"Washington ist zum Hofstaat Neros geworden,
mit einem feurigen Kaiser, unterwürfigen Höflingen
und einem Hofnarren auf Ketamin,
der für die Säuberung des öffentlichen Dienstes zuständig ist.
Dies ist eine Tragödie für die freie Welt,
aber vor allem eine Tragödie für die Vereinigten Staaten."
Claude Malhuret, franz. Senator
Vitamine würde ich für den Tag brauchen, für den langen Samstag, der vor mir lag. Also packte ich meine Lunchbox voll damit und fuhr anschließend mit der KVB über die Brücke nach Deutz.
Dort versammelte ich mich mit vielen Gleichgesinnten zu einem regen Austausch. Meine Sitznachbarin war eine ehemalige Kollegin, da gab es viel zu erzählen. Draußen in den umliegenden Vorgärten startete derweil der Frühling weiter durch.
Und da ich am Vortag so viel herumgesessen hatte, habe ich mich bei 12°C und schönstem Sonnenschein quer durch mein Veedel an seinen südlichen Rand aufgemacht, um im Inneren Grüngürtel eine weitere Gartenanlage von
Fritz Encke ( wie
am vergangenen Sonntag ) aufzusuchen: Die sogenannte Alhambra von Nippes.
Sie grenzt an die laute & verkehrsreiche Innere Kanalstraße, die von den Grünanlagen durch eine Forsythienhecke abgegrenzt wird. Schmerzlich-süß die Erinnerung an die vielen, vielen Frühlingsnachmittage unserer gemeinsamen Jahre, als wir an dieser Hecke immer auf dem Heimweg von unserer Arbeit in der Schule vorbeigefahren sind! Nun wird es schon zum dritten Mal Frühling ohne meinen Lebensmenschen - ein Wermutstropfen in meiner Freude über das Erwachen der Natur.
"Alhambra" heißt der Abschnitt des Grüngürtels, weil die dekorative Anlage vom Gartengestalter dem Löwenhof der Alhambra in Granada nachempfunden ist. Das laubenartig beschnittene Carrée aus Lindenbäumen umgrenzt einen Senkgarten mit einem polygonen Wasserbecken in der Mitte. Sie zählt zu den wenigen Parkabschnitten im Kölner Grüngürtel, die in der ursprünglichen Form erhalten geblieben sind.
Sie ist dank einer Schenkung der Stiftung "Kölner Grün" im Vorjahr nach den gartenarchitektonischen Plänen saniert und wieder erlebbar gemacht worden, darunter die Brunnenanlage und die Rosengärten. Die Stiftung finanziert zudem die nachhaltige Pflege der Beetanlagen für die nächsten Jahre. Da werde ich im Frühsommer nochmals vorbeischauen, wenn die Rosen blühen.
Der Innere Grüngürtel entstand übrigens in den Jahren 1922 bis 1924 unter dem damaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer auf dem Gelände des preußischen Befestigungsringes. Wie bei Encke - Planungen üblich gehört auch zu dieser Anlage eine Freifläche für sportliche Betätigung für jedermann, ebenfalls von Linden umstanden.
In meiner unmittelbaren Wohnumgebung war schon viel Lust auf Frühling zu spüren, war doch "mein" Plätzchen rappelvoll mit lauter jungen, auf dem Pflaster sitzenden Menschen. Warum die umliegenden Lokale noch nicht oder nur begrenzt aufhaben? Personalprobleme vielleicht? Ich selbst hab mir deshalb einen Kaffee zu Hause bereitet.
Ein bisschen hat mir ja davor gegraust: Gärtner sollten den Wilden Wein & etwas Efeu an der Wand der Nachbarn zur Linken entfernen. Die Sorge war mal wieder unbegründet, für mich allerdings ein Anstoß, die Terrasse wieder nutz- & bewohnbar für die Freiluftsaison zu machen.
Bei solch einem Himmel über mir machte es richtig Spaß, den Terrassentisch abzuschleifen & neu zu ölen sowie die anderen Möbel und den Teppich herauszuholen & zu schrubben. Die Magnolienblüte war das absolute Highlight dieser Woche.
Frisch war es auch am Dienstag, aber wieder so sonnig, dass ich schließlich meine Terrasse endgültig "eingerichtet" habe. Darauf bin ich richtig stolz:
Danach bin ich schon wieder ins Kino, denn den Film musste ich aus den unterschiedlichsten Gründen sehen:
Einmal natürlich wegen des legendären Keith-Jarrett-Konzerts, das ich seit seinem Erscheinen auf Platte zigmal gehört habe und zur Zeit wieder öfter auf meinem CD-Player läuft. Jazz ( im weitesten Sinne ) ist ja meine Musik. Dann war das Zeitkolorit meiner frühen Erwachsenenjahre ein schlagendes Argument, aber noch viel mehr, dass viele Szenen bei mir um die Ecke gedreht worden sind. Sogar "mein" Lokal auf "meinem" Plätzchen spielte eine Rolle, außerdem eine Nachbarin, die Pianistin Ana-Marija Markovina, in einer Szene des Films. Und schließlich war ein anderer Nachbar noch Patient beim ( realen ) Zahnarztvater der Titelheldin. Wenn das nicht genug Gründe gewesen sind! Gefallen hat mir der Film auch...
Am Mittwoch habe ich auf dem Balkon der Nachbarin zur Rechten den Anblick der Magnolie in meinem Garten in netter Gesellschaft bei Kaffee & Kuchen genießen dürfen. Was für ein besonderer Nachmittag!
Den Zeitpunkt, zu dem die Sonne den Äquator passiert hat, habe ich noch draußen mitbekommen. Anschließend habe ich einige Zeit mit dem Hin- und Herfahren in der U-Bahn verbringen müssen.
Dabei u.a. auch zwei junge Kolleg*innen mit einer dritten Klasse beobachten dürfen und noch mal nachempfinden können, was dieser Beruf für eine Lärmbelastung mit sich bringt. Kein Wunder, dass ich jetzt Hörgeräte brauche! Allerdings konnte ich mir auch nach Erledigung all meiner Verpflichtungen ein leckeres Jogurteis in der Sonne ( 19°C ) gönnen, während die Jüngeren arbeiten mussten.
Die Geranien in den Blumenkästen vor den Fenstern der ersten Etage haben diesen Winter mal wieder überlebt ( alle dazwischen gepflanzten Sommerblumen nicht ). Ich hab sie also gestutzt, Dünger verteilt und Vergissmeinnicht in die Lücken gepflanzt.
Was war das für eine schöne Frühlingswoche, nicht nur vom Wetter her! Kaum Zeit, sich über Zeitgenossen aufzuregen. Stattdessen viel positive Kommunikation in verschiedensten Gruppierungen bzw. den social media. Deshalb gibt es hier auch kein Stimmungsbild, dafür aber ein paar wenige Hinweise.
Heute ist also zum einen die Earth Hour 2025, bei der es um 20.30 Uhr Ortszeit heißt: "Licht aus. Stimme an. Für einen lebendigen Planeten". Seit zwölf Jahren bin ich dabei.
Und dann ist also heute der
Weltwassertag, an dem der UN-Themenschwerpunkt die Rettung der Gletscher ist. Aber an vielen Orten gibt es Veranstaltungen zu vielen anderen Themen. Mein Bruder z.B. ist mit seiner BUND-Ortsgruppe Korschenbroich beteiligt und mit "seinem" Feuchtbiotop Bestandteil der angebotenen Wanderung "Strecke 1". Die liebe Eva/
fredaimgarten aus Mainz hatte sich zu Besuch bei mir in Köln angemeldet, weil sie sich bei den Veranstaltungen zu "
Wasser, Klima, Gerechtigkeit" in der Kölner Uni informieren wollte. Leider musste der Veranstaltungsort nach Bonn verlegt werden, und wir können uns nicht treffen. Das bedaure ich sehr.
Ich bin in diesem Zusammenhang noch einmal auf die Rolle des Wassers bei Goethe, und da besonders im "Faust, 2.Teil", gestoßen ( den ich eh lieber habe als den ersten ), heißt es doch dort:
Der Tag sollte uns allen Anstoß zum Nachdenken geben, und zur Dankbarkeit & Demut. Schon meldet das LANUV mit seinem Klimaatlas NRW einen zu trockenen Februar/März und in Bundesländern wie MeckVop oder Brandenburg ist schon wieder die Waldbrandstufe 3 ausgerufen. In Köln werden von der Stadt bereits Wassersäcke gegen die Trockenheit der Straßenbäume ausgegeben. Das kann ja neuerlich heiter werden. Ich raff es nicht, dass das Klima nicht Hauptthema der Politik ist.
Richtig viel Frühling und Frühlingsaktivitäten bei Dir!
AntwortenLöschenDie letzten Monate waren kalt, frostig aber nicht wirklich nass. Man sieht es auch am Wasserstand. Und dass ich jetzt schon gießen muss. Eben hat es 5 Tropfen gegeben. So gern ich die Sonne genieße, ein richtiger Guss wäre jetzt auch willkommen.
Mit lieben Grüßen und schönes Wochenende
Nina
Du hast Deine Terrasse schon frühlingsfrisch gemacht liebe Astrid?
AntwortenLöschenToll, dann genieße es.
Hier wird es Freitag und Samstag endlich soweit sein. Dann sind wir endlich mal zu Hause und können uns ans Werk machen.
Aber die Beete habe ich schon in Angriff genommen.
Deine Woche war schön, hab weiterhin viel Freude, lieben Gruß
Nicole
Ja, heute ist Earth Day und bei uns in der Stadt gehen auch die Lichter aus. Ich raff es auch nicht, dass Klima nicht an vorderster Stelle steht, bin aber den Grünen total dankbar, dass sie es im dem Milliarden-Deal noch mitreingebracht haben. Bravo!!
AntwortenLöschenGestern kam der Bericht über die Gletscher. Einfach schlimm...
Gerade darum freut mich sehr, dass Du so eine gute Woche hattest. Wir persönlich müssen uns ja die Kräfte erhalten und der Seele und der Umgebung Gutes tun. Schließlich wollen wir ja bei manchem noch mitmischen!
Toll, dass Du "Deine" Magnolie mal von der anderen Warte aus bewundern konntest. Bei uns sind sie noch nicht soweit.
Einen feinsten Sonntag wünscht Dir
Sieglinde
Bei Euch scheint der Frühling bereits ein paar Schrittchen weiter vorn als bei uns. Blühende Magnolien habe ich hier noch nicht gesehen. Was für ein Blütenhighlight bei Dir!!
AntwortenLöschenJa, die Redeausschnitte von dem französischen Senator Claude Malhuret fand ich auch absolut treffend.
Liebe Grüße
Andrea
Ich bin begeistert von der Magnolie. Ich warte noch, hier blühen sie noch nicht. Du warst so fleißig und hast Deine Terrasse vorbereitet. Der Frühling darf gern bleiben. 😁 Ich wünsche Dir einen wunderschönen Sonntag, liebe Grüße Tina
AntwortenLöschenLiebe Astrid,
AntwortenLöschenklar habe ich den Film auch gesehen. Nochmal ein Film, bei dem man ganz drin war. Die LP hatte mein Mann auch in Beständen. Ob er sie noch hat, keine Ahnung, da zwar jede Menge Platten, aber nur ein Plattenspieler ohne Nadel vorhanden.
Du warst aber damals nicht beim Konzert itself dabei, oder? Was muss das eine Gänsehautstunde gewesen sein, für die, die dabei waren. Was muss Vera Brandes gezittert haben und von einer Gefühlslage in die andere geschleudert worden sein. Magic moments, die man nie vergisst.
Liebe Grüße,
Claudia
Ich hab damals noch nicht in Köln gelebt und war beruflich in Brühl eingebunden.
LöschenLG
Liebe Astrid,
AntwortenLöschenwas für eine Frühlingswoche! Du warst ja unglaublich aktiv. Ich finde es toll, dass deine Geranien den Winter überlebt haben. Die Blüte ist wohl vom vergangenen Jahr, oder? Sehr schöne Farben. Und die Magnolie ist gigantisch! Bei uns blühen noch nicht mal die Forsythien.
Deine Terrasse sieht klasse aus. Ist bestimmt eine Heidenarbeit gewesen, alle Holzmöbel abzuschleifen. Wir haben heute auch im Garten gewerkelt.
Du hast mir jetzt Lust auf Eis gemacht. Ich denke, wir werden morgen mal zur Eisdiele radeln, sofern es nicht regnet.
Hab einen wunderschönen Sonntag!
Liebe Grüße
Ingrid
Ne, die Geranienblüte in den Kästen nach Süden ist bereits in vollem Gange und macht der Magnolie Konkurrenz.
LöschenLG
hier hat es auch gefühlt seit wochen nicht mehr einen tropfen geregnet und wieder sind noch mehr bäume vertrocknet. was ist schon klima...
AntwortenLöschenich bin wieder gänzlich entzückt von deiner magnolie - so ein herrliches wesen, das so viel freude bereitet. durch meine krankheit ist mein balkon immer noch im winterstatus. das muss sich ändern. deinen monatsspaziergang werde ich noch nachholen, er klingt sehr interessant.
liebe grüße von mano
So viele schöne Frühlingsmomente, die du erfahren und einsammeln konntest! Seit Ende der Woche zieht hier der Frühling auch in Augenhöhe ein, nachdem er vor allem in Bodennähe zu entdecken war. Die Schlehen- und Weißdornblüte hat begonnen und überzieht das Hecken- und Schlehengäu mit einem weißen Schleier.
AntwortenLöschenIn den nächsten Tagen werde ich sehen, wie weit die Natur in Badisch Sibirien sein wird.
Mit vielen lieben Grüßen
Karin
Liebe Astrid, was für wunderschöne Frühlingsboten es bei dir schon gibt. Und solch ein Grüngürtel in der Großstadt ist eine tolle Sache, ich würde mir das an vielen Orten wünschen. Hier ist noch Endwinter, und man muss sehr wohlwollend die ersten Blüten draußen suchen. Umso mehr erfreut es, wenn man etwas findet. Wie schön, wenn du ein Treffen mit Gleichgesinnten hattest. Das stärkt ungemein. Liebe Grüße, Sunni
AntwortenLöschenHihi, ja, als ich in der dritten Klasse war, hatte ich mal einen Hörsturz, weil meine Klassenkameraden so dermaßen rumgeschrien haben... ich wusste natürlich nicht, was das war, aber ich war irgendwie froh, dass der Lärm für eine Weile vorbei war. :D
AntwortenLöschenUnd richtig, langsam, aber sicher beginnt wieder die Speiseeissaison!
LG
Centi
Das glaube ich dir gerne, dass du stolz auf deine Leistung im Garten bist. Hoffentlich kannst du dein Plätzchen draussen fleissig benutzen. Nach Granada möchte ich schon lange gerne im Frühjahr.
AntwortenLöschenL G Pia
Was für ein eindrucksvoller, vielschichtiger Rückblick – ich habe mit großem Interesse gelesen und war beeindruckt, wie du Persönliches, Politisches, Kulturelles und Naturerleben so klug und stimmig miteinander verwebst.
AntwortenLöschenDeine Beobachtungen zur politischen Lage – mit klarem Blick, aber nie ohne Tiefe – hallen nach. Es ist erschreckend, wie sehr sich Geschichte zu wiederholen scheint, und wie oft Stimmen der Vernunft überhört werden. Umso wichtiger ist es, dass Menschen wie du sich äußern, erinnern, benennen.
Gleichzeitig spürt man in deinem Text so viel Wärme und Leben – dein Spaziergang zur „Alhambra von Nippes“, die Erinnerungen, die sich an Orte knüpfen, die Freude über das Erwachen der Natur und nicht zuletzt die persönliche Kraft, die du aus all dem schöpfst. Dass deine Terrasse nun wieder „bewohnbar“ ist, klingt nicht nur praktisch, sondern fast wie ein kleines Symbol für das eigene wieder Aufblühen im Frühling. Und die Magnolie – was für ein Geschenk in dieser Jahreszeit.
Auch dein Kinobesuch hat mich sehr interessiert – wie schön, wenn man in einem Film nicht nur Erinnerungen wiederfindet, sondern auch die eigene Nachbarschaft auf der Leinwand entdeckt. Das macht so ein Erlebnis besonders nah und lebendig.
Der Schluss deines Textes hat mich besonders bewegt – dein Engagement für Earth Hour und Weltwassertag, der Verweis auf Goethe, deine Gedanken zu Demut und Verantwortung. Ja, es ist wirklich nicht zu fassen, dass das Thema Klima nicht im Zentrum jeder politischen Entscheidung steht.
Danke für diesen Beitrag – so nachdenklich, so nah, so reich an Eindrücken. Ich wünsche dir eine ebenso inspirierende kommende Woche, mit vielen kleinen Momenten der Verbundenheit und des Innehaltens.
Herzliche Grüße
Was für ein schöner, eingehender Kommentar! Ich habe ihn mit Freude gelesen und danke dir dafür!
LöschenGLG
Liebe Astrid,
AntwortenLöschendem letzten Kommentar ist einfach nichts hinzuzufügen, genau so erlebe ich auch Deinen Blog und sage einfach mal DANKE !
Ich wünsche Dir eine gute letzte Märzwoche.
Sigrid
was für eine bunte vielseitige Woche
AntwortenLöschenwunderschön hast du deine Terrasse wieder hergerichtet
ich hoffe du kannst sie oft nutzen
Beuche.. treffen .. spazieren in der Natur
Sachen die einem gut tun
ich freue mich für dich
dein Eingangszitat ist wieder so zutreffend
leider
ich wünsche dir eine schöne Woche
Rosi