Sonntag, 26. Juli 2015

Mein Freund, der Baum: Pyramidenpappel



Die anhaltende Schwüle in der vergangenen Woche ließ meine Unternehmenslust auf den Nullpunkt sinken, so dass ich auch keine Fotos für einen neuen Baum für diese Serie gemacht habe. Traurig war ich darüber schon, den mir liegt "Mein Freund, der Baum" sehr am Herzen.

Ghislanas Post, in der Frühe noch im Bett gelesen, hat mich noch trauriger gemacht, weil er aber so schön war, gleichzeitig aufgebaut. Und die ( wirklich ) frische Luft und der klare Himmel haben meine Lebensgeister dann zusätzlich wiedererweckt, so dass ich den Herrn K. zu einem Rundgang in unserem Veedel überredete.

Ziel war unter anderem das Nippeser Tälchen, ein Altrheinarm, der schon lange trocken und in eine Grünanlage umgewandelt worden ist:








Als ich im Spätsommer 1977 nach Köln- Nippes gezogen bin, war diese Anlage sozusagen unser Freiluftzimmer, denn unsere erste gemeinsame Wohnung hatte keinen Balkon o.ä.

Damals begrenzte eine Reihe von Pyramidenpappeln die erste Wiese zur Straße, die durch das Gelände führt. Inzwischen sind nur noch insgesamt drei dieser Bäume vorhanden ( den übrigen hatten Stürme in den vergangenen 38 Jahren den Garaus gemacht ).


Die verbliebenen Exemplare sind inzwischen richtig mächtige Bäume mit dicken Stämmen geworden. Bis zu 2 Meter Durchmesser können die Stämme der Schwarzpappel, zu der die Pyramidenpappel zählt, erreichen. Da die Bäume Flachwurzler sind, werden sie aber auch gerne Opfer von entwurzelnden Sturmböen. 
Denn eigentlich sind die Schwarzpappeln "Flußbegleiter" und benötigen von daher keine tiefen Wurzeln. In größeren Beständen sind sie an den großen europäischen Flüssen Loire, Rhône, Po, Donau, Elbe, Rhein und Weichsel beheimatet. Als Parkbaum sind sie also nur bedingt geeignet.

Die Pyramidenpappel, auch Säulenpappel, Spitzpappel oder Italienische Pappel (Populus nigra 'Italica') genannt, ist eine in Europa weit verbreitete Form der Schwarzpappel, die durch ihren säulenförmigen Wuchs und die kegelförmige Krone leicht zu erkennen ist. Ihr Stamm verzweigt sich bereits in geringer Höhe über dem Boden und die Äste wachsen aufwärts. Die durchschnittliche Wuchshöhe beträgt 25 bis 30 Metern, bei günstigen Bedingungen 40 Meter.

Das merkwürdige an der Pyramidenpappel ist, dass die Bäume eigentlich alle Klone sind, d.h. sie sind durch vegetative Vermehrung alle aus einem Baum hervorgegangen, also durch Stecklinge, Ableger, Sprößlinge. Das heißt auch, alle Bäume sind männlich. Es gibt eine weibliche Form - "Italica Femina"-, die sich aber in einigen Merkmalen von Populus nigra 'Italica' unterscheidet.

Die Pyramidenpappel wird bei uns in Mitteleuropa seit Beginn des 19. Jahrhunderts kultiviert, weil sie ein besonders raschwüchsiger, allerdings nicht sehr langlebiger Alleebaum ist. Auch zur Wiederaufforstung gerodeter Auwälder wurde sie gerne verwendet. Übernommen hat man sie - wie es der lateinische Name vermuten lässt -  aus Italien, der wirkliche Ursprungsort ist unbekannt.

In Deutschland werden etwa 40 % des Pappelholzes zu Spanplatten und Spanholzformteilen verarbeitet, der Rest wird als Brennholz u.a. für die Herstellung von Holzpellets und Hackschnitzeln verwendet. In früheren Zeiten wurde Pappelholz zur Herstellung der Holzpantinen oder Holzklompen verwendet, da das Holz billig, leicht und unempfindlich ist ( die berühmten „Holländerschuhe“ z.B. ).


Ghislana hatte in diesem Post davon berichtet, dass sie ihren ehemaligen Schülern zum Abschied eine Karte mitgegeben hat, auf der u.a. der passende Baum aus dem keltischen Baumkalender verzeichnet war. Das hat mich angeregt, dort doch auch einmal nachzuschauen, was die Kelten über den Baum gedacht haben:

"Die Pappel ist bei den Kelten ein Symbol für die Unentschlossenheit. Menschen, die in ihrem Zeichen das Licht der Welt erblicken (4.2. – 8.2. und 5.8. – 13.8.), tun sich ihr ganzes Leben lang schwer, Entscheidungen zu fällen. So, wie eine Pappel rasch wächst und dabei weich und biegsam bleibt, neigen auch die betreffenden Personen dazu, hin und her zu schwanken. Die größte Stärke der Pappel-Geborenen ist ihre rasche Auffassungsgabe. Sie können sich sehr schnell auf neue Gegebenheiten einstellen und ungewohnte Situationen mit beneidenswerter Flexibilität meistern."


Ich hoffe, ihr habt den kleinen Spaziergang so genossen wie ich ( und das anschließende Blog - Kolleg ebenso )...

9 Kommentare:

  1. Vielen Dank für den Exkurs...wieder was gelernt...Schön, dass deine Lebensenergie zurückkehrt ist...LG Lotta.

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  2. Da habe ich doch noch mehr über diePappelnl gelernt; Danke. Ich kenne Pappelholz aus meinen Vorbereitungen zu Führungen zum Thema < romanische< Kunst. Und da hat Essen einen Schatz: die Goldene Madonna, sie ist nämlich aus Pappelholz und die älteste Vollplastik. Und, liebe Astrid,so ergänzen wir uns zum Thema Pappel, nochmals danke und einen lieben Gruß ins romanische Köln
    heiDE

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  3. Welche Sonntagabendfreude! Danke dir für diesen feinen und lehrreichen Post aus deinem Veedel, vielleicht lerne ich die Pappeln auch noch kennen in eurem Tälchen, und jetzt vermute ich glatt, dass so eine vor unserer Tür steht..., etwas altersschwach schon, bei jedem Sturm liegen Astteile unten... Dich zu einem Gang nach draußen animiert zu haben, freut mich sehr ;-) Herzliche Grüße, nun gucke ich mal noch in deine Woche, die großen Frauen müssen noch warten, bis ich wieder mein eigener Herr, ähm, meine eigene Frau bin ;-), zz. Enkelzeit, 100 % ;-) Lieben Gruß Ghislana

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    1. Das ist wohl pyramidenpappeltypisch, dass im Alter die Äste spröde werden und bei Sturm schnell aus der Krone herausbrechen. - du hast mich heute noch weiter animiert, habe ich noch zwei weitere Baumposts in der Mache und mich noch mehr mit den Lebensbäumen befasst, denn seit ein paar Stunden regnet es wieder.
      Auf Enkelzeit in der nächsten Woche freu ich mich: M. ist wieder zurück und kann jetzt schwimmen. Das ergibt neue Möglichkeiten.
      So lange sie noch Omazeit zu schätzen wissen, geben wir sie ihnen, oder?
      GLG

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  4. Liebe Astrid,
    ich mag Deine Art zu informieren, unabhängig davon ob es sich um Baumportraits oder um Frauenporträts handelt.
    Dass Pyramidenpappeln Klone sind, war mir neu.
    herzlich Judika

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  5. Sehr interessant, vor allem das mit den Klonen. Muss mal etwas aufmerksamer durch Retz gucken, ich weiß jetzt auf Anhieb gar nicht, wo bei uns so eine Pappel stehen könnte, glaube aber schon, dass es ein, zwei davon gibt.
    Sag mal, ist deine Liste vollständig? Ich könnte schwören, dass du auch schon über die Paulownie geschrieben hast.
    Liebe Grüße
    Anneliese

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  6. Liebe Astrid,
    ich mag Deine Art zu informieren, unabhängig davon ob es sich um Baumportraits oder um Frauenporträts handelt.
    Dass Pyramidenpappeln Klone sind, war mir neu.
    herzlich Judika

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  7. Einen beeindruckenden Wuchs hat diese Pappel. Schade das ihre Jahre gezählt sind. Einen umfassenden Bericht hast Du geschrieben, sehr informativ.
    LG lykka

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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