Mittwoch, 4. Mai 2022

In memoriam

an die 
ukrainische Künstlerin & Modedesignerin

an ihrem 84. Geburtstag am 2. Februar dieses Jahres
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Lyubov Mykhailivna Panchenko
( Любо́в Миха́йлівна Па́нченко )
die am 30. April
an den Folgen der russischen Aggression
in Butscha in der Oblast Kiew   
gestorben ist.

Lyubov ist 1938  im Dorf Yablunka ( heute Teil des Bezirks Butscha )
auf die Welt gekommen, 
hat sich schon in jungen Jahren
von der Kunst angezogen gefühlt und entgegen dem Wunsch der Eltern 
und ohne finanzielle Unterstützung 
zunächst an der Kiewer Schule für Angewandte Kunst (Abt. Stickerei) studiert,
dann die Abendkurse der Grafischen Fakultät der Ukrainischen Druckakademie  
besucht.
Sie beherrschte diverse grafische Techniken wie den Linolschnitt, 
fertigte Aquarelle und Wandmalereien, Stoffcollagen 
und entwarf Stickereien wie Mode:

Lyubov ganz rechts auf dem Foto mit irrsinnig langem Zopf
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Lyubov strotzte vor farbenfrohen Ideen und hatte in jedem Medium, 
das sie verwendete, einen großen produktiven Output.
Ihre Mission: 
die ukrainische Sprache und Kultur zu erhalten & zu feiern. 
Ukrainische Motive finden sich in jedem ihrer Kunstwerke wieder 
und waren die Highlights ihrer Kleiderentwürfe und Zeichnungen. 
Als Verfechterin ukrainischer Traditionen malte sie Pysanky (Ostereier) 
und half bei der Wiederbelebung von Weihnachtsliedern 
und der ukrainischen Vertep (Krippe) in Kiew
und
bestickte traditionelle Kostüme für Chöre.
Aufgrund ihres Engagements für die Erhaltung der ukrainischen Volkskunst
wurde Lyubov verfolgt und ihre Arbeit während der Sowjetzeit zensiert.
Sie durfte niemals ausstellen.


Von der Breite ihres künstlerischen Schaffens erfuhr die sowjetische Öffentlichkeit
aufgrund der Beschränkung auf ihre Stickerei- und Modeentwürfe in der Zeitschrift 
"Sowjetfrau" ( Советская Женщина ) also kaum etwas.
Lyubov lebte von den Einnahmen ihrer Tätigkeit in der Modebranche.

"Going to a party"
(1973)
Sie gehörte zu einer Gruppierung von Intellektuellen, 
die die 1950er und 1960er Jahre 
während des Chruschtschowschen "Tauwetters" in der gesamten UdSSR prägte, 
den Sixtiers
die aber anschließend wieder in der Versenkung verschwunden sind.

Sie widmete  ihr ganzes Leben der ukrainischen Kultur 
und reiste in verschiedene Teile des Landes, 
um die Traditionen ihres Volkes zu sammeln 
und sie in ihren Werken zu bewahren.

"In a starry space" ( Stoffcollage, 1960er Jahr ) 
Aus den Trümmern ihres Hauses in Butscha 
konnte sie nach Abzug der russischen
Besatzer nur noch sehr erschöpft geborgen werden,
dass ihr Leben im Hospital nicht mehr zu retten war,
wie der Bürgermeister der kleinen Stadt
am 1. Mai bekannt gab.

"In die Welt" ( Collage aus Mantelstoffen, 1960er Jahre )
Ich wollte an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen,
euch mit ihrer Kunst,
die mich sehr anspricht
- slawische Stickerei liebe ich seit Jugendzeiten-
bekannt zu machen
und ihr Vermächtnis ein wenig zu feiern.

"Kozak Mamai" ( Stoffcollage, 1960er Jahre )
Denn es macht deutlich,
dass entgegen putinscher Verlautbarungen
das angegriffene Nachbarland
wohl eine ganz eigene Tradition & Kultur hat,
von der wir nichts wissen.

                                                                 

13 Kommentare:

  1. Vielen Dank! Sowohl für das Aufmerksam machen, als auch für den Nachruf und damit für so wunderschöne Stickereien und Bilder und Modeentwürfe!
    Immer wieder geht durch Krieg so viel verloren
    Man hätte Ihr noch viele Jahre gewünscht und vor allem keinen Krieg!
    Liebe Grüsse
    Nina

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  2. Wie traurig. Und wie gut, dass du darüber schreibst.
    LG Christine

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  3. Meine Mail hast du erhalten? Ich kann gerne vorbeikommen, nicht nur bei Oxfam werden die Lager leerer, auch in der Kleiderkammer im BÜZE....

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  4. oh nein... :(
    wie tragisch .. wunderschöne Arbeiten hat sie kreirt
    schlimm so sterben zu müssen
    wie viele Kriegsverbrechen soll es denn noch geben

    traurige Grüße
    Rosi

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  5. Wie gut, dass du sie und ihren Namen so bekannter machst und welch trauriger Anlass. Ich habe bei Reisen nach Russland, Abchasien und Georgien vieles an Kunst gesehen, öffentlich und "hinter vorgehaltener Hand". Abchasien ist übrigens im Krieg mit Georgien großteils zerstört worden. Krieg lässt immer furchtbare Wunden zurück. Herzlich, Sunni

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  6. Danke für diesen sehr berührenden Beitrag. Ja, dort soll ein ganzes Volk mitsamt seiner Kultur ausradiert werden.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  7. danke für das erinnern an diese frau. sie musste leider unter umständen sterben die ich sehr bedauere. ihre arbeiten werden sicher nicht vergessen, so bunt und lebensbejahend. lieben gruß, roswitha

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  8. Vielen Dank, dass du sie bekannter machst mit ihren farbenfrohen Werken, die mich sehr ansprechen.
    Lieben Gruß von Marita

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  9. Dieser Angriffs-Krieg ist einfach nur schrecklich. Ein Angriff auf Menschen und ihre Kultur, die oft von Frauen durch ihre (Handwerks-)Kunst repräsentiert wird. So wie durch diese großartige Künstlerin, deren Namen ich noch nicht kannte und deren wunderbare Malereien und Entwürfe du uns heute zeigst, auch damit sie nicht vergessen werden.
    Danke sagt Sieglinde

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  10. wunderschöne arbeiten! und wie schrecklich, dass ihr leben so beendet wurde.
    danke für's zeigen!!

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  11. Ich bin doch sehr betroffen von diesem eigentlich doch sehr bunten und schönen Post.
    Am 2. Februar blickte das Geburtstagskind noch so fröhlich in die Kamera, da hat sie von den schlimmen Ereignissen auch noch nichts gewusst.
    Und dann kam alles so schnell...
    Ihre Entwürfe sind wunderschön, die farbenfrohen und positiv wirkenden Collagen gefallen mir sehr gut.
    Ich schicke Dir sonnige Grüße
    Nicole

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  12. Liebe Astrid, vielen Dank für das Zeigen ihrer wunderbaren Werke, wenn auch zu so einem traurigen Anlass. Sie berühren mich sehr. Vielleicht auch eine Kandidatin für einen Great Women Post? Hört sich nach einem spannenden Leben an. Liebe Grüße Laura

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  13. Danke für diesen Beitrag. Viele zu wenig wissen wir über die ukrainischeKultur.
    und welchen Rückschlag Krieg für die kulturelle Entwicklung hat, steht außer Frage.
    lieben Gruß, Karen

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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