Montag, 16. Juli 2012

DIY - für mich nichts Neues


Ich komme aus einer Familie fröhlicher Autodidakten und Doityourselfer: Mein Vater spielte nach dem Krieg - ohne Ausbildung - Schlagzeug in einer Tanzkapelle, später malte er "in Öl", meine Brüder brachten sich das Gitarrespielen selbst bei, meine mährische Oma und meine Mutter verdienten sich ihren kargen Lebensunterhalt nach der Flucht mit Filethäkeln von Gardinen und Reparieren von Laufmaschen bei Nylons usw. usw. 
Ich selbst begann in den 60er- Jahren meine Garderobe modisch aufzurüsten, indem ich nach Brigittes "Schneller Schnitt" zu nähen begann. Einen verregneten Sommer auf Helgoland überstand ich bestens durch Häkeln von Schultertüchern mit extrem komplizierten Mustern. Es folgte eine heftige Stickphase in den 70ern, als sich diese Tätigkeit in meiner Berufsanfangsphase als wohltuend und kopfschmerzverhindernd bei überlangen Konferenzen herausstellte. Daneben restaurierte ich alte und schreinerte neue Möbel, strich Wände und gestaltete meine jeweiligen Wohnungen gerne und intensiv. Für jeden meiner Wohnsitze als Erwachsene nähte ich mir eine neue Patchworkdecke, Kissenbezüge und Vorhänge wurden sowieso immer wieder ausgetauscht. Daneben fertigte ich immer Alben und Bücher zu diesem und jenem an, lange bevor das Scrapbooking als Geschäftsidee erfunden war.

Die Näherei von Kleidung nahm ich wieder auf, als ich schwanger war und für das erwartete Baby "Pumphöschen" nach einem wenig ausgefeilten Schnitt aus einem Schwangerschaftsbuch einer Kollegin anfertigte. Ein Brigitte - Buch mit Kindersachen wartete da schon mit passgerechteren Schnitten auf und half mir wieder auf die Sprünge. Schließlich trug meine kleine Tochter fast nur noch selbst gemachte Kleidung, ob genäht, gestrickt oder gehäkelt. Mein großes Vorbild war die fröhliche, bunte Kinderkleidung, die aus dem nordholländischen Alkmaar kam, die ich mir aber nicht leisten konnte. Glücklicherweise lernte ich die Mutter einer Kindergartenfreundin meiner Tochter kennen, die Holländerin war und die mir ihre "Knippies" sowie ihre Strickmaschine zur Verfügung stellte. Außerdem bekam ich über sie Kontakt zu einer Familie, die ein kleines Modelabel betrieb ( das allerdings nicht sehr reüssierte ). Damit hatte ich Zugang zu Stoffmessen und konnte eigene Entwürfe unterbringen.
Für meine Tochter entstanden in ihrer Zeit als Kleinkind (zusammen mit meinem Mann) aber auch Kindermöbel und Spielzeug wie dieses Jahrhundertwende- Puppenhaus, bei dem alles, einschließlich der Püppchen, selbst gefertigt war.
Auch mich selbst und meinen Mann benähte ich nach Schnitten aus Brigitte - Sonderheften zum Selbernähen, die es damals in den 80ern noch gab, sowie nach "Burda"- und "Neue Mode"- Schnitten.

Es folgte dann eine Phase, in der das Ausgestalten unseres Hauses und des 300 Quadratmeter großen Gartens in den Vordergrund rückte. Daneben "stylte" ich immer große Feste der Familie,  und unser Haus wurde eine beliebte "Location" für solche Gelegenheiten. Nähprojekte beschränkten sich in dieser Zeit auf Vorhänge, Kissen, Tischdecken u.ä.
Dies blieb so bis 2007. Damals geriet ich - eher aus Versehen -  in einen Karnevalsstammtisch und zur Teilnahme an den Schull- und Veedelszöch bzw. des Kölner Rosenmontagszuges. Im Jahr darauf wurde ein tolles, aufwändiges Kostüm geplant. Das wollte und konnte ich nicht auf der unpräzisen Discounter - Maschine nähen, die mir mein Bruder hinterlassen hatte! Meine Pfaff- Nähmaschine musste endlich zur Reparatur! Und dort, bei der Annahmestelle, warteten wunderschöne Kinderstoffe auf mich mit den dazugehörigen Bizzkids- Heften. Ein Meter eines bestickten pinkfarbenen Cordstoffes musste unbedingt nach Hause mit, um auf der grauenvollen Maschine zu einem simplen Rock für das große C verarbeitet zu werden. Und die, die war mehr als begeistert, denn endlich hatte sie jemanden in der Familie, der ihren (sehr mädchenhaften) Geschmack verstand und bediente. 
Ihre Begeisterung befeuerte mich und ich nahm anspruchsvollere Röcke in Angriff. Und da meine Stoffsucht aufs Neue geweckt war, suchte ich nach weiteren Quellen. Im Internet stieß ich auf "Michas Stoffecke". Dort, auf der Startseite ganz unten, waren damals Applikationen von Sanna von"Bunte Nadel" abgebildet. Ich klickte mich also auf Sannas Blog durch - und mir tat sich ein Tor in eine ganz wunderbare, bunte, neue Nähwelt auf!

13 Kommentare:

  1. eine wunderbare geschichte! ich freu mich sehr, endlich auch deine werke bewundern zu dürfen!
    glg nelli

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  2. Ich bin sehr gespannt, was aus deinem BLOG wird - hört sich spannend an. Liebe Grüße NETTE

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  3. ich bin auch schon ganz schön neugierig... :-) liebe grüsse von andrea

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  4. Liebe Astrid, danke für den Kommentar.... ja der Name kam mir bekannt vor... sofort gebongt... in deinem Profil könntest Du noch den Namen Deines BLOGS ganz hinschreiben und evtl eine Kontakt-email.... das ist meist ganz praktisch.... falls du magst....

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  5. Sehr interessant...bin gespannt auf mehr und meld mich gleich mal an:-)
    Liebe Grüße
    Dagmar

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  6. gefunden :-) ich bin begeistert! Und setze mich nach diesem schönen, einleitenden Text mal gerne zu Deinen Lesern! Herzliche Grüße, Marja

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  7. :-)
    Entzückend!
    Wunderbar!

    GLG
    Susanne

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  8. Ein wundervoller Werdegang, dein Blog wird bestimmt toll! <3

    Glg
    Claudia

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  9. ach! so nett! und so kreativ! wow!
    lg kathrin

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  10. Hallo Astrid,
    toller DIY-Lebenslauf. Aber nicht nur was Nähen anbelangt machst Du tolle Sachen, auch Deine Fotos gefallen mir.
    Liebe Grüße, Brigitte

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  11. Liebe Astrid,

    das war sehr spannend zu lesen und wie schön, wenn man Sachen einfach "selber machen" kann. Mach schön weiter!
    LG (die andere) Astrid

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  12. Hallo Astrid,

    immer sehr interessant, zu lesen, wie es bei anderen begonnen hat - und weiter ging.

    Viele Grüße
    Angelika

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  13. Hallo Astrid,

    sehr interessant was Du da so alles schreibst. Es hört sich nach unzähligen Erlebnissen an und ich lese gerne mehr von Dir :-).

    LG
    Kati

    PS: Meine älteste Freundin ist übrigens eine pensionierte Schulrektorin aus Köln-Klettenberg - vielleicht kennt Ihr Euch...

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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