Mittwoch, 17. September 2014

Mein linker Arm { MMi 74 }





Das Frollein Pfau aus dem höchst geschätzten Nachbarstadtteil sammelt heute wieder ein, was andere mögen.


Und ich, ich mag heute ganz besonders meinen linken Arm, der mir so vielerlei Dienste tut, die  eigentlich selbstverständlich für jeden Menschen sind, die ich mir aber wieder geduldigst erarbeiten musste, nachdem ich heute vor einem Jahr gestürzt und mir das Radiusköpfchen gebrochen und einiges mehr im Ellenbogen verletzt habe. Viele von euch haben damals mein Schicksal mitverfolgt und mir so viel Zuspruch & Empathie zukommen lassen, so dass ich das Gesundwerden mit sehr viel Elan & Ausdauer angegangen bin.

Ich wollte es damals, an diesem Tag vor einem Jahr, gar nicht wahrhaben, dass ich den Arm nicht mehr bewegen konnte: Ich hatte gerade eine neue Stelle angetreten und eine Klasse übernommen, die vorher bereits vier verschiedene Lehrerinnen hatte. Auch die Eltern dieser Kinder, die mich an diesem Tag auf der Wanderung begleitet hatten, hatten mir unmissverständlich klar gemacht, was sie von mir erwarteten. Erwartungen anderer zu erfüllen, meine Pflichten wichtiger zu nehmen als mich selbst - das hatte ich allerdings nur zu gut gelernt.

Und nun das.

Es hat über eine Woche gedauert, bis ich mich in dieses, mein Schicksal, fügen konnte & mich endlich in ärztliche Behandlung begeben habe...

Jetzt, ein Jahr später kann ich mich - dank meines tollen Operateurs, geduldiger Physiotherapeuten, der Unterstützung meiner Familie und meiner Anstrengungsbereitschaft - wieder mit dem linken Arm  am rechten Schulterblatt kratzen ( dort verspüre ich nämlich oft einen argen Juckreiz ). Es ist so, als ob nie etwas gewesen wäre.

Einzig in meinem Gemüt ist ein dunkler Schatten geblieben, der im Laufe des vergangenen Jahres bei mir einen großen Umdenkungsprozess in Gang gesetzt hat ( und in dem ich mich immer noch befinde ). Der Schatten erinnert mich daran, dass ich mich selbst wichtig nehmen soll ( "Achtsamkeit" wird das  in etlichen Blogs von Jüngeren wohl genannt ). Das fällt mir nach wie vor nicht leicht.











Umso leichter fällt mir, mich über die wiederhergestellte Beweglichkeit meines Armes zu freuen, denn die habe ich mir mit Erfolg zurückerobert. Deshalb habe ich dem Arm ( und dem ganzen, nicht unwesentlichen Rest ) zum heutigen Tag ein neues Shirt genäht und ihn mit einem Armband von der lieben Doris/Die Waschküche geschmückt.

Es ist ( für meine Verhältnisse ) ein recht schräges Shirt geworden aus schwarzem Jersey, wobei der linke Arm einen Ärmel aus auffällig gemustertem Viskosejersey verpasst bekommen und die Herzseite ein Patchwork erhalten hat, bestehend aus einem Druck von einem klitzekleinen Shirt aus einem Köln - Souvenirladen ( "Kölle Ming Lääve" ), einem Stück samtbeflockten Romanit- und einem Stück Ringeljersey. Ein Statement in mancherlei Hinsicht.

Damit marschiere ich heute ins Krankenhaus, um dort den Termin für meine Abschlusskontrolle fest zu machen...








31 Kommentare:

  1. Schön, dass sich für deinen Arm alles wieder zum Guten gewandt hat!
    Und letztendlich hat dein linker Arm dir ja auch den Weg gewiesen, einen neuen Pfad einzuschlagen, und, so wünsche ich dir, aus dieser Krise letztendlich gestärkt herauszugehen.
    Also der linke Arm hat von dir mit dem T-shirt wirklich eine tolle Belohnung bekommen, wird dadurch perfekt in Szene gesetzt!! Das hat er aber auch verdient! ;-)
    Und dir wünsche ich einen wunderschönen, spätsommerlichen Mittwoch und mögest du die Achtsamkeit Schritt für Schritt lernen.
    LG,
    Monika

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    1. Ich gebe mir auch auf diesem gebiet Mühe. Danke für die Wünsche!

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  2. Sehr schön, wie Du Deine Extremitäten in Ehren hältst, und auch ganz außergewöhnlich, dass Du Deinem linken Arm so viel Respekt zollst, dass er einen eigenen Ärmel bekommen hat ;). Wie viel Humor Du in diesen Post gepackt hast und mich doch sehr nachdenklich stimmst.
    Ich wünsche Dir und Deinem linken Arm ganz viel Freude über das was Ihr in Zukunft leisten werdet, Vitalität und Gesundheit, natürlich auch dem rechten Arm, (der darf ja nicht zu kurz kommen).
    ganz liebe Grüße, Heike

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    1. Humor ist in einem solchen Falle nicht zu unterschätzen! Danke für deine Wünsche!

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  3. Liebe Astrid,
    jetzt verstehe ich das besser. Du möchtest also nicht mehr funktionieren, sondern leben? Nachdem Du eine Woche mit einem gebrochenen Knochen am Ellbogen herumgelaufen bist? Du möchtest nicht mehr alle Erwartungen ganz selbstverständlich erfüllen und dann mit dem Rest (Welchem Rest?) Dein Leben fristen? Nicht mehr alles mit links schaffen (weil rechts ja eh schon völlig ausgelastet ist)? Gut. Dafür sollst Du Deinen linken Arm wirklich mögen. Eine gute Woche mit viel Eigensinn, Leichtsinn und angemessen liebevoller Selbstfürsorge wünscht Dir ganz herzlich
    Deine Sarah

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    1. Du hast sehr gut passende Worte gefunden für meine Situation! Und die Wünsche merke ich mir gut! Danke!

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  4. dann wünsche ich dir alles gute für die anstehende abschlußkontrolle. man sieht oft gar nicht die wesentlichen dinge, weil man sie eben als selbstverständlich ansieht. ich bin froh, dass dein arm wieder so gut funktioniert und du uns weiterhin mit deinen hübschen näharbeiten beglücken kannst:). und schön, dass dein blick bei allem unglück wieder ein wenig mehr auf dich selbst gelenkt wurde. erwartungen erfüllen zu müssen, kann einem nämlich ganz schnell sich selbst vergessen lassen. liebste grüße zu dir, sabine

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    1. Ja, es hatte wohl alles seinen Sinn! Das sehe ich inzwischen auch selbst so!
      Danke für deine Empathie!

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  5. Liebe Astrid, leider müssen manchmal uns aus der Bahn werfende Krankheiten dafür sorgen, dass wir endlich sorgsam mit uns umgehen. Denn erst wenn es uns gut geht, können wir gut für andere sorgen. Leider haben wir das nicht im Elternhaus oder in der Schule gelernt. Aber jetzt können wir es weiter geben.
    Ich denke, dann kommt auch die natürliche Anstrengungsbereitschaft (an denen es ja heute auch vielen jungen Menschen mangelt) von selbst. Für sich sorgen, dass es einem gut geht, heißt ja nicht nur "abhängen". Ein breites Thema, was mich als Elternteil noch beschäftigt ;-)
    Deinem positiven Abschlusstermin steht wohl nichts mehr im Wege!
    Liebe Grüße, Roswitha

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    1. Du hattest das ja alles schon vor längerer Zeit so gesehen, dass ich den Weg erkennen müsste....
      Danke für dein Einfühlungsvemögen!

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  6. Das habt ihr also eigentlich richtig gut gemacht, dein linker Arm und du. Manches muss man sich leider sehr mühsam erarbeiten ... aber ich sehe, dass ihr auf einem guten Weg seid!
    Tolles Shirt!
    Ganz liebe Grüße
    Anneliese

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  7. Eine schöne Hommage an deinen linken Arm und die Achtsamkeit. Meistens beachten wir unseren Körper nicht sonderlich, solange alles funktioniert und nicht weh tut. Das mit dem Arm war schlimm, aber ich denke, der Weg der Achtsamkeit für Dich und Deine Bedürfnisse hatte auch was Gutes. Und Dein Shirt und das Armband finde ich grossartig!
    l.g. barbara bee
    P.S. die monday-quotes mache ich schon eine Weile und ich hoffe, sie sind mehr als bloß hole Phrasen. Ich dachte eher so, dass man gerade Montags etwas inspirierendes und aufmunterndes gebrauchen kann.

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  8. Manches lernt man erst so richtig Wert zu schätzen, wenn man nicht mehr darüber uneingeschränkt zu verfügen hat. Das musste ich in den letzten zwölf Monaten auch lernen. Da hast du recht: richtig angekommen ist die Botschaft, wenn es den eigenen Blickwinkel und vielleicht das Leben verändert. (Sonst riskiert man, dass die nächste Lektion rasch folgt...). Die Ärmelidee finde ich super.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Ja, und es war schön, diese Erfahrungen mit dir teilen zu können in diesem Jahr!
      GLG

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  9. Liebe Astrid,
    schön, dass dein Arm wieder vollständig hergestellt ist. Ja, solche Selbstverständlichkeiten wie die Arme (oder Beine, Finger oder einfach nur die eigene Gesundheit) kann man sich ruhig hin und wieder mal vor Augen führen.

    Dein Foto ist toll! Das ist so ein spannender Hingucker, aus der Perspektive und zeigt trotzdem alles, was wichtig ist. Das begeistert mich total. Großes Kompliment!

    Liebe Grüße,
    Mutter Pappelheim

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  10. Nach einem Jahr zur Abschlusskontrolle - na das sagt eniges. Aber wie gut, dass du den Arm wieder bewegen kannst.
    Gesundheit und Achtsamkeit - daran sollte man viel öfters denken.
    Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es dir gemütsmäßig langsam besser geht. Ich hoffe diese Gefühl trügt mich nicht.
    Schöne Grüße
    Jutta

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  11. Liebe Astrid, spontan ist mir da der Spruch eingefallen, wie die Seele zum Körper sagt,:"sag Du es ihr, auf mich hört sie nicht"
    Ich fand ihn immer unpassend für mich, bis ich buchstäblich bis zum umfallen gearbeitet habe, nur um allen anderen gerecht zu werden. Ich freue mich riesig für Dich, Dass der Prozess für Dich so ein gutes Ende gefunden hat und Dein Arm wieder voll funktionstüchtig ist. Ich wünsche Dir eine gute Abschlussuntersuchung mit einem sehr guten Ergebnis.
    glg Susane

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    1. Ja, so war es! Ich habe es nicht wahrhaben wollen, dass mein Beruf inzwischen keine Freude mehr machte....
      Ich danke dir für deine täglichen lieben Kommentare & die guten Wünsche!

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  12. Liebe Astrid,
    wie schön, dass du nach einem Jahr der Rekonvaleszenz sagen kannst: alles wieder gut!
    (mit dem Arm)

    Und ansonsten lassen wir uns nicht beherrschen, sondern herrschen = leben .

    ♥ Franka

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    1. Danke, ich versuche es... Denke zur Zeit oft an dich!
      GGLG

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  13. Liebe Astrid,
    ich habe gestern auf dem Elternabend gesessen und gedacht: Hut ab, vor all den Lehrern, Kindergärtnern, Ganztagsbetreuern, die sich jahrelang jeden Tag aufs Neue mit uns Eltern rumschlagen müssen.

    Viele liebe Grüße an Deinen linken Arm, Deinen Kopf, Dein Herz und an Dich selbst.
    Astrid rechtsrheinisch

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    1. Mit Müttern wie dir würde ich mich gerne "rumschlagen".....;-)
      GGLG

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  14. Ich freue mich sehr, dass dieser Unfall für dich in gewisser Weise zum Glück im Unglück geworden ist. Ich hoffe, die Abschlussuntersuchung ist gut gelaufen und dein Arm (sowie der Rest des Körpers) und du seid weiterhin ein gutes Team! Gesundheit ist doch irgendwie die Grundlage... Alles Liebe dir, Astrid!

    Viele Grüße aus dem spätsommerlichen Düsseldorf
    Steffi

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    1. Noch wichtiger als die körperliche Gesundheit ist mir die meiner Seele. Und die stimmte nun gar nicht mehr nach all dem, was ich rund um diesen (Dienst-) Unfall erlebt habe. Ich habe dafür allerdings 10 Monate gebraucht, um es zu kapieren.
      Dir eine schöne Sommernacht in D.!

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  15. Alle Vorrednerinnen haben mir schon aus dem Herzen gesprochen!
    Gerne möchte ich noch ein großes Kompliment für ein außergewöhnliches Statement Shirt schicken!
    Und auch von mir alles Gute für den Arm, die Seele und die Achtsamkeit!
    GLG Kerstin

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  16. wunderbare idee, den wieder gesundeten arm mit einem so schönen gepunkteten ärmel zu schmücken! das ist auch achtsamkeit!
    herzlichst, mano

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  17. das ist ein wunderbarer post, liebe astrid! ja, dein arm - wie oft vergessen wir doch, unseren körperteilen dankbar zu sein und schimpfen aber über sie oder auch mit ihnen, wenn sie nicht so wollen wie sie "sollen". ichf reu mich, dass er so gut gekleidet heute gewürdigt wird von dir!
    und die dunklen schatten - die werden hoffentlich bald der vergangenheit angehören! ich bin mir sicher, so wie du deinen arm mit erfolg und hilfe wieder auf vordermann gebracht hast, wirst du auch das dich achten mit erfolg meistern - denn, dich gibt's doch nur einmal! und was wärst du ohne dich? - so. jetzt hinterlass ich herzliche grüße, bevor ich im überschwang zu wortreich predige... ;)
    dania

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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