregen-Bashing und sinnlos.
    Wichtig ist, dass jeder von uns begreift, dass wir ohne eine freie Presse steuerbar werden und uns der freie Wille genommen wird.

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  8. Hab gerade den Appell von Amnesty International unterschrieben.
    LG
    Gerda

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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