Ist ja klar, erst Theater, da muss ja jetzt der Film kommen, höre ich schon einige sagen, die durch meine Schauspielerinnenposts mitbekommen, dass ich früher mal eine begeisterte Cineastin war ( und mich jetzt frage, wieso ich auf diesem Gebiet dann irgendwann den Faden verloren habe: Es lag wohl an meinem Grauen Star und dem schwindenden Gehör des Herrn K. ). Aber über die Filme der letzten zwanzig Jahre wissen die meisten Leserinnen ohnehin Bescheid, die Alltagsgeschichte direkt nach dem Ende des Krieges ist dann vielleicht doch spannender...
1. Meine erste Bekanntschaft mit dem Kino habe ich noch als Kindergartenkind auf dem Dorf gemacht. Einmal pro Woche wurde im großen Saal des Gasthofes "Zum Ross" Projektor & Leinwand aufgebaut und Publikumsrenner jener Zeit den Erwachsenen nonstopp, nur unterbrochen von dieser unsäglichen Wochenschau, deren Sprecher noch immer klangen wie in der Nazi - Zeit, vorgeführt. Mein erster Film war mit fünf, sechs Jahren einer mit Pat & Patachon. Eine Szene darin beschäftigte mich nachhaltig, da wurde der Lange immer wieder in einer Schublade eines Bettsofas versteckt und war doch nicht ganz platt hinterher, obwohl dauernd welche auf dem Sofa saßen...
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2. Im Dorfkino gab es auch die alten Ufa - Filme der 1930er/40er Jahre, vor allem die Revuefilme mit Tanz und Gesang. Besonders eingeprägt hat sich mir "Der Kongress tanzt" (1931) oder "Der weiße Traum" (1943). Der Schlager "Kauf dir einen bunten Luftballon" ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Leider habe ich nur eine Fassung der Zweitverfilmung von 1961 gefunden:
3. Den Musikfilmen bin ich erst eimal treu geblieben und habe im Rahmen der aufkommenden Beatlemania auch die Filme der Band gesehen. Damals gab es noch in Bonn - Endenich ein eigenes kleines Kino:
4. Mit vierzehn Jahren hat mich mein damaliger Freund in einen von Schülern der beiden ältesten Jungengymnasien der Stadt begründeten & betriebenen Cineastenzirkel eingeführt, dem bei mir oft erwähnten "Filmclub". Einmal in der Woche traf man sich nachmittags in irgendeinem freien Raum einer der beiden Schulen, den Projektor bediente man selber und wie das Ganze finanziert wurde, ist mir im Nachhinein schleierhaft, denn pro Vorführung hatte man nur ein paar Groschen zu bezahlen.
5. Das Programm war ambitioniert und man "arbeitete" sich an diversen cineastischen Epochen ab: Da stand dann mal der italienische Neorealismus auf dem Programm. An "Roma, città aperta" von Roberto Rossellini oder an "Fahrraddiebe" von Vittorio De Sica, aber auch seinen sozialkritischen Film mit märchenhaften Elementen "Das Wunder von Mailand" erinnere ich mich gerne. Dann wieder gab es eine Phase mit lauter Filmen der französischen Nouvelle Vague: François Truffaut und sein Filme "Jules et Jim"( siehe auch dieser Post ), "Sie küssten und sie schlugen ihn" oder "Schießen Sie auf den Pianisten" gehörten dazu, aber auch "Fahrstuhl zum Schafott" von Louis Malle oder "Der Krieg der Knöpfe" von Yves Robert oder "Die Ferien des Monsieur Hulot" von Jacques Tati.
6. Das Genre Western war auch vertreten mit "Zwölf Uhr mittags", Krimis wie "Die Spur des Falken" oder Literaturverfilmungen wie "Die Katze auf dem heißen Blechdach", "Giganten" oder "Haben und Nichthaben". Humphrey Bogart wurde für lange Zeit mein Lieblingsschauspieler und "Casablanca" mein allerliebster Film, mit dem ich noch als Junglehrerin in den 1970er Jahren die Schüler geplagt habe, wenn ich wegen kranker Kollegen drei Klassen auf einmal betreuen musste.
7. Auch das deutsche Kino wurde sehr systematisch erarbeitet, angefangen bei den Stummfilmen wie "Nosferatu eine Symphonie des Grauens" von F.W. Murnau, Fritz Langs "Metropolis" und "M", eine der ersten Tonfilmproduktionen wie auch "Der blaue Engel" oder "Die Drei von der Tankstelle". Einer in der Gruppe war Gustaf-Gründgens- Fan, so dass Filme mit ihm immer wieder ins Programm kamen. Erinnern kann ich mich an "Tanz auf dem Vulkan" von 1938:
8. Gründgens war sicher auch das Motiv, weshalb der Film "Das Glas Wasser" von Bernhard Wicki von 1960 ins Filmclub - Programm aufgenommen wurde. Aber es muss auch so eine Art Lieselotte - Pulver - Festival gegeben haben, den ich erinnere mich auch an weitere Filme mit der Schauspielerin:
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"Ich denke oft an Piroschka" (1955) mit Gunnar Möller (links), "Das Glas Wasser" (1960) mit Gründgens und Hilde Krahl (Mitte) und "Helden" (1958) mit O.W. Fischer (rechts) |
9. In Bonn gab es auch ein kleines Kino, das "Woki" ( = Wochenschaukino ) in der Gangolfstraße, in dem ich gegen Ende der 1960er Jahre gegen entsprechend mehr Geld solche aktuellen Filme wie "Zur Sache, Schätzchen" mit dem unvergesslichen Werner Enke sah, aber auch die ersten Filme von Rainer Werner Fassbinder wie "Katzelmacher".
10. Es war aber auch die Zeit, in der ich mehrmals Filme konsumierte, die meinem damaligen Lebensgefühl entsprachen wie "Woodstock" oder "Easy Rider":
11. Nach so gründlicher Geschmacksbildung in der Jugendzeit haben sich dann Vorlieben für bestimmte Filmgenres bzw. - stile herausgebildet. Ich mag nach wie vor Filme, in denen gesungen wird, angefangen von "Saturday Night Fever" ( mit einem hinreißenden John Travolta, wie ich finde ) bis zu Lars von Triers "Dancer in the Dark" mit Björk oder François Ozons "8 femmes", ich mag Filme mit großartig komponierten Bildern wie in "Barry Lyndon"von Stanley Kubrick, "Das Piano" von Jane Campion oder "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" von Peter Webber oder in einigen Federico Fellini- oder Bernardo Bertolucci - Filmen, ich mag Literaturverfilmungen wie "Himmel über der Wüste", "Orlando" oder "The Hours", "Die wiedergefundene Zeit", "Amadeus", "Der englische Patient" oder die von Shakespeare - Klassikern durch Kenneth Branagh.
12. Ich lache auch gerne im Kino, wie bei den Filmen von Monty Python ( "Das Leben des Brian" oder "Ein Fisch namens Wanda"), den Tragikkomödien von Pedro Almodóvar ("Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs" ) oder solchen Filme, in denen die Eigenheiten bestimmter Menschengruppen aufgespießt werden wie "Willkommen bei den Sch’tis", "Kitchen stories", "Priscilla - Königin der Wüste" oder "Muriels Hochzeit", zwei australische Filme:
13. Was ich gar nicht mag: Horror in Filmen! Von zwei begeisterten Kolleginnen mit dem ganzen Kollegium in "Das Schweigen der Lämmer" geschleppt, wären wir fast von den anderen Zuschauern aus dem Kino geworfen worden, weil wir so panisch ( und offensichtlich zu laut ) reagiert haben. Mindestens vierzehn Tage habe ich Nacht für Nacht von diesem Film Alpträume gehabt. Eine Erfahrung, einmal und nie wieder!
14. Ich habe ausgesprochene Lieblingsschauspieler ( neben Humphrey Bogart ) wie u.a. Donald Sutherland, Johnny Depp, Antonio Banderas, Daniel Day-Lewis, John Malkovich, aber eigentlich keine ausgesprochenen Lieblingsschauspielerinnen ( Hobbypsychologinnen, nur ran! ).
15. Das ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus dem Filmrepertoire, dass ich in meinem Leben konsumiert habe. Und wer sich fragt: Wann hat sie dafür denn Zeit? Ich habe seit 36 Jahren keinen Fernseher mehr, aber unterhalten lassen möchte ich mich trotzdem ab und an. Mein letzter Film war übriges "Die kleine Hexe" vor zweieinhalb Wochen.
Und jetzt gebe ich die Film - Rolle oder DVD an euch ab: Seit ihr ebenfalls Filmenthusiasten? Duplex - Kino oder lieber heimische Couchlandschaft? Lieblingsfilme, - schauspieler oder - schauspielerinnen? Bevorzugt ihr bestimmte Genres ( vielleicht kann mir ja eine erklären, warum man Splatter - Filme schaut? )? Das Linktool ist wieder offen bis zum nächsten Thema. Meine Bitte wie immer: Gebt zuerst die URL des Posts ein, der vom Thema handelt ( also nicht die vom Blog selbst ), dann setzt in die zweite Zeile nur den Namen eures Blogs, nicht die Überschrift des Posts. Freuen würde ich mich wieder, wenn es extra zur Linkparty verfasste Posts wären. Alte Posts werde ich aber auch in der Verlinkung stehen lassen...