"Unverwundbarkeit ist ein Mythos.
Verwundbar zu sein, ist zutiefst menschlich.
Wir sind weich und zerbrechlich,
und eines Tages werden wir sterben."
Terrence "Terry" Real, Familientherapeut
"Und es gibt Dinge, die du nicht lernen willst,
die du nicht lernen solltest
und doch ein für alle Mal lernst."
Irene Solà, katalanische Schriftstellerin
"Meine Zeit wird irgendwann ablaufen.
Wenn es um den Tod geht,
kann nicht einmal der Prince of Darkness
besondere Zugeständnisse erwarten.."
John Michael "Ozzy" Osbourne,+22.7.25
Das morgendliche Spiel des Sonnenlichtes in meinem Gehäuse ist mir immer wieder eine Freude. Bevor das Thermometer dann aber auf 31°C geklettert ist, habe ich mich noch geschwind auf den Weg zur Einkaufsstraße gemacht.
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Urban summer vibes |
Danach hab ich mir nämlich Rückzug in meine schöne Kartause verordnet. Bücher, Obst, Eiskaffee ist genug da ( ich habe jetzt köstliches veganes Vanilleeis für mindestens zwanzig Portionen Eiskaffee gebunkert 🤣 ). Auch die 28°C am Sonntag habe ich so ausgetrickst. Am Spätnachmittag gab es dann auch schon ein leichtes Gewitter & Regen und eine geradezu unerträgliche Schwüle. Bah!
In dieser Woche musste endlich mal wieder ein Friedhofsbesuch sein. Ich wollte doch neue Blumen vorbeibringen & kontrollieren, ob der Stein wie versprochen neu gerichtet worden ist. Nach einem lieben Überraschungsbesuch am Montagmorgen konnte ich mich auf den Weg machen.
Ich wollte nicht in eines der angekündigten Gewitter geraten.
In dieser Woche jährte sich zum dritten Mal der Tag, als ich dem Vorschlag des Notarztes zustimmen musste, meinen Mann ins Krankenhaus einliefern zu lassen. Es begann eine der schlimmsten, schmerzensreichsten Zeiten meines Lebens, nicht nur, weil ich selbst einen üblen Bandscheibenvorfall hatte.
Ich musste es schaffen, mir einzugestehen, dass mein Lebensmensch keine Kraft mehr für unsere Gemeinsamkeit hatte. Es war mein härtester Kampf, meinen Wunsch, dass wir doch weiterhin unser Leben zusammen verbringen, aufzugeben und seinen schwindenden Lebenswillen zu akzeptieren.
Es war überall Ferienzeit, die Tochterfamilien im Urlaub in ganz Europa, mein Bruder - sonst als Arzt immer eine zuverlässige Stütze - in Kanada.
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Mein Beitrag zum Fotofragezeichen Nr. 2 bei der Zitronenfalterin |
Ein Freund, im Palliativbereich tätig, lieh mir sein Ohr und schenkte mir die Zeit, die notwendig war, um der Realität ins Auge zu schauen, um anzunehmen, was unausweichlich war. Dafür bin ich dir, lieber F., bis heute unendlich dankbar!
Jeden Tag nutzte ich die eine Stunde, die damals erlaubt war, für einen Besuch am Krankenbett ( das eigentlich ein Sterbebett war ) und bin mit Taxi & Rollator hingefahren. Danach der inzwischen legendäre Eiskaffee auf "meinem Plätzchen", tröstliche Gespräche mit Nachbarn & Freunden dort und Nächte, die ich fast nicht aushalten konnte.
Ich habe neulich ein Interview mit Cornelia Funke angeschaut, die ihren Mann vor fast zwanzig Jahren gehen lassen musste, und die sprach von vier Jahren des intensiven Trauerns. Da hätte ich ja schon einiges geschafft. Mein Herz greift allerdings immer wieder an, wenn in meinem Freundeskreis geschätzte & geliebte Menschen sterben, wie auch vor fünfzehn Wochen, und der Zurückgebliebene sagt: "Ich fühle mich verloren in dieser Welt." Ob dieses Gefühl einmal weggeht?
Why is it soThat this longing for you follows wherever I go?In the roarin′ traffic's boomIn the silence of my lonely roomI think of youNight and day
Es ist nicht so, dass mein Alltag mich nicht genug beschäftigt: Zahnarzt zum Beispiel ( dessen Praxis neben diesem Bahnhofszugang liegt ), Arztrechnungen bezahlen & abrechnen und sonstige Büroarbeiten, Gartenpflege (meinen Miniteich säubern - ieeh! ), Friseur. Eine bestimmte "Melodie" begleitet mich bei all diesem Tun...
Dass diese Woche wohl temperierte Sommertage mit einer gewissen Schauerneigung dominierten - ein typisch mitteleuropäischer Sommer also -, war mir nur recht. Da mag selbst ich auf der Sonnenseite laufen und kann dennoch die angestrebte Schrittzahl frohgemut & mit Leichtigkeit erreichen.
Gelacht habe ich - so viel zum Fotofragezeichen Nr. 1 dieser Woche - über das Mockumentary im ZDF, das in meinem Veedel gedreht worden ist und sogar in meinem alten Metier spielt.
Richtiges Kino ist mir aber noch lieber, und da das Wetter in diesen Tagen so lala gewesen ist, fand ich einen Kinobesuch ganz passend statt eines Besuchs eines Gartenlokals. Obwohl ich über Leonora Carrington recherchiert & ein Porträt von ihr hier veröffentlicht habe, hat es gedauert herauszubekommen, worauf der Film hinauswollte.
Die Schlüsselszene spielte im mexikanischen Urwald. Und während ich nach Hause ging hatte ich statt eines menschlichen Stimmengewirrs lauter Urwaldgeräusche im Ohr. Sehr irritierend, bis ich die Sittiche entdeckte. Urban summer vibes halt...
Verlinkt wird mein heutiger Post wieder mit Andreas Samstagsplausch, mit den Fotofragezeichen der Bodensee-Andrea, den Urban Summer Vibes der Ü30Blogger und dem Mosaic Monday von Heidrun.
Ach liebe Astrid, wie sehr ich dein Tun und Denken nachvollziehen kann. Habe ich doch leider erst 15 Abschiedsmonate geschafft. Und mir scheint, dass jeder schwerer wird. Trotz aller Traurigkeit empfinde ich deine Eingangszitate und die wunderschönen Fotos als sehr tröstlich. Liebste Grüße, diesmal nicht aus Thüringen, Sunni
AntwortenLöschenErinnerungen können schwer und schön sein.
AntwortenLöschenTrotzdem hast Du noch eine schöne Woche gehabt, würde ich sagen.
Mit lieben Grüßen ins Wochenende
Nina
An diese schwere Zeit kann ich mich gut erinnern, liebe Astrid. Du hast sie körperlich mit Schmerzen und seelisch mit großen Schmerzen durchstanden. Gut, dass Du dennoch loslassen konntest, das war entscheidend.
AntwortenLöschenUnd dass Dir liebe Menschen beigestanden sind.
Nun drei Jahre später hast Du vieles geschafft für Dein Leben allein, was Dich stärkt.
Schmerzhaft bleibt der Verlust, das wird im Grunde so bleiben, fürchte ich.
Jedoch die Stärke bleibt auch...<3
Herzlichst
Sieglinde