Donnerstag, 22. Dezember 2016

Great Women # 85: Elisabeth Schumacher


Heute vor genau vor 74 Jahren, zwei Tage vor Weihnachten, und drei Tage, nachdem sie wegen angeblicher Vorbereitung zum Hochverrat, Spionage und weiterer Vergehen zusammen mit ihrem Ehemann Kurt und andere Widerstandskämpfern zum Tode verurteilt worden war, wurde sie in Berlin-Plötzensee hingerichtet: Elisabeth Schumacher.  
In Zeiten der grassierenden Geschichtsvergessenheit ist es mir ein Anliegen, an diese Frau zu erinnern.

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Elisabeth Schumacher kommt am 28. April 1904 als zweites Kind des Ingenieurs Fritz Hohenemser in der Darmstadter Schlossgartenstraße zur Welt. Der Vater stammt aus einer angesehenen jüdischen Bankiersfamilie in Frankfurt am Main, ist allerdings christlich getauft, die Mutter Anna Rose Eckold ist aus Thüringen. Später zieht die Familie nach Straßburg und von da aus wieder nach Frankfurt. 

Als der Vater im Oktober 1914  38jährig im 1. Weltkrieg fällt, siedelt die Mutter mit der zehnjährigen Elisabeth und ihren vier Geschwistern in ihre thüringische Heimat nach Meiningen um, wo Elisabeth ein Lyzeum besucht & sich dem Jugendbund anschließt. Ab 1921 lebt sie wieder in Frankfurt als Haustochter bei Verwandten und studiert mit Unterbrechungen bis 1925 an der Kunstgewerbeschule Offenbach.

Bis 1928 ist sie in einem Kunstgewerbeatelier tätig, um anschließend bis 1933 in Berlin an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in der Grafikklasse bei Ernst Böhm zu studieren.

1930 hat sie Kurt Schumacher kennengelernt, den sie 1934 heiratet und mit dem sie in Berlin-Tempelhof lebt. Schumacher ist nach einer Lehre als Holzbildhauer an den Berliner Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Bildhauerei ausgebildet und als Meisterschüler ausgezeichnet worden. Er kommt aus einer proletarischen KPD-Familie und ist ein überzeugter Kommunist.  Zusammen glänzen sie als Mittelpunkt eines Zirkels, in dem die Bohème der Weimarer Republik weiterlebt. Auch ihre Ehe führen sie eher ungewöhnlich: 1935 geht Kurt eine Liebesbeziehung mit der Ausdruckstänzerin Oda Schottmüller ein ( die allerdings nicht weiß, dass er verheiratet ist ), mit der ihn bildhauerische Interessen und die Gegnerschaft gegenüber dem Naziregime verbinden.

Von links nach rechts: Elisabeth Schumacher, ihr Mann Kurt, Libertas & Harro Schulze-Boysen, Oda Schottmüller




Nach Abschluss ihres Studiums hat Elisabeth auf Vermittlung eines Freundes ihrer Eltern für das Deutsche Arbeitsschutzmuseum in Berlin gearbeitet, wo sie Libertas Haas-Heye kennen lernt. Auf Grund der Nürnberger Gesetze gilt Elisabeth als „Halbjüdin“ und kann deshalb im Dritten Reich keine feste Anstellung bekommen. ( Später kann sie gar nur noch freiberuflich als Graphikerin arbeiten. )

Durch die Freundin wird sie bekannt mit dem Luftwaffenoffizier Harro Schulze-Boysen, Sohn eines Seeoffiziers und Großneffe des Großadmirals Alfred von Tirpitz, ab März 1934 in der Abteilung „Fremde Luftmächte“ von Hermann Görings Reichsluftfahrtministerium. Libertas ehelicht ihn im Juli 1936 - auch das eine recht unkonventionelle Beziehung.

Die Schumachers zählen zum engsten Freundeskreis des frisch gebackenen Ehepaares. Der Kreis ist zuerst als ein offenes Diskussionsforum angelegt, in dem es um gesellschaftspolitische Auseinandersetzungen aufgrund der Machtergreifung durch die NS-Bewegung geht.

Erst später kommen Diskussionen darüber auf, wie Widerstand gegen Hitler aussehen könne etwa durch Herstellung von Flugschriften. Familien politisch Verfolgter werden aktiv unterstützt und der Austausch mit anderen Widerstandsgruppen gesucht. Elisabeth und ihre Kenntnisse im Umgang mit fotografischer Technologie beim Kopieren, Verkleinern und Abziehen illegaler Schriften sind dabei besonders gefragt & nützlich. Zunächst konzentriert sich der Freundeskreis in Erwartung eines massenhaften Widerstandes gegen das NS - Regime auf die intellektuelle Stärkung für die Zeit nach dem Umsturz.

So werden während des Spanischen Bürgerkrieges ( 1936 - 39 )  geheime Materialien der deutschen Luftwaffe von Schulze-Boysen - inzwischen Oberleutnant in der Attaché-Gruppe des Reichsluftfahrtministeriums -  an die Gruppe weitergeleitet und besprochen, und von Elisabeth kopiert und auf Mikrofilm gebannt. Die Gruppe hält so die Verbrechen der Nazis fest.

Ab 1938 rücken die Kreise um Schulze-Boysen und Arvid Harnack - wie Elisabeth aus Darmstadt stammend - zusammen. Nach 1939 stößt ein Kreis von Jungkommunisten um Hans Coppi, eine Gruppe um den Psychoanalytiker John Rittmeister und der Freundeskreis des Schauspielers Wilhelm-Schürmann-Horster hinzu. Die so entstandene Organisation wird zu einer der größten Widerstandsgruppen gegen das NS - Regime der frühen 40er Jahre, die unter anderem auch systematisch wichtige militärische Nachrichten für die Sowjetunion beschafft & sammelt, weil man hofft, auf diese Weise aktiv auf den Sturz des NS-Regimes hinwirken zu können.

Elisabeth Schumacher
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Elisabeth selbst organisiert im August 1939 zusammen mit ihrem Mann Hilfe für den aus dem Strafgefangenenlager Aschendorfermoor entflohenen Rudolf Bergtel und ermöglicht ihm die Flucht in die Schweiz.

Unmittelbar nach Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion übernimmt sie von einem Vertreter der sowjetischen Botschaft einen Funkcode und Geld. Ihr Mann ist bereit, den Funkkontakt mit sowjetischen Stellen aufzunehmen, wird aber selbst im Juni 1941 zum Militär eingezogen. Als dieser Kontakt mit Moskau fruchtlos bleibt und der Aufbau einer regelmäßigen Funkverbindung misslingt, konzentrieren sich Elisabeth und ihre Freunde auf die Aufklärung nach innen.

Schulze - Boysen, aufgrund seiner Tätigkeit in Görings Ministerium bestens informiert, hat schon vor dem Russlandfeldzug der Nazis russische Diplomaten über Hitlers Angriffspläne gegen die Sowjetunion über den Freund Harnack unterrichten lassen. Doch Stalin glaubt es nicht und beschimpft die Informanten unflätig.

Carl Baumanns Gemälde „Rote Kapelle Berlin“ (1941)
mit Kurt Schumacher links
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Mit der Einberufung ihres Mannes verstärkt Elisabeth ihr gefährliches Engagement für die Widerstandsarbeit, verbreitet weiter illegale Schriften, kümmert sich aber auch um die von der Deportation bedrohten Verwandten:

Nachdem ein Onkel, Moritz Hohenemser, in das Ghetto Theresienstadt deportiert worden ist ( wo er 1943 ermordet wird ), versucht sie Ostern 1942 einen anderen Onkel, den jüdischen Musikwissenschaftler Richard Hohenemser, und seine Frau Alice mit Hilfe Phillip Schaeffers in Sicherheit zu bringen.

Das jüdische Ehepaar will in seiner Wohnung den Gashahn aufdrehen, um der Deportation zu entgehen. Nachdem der Hausmeister den Zugang zur Wohnung verweigert,  seilt sich der 48-jährige Schaeffer kurzentschlossen an der Wand des Hauses ab, um von außen zum Fenster im dritten Stock zu gelangen. Doch er stürzt ab und verletzt sich schwer. Das Ehepaar ist nicht mehr zu retten. Schaeffer selbst verbringt Monate im Krankenhaus, bis die Gestapo ihn am 2. Oktober 1942 verhaftet.

Im Juli 1942 kommt Kurt nach Berlin zurück, und das Ehepaar nimmt Anfang August des gleichen Jahres den aus Moskau kommenden Fallschirmagenten Albert Hößler bei sich auf und vermittelt ihm den Kontakt zu Harro Schulze-Boysen und Hans Coppi.

Auf die Spur des Freundeskreises um Schulze-Boysen kommt die Gestapo erstmals im Februar 1942: Mehrere Polizeireviere melden die Verbreitung einer "Hetzschrift" mit dem Titel "Die Sorge um Deutschlands Zukunft geht durch das Volk". Unterzeichnet ist die sechsseitige Schrift mit "Agis", was einmal der Name eines spartanischen Königs ist, aber auch auf lateinisch "Handle!" bedeutet. Sie ist mit der Post versandt worden und richtet sich an
"Alle, die sich den Sinn für echte Werte bewahrten, sehen schaudernd, wie der deutsche Name im Zeichen des Hakenkreuzes immer mehr in Verruf gerät. In allen Ländern werden heute täglich Hunderte, oft Tausende von Menschen standrechtlich und willkürlich erschossen oder gehenkt, Menschen, denen man nichts anderes vorzuwerfen hat, als dass sie ihrem Land die Treue halten."
Der Text weist auch auf die Grausamkeiten vor allem hinter der Front im Osten hin: "Im Namen des Reiches werden die scheußlichsten Quälereien und Grausamkeiten an Zivilpersonen und Gefangenen begangen." Libertas Schulze - Boysen, die ab November 1941 in der Kulturfilmzentrale im Reichspropagandaministerium, Abteilung "Kunst, deutsches Land und Volk, Völker und Länder" - arbeitet, sammelt die Beweise über Gewaltverbrechen an der Ostfront wie Fotos von Massenmorden, die Frontheimkehrer mitbringen, oder die Filme der Einsatzgruppen von ihren Gewaltorgien.

In der "Flugschrift" heißt es weiter:
"Straft die SS mit Verachtung! Lasst es sie fühlen, dass das Volk Mörder und Spitzel aus tiefster Seele verabscheut. Hört endlich auf, Winterhilfsabzeichen zu sammeln. Jeder Groschen, jede Hilfeleistung an das herrschende Regime verlängert den Krieg und führt uns alle nur noch tiefer  ins Elend."
Und sie schließt ab mit: "Morgen gehört uns Deutschland."

Bis Mitte Mai 1942 werden 260 Exemplare "sichergestellt", überwiegend, weil die Empfänger  -  "vornehmlich (...) bürgerliche Intellektuelle" sowie alle in Berlin akkreditierten neutralen Korrespondenten - sie selbst bei der Gestapo abliefern. Allerdings hat die Gestapo keinen Anhaltspunkt, wer diesen Text geschrieben & verbreitet hat.

Elisabeth Schumacher
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Da kommt ein Zufall zu Hilfe: Der Funkspruch eines sowjetischen Agenten in Brüssel mit losen Verbindungen nach Berlin wird entschlüsselt und liefert der Gestapo im August 1942 erste Namen, darunter den von Harro Schulze-Boysen. Man beginnt diesen zu observieren, der wichtige Besprechungen gern auf einer Jolle auf dem Wannsee abhält, um möglichst keine "Zuhörer" zu haben.

Am 31. August 1942 greift die Gestapo zu, obwohl die Ermittlungen noch längst nicht abgeschlossen sind. Ein paar Tage später wird auch Boysens Ehefrau verhaftet, und mit einem üblen Trick gelingt es dem Gestapomann Göpfert, die Namen anderer Mitglieder des Freundeskreises zu erfahren:

Er schickt seine Sekretärin als angebliche Leidensgenossin in die Zelle von Libertas Schulze - Boysen, die ihr Vertrauen gewinnt und von ihr die Namen der Freunde genannt bekommt, die sie warnen soll, sobald sie frei ist. Die Namen landen aber auf dem Schreibtisch der Sonderkommission, die Sekretärin erhält eine Prämie von 5000 Reichsmark, das Kriegsverdienstkreuz zweiter Klasse und eine Gehaltserhöhung, und mehr als hundert Mitglieder des Widerstandsnetzes in Berlin werden inhaftiert.

Auch um Elisabeth und ihren Mann zieht sich die Schlinge immer enger zusammen:

"Reichskriegsgericht" heute
Am 12. September 1942 wird Kurt in seinem Atelier verhaftet. Die Gestapo verwüstet es dabei und zerstört fast alle seine Arbeiten. Am gleichen Tag wird auch Elisabeth festgenommen und in das Polizeipräsidium am Alexanderplatz gebracht. Der Ehemann kommt in die Gestapo-Zentrale, Prinz-Albrecht-Straße, und wird später im Strafgefängnis Spandau festgehalten.

Das Ehepaar wird mit zusammen mit zehn seiner Freunde vor den 2. Senat des Reichskriegsgerichtes „wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung und Spionage“ gestellt mit Oberstkriegsgerichtsrat Manfred Roeder ( „Bluthund Hitlers“ ) als Untersuchungsführer und Ankläger in Personalunion in diesem Verfahren ( der im Übrigen ab 1963 im hessischen Glashütten von seiner Pension als Generalrichter gut leben konnte ). Am 19. Dezember 1942 werden sie alle zum Tode verurteilt ( Liste hier nachzulesen ).

Urteil
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Drei Tage nach diesem Urteil werden alle Widerständler in Berlin-Plötzensee ermordet. 45 Minuten nachdem ihr Mann erhängt worden ist, wird Elisabeth am 22. Dezember um 20.33 Uhr als letzte der Gruppe durch ein Fallbeil der Kopf abgetrennt.

Ihr Leichnam und der der anderen hingerichteten Frauen werden sofort an Hermann Stieve, den Leiter des Anatomischen Instituts der Berliner Universität, übergeben, der „zwanghaft an den physiologischen Auswirkung von Angst auf die weiblichen Fortpflanzungsorgane“ interessiert ist (so die Historikerin Anne Nelson).

Im Abschiedsbrief an die Schwiegereltern beweist Elisabeth Schumacher ihre idealistische, humanistische Haltung bis zum bitteren Ende:

"Schämt Euch unser nicht! Ihr wisst, dass wir keine Untermenschen sind, dass wir (…) unserer besten Überzeugung folgten unter Hintanstellung von Sicherheit, Ruhe und Bequemlichkeit."

Auch Harro Schulze-Boysen schreibt am 22. Dezember 1942 kurz vor seiner Hinrichtung an seine Eltern: "Alles, was ich tat, tat ich aus meinem Kopf, meinem Herzen und meiner Überzeugung heraus." Er gehe seinem Ende ruhig entgegen. "Dieser Tod passt zu mir."

Durch Verhöre, Folter oder Bespitzelungen in den Zellen werden bis Juni 1943 nochmals 80 Personen aus dem Umfeld des Kreises verhaftet. Weitere 76 werden später ebenfalls zum Tod verurteilt.

"Rote Kapelle" taufte die Widerstandsgruppe, der Elisabeth Schumacher angehörte, seinerzeit die Gestapo: "Rot" sollte für die politische Gesinnung stehen, "Kapelle" bezeichnete im Jargon eine Gruppe von Funkern. Der Romanist Werner Krauss, selbst dazugehörig, hat ihr in einem heimlich während der Haft geschriebenen Buch zwei sehr treffende Namen verliehen: "Katakombengesellschaft" und "Bund der unentwegten Lebensfreude". 
Bei den Regimegegnern handelte es sich keineswegs um kommunistische Kader, sondern um ein loses Netz von Privatleuten, die aus eigenem Antrieb und mit bewundernswertem Mut gegen Hitler kämpften. Der hohe Anteil von Frauen ( 40 Prozent der "Mitglieder" ) und Parteilosen deutet darauf hin, dass sich die Gruppe aus Alltagszusammenhängen heraus gebildet hatte und auf jahrelang gewachsenen freundschaftlichen, sozialen und verwandtschaftlichen Beziehungen basierte. Vor allem zwei Anliegen vereinte die heterogene Gruppe aus allen Schichten der Bevölkerung: Der Abscheu vor dem nationalsozialistischen Regime und der Wunsch, den Krieg schnellstens zu beenden. Sie hatten kein festes Programm und vertraten unterschiedliche Weltanschauungen. Arbeiter und Aristokraten, Kommunisten und Sozialdemokraten fanden sich genauso wie Katholiken oder bündisch-nationale Rechte, Künstler und Ärzte. 
Durch den Begriff  "Rote Kapelle" sollte die Gruppe als ein von Moskau gesteuerter Spionagering diffamiert werden. Der Agentenmythos verhinderte bis in die Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts bei deutschen Geschichtsschreibern früherer Tage die unangenehme Einsicht, dass man im Deutschen Reich eben nicht tatenlos bleiben musste, und die Verbrechen des Naziregimes sichtbar waren, wenn man sie nur sehen wollte.
In der DDR wurden die Widerstandskämpfer der "Roten Kapelle" hingegen von Anfang an geehrt, allerdings so, dass es in die verordnete deutsch-sowjetische Freundschaft passte: Sie wurden als kommunistischer Kundschafterdienst und Vorläufer des Ministeriums für Staatssicherheit heroisiert. 
In der Bundesrepublik verteufelte man sie lange, lange als ideologisch verblendete Landesverräter und Spione der Sowjetunion, deren Verurteilung rechtens gewesen sei. So hintertrieben Richter und Staatsanwälte des nationalsozialistischen Unrechtsstaates, die ihre Karriere im bundesrepublikanischen Rechtsstaat fortsetzen konnten, ihre Rehabilitierung. ( Man lese hierzu die Rede des Präsidenten des Bundesgerichtshofs Prof. Dr. Hirsch vom 8. März 2002 auf dieser Seite - unglaublich! ) 
Und auch Reinhard Gehlen und seine „Organisation“, aus der 1956 der Bundesnachrichtendienst hervorging, trugen maßgeblich dazu bei, die "Rote Kapelle" im öffentlichen Bewusstsein auf eine Spionageorganisation, die mit „echtem“ Widerstand nichts zu tun gehabt habe, zu reduzieren. Der BND - Mitarbeiter Heinrich Reiser - seit 1933 bei der Gestapo und seit Ende 1950 in der "Organisation Gehlen" - arbeitete seine Gesamtdarstellung der Roten Kapelle zu einer veritablen Weltverschwörung aus. In seiner Beschreibung wuchs sich das Widerstandsnetz im Dritten Reich zu einer internationalen Agententruppe aus, die mit nahezu unbegrenzten Fähigkeiten den Westen bedrohte. Sie gab die Rechtfertigung ab, jahrelang Angehörige der Ermordeten geheimdienstlich zu überwachen.

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Doch zurück zu Elisabeth Schumacher:

In Frankfurt am Main, Kettenhofweg 46, einem Haus, in dem sie von 1921 bis 1924 wohnte, wurde 1994 zur Erinnerung an sie eine Bronzetafel angebracht. Die Eigentümer des Geburtshauses von Elisabeth Schumacher in der Darmstädter Schlossgartenstraße hatten es seinerzeit abgelehnt, zu Ehren der Widerstandskämpferin eine Gedenktafel anbringen zu lassen...
Und seit dem 12. Februar 2003 trägt in der Heimstättensiedlung auf dem Gelände der ehemaligen Ernst-Ludwig-Kaserne in Darmstadt eine kleine Straße ihren Namen.

Ich hoffe, ich kann mit diesem Post dieser mutigen, aufrechten Frau auch ein kleines Denkmal setzen und dazu beitragen, dass die Kenntnis der Geschichte dazu beiträgt, dass es uns in Zukunft nicht schlechter, sondern besser geht: "Was wir benötigen, ist eine zukunftsweisende 'Idee' von Menschheit. Und dabei hilft uns Geschichte." ( Jörn Rüsen )


12 Kommentare:

  1. Guten Morgen Astrid,
    das finde ich prima, dass du an diese Frau erinnerst und auch an die "Rote Kapelle".

    Dieses Buch war eines der ersten Bücher, die ich im Bücherschrank meines Vaters fand und ich habe das Buch immer noch.

    Die Ereignisse um die "Rote Kapelle" und Leopold Trepper wurde in den 70ern auch zu einem großen Fernsehspiel gemacht.

    Als ich das erste Mal in Berlin war, führte mich mein Weg direkt nach Plötzensee und in den damaligen Bendlerblog.

    Lieben Gruß Eva


    Schade, dass so wenige Menschen sich für die damaligen Ereignisse interessieren.

    Herzlichen Dank für die Erinnerung an diese Frau und auch an die Organisation.
    Es gibt so viele großartige Frauen aber auch Männer, die sich vor diesem System nicht gebeugt haben.



    Lieben Gruß Eva

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    1. was ich so schlimm finde, ist, dass die Frauen und Männer des 20. Juli so spät rehabilitiert wurden.

      Das und auch die Verhaftung von Adolf Eichmann ist einem Mann zu verdanken, Generalstaatsanwald Fritz Bauer. Der unter ungeklärten Umständen verstarb.

      Man darf unsere Geschichte nicht vergessen. Leider wissen die "jungen" so wenig über die Geschichte. Das liegt aber auch nicht nur an dem Unterricht in den Schulen, sondern auch im großem Umfang am Elternhaus und der Erziehung.

      Dankeschön für den schönen Post.

      Lieben Gruß Eva

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    2. Liebe Adstrid,
      da ist ein Thema, das lässt mich einfach nicht los.
      Ja um nochmals auf die Herren Richter zurückzukommen.

      Hans Globke, der Vertraute von Adenauer war lange im Kabinett tätig, nur wenige wußten um seine Vergangenheit und er wurde immer wieder von der Bundesregierung geschützt.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Globke

      In der Schottstraße in Stuttgart wohnte ein Richter der Nazidiktatur mit seinen Richterbezügen im Ruhestand. Eine Kollegin wohnte dort, wohl bekannt, dass dieser Mann Todesurteile gefällt hatte, wohnte er in der besten Lage von STuttgart mit seinen Bezügen, ohne jemals zur Rechenschaft gezogen zu werden.

      Ja und das Schärfste:
      Unser ehemaliger Marinerichter Filbinger, war ja lange Ministerpräsident von Baden-Württemberg sein Ausspruch so ähnlich:

      Was damals Recht war, kann heute kein Unrecht sein.

      Brach ihm das Genick und er mußte seinen Hut nehmen. Wohl aber auch mit den schönen Bezügen eines Ministerpräsidenten usw.

      Alle, alle auch die größten Kriegsverbrecher dieser Zeit leugneten jemals etwas unrechtes getan zu haben.

      Mich lässt das Thema einfach nicht los, auch weil ich gerne bei der Recherche in Sachen meines Vaters hier scheitere. Selbst ein großes Königshaus nehme ich hier nicht aus. Es ist einfach nur zum ko....!
      Danke liebe Astrid, ich bin dir nicht böse, wenn du diese Kommentar löschst. Aber es mußte einfach raus.

      Lieben Gruß Eva

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    3. Warum sollte ich ihn löschen, liebe Eva?
      Deine Empörung ist auch meine, lebenslang...
      Herzliche Grüße!

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  2. Liebe Astrid,
    das Kommentieren wird grad von Blogger verkompliziert, was ich sehr nervig finde. Gestern habe ich bei Mano drei Kommentare geschrieben, bevor ich geblickt habe, dass ich tatsächlich nun immer wieder meine mailadresse eingeben muss....
    Nun, das tut dem keinen Abbruch, was ich Dir schreiben will. Es ist so empörend, wie Lügner jeglicher Couleur jahrzehntelang diese Aufrechten instrumentalisiert haben. Und wie geschickt die Propaganda der Bosheit immer ist, deren Wesen wohl die Lüge ist. Die sie so "erfolgreich" macht. Schamlos Lügen ist heute wieder salonfähig ....
    Danke für dieses Portrait!
    Lieben Lisagruß!

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  3. Hallo Astrid , danke für diesen Rückblick. Ich lese gerne diese Beiträge
    Grüße Stefan

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  4. Unfassbar, wie sich die Lügen- und Vereinnahmungsnetze über Jahrzehnte halten und weiter verbreiten konnten. Wie gut ist es, wenn man immer wieder daran erinnert und darüber aufgeklärt wird. Danke dafür, liebe Astrid.
    Herzliche Grüße
    Andrea

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  5. Ich habe den höchsten Respekt vor Menschen die Widerstand geleistet haben, die sich trotz großer Gefahr getraut haben für Menschlichkeit einzustehen und die dann ihren Tod < hinnahmen<. Ihnen allen sollten wir immer wieder danken und erinnern, gegen das Vergessen. Die Greueltaten der Anderen will ich gar nicht beschreiben- Danke für deinen Post, und Gruß zu dir
    heiDE

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  6. Liebe Astrid, und wieder hast du mein Wissen erweitert, danke dafür. Die Rote Kapelle hast mir erstmal nichts gesagt (die Weiße Rose war im bayrischen Geschichtsunterricht der 1980er Jahre hingegen sehr wohl ein Thema), umso interessanter ist dieses Zeugnis eines Widerstandes. Ich bewundere diesen Mut. Und es entsetzt mich, dass es so lange gedauert hat bis zur Rehabilitation. Das Thema Lügen war hier in meiner Wahlheimat ja auch ein sehr großes im gerade beendeten Wahlkampf... lg heike

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  7. Dankbares Wiedererinnern. Ich lebte im Berlin-Lichtenberger Viertel mit den Namen... Das Studentenheim war in der Coppistraße. Und die Straßennamen haben - trotz Stasi-Vorläufer-Vereinnahmung, die mir damals nicht bewusst geworden ist - überlebt. Gut so. Herz und Verstand auf dem rechten = richtigen Fleck zu haben, das kommt hoffentlich nicht abhanden. Heute hat ein Chor aus Deutschen und Geflüchteten am Berliner Breitscheidplatz gesungen, über 200 Leute. Ich komme langsam wieder auf die Beine und freue mich auf Mußestunden. Lieben Gruß Ghislana

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  8. wieder ein interssanter Beitrag..
    die rote Kapelle war mir auch ein Begriff..

    ja alte Seilschaften halten oft lange..
    aber irgendwann bricht doch jedes Lügengebäude zusammen
    weil es kein echtes Fundament hat

    zum Glück gibt es immer wieder Menschen die recherchieren und sich nicht mit Offensichtlichem begnügen
    denn das stimmt nicht immer
    liebe Grüße
    Rosi

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  9. Das ist das Beste und Informativste was ich über Elisabeth Schumacher im Web finden. Herzlichen Dank.
    Ursprünglich habe ich Informationen zu dem Musikwissenschaftler Richard Hohenemser gesucht. Wie Sie den Rettungsversuch von Philipp Schaeffer beschreiben, hat mich sehr berührt. Nach ihm ist immerhin eine große Zweigbibliothek in Berlin-Mitte am Weinbergpark benannt, Elisabeth Schumacher hat nach meiner Kenntnis nur einen kleinen Gedenkstein auf dem Werner-Voß-Damm abbekommen, einer großen Straße in Berlin-Tempelhof, die nach einem jungen Luftwaffenoffizier benannt ist, der dafür gerühmt wird, dass er Dutzende feindliche Flugzeuge abgeschossen hat und dann mit zwanzig den Heldentod gestorben ist. Das war vor hundert Jahren, aber Deutschland und Berlin erinnert bis heute mit dieser Straße an seinen Namen.
    Berlin im März 2018

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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