Montag, 20. Februar 2023

Karneval 2023

 

Karneval feiern in diesen Tagen? 

Die brasilianische Samba, die den Karneval in Rio dominiert, ist bekannt dafür, vielfältige Emotionen auszulösen (sogar wissenschaftlich erkundet), fröhliche wie melancholische. Durch synchrones Trommeln wird das Gefühl sozialer Verbundenheit befeuert. Das ist in Situationen, die schwierig sind, in denen Gegensätze das Miteinander bestimmen oder gar kriegerische Auseinandersetzungen wie jetzt im Osten das Gemüt belasten, aber auch in einer Phase der Trauer wie bei mir, einfach ein Mittel, um zu "heilen". Ist auch kein Wunder, ist die Samba eine "Erfindung" versklavter Menschen afrikanischer Herkunft, die in ihr ihre Geschichte, Kultur und Erfahrung zum Ausdruck brachten, die von viel Leid geprägt waren.   
                                                                                                                                                                         
Karneval schunkelt sich nicht an den Problemen der Welt vorbei, wie es die Schüler- und Veedelsgruppen gestern wieder bei dem entsprechenden Zug durch die Stadt bewiesen haben. Das Groove-Erleben aber fördert die Resilienz des Einzeln wie der Gemeinschaft, so auch immer wieder meine Erfahrung.


Es ist, auch wenn mir manches so drumherum nicht gefällt, einfach ein soziales Ereignis. Es bringt die unterschiedlichsten Menschen zusammen und so gut wie jeder kann für sich seine Form des Miteinanders finden, seine Schwerpunkte setzen, seinen Vorlieben frönen. Verkleiden hat eine interaktive Funktion. Zudem ist Karneval zutiefst liberal und hat Platz für alle, ob arm oder reich, Eingeborener oder Immi, Hauptschüler oder Abiturient. Und auch, ob man geimpft oder nicht geimpft ist.


Es gibt viele Nischen, je nach Vorliebe. Weil ich große Freude am Fabrizieren von Kostümen und dem Tragen derselben habe, vergeht kein Jahr, an dem ich an solchen herumbastel. Andere lieben die Uniformen der Karnevalsgarden, wieder andere das gemeinsame Musizieren und Singen. Und dann gibt es welche, die sich unvergleichlich gute Persiflagen, Sketche, Liedtexte ausdenken und/oder aufführen können und die vielen Sitzungen zu Gelegenheiten machen, um mal ausgiebig Lach-Yoga zu praktizieren. Man sollte allerdings auch wissen, dass man schon mal den Spiegel vorgehalten bekommt und unbedingt über sich selbst lachen können. (Das gefällt allerdings nicht jedem, wie es auch in diesem Jahr mal wieder zu beobachten war.)

Auch wenn ich mich noch im Trauerjahr befinde, habe ich mir den kleinen Ausflug in den Karneval gegönnt. Im Rock, zusammengenäht aus den nachgelassenen Krawatten meines Mannes. Bei manchen gemeinsam gesungenen Liedern hätt' ich losheulen können, aber die Gemeinschaft stabilisiert, auch, weil Verständnis da ist für diese Gefühlslage. Mein Mann kommt nicht wieder, wenn ich mich verkrieche. Der Krieg in der Ukraine hört nicht auf, wenn wir Karneval ausfallen lassen. Die Lebensfreude & den Lebenswillen der jungen Ukrainier*innen, den ich anlässlich des Konzerts von Serhiy Zhadan in der Kulturkirche bei uns im Dezember erlebt habe, hat mir deutlich gemacht, dass trotz aller Sorgen & Nöte Feiern für den Menschen so unabdingbar wie möglich ist.

Mein Fazit: Das ( auch fröhliche ) Miteinander in solchen desaströsen Zeiten ist nötig, um schwierige Lebenssituationen wie Krisen, Katastrophen & Kriege ohne dauerhafte Beeinträchtigungen überstehen zu können. Das wird ja auch weiterhin nötig sein, denn es werden auch künftig noch viele Probleme auf uns zukommen, denke ich, nicht nur in meinem kleinen privaten Bereich.





19 Kommentare:

  1. Liebe Astrid,

    du darfst dich freuen und lachen, auch und gerade im Trauerjahr. Lachen und weinen liegen so nahe beieinander. Und wenn ihr soviele Jahre Karneval miteinander gefeiert habt, dann ist das auch eine Art, ihm nahe zu sein.

    Ein dreifach donnerndes Helau! Wolle mer se eroilosse?
    Claudia

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  2. Hallo Astrid,
    Fastelovend habe ich immer sehr gerne gefeiert und in diesem Jahr durften alle miteinander feiern.
    Ich habe herzlichs gelacht als ich las geimpft und ungeimpft, dass sah selbst im toleranten Kölle 2022 ganz anders aus. An Wieverfastelovend habe ich mich mit vielen unterhalten und alle haben gesagt ja das war nicht richtig und eine hat sich bei mir entschuldigt das sie gewisse Worte zu mir gesagt hat, habe die Entschuldigung angenommen.
    Nun ja noch viel Spaß beim Rusemondasch

    Alaaf
    Hannelore

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  3. Liebe Astrid,
    sowieso darfst du - auch oder gerade im Trauerjahr - alles tun, was du magst, sich für dich stimmig anfühlt und das dir guttut. Niemandem steht es zu, das zu kritisieren und du musst dich nicht erklären oder verteidigen.
    Selbst bin ich in Berlin geboren und in Hannover aufgewachsen. Karneval liegt mir nicht im Blut und seit meine Schulzeit vorbei ist, muss ich zu meinem Glück nicht mehr feiern. Kostüme für die Kinder habe ich hingegen auch immer gerne genäh und gebastelt.
    Jedem sei seine Freude gegönnt. So oder so. Genieße die letzten beiden närrischen Tage, bevor am Aschermittwoch dann (erstmal ;o) wieder alles vorbei ist!
    Claudiagruß

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  4. Ach, jetzt werde ich noch etwas trauriger und freudiger. (Liege nämlich im Bett mit Infekt und kann eben nicht feiern) Es ist für mich eines der schönsten und menschlichen Feste. Und ich hab mich ja im letzten Kommentar länger ausgelassen. Karneval kann einfach so fröhlich und traurig und einfach so menschlich sein. So ist der Mensch einfach, heute feiern und morgen büßen. Und der große Teil der Karnevalisten feiert auch einfach (die über die Stränge schlagen bräuchten dafür kein Karneval, die schaffen das auch so)
    Ich hoffe, Du denkst an ganz veile wunderbare Momente, die ihr zu 2. beim Karneval hattet und dann freust Du Dich wieder, dass Du sie hattest. Und natürlich mit der Familie. Ganz viel Kamelle und Alaaf
    Nina

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  5. Liebe Astrid, das hast du wieder sehr schön geschrieben. Und ich finde es toll, dass du dir Karneval gegönnt hast- mit einem Stück deines Mannes bei dir. Es wird die nächsten Jahre vermutlich immer ein lachendes und weinendes Auge dabei sein. Das darf es auch! Wir waren gestern mit 4 Generationen ( von 1 - 90 Jahren) unsere Zug schauen und ich habe es sehr genossen, alle dabei zu
    haben. Tu wozu du immer Lust hast, dein Mann hätte es bestimmt auch so gewollt. Jetzt genieße ich am Fernseher den Rosenmontagszug aus Kölle.
    Liebe Grüße birdy

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  6. Das ist gut so. Mittendrin und dabei Astrid, das soll so sein. Ihr wart immer dabei. Ich finde das auf gewisse Weise auch Wertschätzung. Die Kostüme sind oft mit so viel Liebe zum Detail gemacht, da kann ich mich kaum dran satt sehen. 😁🥳
    Liebe Grüße Tina

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  7. Liebe Astrid,
    du siehst toll aus!!!! Wie gut , dass du dich unters Volk gemischt hast. Gerade im Trauerjahr!!
    Ein fröhliches Helau aus dem kleinen Dorf zwischen den Meeren
    Lydia

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  8. Liebe Astrid,
    ach schön, ja so ist es.
    Auch wenn man mit Karneval oder Fasching nicht recht was anfangen kann, ist das Miteinander, Gespräche, Lachen und mal den Kopf frei von den alltäglichen Sorgen frei zu bekommen doch etwas sehr schönes.
    Hier im Norden ist keine Spur von Karneval, vor Jahren, in meiner Jugend feierten wir Fasching, jedes Jahr. Die Köstüme waren aufwendig und die Vorbereitung enorm, es wurde sich Urlaub genommen um unbedingt wenigstens 2 Tage frei zu haben... Inzwischen ist das Geschichte, seit Jahren gibt es diese Feiern nicht mehr. Satt dessen gibt es ein Feuer am Ostseestrand wo man dann beieinander steht, Lumumba oder öhnliches trinke, aufs Wasser guckt... Gestern waren wir dort, es war traumhaft.
    Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft, mach es Dir schön und mach was Dir gut tut.
    Liebe Grüße von der heute stürmischen Insel Rügen, Mandy

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  9. "Krawa-leon Bon-apart" kann ich da nur sagen...dein Kostüm ist toll geworden !
    ...auch wenn ich zunächst auf ein Kissen aus den Krawa-tten getippt hatte

    LG, Tina

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  10. Fesch siehst du aus! Und schön, dass der Karneval Dir positive Kraft gibt.
    Kölle Alaaf!
    Astrid rechtsrheinisch

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  11. Was für berührende Worte zu deinen herrlichen und so stimmungsvollen Fotos! Ich hoffe, dass dir das Eintauchen in Farbe, Fröhlichkeit und Freude gut getan hat.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  12. Liebe Astrid, man kann es doch nie allen recht machen. Den einen trauert man zu viel, den anderen zu wenig. Also gib nichts drauf. Auch im Trauerjahr ist dir Hoffnung und Freude vergönnt. Erst recht sogar. Und wenn du auf den Karneval gehst und in fröhlicher Gemeinschaft deinem Gefährten vieler Jahre und vieler Karnevale gedenkst, umso besser. Und dann noch so stilvoll gekleidet, wunderbar. LG heike

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    1. Zum Glück muss ich mich persönlich gegenüber niemandem rechtfertigen ( wenn, geschieht das ganz allgemein in den Medien und gerne gegenüber den rheinischen Karnevalshochburgen ). Bei mir kommt vieles zusammen: Neben meinem Witwentum die Tatsache, dass "mein" Stammtisch aus Altersgründen nach dieser Session aufhört und dass das Feiern ja wg. Corona ausgesetzt war, weshalb ein bisschen Frohsinn einfach fürs Seelenheil notwendig war. Zum Glück war ich über diese Tage nicht alleine und habe auch Erfüllung im Service gegenüber der Familie gefunden.
      GLG

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  13. Was für tolle schöne Bilder liebe Astrid, besonders das erste ...fesch siehst du aus!!
    Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche.
    Ganz liebe Grüße
    Christine

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  14. Liebe Astrid,

    das hast Du wunderbar niedergeschrieben. Da kann ich mich nur Johann Gottfried Seumes Worten anschließen: „ wo man singt da laß dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder“. Franken hellau, Kerstin und Helga

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  15. mit deinen abschlusssätzen kann ich nur voll übereinstimmen. ich freu mich, dass du wieder karneval feiern konntest!!
    liebe grüße
    mano

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  16. Fesch siehst du aus, liebe Astrid und die Freude - wenn auch etwas verhalten - ist dir anzusehen. So hätte das der Herr K. auch gewollt, dass du die fröhlich bunten Tage ein wenig genießen kannst. Und mit der anwesenden Familie dabei bist du aufgehoben in diesen für dich persönlich erinnerungswürdigen Karnevalstagen der vergangenen Jahre bzw. Jahrzehnte. Hab noch einen schönen Karnevalsdienstag!!!
    Sei lieb gegrüßt von Marita

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  17. Gestern lag ich krank darnieder (nein nicht vom Fasching!) und der Karneval ist nun schon vorbei, aber in Deinen Fotos erlebe ich ihn heute noch ein wenig nach. Du hast soviel Grandezza in Deinem Kostüm. Da liegt alles drin.
    Es freut mich sehr, dass Du den Karneval so aufnehmen konntest in all seinen Facetten und die Familie zusammen war.
    Herzlichst, Sieglinde

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  18. ich bin hin und weg ;)
    du siehst sooo gut aus ..
    wie schön dass du wieder am Karneval teil nimmst
    gehörte es doch jahrelang bei euch dazu
    auch wenn es jetzt wohl etwas "moderater" zu geht
    und auch wehmütige Gedanken kommen
    sehr schöne Bilder hast du mit gebracht
    ich hab ja mit Fasching nichts am Hut .. ;)
    liebe Grüße
    Rosi

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