Acht Jahre...

... existiert in den Weiten des Worlwideweb die kleine Welt des Kitchi...

Was damals aus einer Laune heraus an einem verregneten Juli - Samstag in den Sommerferien Form annahm, hat sich zu einem für mich wichtigen Hobby, zu einem Fenster nach draußen entwickelt. Damals ging es mir nur um den Austausch mit Gleichgesinnten übers Nähen, den ich im realen Leben vermisst habe. Da gab es einen wirklich bunten Kosmos & es ging zu wie im Taubenschlag: Tipps & Ideen flogen nur so hin und her. So viele Kommentare, wie ich unter älteren Posts stehen habe, das kann frau sich heute gar nicht mehr vorstellen. Und ebenso munter ging es über alle Altersgrenzen hinweg .   

Die Nähszene ist dann hauptsächlich zu Facebook & Instagram abgewandert, und mein eigenes Blog hat sich gemausert, weil ich ab Januar 2015 -  ausgelöst von der Auspeitschung des saudischen Bloggers Raif Badawi - dann immer mehr schwergewichtigere, da oft auch politische Blog-Inhalte in die Welt gesetzt habe. Dabei ist es bis heute geblieben.

Nicht nur die Bloggerlandschaft hat sich nach dem Inkrafttreten der DSGVO verändert, auch mein Leben ist nun schon seit Längerem als pflegende Familienangehörige im Bewegungsradius wie im Zeitbudget eingeschränkt. Das Bloggen dient auf einmal nicht mehr der Anregung & Inspiration für eigene Aktivitäten, sondern ist ein Platz, an dem ich mich von meinem Alltag erholen kann, indem ich in ganz andere Sphären & Themen wegtauche. Das war vor allem in den letzten Monaten während der Coronakrise wichtig, die auch an mir nicht spurlos vorübergegangen ist. Die "geistige" Arbeit für meine Rubriken "Great Women" bzw. "Mein Freund, der Baum", aber auch die Beschäftigung mit politischen Themen bringt mich immer wieder in die Balance, ist Ausgleich für die Alltagsarbeit, die ich inzwischen bei uns Zuhause ganz alleine stemmen muss.

Die Leser*innenschaft meines Blogs besteht inzwischen zu einem Drittel aus stillen Leser*innen, die selbst kein Blog führen, und ich lerne diese oft nur besser kennen, wenn sie mir Post oder Emails zukommen lassen. Erfreulich gestiegen sind die Leserzahlen allgemein, die täglichen Klicks, die nun wieder ein Niveau erreicht haben wie vor der DSGVO bzw. noch darüber, und mich jetzt nur noch geringfügig trennen von drei Millionen Aufrufen insgesamt - eine Zahl, die ich mir vor acht Jahren nicht habe träumen lassen. Nach wie vor pflege ich Kontakte übers Blog hinaus, gerade zu Frauen, die in ähnlichen Situationen wie ich stecken und mir von Verständnis bis zu praktischen Tipps reichlich Unterstützung bieten und mich mit kleinen Aufmerksamkeiten beschenken. Ein Netz, das trägt, das ist eine wesentliche Motivation für mich, das schrieb ich schon mal an anderer Stelle im Blog.

Das ist, was ich brauche und was ich mir wünsche und weshalb ich nach wie vor in meine Posts viel Energie investiere. Es gibt Zeiten im Leben, da benötigt man Bestätigung als Bestärkung. Und eine solche Zeit mache ich gerade durch.

Was ich nicht brauche, weil ich mit meinen Kräften haushalten muss, sind Versuche von Leserinnen, bei eher kontroversen Themen die sachliche Ebene zu verlassen und mich auf der persönlichen Ebene anzugreifen, sei es wegen meiner "Blümchen", meines Umgangs mit meinem Mann, mit Kommentaren usw., die sich also in die sauren Wolken der Moral flüchten. Außerdem möchte ich noch einmal betonen, dass ich mir nie das Etikett "kritischer" Blog umgehangen und ich mit "Le monde de Kitchi" kein Diskussionsforum installiert habe, das alle Äußerungen unmoderiert veröffentlicht. Dafür gibt es im Netz genug andere Möglichkeiten. Ich habe das immer wieder mal in diversen Posts angesprochen.

In den letzten Wochen der Reflexion nach diesen unerfreulichen "Begegnungen" habe ich jetzt einen modus vivendi für mich gefunden: Ich lasse anonyme - das heißt in diesem Falle Kommentare von Menschen ohne Google-, Wordpress- oder anderem Konto - zu, wenn ich die Schreiberinnen schon besser kenne aufgrund anderer Möglichkeiten der Kontaktaufnahme, alle anderen veröffentliche ich nicht mehr. Irgendwie gibt es so was wie das Recht auf Selbstschutz. Mal sehen, wie praktikabel das Verfahren allerdings ist.

Ich weiß, dass es im menschlichen Miteinander oft nicht um das geht, was gesagt wird, sondern um etwas ganz anderes, finde es augenblicklich aber zu viele Kräfte absorbierend, wenn ich mich mit Menschen befassen soll, über die ich im Gegenzug so absolut GAR NICHTS erfahren kann. Da fehlt einfach der soziale Austausch auf Gegenseitigkeit, eigentlich ein Grundprinzip zwischenmenschlichen Umgangs. Meine Eltern hätten so etwas "ungehörig" genannt, wenn jemand, den man ins eigene Wohnzimmer gelassen hat, im Gegenzug einen vor verschlossener Haustür und bei heruntergelassenen Rollläden stehen lässt. 

Aber nun endlich zurück zum Schönen! Weil das Bloggen überwiegend mit viel wechselseitiger Freude verbunden ist, und ich nach wie vor viele Menschen anzusprechen vermag, möchte ich an so einem Jubiläumstag auch wieder einmal jemandem die Gelegenheit geben, eines meiner Täschchen zu bekommen. Also verlose ich eines unter den Kommentator*innen dieses Posts, die sich bis Sonntag, den 19.Juli, bis Mitternacht gemeldet haben.