"Die Versorgung mit allem" nennt Susanne auf ihre unnachahmliche Art das Thema des Monats Mai für ihre Linkparty "Stadt - Land". Darauf habe ich gewartet, denn das scheint mir einer der wesentlichen Punkte zu sein, in denen sich das Land- vom Stadtleben unterscheidet:
Was habe ich in den letzten Jahren da mitbekommen ( und mitgefürchtet und -gelitten ), so lange meine beiden Eltern noch lebten! Da ist der betagte, immer fahrunsicherer werdende Vater samt Mutter zum Einkaufen mit dem über zwanzig Jahre alten Autochen, das er immer wieder mit großer Mühe durch den TÜV gebracht hatte, eine elf Kilometer lange, kurvenreiche, von vielen LKWs ( Mautvermeider ) befahrene Waldstrecke bis zum nächsten Supermarkt gefahren, um dort auf dem Parkplatz immer wieder von findigen Betrügern ausgetrickst zu werden, deren Auto er angeblich angefahren hatte. Und dabei war vor allem meiner Mutter täglich frisches Obst & Gemüse so wichtig!
Da lebe ich geradezu im Schlaraffenland. Zwar nicht mit DEM Naschmarkt in der Nähe, wie Susanne, aber immerhin einem täglichen Markt in weniger als zehn Minuten fußläufig erreichbar. Der bietet neben Obst & Gemüse auch Gewürze, Blumen, Stoffe, Kurzwaren, Kleidung, Schuhe, Wäsche, Taschen und Haushaltswaren. Zwar ist das Niveau und die Qualität der angebotenen Waren in den vergangenen Jahren gesunken, da inzwischen eine andere Käuferklientel angepeilt wird, aber Angst vor dem Verhungern brauche ich in meinem Veedel nicht zu haben.
Einen Supermarkt des in Köln ansässigen großen Unternehmens erreichen wir fünf Minuten von unserem Zuhause aus zu Fuß, eine zweite Filiale 150 Meter und eine dritte 300 Meter weiter auf der selben Straße, von den anderen Läden des Filialisten und den Discountern, die teilweise auch mittendrin in den Wohnquartieren liegen, ganz zu schweigen! Ein etwas gehobeneres Obst- und Gemüseangebot gibt es in einem Pavillon auf der Strecke zum Supermarkt, unsere Gemüse - Apotheke quasi, die aber schließt, wenn das Tagesangebot verkauft ist. Und dann gibt es noch einen großen Biosupermarkt und ein Reformhaus alten Stils.
Bäcker gibt es auch genug, zu denen man auch kommt, wenn man nicht mehr gut zu Fuß ist. Die meisten sind Filialisten, die wir höchstens mal für Brötchen oder Standardkuchen ansteuern. "Unser Bäcker" ist der Biobäcker, der älteste in Köln. Etwas ganz Besonderes ist der Laden am einen Ende unserer Straße, der Kunst & Kekse ( bzw. auch Brot & Brötchen ) bietet:
Da hat sich ein tolles Joint Venture ergeben, nachdem das Gründerzeithaus mit angeschlossener Backstube verkauft worden ist ( und durch ein architektonisch unharmonisches Objekt ersetzt wurde ) und der Künstler an der gegenüberliegenden Ecke von seinem Atelier einen Teil abgezweigt hat, in dem heute Backwaren verkauft werden.
Hohe Konditorkunst zu entsprechenden Preisen können wir auch innerhalb von zehn Minuten käuflich erwerben und anschließend an unseren Lieblingsplätzchen im Haus genießen.
Um das alles kaufen zu können, braucht's Geld. Und das können wir uns bei vierzehn Filialen der diversen Banken und der Postbank am Automaten besorgen. Blöde nur, dass gerade die Filiale meiner Bank endgültig geschlossen hat, nachdem im Vorraum die Automaten nächtens gesprengt worden und die Täter mit dem Motorroller, eine Geldscheinspur hinter sich lassend, geflohen sind...
Susanne hat in ihrem ersten Beitrag zum Thema auch die Gesundheitsversorgung angesprochen - auch das ein Leidenspunkt, als meine Eltern noch, alt & krank, in ihrem 1200 - Seelen - Dorf lebten. Ich selbst muss mir da keine großen Gedanken machen: Ein Hospital mit Notaufnahme ist in zwei Minuten erreichbar ( zuletzt erprobt mit schlackerndem, da ausgerenktem Arm vor vierzehn Monaten ). "Mein Chirurg" dort ist gerade wieder ausgezeichnet worden mit dem mit dem Focus-Siegel "TOP Mediziner Ellbogenchirurgie". Neun medizinische Abteilungen sind dort angesiedelt, darunter eine Palliativstation. Eine Notfallpraxisgemeinschaft ist angeschlossen, ein Hospiz übrigens auch ( und wenn es denn wirklich so weit ist, sind zwei Bestatter in der Nähe meines Hauses zu finden ). Außerdem gibt es im Gebäude des Krankenhauses eine diabetologische, eine viszeralchirurgische und eine radiologische Praxis.
Sogenannte Hausärzte sind auch mehrere erreichbar, wenn ich um meine Wohnung einen Kreis ziehe von fünf Gehminuten, 98 sind es insgesamt in meinem Bezirk. Wenn man dann noch Spezialisten braucht, ist für alles ein Ansprechpartner zu finden. Wie Susanne allerdings so richtig schreibt: "Ein paar Idioten und ein paar Genies werden schon irgendwie dabei sein. Ist ja immer so", kann ich aufgrund der Erfahrungen des armen Herrn K. nur so unterschreiben. Zu unserem Glück können wir noch auf unseren alten Hausarzt zurückgreifen. Wenn er denn da ist, öffnet er seine Praxis noch für Privatpatienten...
Physiotherapeuten gibt es gerade in unserem Quartier fast alle paar Meter. Unser derzeitiger Favorit, da er Gerätetraining im Angebot hat, liegt keine Viertelstunde Fußweg durch einen Park entfernt von unserem Zuhause. Leider ist die Physiotherapie im Krankenhaus, die mir vor fast fünf Jahren die Beweglichkeit meines linken Arms zurückgegeben haben, nur noch für Krankenhauspatienten da. Dafür haben wir eine wunderbare podologische Praxis ganz in der Nähe dazu gewonnen. Unter acht Apotheken ( alle wieder fußläufig erreichbar ) können wir aussuchen, welche das viele Geld bekommen soll, dass man ausgibt, wenn man chronisch krank ist. Und wenn die Seele stolpert: drei Psychotherapeuten gibt es gleich im Umkreis von 200 Metern um mein Haus, achtzehn sind es im Veedel.
Susanne hat noch einiges mehr aufgeführt, als da sind: Buchhandlungen ( drei ), Kino ( keins ) Blumengeschäfte ( sieben; aber die braucht's nicht, da ja ein Topflorist unser Nachbar ist ), Schuhgeschäfte ( vier ), Drogeriemärkte ( zwei plus einer Parfümerie ), vier Optiker sowie ein Hörgeräteakustiker und zwei Sanitätshäuser und eine Kfz- Werkstatt um die Ecke. Über Friseure schreibe ich schon gar nicht, denn zwei Häuser weiter ist die beste Friseurin der Welt ( zumindest für mich ) zu finden. Ach ja, und dann haben wir noch eine Filiale DES Kölner Warenhauses im Veedel.
Und nicht anders als bei Susanne, wird es in diesem Monat sicher noch einen weiteren Beitrag zum Thema geben. Aber vielleicht beherzigt die eine oder andere ja auch Susannes Aufforderung und schreibt dazu:
Ich selbst würde mich auch freuen zu erfahren, wie das so bei euch ist, neugierig, wie ich bin...
Liebe Astrid, da lebt ihr wirklich auf einer Insel der Glücklichen, was die Rundumversorgung angeht. Wenn ich das mit unseren Situationen vergleiche:Unvorstellbar und völlig unvergleichbar.Dazu noch das Grün der Parks und der Rhein, was will man mehr! Herzlich, Sunni
AntwortenLöschenDie Vorzüge der Großstadt. Manchmal beneide ich Euch. Vor allem jetzt, wo ich wegen des Rückens immer bis Berlin zum Chriopraktor fahren muss. Ich hätte diesen tollen jungen Mann gerne hier um die Ecke. Aber was soll's. Wie sagte meine Großmutter immer so schön: Wer das eine will, muss das andere leiden können...
AntwortenLöschenLieben Gruß und ein schönes Wochenende
Katala
Liebe Astrid,
AntwortenLöschendas ist schon ein großer Unterschied zwischen Stadt und Land wie die Versorgung ist. Das beschreibst du in deinen Post sehr schön.
Bei uns sieht es im Frankfurter Speckgürtel, als Stadtteil einer kleineren Stadt auch noch sehr gut aus. Allerdings merkt man auch hier, die Dinge verändern sich. Die Raifeisenbank-Filiale hat zu gemacht, die Sparkasse bietet nur noch sehr eingeschränkten Service an, die Post hat täglich 2 Stunden geöffnet, der Metzger 4 mal die Woche halbtags. Hausarzt, Zahnarzt, Stadtteilladen, Frisöre, Physiotherapeut, Apotheke, Bäcker und kleinen Supermarkt gibt es. Für vieles andere Erledigungen ist man auf das Auto angewiesen um in die Stadt oder das Nachbarstädtchen zu fahren. Ohne Auto bleibt da nur der Bus, der fährt wochentags einmal in der Stunde. Alles noch machbar, solange man fit ist...
Liebe Grüße
Jennifer
Und der Tag kommt dann schneller, als einem lieb ist. Habe ich ja alles in den letzten fünf Jahren erfahren. Nun bin ich froh, dass ich so zentral lebe, allen Hundehäufchen, unerwünschten Graffitis und anderen Belästigungen zum Trotz.
LöschenGLG
Hallo Astrid,
AntwortenLöschengestern Abend spät aus Colonia zurückgekehrt ( wirhaben uns köstlich im ehmaligen Walter Bockmayer - Theater amüsiert), bin ich heute glücklich hier auf dem Dorf mein Land-Seele auszuleben.
Für mich ist es immer etwas Besonderes in die große Stadt zu fahren.. aber in 50 Min bin ich am Dom...
Die Versorung hier auf dem Land ist gut bis zufriedenstellend, aber ohne Auto geht meineserachtens gar nix, vor allem wenn man älter wird.
Hier leben 176 Einwohner pro qm/km.
Schönen Samstag
Marita
In solcher Wohngegend ist man/frau wirklich gut aufgehoben, denke ich mir. Mir tut es schon allein der Stoffladen an und sicher würde ich mich an dem Flohmarkstand (?) lieber einkleiden, als Dinge per Post zu bestellen, die sich dann in der Hand scheuszlich anfühlen vom Material her... wenn ich das Preisschild sehe, hätte ich ganz bestimmt öfter etwas Neues.
AntwortenLöschenNaja, wir haben dafür Natur und Ruhe, auch nicht zu verachten!
Einen ruhigen sonnigen Abend wünscht Dir
Mascha
Stoff- wie Klamottenstand befinden sich auf dem täglichen Markt. Ersterer ist inzwischen aber teurer als Versandhändler und wird nur noch in Anspruch genommen, wenn die Karnevalsgruppe Großeinkäufe gegen Rabatt tätigt.
LöschenLG
...wie gut, liebe Astrid,
AntwortenLöschendass es so unterschiedliche Gegenden gibt und Jeder zumindest versuchen kann, so zu leben, wie es für ihn gut ist...momentan kann ich mir Großstadt mit ihren vielen Angeboten gar nicht mehr als Lebensraum vorstellen...in unserem Ortsteil gibt es die Grundversorgung, auch medizinisch, und das reicht mir gut so...und falls es mit dem Auto fahren mal nicht mehr so sicher ist, haben wir die Stadtbahn vor der Haustür, die uns sowohl in die Kleinstadt als auch nach KA bringen kann...das habe ich schon sehr begrüßt, als die Jungs jugendlich waren und nicht andauernd einen elterlichen Fahrdienst brauchten...
ich wünsche dir einen schönen Großstadtsonntag
mit lieben Grüßen aus der ländlichen Idylle ;-)
Birgitt
Als Dorfkind weiß ich schon, weshalb ich in der Großstadt wohne. Meine alten Eltern haben die Un-Urbanität dort bis zu ihrem Tod durchlebt und wenn sie nicht eine Haushaltshilfe mit Auto gehabt hätten, wäre es gar nicht gegangen.
AntwortenLöschenIch dagegen habe geradezu paradiesische Verhältnisse, wenn auch nicht ganz so wie Du. Bei uns ist alles etwas weiter weg, aber durchaus zu Fuß machbar. Da ist eben oft der Stadtpark dazwischen, aber das ist ja auch wieder wunderschön mit viel Grün und alten Bäumen. Und noch kann ich alles mit dem Rad machen auch in die Innenstadt und komme überall damit hin. Das Auto holen wir nur einmal pro Woche aus der Garage, wenn wir die Enkelin von der Kita abholen, denn aufs Rad traue ich mich kein Kind mehr im Kindersitz mitzunehmen. Früher hatte ich zwei Kinder auf dem Rad dabei. Ja, die Zeiten ändern sich! :-)
Wie gehts übrigens mit dem Car-Sharing? Habt Ihr da immer den gleichen Auto-Typ oder musst Du Dich jedesmal neu orientieren mit dem Auto-Modell?
Liebste Grüße
Sieglinde
Das kann man alles festlegen, wenn man sich für einen Tarif entscheidet. es gibt auch zwei E- Autos. Aber ich habe noch nichts fest gemacht. Alle bisherigen Pläne sind noch mit ÖVis machbar.
LöschenLG
Wir haben das Glück, das in unserem kleinen Ort für die gar nicht so große Einwohnerzahl eine wirklich sehr gute Infrastruktur geboten wird. Irgendwann werden wir uns wohnraummäßig verkleinern. Doch da befinde ich mich mit meinem Mann noch im Diskussionsstadium. Im Alter möchte ich nicht in der Pampa leben, da ist mir die Infrastruktur am Ort sehr wichtig...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
ANdrea