Sonntag, 26. Oktober 2014

Mein Freund, der Baum: Rosskastanie



Alle lieben ihn, besonders im Herbst, besonders die Kinder. In meiner vorletzten Schule stand in einer Ecke des riesigen Schulhofes solch ein Kastanienbaum. Und die Kinder ruhten nicht, bis sie alle, wirklich alle Kastanien vom Baum geholt hatten. Die Pausenbeschäftigung! Und jeden Tag übten wir ( 1./2. Klasse ) zählen und kamen weit über den Zahlenraum bis hundert hinaus ( der im 2. Schuljahr erobert werden soll laut Richtlinien ).

Im Mikrokosmos meiner Kindheit auf dem Dorf kam der Baum nicht vor ( und ich kann auch bis heute dort keinen Platz mit einer Kastanie benennen ). Doch nach dem Umzug in die Stadt lernte ich die Früchte im Herbst als Bastelmaterial schätzen. Ich weiß noch, dass ich den betörenden Glanz erhalten wollte, indem ich die Figuren täglich mit öligen Fingern polierte...






























Es schmerzt mich seit Jahren, diese schönen, großen, schattenspendenden Bäume unter dem Befall der Miniermotte leiden zu sehen:





















































Um so mehr hat mich erstaunt, bei Susanne in Wien ( die eine große Kastanie am Ende ihres Gartens beherbergt ) ein kaum geschädigte Kastanie zu erleben und zu erfahren, dass es ein Mittel gibt, mit dem der Baum im Frühjahr geimpft wurde. Ein Bekannter, der in der Forschung tätig war, hatte das gemacht. Gibt es doch eine Hoffnung für die leidenden Baumriesen?
























































Geforscht wird eifrig. Inzwischen weiß man, dass die Motte nicht aus Nordamerika eingeschleppt wurde, sondern nachweisbar auch schon im 19. Jahrhundert im ursprünglichen Verbreitungsgebiet der Gewöhnlichen Rosskastanie - den Gebirgen des südlichen Balkans und Griechenlands - vorkam. Warum sich das Insekt dann seit etwa 25 Jahren dermaßen explosionsartig in ganz Europa verbreitet hat, wird auf Faktoren wie die Klimaveränderung, Nachlässigkeit im Forschungslabor, mangelnde Fraßfeinde bzw. fehlende Parasiten in unseren Breiten zurückgeführt.































Wie manch anderer Parkbaum, über den ich schon gepostet habe, ist auch die Einführung der Gewöhnlichen Rosskastanie in Mitteleuropa auf einen Wiener zurückzuführen, der bereits im 16. Jahrhundert Samen aus den sonst sehr abgelegenen Ursprungsregionen des Baumes mitbrachte. Von Wien aus trat der gefällige Baum dann seinen Siegeszug durch fürstliche Parks, später Volksgärten & Stadtparks an. Eingeweihte schließen sogar nicht aus, dass alle mitteleuropäischen Kastanien auf die nach Wien importierten Samen zurückzuführen sind. 


Bemerkenswert, welchen Einfluss also das Habsburgerreich auf die Gestaltung & den Artenreichtum unserer Parks und Alleen hatte!




Baumfreunde treffen sich heute wieder bei Jahreszeitenbriefe. Schaut mal vorbei!


22 Kommentare:

  1. Mein absoluter Lieblingsbaum!! Ich liebe Kastanien, alles an ihnen. Leider sehe ich auch immer ziemlich viele befallene Bäume. Das ist so schade.
    Danke für diesen wissenwerten Post übet meinen große Liebling
    Schönen Sonntag noch und liebe Grüße
    Jutta

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  2. Das wäre ja wunderbar, liebe Astrid! Eine Impfung für die altehrwürdigen, befallenen Bäume - ohne dass eine Axt ins Spiel kommt!! Das muss man weitergeben!! Danke.
    Einen charmanten Sonntag! Herzlichst, Nicole

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  3. Ich habe auch so eine Neigung, frisch gefallene Kastanien mitzunehmen. Möglichst auch noch "frischgeboren" aus der Schale. Leider werden dieser Tage hier bei uns hunderte Kastanien gefällt... Platz für den Feldahorn... Hab einen schönen Sonntag! Liebe Grüße,
    Sabine

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  4. es wäre so großartig, wenn ein mittel gegen diese schreckliche miniermotte gefunden wäre! im nachbardorf geht eine so schöne alte kastanienallee durch den ort, die aber leider auch schon im juli anfängt, braune blätter zu bekommen. das tut mir immer in der seele weh!
    liebe grüße, mano

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  5. oh, susannes forscherfreunds mittel bräuchten wir auch, und meine mama ;) - dann könnten wir wieder miterleben, dass kastanienlaub im herbst wunderbar leuchtend gelb wird!
    herzlichen wochenendgruß!
    dania

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  6. Im Sommer war ich in Ligurien und dort haben auch die Esskastanien in den Bergen eine von Schädlingen übertragene Krankheit. Heute ist es einfach nur schade, weil es schlimm aussieht, die Bäume schädigt und verhindert, dass man im Herbst Ess-Kastanien rösten kann. Vor etlichen Jahrzehnten gab es dort wohl schon mal eine Kastanien-Seuche, was echten Hunger bedeutete, da die Leute damals einen Großteil vom Kastanienmehl lebten.
    Ansonsten finde ich es an der Kastanie ganz wunderbar, dass die Früchte ihren schmeichelnden Glanz nur kurz behalten. Das macht diese Zeit so besonders. LG mila

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  7. Wir haben hier viele Kastanienbäume, aber nicht alle sind gesund. Ich komme auch nie im Herbst an den Kastanien vorbei, ohne mir ein paar in die Tasche zu stecken, fast reflexartig.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  8. Das war sehr informativ, denn das wir quasi den Habsburgern die Kastanien zu verdanken haben, war mir nicht klar.
    Und ich bedauere es auch sehr, dass sie jedes Jahr aufs Neue an diesem Schãdling leiden.
    Aber vielleicht gibt es ja noch Hoffnung, wenn die Imdpung im Frühjahr eine Machbare Methode wäre.
    Das wãre doch so schön, wenn sich die Blãtter nicht schon im Sommer zusammenkruscheln würden.
    LG,
    Monika

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  9. Liebe Astrid,
    wenn die Kastanien sterben, kriegen wir Bayern im Biergarten alle einen Sonnenstich. Deswegen bin ich froh, dass es ein Mittel gibt. Ich dachte, das Einsammeln der Blätter hilft? Aber offenbar nicht ausreichend. Wunderschöne Fotos, besonders das erste und das fünfte. So, nun schleppe ich mich auf die Couch, Du läufst ja vermutlich gerade erst zur Hochform auf...
    Herzliche Grüße
    Deine Sarah

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  10. ich habe erst dieses jahr von dieser kastanienkrankheit gehört... gott sei dank berichtest du von einem gegenmittel! ich liebe kastanienbäume!
    herzlichste grüße & wünsche an dich
    amy

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  11. Das ist durchaus möglich, dass die Kastanienbäume, die hier bei uns nun sozusagen heimisch geworden sind, auf die nach Wien importierten Samen zurückzuführen sind.
    Der Baum hier leidet extrem, aber diese erkrankten Bäume sind auch bei uns hier vermehrt anzutreffen, besonders auch in Parks, leider.

    Ich mag Kastanienbäume sehr und freue mich, wenn ich ihre Früchte zum Dekorieren verwenden darf. Dafür bedanke ich mich auch immer beim Baum, doch, das mache ich wirklich. :-)

    Als meine Enkelkinder noch etwas kleiner waren, habe ich viel mit ihnen gebastelt und sehr lustige Genossen sind aus Kastanien entstanden. :-)

    Schick dir ganz liebe Grüße und wünsche dir noch einen schönen Nachmittag, liebe Astrid. :-)
    Christa

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  12. Liebe Astrid,
    jetzt bin ich heute zum ersten Mal auf deinem Blog und du schreibst über meinen byrischen Liebling ;)
    Als Münchner Kindl bin ich mit Kastanien aufgewachsen und es gibt viel zu viele Bäume, die krank sind. Da wäre eine Impfkur wirklich nicht schlecht.
    Dich und deinen herzwarmen Blog besuche ich in Zukunft gerne öfter ;)

    Hab es schön,
    Stefanie

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  13. Hoffentlich gibt es ein Mittel, denn was wäre der Herbst ohne gebastelte Kastanienmännchen... meine Minis lieben sie :-)
    Herzliche Grüße liebe Astrid,
    Kebo

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  14. Moin Astrid,
    auch bei uns im Norden leiden die Kastanien an dieser Motte. Viel schlimmer sind aber zwei andere Schädlinge - der eine soll diesen Sommer etliche Kastanienalleen in den Städten quasi vernichtet haben. Das sah schlimm aus.
    Unsere Kastanie aber lebt noch - und sie scheint sich sogar von der Miniermotte etwas erholt zu haben. Auf dem Wildgelände in der Umgebung hat sie 'Junge bekommen' Also - nicht aufgeben, liebe Bäume!
    LG
    Gea

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  15. Achja, Kastanien sind toll! Als ich Kind war, gab es so einen Riesenbaum auf dem Spielplatz! War ja klar, wo man alle Kinder des Dorfes im Herbst finden konnte :-)
    Viele Grüße
    Mara Zeitspieler

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  16. Wieder was dazugelernt :0) Danke für die tolle Information. Ich mag die Kastanie auch sehr und mein Sohn (2Jahre) hat sie diesen Herbst auch für sich entdeckt. Ich wünsche dir ein tolles Wochenende. Liebste Grüße Kerstin B.

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  17. Oh ja, liebe Astrid, die mag ich auch so gerne!
    Hab eine feine Woche
    Elisabeth

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  18. Liebe Astrid, jetzt habe ich mich rückwärts durch deine wunderbaren Posts bis zur Kastanie vorgearbeitet. Wie ich ihre glatten Früchte liebe!!! Jetzt im Herbst hatte ich welche zu einer alten Dame in die Kurzzeitpflege mitgenommen, wie sie sich gefreut hat wieder eine Kastanie in den Händen zu halten... Hab Dank für deinen schönen Post über diesen tollen Baum, und überhaupt für deine Beiträge. Deine Wochenrückblicke sind immer so schön und nachdenkenswert, deine Künstlerinnen-Posts..., ich freue mich wieder da zu sein und bei dir lesen zu können! Herzlich Ghislana

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  19. ein wunderschöner Beitrag, eine gute Woche, Klaus

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  20. Hallo, mein Professor an der Fachhochschule sagte mal: Die Kastanie ist die Zeigerpflanze für bayrische Biergärten! Gruß Kirsten

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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