Freitag, 1. November 2019

Säkularität - ein Menschenrecht!

In dieser Woche bin ich auf ein Problem aufmerksam geworden, dass ich, auch aufgrund meiner eigenen Geisteshaltung, sehr bedrückend finde: Es geht nämlich um die Menschen, die bei uns Zuflucht bzw. Asyl suchen, weil sie nicht gläubig sind, also keiner Religion angehören und/oder säkulär leben wollen, und deshalb in ihren Heimatländern Repressionen ausgesetzt gewesen sind.

Völkerrechtlich wird nämlich nur als Flüchtling anerkannt, der sein Land aus "Furcht vor Verfolgung wegen seiner Rasse, seiner Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen seiner politischen Überzeugung" verlassen hat (Art. 1 der Flüchtlingskonvention). Während die Bedrohung aufgrund einer anderen religiösen Einstellung als im Heimatland üblich als Fluchtgrund anerkannt wird, haben es diejenigen schwer, die gar nicht glauben oder Religionen gegenüber eher Distanz wahren - von der UN-Flüchtlingskonvention werden sie jedenfalls nicht erfasst. Das ist auf den ersten Blick nicht verwunderlich, wurde diese Konvention doch schon 1951 getroffen, als Nicht-Religiosität noch kein weltweites Phänomen war. Heute kann man aber von einem Anteil von mindestens 10 Prozent an der Weltbevölkerung ausgehen, die Atheisten sind oder religionsfrei leben.



Es ist dem "Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg" zu verdanken, der jüngst auf dieses Problem aufmerksam gemacht und gesetzliche Grundlagen von der Politik gefordert hat, auch Menschen ohne Glauben bei Verfolgung zu schützen.

Die fortwährende verstärkte Anwendung von Blasphemie- und Scharia-Gesetzen in Staaten wie Ägypten, Kuweit, Brunei oder Saudi-Arabien statt Respektierung des Allgemeinen Menschenrechtes auf Religionsfreiheit – der positiven wie der negativen – betrifft eben nicht nur nicht-muslimische Menschen, sondern auch all die mit einer areligiösen Lebenseinstellung.

Säkulare Flüchtlinge haben manches Mal eine Chance auf Anerkennung aufgrund ihres Engagements für Menschenrechte und Meinungsfreiheit wie der marokkanische Aktivist Kacem El Ghazzali. Ein prominentes Beispiele ist auch der saudische Blogger und Aktivist Raif Badawi, der jederzeit in KanadaAufnahme fände, wenn er denn endlich frei gelassen würde. In Kuweit droht der Feministin Karima Karam Strafverfolgung, weil sie sich religionskritisch geäußert hat. Anfang des Jahres sorgte die 20-jährige religionsfreie Rahaf Mohammed al-Qunun mit einem Hilferuf für Aufsehen: Per Video bat sie um Aufnahme in einem Land, in dem ihr als Nicht-Gläubige keine weitere Verfolgung droht.

Trotz dieser und anderer Fälle wird die säkulare Lebensweise aber oft nur im Einzelfall als Fluchtgrund akzeptiert.

Ein weiteres Problem für diese Menschen, sollten sie die erste Hürde genommen haben, stellt die Bedrohung & Drangsalierung dar, die sie in Gemeinschaftsunterkünften bei uns aushalten müssen. Bekennen sie sich nämlich zu ihrer Geisteshaltung, werden sie von Gläubigen in den Unterkünften oft ausgegrenzt, unter Druck gesetzt und bedroht ( ein Beispiel, wie damit umzugehen ist, bieten die Projekte zur Unterbringung queerer Flüchtlinge bei uns ).

Wer Interesse an weiteren Schicksalen von Menschen hat, die sich vom islamischen Glauben abgewandt haben, sei auf diesen Artikel verwiesen...


4 Kommentare:

  1. Gut, dass Du darauf hinweist. Man kann mit der Aufzählung der Probleme gar nicht mehr aufhören. Nicht überrascht hat mich die Nachricht, dass der stellvertretende Vorsitzende der CDU Thüringen eine Zusammenarbeit mit der AfD der Zusammenarbeit mit der Linken vorziehen würde. Wundert es uns?
    Magdalena

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  2. Ja, John Lennon hatte schon recht! Religion ist die größte Fußfessel der Menschheit. Eine Gebrauchsanweisung für Menschen, die sich eigentlich selbst keine Gedanken machen wollen. Denn was im Namen des "Glaubens" (haha!) alles schon geschah, wissen wir ja eh, meistens haben Fanatiker selbst erschreckend wenig Ahnung über ihre Religion.
    Das Problem mit den säkulären Flüchtenden zeigt ja, wie wir immer noch denken. Vielen Dank für den Hinweis auf diese Gesetzeslücke. Ich sehe, was in manchen Unterkünften so los ist, welcher Frust da zutage kommt (logischerweise). Ich würd da als Bewohner auch auf gar keinen Fall zugeben, dass ich konfessionslos bin, um die Stimmmung nicht noch mehr aufzuheizen.
    Liebe Grüße, Maren

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  3. Mit dem Glauben und mit dem Nichtglauben, es ist ein Wahnsinn, was Menschen, da angetan wird. Von Freiheit keine Spur. Noch nicht mal anscheinend bei denen, die es wissen müssten und selbst verfolgt werden...
    Dass es bei uns dafür kaum Beratungen gibt und noch nicht mal Gesetze, das wusste ich nicht.
    Gut, dass der Humanistische Verband Brandenburgs das erkannt hat und diese fordert. Hoffentlich bekommt er die nötige Unterstützung dazu von seiten der Politik.
    GlG Sieglinde

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  4. ui jaa
    das ist ein Problem
    denn wer in diesen muslimischen Ländern geboren wird ist natürlich automatisch muslimisch
    und er kann seine "Religion" auch nicht ändern..weder in eine andere noch in gar keine
    dass diese Menschen aber kaum Schutz bekommen das wußte ich nicht
    gut wenn es erkannt wird

    liebe Grüße
    Rosi

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