Freitag, 2. Dezember 2016

Raif Badawi - mein 95. Post


“Ich führe Dialoge mit vielen Menschen, auch solchen, in deren Gegenwart ich mich nicht sehr wohl fühle. Die Europäische Union hat Verbindungen mit Regierungen, die verabscheuungswürdig sind. Das wird von niemandem hinterfragt. Alle sind wegen der Türkei beunruhigt, aber niemand spricht über Saudi-Arabien. Wir haben Beziehungen mit allen möglichen Diktaturen, weil wir die Welt organisieren müssen, gemeinsam mit anderen." 

So äußerte sich EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in einem Interview, das ich am letzten Sonntag mitbekommen habe. Saudi - Arabien hat eine verabscheuenswürdige Regierung - so eindeutig habe ich das bis jetzt von keinem Politiker in Europa gehört, der an den Schalthebeln der Macht sitzt.

Ich sehe das genau so: verabscheuungswürdig.

Source

  • In diesem Jahr sind bis Oktober inklusive in dem Land 135 Menschen hingerichtet worden ( 158 insgesamt im Vorjahr ). 
  • Raif Badawi ist seit Juni 2012 als Gewissensgefangener in Haft, sein Anwalt Waleed Abulkhair seit April 2014, der palästinensische Dichter Ashraf Fayadh seit November 2015 mit dem Damoklesschwert des Todesurteils. Davon bedroht ist auch der inzwischen 21jährige Ali Mohammed al-Nimr, der als 17jähriger 2012 an einem Protest teilnahm. Sein Urteil ist ein Verstoß gegen das Menschenrecht, das Minderjährige vor der Todesstrafe schützt. 
  • Das Regime führt einen nicht erklärten Krieg mit dem Jemen, der vielen Zivilisten den Tod gebracht hat, insgesamt seit Beginn der Einmischung mehr als 10 000. ( Nicht geleugnet werden darf allerdings, dass der Westen profitiert, weil er Waffen in Milliardenhöhe nach Riad exportiert. Die humanitäre Hilfe für die notleidenden Jemeniten ist dagegen dramatisch unterfinanziert. ) 
  • Saudi Arabien exportiert einen fundamentalistischen Islam, den Wahabitismus, in die gesamte Welt, unterhält entsprechende Moscheen, entsendet salafistisch geprägte Imame, gründet radikale Schulen, die großen Einfluss gewonnen haben, so z.B. im Brüsseler Stadtteil Molenbeek,  und unterstützt den "Islamischen Staat" finanziell.

Das ist ja nun alles schon lange bekannt. Kann man aber nicht oft genug wiederholen. Steter Tropfen...



11 Kommentare:

  1. Oh! Das sind aber mal überraschen klare Worte. Gut so!

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  2. Danke für deinen neuen Post über Raif Badawi. Es ist zum Verrücktwerden das sich nichts tut, zumindest erfahre ich es nicht.
    Erst in meiner letzten Woche im Kloster ist mir wieder bewußt geworden als ich mit den Schwestern um Frieden gebetet habe- bei diesen Gebeten werden alle Länder ausgesprochen,in denen es Krieg und Ungerechtigkeiten gibt- unter anderem eben auch der Jemen und Saudi Arabien. Und da ist mir wieder bewußt geworden, wieviel oder wenig Menschen es öffentlich aussprechen - zum Glück gibt es Jean Claude Junckers- und es gibt dich, liebe Astrid, danke !!!!
    Gruß zu dir
    heiDE

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  3. So deutliche Worte habe ich auch noch von keinem Politiker gehört. Danke dafür, dass Du es weitergibst.
    Und Danke auch für den "steten Tropfen".
    Lieben Gruß
    Katala

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  4. Wow. Das ist tatsächlich verdammt deutlich. Hätte ich nicht erwartet.

    Liebe Grüße,
    Sabrina

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  5. So deutliche Worte - im ersten Post, den ich seit meiner Rückkehr aus den "Lern"-Tagen lese, das lässt aufmerken, gut. Herzlich Ghislana

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  6. Mh - sind aber eben nur Worte. Man kann die Arbeit der EU ja ganz gut verfolgen:
    http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+REPORT+A7-2014-0125+0+DOC+XML+V0//DE
    http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P8-TA-2016-0066+0+DOC+XML+V0//DE
    http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+WQ+E-2015-015299+0+DOC+XML+V0//DE
    Da erwägt man und verweist und appelliert, begrüßt und stellt fest, bedauert und beklagt....
    Nach Taten klingt das alles nicht und nach Ergebnissen schon gar nicht -leider.
    Schönen Abend.

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    1. Auch das ist Demokratie: ein mühseliges Geschäft der Auseinandersetzung mit den verschiedensten Positionen & Interessen, ein langwieriges Austarieren verschiedenster Standpunkte.
      Es ist offensichtlich leicht, den moralisch richtigen Standpunkt einzunehmen, aber schwierig, den dem Gegenüber klar zu machen, geschweige denn bei ihm durchzusetzen.
      Die Herrschaften, die derzeit mit einfachen Lösungen hausieren gehen, machen den Menschen etwas vor, was den Tatsachen nicht entspricht.
      Das habe ich in diesen zwei Jahren des Einsatzes für die Sache Badawi gelernt bzw. anhand der militärischen Auseinandersetzungen im Orient, so eine gewisse Begrenztheit der eigenen Möglichkeiten. Trotzdem gebe ich nicht auf, auch wenn es nur Millimeter voran geht.
      Sechzig Jahre Demokratieerfahrung bestärken mich darin.
      LG

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    2. Nein, aufgeben ist keine Option, das sehe ich auch so.

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  7. Ich möchte aber nicht, dass wir "die Welt organisieren" mit verabscheuungswürdigen Diktaturen.
    Und ich möchte bezweifeln, dass wir das "müssen".
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Wenn wir der Überzeugung sind, das wir es besser wissen, wie es in einer Gesellschaft zu laufen hat, müssen wir weiterhin uns dafür einsetzen, bei aller Mühsal. Aber die anderen haben auch das Recht, sich dem zu widersetzen. Ansonsten bleibt nur das Mittel der Gewalt.
      Die Alternative, nichts zu tun, ist keine für mich.
      LG

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  8. ja, kenn man nicht oft genug wiederholen!!!
    danke astrid.
    lg, mano

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