Samstag, 27. Mai 2023

Meine 21. Kalenderwoche 2023

"Es geht einfach drum, 
die Fantasie zu öffnen. 
Für Sachen, die dich überfordern...
Wenn Menschen sterben, 
können wir sie ein bisschen 
in unser Leben zurückbringen, 
indem wir über sie sprechen. 
Über unsere Erinnerungen an sie."
Warren Ellis, australischer Musiker 


Energydrink à la Enkelkind am Morgen nach dem großen Fest ( wenn ich noch einmal diesen Drive drauf hätte wie die Lütte! ).

Und sogar an den gedeckten Mittagstisch konnte ich mich setzen dank des Kücheneinsatzes der Tochter!

Dann hatte mich das Alleinsein wieder.


Da hab ich mich am Sonntag auf das Plätzchen unter die Leute begeben und mir den Eiskaffee ( meinen dritten in dieser Saison ) schmecken lassen. Die Sonneneinstrahlung war etwas getrübt von Sahara - Sand und es wurde nur 25°C warm. Am frühen Abend gab es dann auch Höhengewitter mit Regen ( hatten wir ja jetzt schon länger nicht mehr ).


Von meiner lieben Nachbarin & Freundin M.A. hatte ich zum Geburtstag ein Buch bekommen, in dem zu jedem Tag des Jahres ein Blumen- oder Gartenfoto zu finden ist. So gepflegt & harmonisch wie auf der Abbildung zum vergangenen Dienstag ist es in meinem Umfeld nicht, aber ich fühle mich auch wegen vieler anderer Kleinigkeiten wie der wildbewachsenen Verkehrsinsel dort wohl.

Eingetroffen ist in dieser Woche die sehnsüchtig erwartete Wyschywanka aus der Westukraine. So sorgfältig bestickt & liebevoll genäht! Ich freue mich schon, sie zu tragen. Ich liebe diese Stickereien seit Jugendtagen. Jetzt kann ich sogar meine Solidarität mit dem überfallenen Land auf meine Weise zeigen.




Birgitt hatte mich hier animiert, auch auf der Terrasse zu frühstücken. Das Wetter lud jedenfalls dazu ein. Doch seit acht Uhr morgens gab es dermaßen argen Baustellenlärm im Carrée, dass ich mich lieber hinter verschlossene Türen & Fenster gesetzt habe. Selbst dort wirkte der Krach auf mich beunruhigend. Am Nachmittag hörte es glücklicherweise auf. Und so konnte ich nach der Physiotherapie noch ein wenig auf der Terrasse verweilen.


So schaut er mich jeden Morgen an, wenn ich mein MacBook aufmache. Am Freitag habe ich ihm sogar gratuliert und an die vielen Geburtstage gedacht, die wir gemeinsam verbracht haben, dem allerersten inklusive, der eine echt schräge Nummer war. An die vielen Kurzreisen, z. B. nach Paris, London, Danzig, an diesem Tag, aber auch an die in deutschen Landen und in Städte wie Dresden, Görlitz, Mainz oder Trier. Auch an den Geburtstag hoch über der Moselschleife, wo er von der Ankunft seines dritten Enkelkindes erfahren hat. Und immer strahlte die Sonne ( mit Ausnahme von Beilstein🤣 ), zumindest in meinen Erinnerungen.

Vor dem Tag habe ich mich ein bisschen gefürchtet. Aber dann ist mein Schwesterherz zu mir gekommen, und wir haben uns gemeinsam zum Friedhof aufgemacht ( mein familiales wie freundschaftliches Netz trägt nach wie vor. Wann kriegt man schon Geburtstagsanrufe & - wünsche für einen Toten? )





Es ist einfach ein so schöner Platz dort, so ein Garten, genau nach meinem Geschmack. Auf den Bänken um die Gräber herum haben wir Platz genommen und erzählt, wie im Eingangszitat vorgeschlagen. Und schließlich und endlich haben wir auf "meinem" Plätzchen noch lecker gegessen. Da hatte die liebe Seele Ruh...

Im Dunkeln habe ich noch lange nachgesonnen. Dem Tag, dem Leben in Zweisamkeit, dem in Einsamkeit und überhaupt. Das Leben ist nicht rosa als Witwe, aber die Hortensien, die Rosen in meinem Garten. Diese Schönheit trägt mich auch nach wie vor.



Von Tag zu Tag denke ich aber auch, wie bekloppt die Welt um mich herum geworden ist, wie - für mich - unverständlich und nicht mehr nachvollziehbar...

Da geben die Menschen bei uns im Land in einer umfassenden Umfrage bei Allensbach an, die größte Sorge, die sie umtreibt, ist die vor der Schließung kleinerer Krankenhäuser ( 69% und damit der höchste Wert ). Und was bestimmt den öffentlichen Diskurs? Heizungsfragen und die Angst vor der Einbürgerung von Ausländern! Eine andere Umfrage zur Wahl in Bremen fördert zutage, dass es das Thema Bildung ist, was bei den Bürgern Priorität hat, und nicht Energie & Einwanderung. Das kommt aber alles wenig an in den Schlagzeilen bzw. den Talkrunden. Bei letzterem glaubt jeder mitreden zu können und man kann die politischen Standpunkte dem jeweiligen Gegner um die Ohren hauen. Bildung & Gesundheitswesen schreibt sich hingegen jeder auf seine Fahnen, da scheints keine Möglichkeiten der Polarisierung zu geben, da kann man sich nicht attackieren & profilieren, schlimmstenfalls seinen Hass rausschreien.

Dann frage ich mich, ob ich die Einzige bin, die nicht verstehen kann, dass der bundesdeutsche Rechtsstaat am gleichen Tag den Herrn Bhakdi mit seinem publik gemachten Antisemitismus vom Vorwurf der zweifachen Volksverhetzung freispricht und die Letzte Generation als "kriminelle Vereinigung" verfolgt. Joachim Müller-Jung hat diese Schizophrenie in der FAZ meiner Meinung nach deutlich ausformuliert.

Auch die Aufregung und die Konsequenzen um einen Tweet, in dem von braunem Dreck die Rede war, bereiten mir ein Kopfschütteln. Davon, dass ein QAnon-Anhänger Polizisten und Feuerwehrleute lebensgefährlich verletzt hat, ist nach ein, zwei Tagen keine Rede mehr. Finde ich bedrohlicher...

Völlig unfassbar ist dann für mich, dass die russische Regierung sich empört, dass ihre Grenze am 24. Mai überschritten worden sei. Was haben die denn am 20. Februar 2022 gemacht bzw. schon 2014 im Donbass und mit welch brutalen Konsequenzen für die Menschen in der Ukraine? 
Ja, ja, ich habs kapiert: Eine wichtige Säule der Russki mir ist die russische Sprache. Und die ist eine der "Wahrhaftigkeit, Macht, Größe und Freiheit" und vor allem ein Medium, mit dem der ganzen Welt Wahrheiten verkündet werden können, das wusste schon Turgenjew im 19. Jahrhundert. Und auch der gerühmte Dostojewskij, der im "Tagebuch eines Schriftstellers" über die Mission Russlands fabuliert, mit den "russischen Worten der Wahrheit die tragischen Missverständnisse der west-europäischen Zivilisation zu korrigieren."
( Da war doch was: "Am deutschen Wesen wird die Welt genesen." Nazis in der Ukraine? Der Allmachtsanspruch liegt deutlich woanders. )
Ich bin wohl zu blöde und zu stur, das zu begreifen & anzunehmen. ICH hab den Eindruck, da braucht nur einer den Mund aufmachen und auf russisch reden, schon kommen nur Lügen heraus.

Der selbst ernannte bayrische Aufpasser, der auch über Kuhfladen wacht, Hubert A. sieht als seine Aufgabe, dass "die Normalen nicht von den Verrückten überrollt werden". Fragt sich nur, wer normal und wer verrückt ist hierzulande & in der Welt.

                                                                                                


Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea und dem Frühlingsglück bei der Gartenwonne.

15 Kommentare:

  1. Was für eine herrliche Vyshyvanka! Ja, das wäre auch mal eine tolle Idee!
    Diese Woche war gewiss nicht einfach für dich. Gut, dass immer wieder Freunde und Verwandte dir zur Seite stehen.
    Deine Nachgedanken kann ich komplett nachvollziehen. Mir geht da oft der Hut hoch. Vor allem wenn dann wieder neokolonialistische, imperialistische oder verschwörungshörige Friedensstifter durchs Netz oder die reale Welt geistern...
    Liebe Wochenendgrüße
    andrea

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  2. wie schön, liebe Astrid dass du liebe Grüße zu deinem geliebten Lebensgefährten bekommen hast, das zu hören ist mir eine große Freude.
    du siehst , > eure Zweisamkeit bleibt unvergessen...
    ja, die Erinnerung an gemeinsame Reisen, gedanken, Geschichten und Erlebnisse bleiben unvergessen, sie werden es immer sein...
    deine Gedanken vor und zurück bewegen mich sehr wenn ich so vor mich hin pussle und im Garten der Natur bin...
    wunderschön ist dein Geschenk das dich so gut kleidet und erfreut...
    die Welt ist tatsächlich bekloppt um uns herum, vieles nicht nachvollziehbar und nicht zu verstehen, deshalb sollte man sich auch gar nicht bemühen es zu tun.
    ich bin deinen Spuren gefolgt und habe dich mit auf den Friedhof begleitet um ein Blümchen virtuell mit aufs Grab zu legen...
    ich umarme dich...
    herzlichst angel

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  3. Liebe Astrid,
    herrliche Bilder zeigst du zu deiner gemischten Stimmung - mit Frühling und Sonne erträgt sich doch manches leichter.
    Die Anrufe zu ehemaligen Geburtstagen sind bei uns auch üblich - auch noch nach einigen Jahren und es tut immer noch gut bei der Gelegenheit zu reden und zu erinnern.
    Dir ein schönes Pfingstfest,
    liebe Grüße
    Nanni

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  4. Es stimmt, über geliebte verstorbene Menschen sollte man sprechen, auch wenn die gemeinsamen Erinnerungen weg tun. Es hält die Geliebten in unseren Erinnerungen lebendig. Ich rufe mir auch immer die Bilder vors geistige Auge, denn ich möchte sie immer im Herzen behalten. 💕 Astrid, Du machst das alles so gut und es ist schön, dass Familie und Freunde da sind. Ich glaube das liegt auch an Dir und wie wertschätzend Du mit Menschen umgehst.
    Herzliche Grüße aus dem sonnigen Monnem, Tina
    PS wenn alles ruhig bleibt werde ich am 7.6. Oma.🥰

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  5. Den Geburtstag hast Du sehr liebevoll begangen und mit all der Wehmut, die da auf jeden Fall noch länger dabei sein wird. So schön, dass Du begleitet worden bist in vielerlei Weise.
    Dein Eiskaffee schaut immer so lecker aus, das ist echt eine Götterspeise!
    Was sonst so in der Welt passiert, lässt einen oft zweifeln am sog. gesunden Menschenverstand. Herr A. hat davon nur verbal am meisten.
    Ich finde es auch so schade, dass man nicht mehr unvoreingenommen russisch hören kann. Bei uns in der Stadt ist das ein großer Bevölkerungsanteil. Dafür ist Deine Vyshyvanka eine besondere Solidaritätsbezeugung. Wie bist Du an die Vermittlung derselben gekommen?
    Das erzählst Du doch sicher noch auf dem Blog...?
    Nun wünsche ich Dir ein sonniges Pfingstfest mit Geist und Licht.
    Herzlichst
    Sieglinde

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  6. Oh Astrid,

    wie lange wird der Krieg noch weitergehen bzw. wie wird er enden?
    Auf Jahre hinaus ein nicht enden wollender ?

    Die Menschheit lernt nicht dazu, im Gegenteil, ich habe das Gefühl, es wird immer schlimmer.

    Dass du den gestrigen Tag mit deiner Schwester in Zweisamkeit verbringen konntest, hat es vielleicht nicht ganz so schwer für dich gemacht.
    Der Friedhof ist wirklich ein bezaubernder, sofern man das von Friedhöfen sagen darf.

    Übrigens, das möchte ich noch erwähnen, habe ich heute im Wald einen Buntspecht gesehen. Eine Freude!

    Viele Grüße,
    Claudia

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  7. Liebe Astrid,
    das ist so ein schöner Ort, da fällt die Traurigkeit vielleicht ein wenig leichter aus.
    Wie gut, wenn man dort an seinen Liebsten zurückdenken kann. Und dann noch in lieber Gesellschaft, das tut so gut.
    Und ich finde es prima, dass Dich ein Eiscafé immer wieder aufmuntert, gönne es Dir so oft wie möglich.
    Dir nun einen schönen Abend vielleicht auf der Terrasse,
    ganz lieben Gruß
    Nicole

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  8. Milá Astrid, posílám Ti z rodného města Tvé maminky spoustu pozitivní energie, abys měla sílu dál překonávat těžké období. Jen díky Tvým květinovým dnům, které jsi úspěšně převzala po Helze, mám důvod před každým pátečním propojením našich blogů posílat každý týden finanční příspěvky Ukrajině a nepřestávám myslet na válečné hrůzy, které tam Rusové páchají. Bohužel pozoruji, že v mém okolí začíná opadat prvotní zděšení z této války.Katka

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  9. Am Geburtstag einer meiner früh verstorbenen Freundinnen treffen wir uns nach wie vor in ihrem Garten, der inzwischen einer ihrer Töchter gehört. Traditiononell gibt es Spaghetti mit Pesto und einen Kuchen mit den letzten Johannisbeeren des Jahres. So hatte sie es sich gewünscht.
    Noch steht mein Plan im Juni in deiner Region zu sein. Wenn bis dahin dein Gartenwildwuchs noch besteht packe ich meine Motorsense ein, versprochen!
    Zu deinen Zeilen nach den Regenbogenpunkten ... mir machen gerade auch die Wahlen in der Türkei ein paar Bauchschmerzen.
    Sammeln und verinnerlichen wir dei schnen Momente,
    mit vielen lieben Grüßen,
    Karin

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  10. Dein bunter Rückblick zeigt herzerfrischende und traurige Momente, liebe Astrid und wie gut, dass du liebevolle Begleitung besonders an dem schmerzvollen Tag auf dem Friedhof dabei hattest. Deine Bilder der Ruheplätze sind so ansprechend... ich bin überrascht wie schön die Gräber gestaltet sind. Da verbringt man bei seinem Lieben selig gerne viel Zeit und fühlt sich total verbunden mit schönen Erinnerungen an die verbrachten Jahre.
    Alles Liebe und schöne Pfingsttage für dich, Marita

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    1. Das nennt sich Bestattungsgärten, wo die Urne meines Mannes in der Erde liegt. Ich glaube, ich sollte mal einen Post dazu schreiben. Es ist wunderschön dort. ( Das finden allerdings auch Schnecken, die in den Funkien wüten.
      Hab ein schönes Pfingstwochenenende!

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  11. Unsere Enkelin sitz neulich auch gerne auf dem Kirschen Baum in unserem Garten. Die gesteckte Wiese sieht sehr schön aus, an Ort und Stelle. Schön, dass du liebevolle Begleitung hattest. (Geht es deiner Schwester wieder besser?) Die Wyschywanka steht dir wirklich gut und ich habe die Stickerei sofort erkannt. Habe schon selber zugeschaut beim sticken.
    L G Pia

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  12. wie gut, dass du an diesem tag in begleitung deiner schwester den friedhof aufsuchen konntest. mit einem lieben menschen um sich herum, war es sicher ein klein wenig leichter den schmerz auszuhalten. der bestattungsgarten würde mir auch gefallen, eine gute alternative zum friedwald.
    liebe grüße und weiterhin so viel liebevolle unterstützung
    mano

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  13. Liebe Astrid,
    ich verstehe schon lange so vieles nicht mehr in diesem Lande. Allerdings finde ich auch, dass auf Bildung zu wenig geachtet wird, aber das ist schon seit Jahrzehnten so und wurde und wird auch immer von so gut wie jedem bemängelt, geändert hat sich allerdings nichts, so weit ich das beurteilen kann.

    Ich wünsche Dir eine wunderschöne Woche.
    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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  14. eine schöne Woche hast du wieder verbracht
    mit viel Familie und viel Freude
    aber auch mit Wehmut
    deine Blumenwiese sieht so schön auf dem Grab aus
    die Funkien sind ja eine Pracht
    ich mag sie ja auch sehr
    zu den Zuständen in der Welt mag ich gar nichts mehr sagen
    mir ist meine verbleibende Zeit einfach zu schade mich
    über die ganzen "Schwachmaten" aufzuregen
    ich kann den ganzen Irrsinn nich ändern und auch nur schwer ertragen
    ich verbringe meine Zeit im Garten .. auch im Andenken an die Eltern ..
    kümmere mich um die Familie und versuche ein positives Umfeld zu schaffen
    mehr geht nicht
    ich wünsche dir eine schöne Woche
    Rosi

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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