Freitag, 13. Mai 2022

Raif

Sieben Jahre lang habe ich an fast jedem Freitag spätnachmittags einen Post zum saudischen Blogger Raif Badawi und anderen Kämpfern für die Menschenrechte abgesetzt. Seit Raif Mitte März dieses Jahres aus dem Gefängnis entlassen worden ist, habe ich mir diese selbst gestellte Aufgabe erlassen. Es gibt ja genug andere, mehr als bedrückende Geschehnisse in dieser Welt. Vielleicht hat aber die eine oder andere unter euch, liebe Leser*innen, Interesse zu erfahren, wie es dem Blogger geht.

Gleich vorneweg: Er quält sich, seinen Alltag zu bewältigen, so seine Ehefrau Ensaf Haidar in einem Interview mit Amnesty International.  

"Es lässt sich nicht in Worte fassen, in welchem Zustand sich Raif befindet, nachdem er während seiner langen Haftzeit so vielen Tragödien und psychischem wie physischem Leid ausgesetzt war. Nur so viel: Er versucht, sich jetzt von all dem zu erholen."

Über die Umstände bzw. den Ort, an dem er lebt, kann sie sich aus Sicherheitsgründen nicht äußern. Er hat wohl auch Zusagen unterschreiben müssen, die eine solche Auskunft untersagen. Seine Familie in Kanada hat allerdings immerhin jetzt die Möglichkeit, täglich mit ihm per Video zu kommunizieren. Alles in allem empfindet das seine Frau aber als halbe Lösung, und sie leiden alle unter dieser weiteren Trennung.

Nach der zehnjährigen Haft bleibt ja noch die hohe Geldstrafe und ein zehnjähriges Reiseverbot für Raif, und für Ensaf gibt es noch viel zu tun, damit er mit seiner Familie wiedervereint sein kann. 

"Es ist eine Katastrophe und an erster Stelle eine eklatante Fortsetzung von Raifs Leid. Aber auch mein Leiden, das unseres Sohnes und unserer beiden Töchter geht weiter. Es ist schrecklich."

In Saudi-Arabien ist die Aufhebung einer Reisebeschränkung nicht gerichtlich zu erreichen, sondern es obliegt alleine der Gnade des Königshauses, eine solche Aufhebung zu veranlassen. Hierzulande sind die Voraussetzungen geklärt, Raif würde ein Forschungsstipendium der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) erhalten und damit die Voraussetzungen für ein Visum in Deutschland erfüllen. Doch von Seiten der saudischen Behörden ist keine Bewegung festzustellen. Diplomatische Bemühungen laufen weiter...





 

5 Kommentare:

  1. Liebe Astrid,

    was für ein Leid. Man kann es nur erahnen (wenn man das überhaupt kann), in welcher Verfassung er sich befindet. 10 Jahre, die vergangen sind, die ihm und seiner Familie niemand zurück gibt und vielleicht weitere 10 Jahre getrennt von Frau und Kindern. Wie hält man das aus? Hält man es aus?

    LG
    Claudia

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  2. Die letzten Freitage hatte ich schon geschaut, ob es bei Dir Nachrichten über ihn und seine Familie gibt. Leider sind sie nun so, wie ich befürchtet habe.
    Das ist ein höchst schwieriges Leben für sie alle. Auch wenn er nun nicht mehr physisch im Gefängnis ist.
    Ich hoffe, dass die diplomatischen Bemühungen erfolgreich sein werden.
    Von Herzen wünsche ich alles Gute für den geplagten Raif Badawi und seine leidende Familie,
    Sieglinde

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  3. Seufz, ich hoffe ja immer dass es jemandem einfach mal nicht mehr so wichtig ist die Familie weiter zu quälen und endlich Größe zeigt und Gnade walten lässt.

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  4. danke für die info! ich drücke raif und seiner familie alle, alle daumen, dass sie bald wieder vereint sein können!
    lg, mano

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  5. Oft habe deine so konsequent regelmäßigen Freitagsnachrichten gelesen.Nun ist er frei, aber doch nur wieder halb. Man kann nur hoffen, daß er sich physisch und psychisch stabilisieren kann und die Trennung von der Familie doch irgendwann ein Ende hat. Für beide Seiten hat das lebenslange Folgen.
    Dank für deine jahrelangen Berichte.
    VG Karen

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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