Sonntag, 1. September 2019

Vor achtzig Jahren


.... wurde von Deutschland
der Zweite Weltkrieg 
mit dem Überfall auf Polen angezettelt,
der zuerst dem Kontinent und dann der übrigen Welt
die Hölle auf Erden beschert hat,
nicht nur für die Soldaten,
sondern besonders
auch für die Zivilbevölkerung.

Mit unvorstellbarer Härte 
und Verachtung für Menschenleben
hat die nationalsozialistische Führung unseres Landes
ihre Eroberungen im Stil des Kolonialismus
mit gleichzeitiger rassischer "Säuberung"
verknüpft und betrieben,
so dass am Ende 
65 Millionen - fast 60 Prozent davon Zivilisten -
ihr Leben lassen mussten.
6 Millionen davon waren Juden,
die einem systematischen Völkermord
zum Opfer gefallen sind.

Ein wahrer Höllensturz!
Eine Apokalypse,
wie sie die Menschheit bis dahin nicht erlebt hat.

Im Nachhinein kann man sagen,
dass es so schlimm kommen musste,
damit es gut werden konnte:
Knapp 75 Jahre haben die Länder Europas 
mit wenigen Ausnahmen
in Frieden miteinander gelebt.

Nun kommen überall wieder die
alten Rattenfänger
in neuen Farbverkleidungen
ans Tageslicht 
und arbeiten daran, 
das gemeinsame Fundament zu zerstören.
So schnell ist also vergessen,
welche Folgen das Ereignis von vor achtzig Jahren hatte!
( Wie ich dazu stehe,
habe ich an dieser Stelle schon oft kundgetan. )



Heute hat der deutsche Bundespräsident 
Wieluń besucht, jenen Ort, 
in dem deutsche Soldaten am ersten Kriegstag
- bereits ab 4.40 Uhr , also vor dem Angriff auf der Westerplatte -
bis zum frühen Nachmittag 1200 Zivilisten getötet haben,
auch, indem sie als Erstes
ein mit einem Roten Kreuz kenntlich gemachtes Krankenhaus bombardierten.  
Befehlshaber der 87 Kampfbomber 
war ein gewisser Wolfram von Richthofen, 
der 1937 im spanischen Bürgerkrieg 
für die Zerstörung Guernicas verantwortlich war. 

Auf solche "Helden" kann ich gut verzichten,
nicht aber auf einen Präsidenten,
der die Hand zu Versöhnung zu reichen vermag.

Ich hoffe sehr, dass der Bundespräsident 
beim Abendessen im alten Warschauer Königsschloss
den Anwesenden
nicht
 das eine oder andere unerfreuliche Ergebnis 
der Landtagswahlen bei uns wird erklären müssen...



13 Kommentare:

  1. Liebe Astrid,

    auch dir vielen Dank, dass du heute dieses Ereignisses gedenkst und mir auch einen Kommentar geschrieben hast.
    Ich denke aber, dass der Herr Bundespräsident hier schleche Karten haben wird. Die Unzufriedenheit in den neuen Bundesländern nimmt leider zu und es wird wohl noch schlimmer werden. Ich habe heute gelesen, dass ich viele als Menschen 2. Klasse fühlen.

    Ich sehe - ich hoffe, ich habe nicht recht - einer schlimmen Zeit entgegen. Wenn ich jetzt schon wieder gelesen habe, dass diese Partei eine genaue Aufschlüsselung der Schwerbehinderten verlangt hat, wird mir schlecht.

    Nun wollen wir das beste hoffen.
    Ich bin nur immer und immer und immer wieder erstaunt, über die imense Geschichtslücken der jungen Leute, die nicht mal wissen, wie unter erster Bundeskanzler hieß. Hier sagte doch einer Adolf Hitler.

    Der Rest ist Schweigen.
    Hamlet, Shakespeare

    Grüße Eva

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  2. Danke, liebe Astrid, für diesen aufrüttelnden Erinnerungs-Post.
    Mein ganzes Leben habe ich in Frieden und Freiheit leben dürfen. Wie wenig selbstverständlich das ist, können wir ringsum in der Welt und selbst teilweise in Europa sehen. Und wie wenig es vielen inzwischen wert ist, auch. Selbst bei uns.
    Mein Blick geht sehr kritisch auf die Wahlergebnisse heute.
    Dass Steinmeier ein integrer und versierter Bundespräsident ist, freut mich sehr für ihn und uns bei seiner Mission heute. Möge solch eine nie mehr nötig sein!
    GlG Sieglinde

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  3. von Helga:

    Liebe Astrid,

    ja das Vergessen kann man vergessen, denn was man nicht erlebt hat, ist nicht eingestempelt worden in die Seele. Der Mensch ist stets auf der Suche nach etwas Neuem, auch wenn es unschön werden könnte. Es gibt nur eines: dagegenhalten und nichts aufkommen laßen. Schnell wird etwas zur Routine, aber das Zurück, wenn überhaupt, geht sehr viel langsamer. Mit der RAF hatte es damals wieder angefangen, uns dessen berauben zu wollen, was wir mühseelig wieder hergestellt hatten.
    Meine Eltern hatten lange, sehr lange überlegt mich in die Welt zu setzen, weil die Lage zu unübersichtlich war. Mein Bruder war bereits 8 Jahre alt als ich geboren wurde, Mama sagte immer allerhöchste Zeit, sie war ja auch schon 34 Jahre damals. Die Arbeitslosigkeit der 30iger Jahre bescherte dem Braunauer, daß er so beliebt wurde. Auch mein Vater war davon betroffen. So weit sollte es dann nie kommen, daß am 1.9.39 ab 5.45 zurückgeschoßen wird. Ich war gerade vier Monate alt. Sechs lange Jahre mußte ich den Krieg durchstehen, kein Wunder daß ich das Geknalle an Sylvester haße wie die Pest. Ich sah die Christbäume die die Alliierten vor den Bomben abwarfen vom Himmel herniedergehen. Das ist eingebrannt in die Kinderseele, gescannt nicht mehr löschbar.
    Die Hoffnung bleibt, daß doch noch alles gut ausgeht, genug kluge Menschen mit klarem Verstand gibt es schon noch.
    Trotz verstörender Rückblicke, noch einen sonnigen, bitte nicht heißen Sonntagnachmittag, wünscht Dir Helga

    Anmerkung zu den Christbäumen:
    Britische und Amerikanische Bomberverbände benutzen bei Nachtangriffen Markierungsbomben und Leuchtkörper in den Farben, Rot, Grün und Gelb, die an Fallschirmen zu Boden sanken. Weil sie häufig ein Dreieck bildeten, bekamen sie im Volksmund die Bezeichnung Christbäume.
    Mein Bruder wurde als Späher immer vor die Haustüre geschickt um zu schauen ob ein Angriff bevorstand. Mein Kinderköfferchen aus Pappmache` war bei Gefahr stets griffbereit für den Marsch zum Bunker.

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  4. Astrid ein bewegender Post. Ich frag mich nur immer mehr wie wir aus der nächsten Katastrophe rauskommen werden. Wir haben nur eine Erde. Und wir haben schon sehr lange Frieden. Während es überall brodelt und bereits brennt im Wald sowie in den Köpfen.

    LG
    Ursula

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  5. Hallo Astrid,
    ich bin wirklich sehr, sehr gespannt, wie die Wahlen ausgehen!
    Vor allem aber auch, welche Signale sie aussenden werden.
    Liebe Sonntagsgrüße
    moni

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  6. Dann drücken wir mal die Daumen, dass der Bundespräsident gute Nachrichten verkünden kann. Allerdings ist mir der Gastgeber des Präsidenten auch nicht gerade sympathisch...
    Der Fernseher läuft, ich bin gespannt auf die erste Hochrechnung.
    Hab einen entspannten Abend, lieben Gruß
    Nicole

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  7. Zwei Ereignisse an einem Tag,der Kriegsanfang und die Wahlen im Osten der Republik, beides unangenehme Sachverhalte. Ich befürchte, die Wähler in den zwei Bundesländern haben die ernste Situation, in der wir stecken, nicht erkannt und wählen einfach aus dem Bauch heraus, wie man aus einigen Antworten bei Umfragen deutlich hören konnte.Ich will nicht sagen das alle so denken und handeln, aber die Mehrheit schon und das ist bitter. Ich bin im Krieg geboren, wir mussten flüchten, weil unsere Heimat plötzlich wieder Polen war, unsere Odysse ertreckte sich fast über 2 Jahre und dann waren wir immer noch nicht richtig angekommen. Die eigenen Landsleute waren nicht so begeistert über Einbürgerung, aber mit der Zeit sind wir Freunde geworden bis heute. Die Geste mit der unser Bundespresiden heute in Polen zum guten Verhältnis miteinander beitragen will, ist deshalb sehr,sehr wichtig und notwendig. So lange dürfen wir nun schon in Frieden leben und vieles ist so selbstverständlich geworden, wir müssen und sollen dennoch das Vergangene nicht einfach so übergehen und unserer Jugend zur Verantwortung erziehen, denn heute wird im Osten über ihre Zukunft entschieden, hoffentlich sehen sie das auch so.
    Einen guten Einstieg in die neue Woche,
    liebe Grüße Edith

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  8. Na dann, es war ja abzusehen und es wird so weitergehen.
    Viele äußern sich nicht, viele sprechen dagegen. Ich weiss noch, wie mein Vater mir immer erzählte, dass einige seiner Kollegen so taten, als wären sie gegen den künftigen Reichskanzler. ABER, als er es dann geworden ist, drehten sie alle ihr Revers am Anzug herum und zeigten das Parteiabzeichen.
    Kein Wunder hatte mein Vater keine Chance.

    Lieben Gruß Eva

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  9. Liebe Astrid,
    danke für deinen heutigen Post und die Erinnerung.
    Lieben Gruß, Marita

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  10. eine lange Zeit
    und die "Zeitzeugen" werden weniger
    und das Vergessen oder Nichtwissen mehrt sich
    daher ist es wichtig immer wieder zu erinnern
    nicht nachzulassen für den Frieden und die Verständigung zwischen den Völkern einzutreten
    nicht Abgrenzung wahrt den Frieden
    sondern Verständigung und Miteinander
    mögen die Rattenfänger entlarvt werden und ihre Gefolgschaft weniger :(

    liebe Grüße
    Rosi

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  11. Danke für das Erinnern. Möge es dem ein oder anderen ins Hirn eingepustet werden, wenn es denn nicht anders reinkommt.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  12. Liebe Astrid, du hast in allem Recht, aber wenn ich mir den Polnischen Gastgeber ansehe, verfolge, mit wem er meint sich verbünden zu müssen, um noch mehr Provokation, Waffen und Kriegsgeklirre ranzuschaffen (ein großer Teil der Thüringer Soldaten befindet sich gerade dort um weiter Waffenpositionierungen voran zu treiben), dann wird mir mehr als mulmig. Was haben Atomraketen der Amerikaner hier bei uns zu suchen?? Mag jemand denken über die/den Russen (war übrigens der einzige, der sich wirklich an die 2+4 Abkommen gehalten hat!), was er will, aber wer so lange provoziert wird, der ist schon mehr als bemerkenswert in seiner Zurückhaltung. Und dass auch er natürlich nun wieder vermehrt aufrüstet...tja, wenn wundert es? ER hat den Vertrag für Abrüstung nicht gekündigt...Und was die Vorgänge sonst in unserem Land angeht, ich hatte dir ja gerade einen entsprechenden Artikel geschickt, der wenigstens einen Teil erklärt, wenn auch nicht rechtfertigt. Und es wundert mich immer wieder, wie Menschen über andere Menschen im eigenen Land so verächtlich urteilen, ohne je in der Situation gewesen zu sein oder sich auch nur die Mühe gemacht zu haben, wenigstens mal die Lebensumstände - gute und andere - kennen zu lernen. Das ist genauso schlimm und nach über 30 Jahren ein Urteil meinen fällen zu müssen über Dinge, die man nie gesehen und erlebt hat, noch schlimmer. Über 1 Million Bayern haben diese Partei, die wir meinen, gewählt, ich habe nicht ein Wort darüber gehört, nicht eines... Herzlich, Sunni, die viel Verständnis hat und die alten Bundesländer sehr gut kennt und die neuen (uhii, nach über 30 Jahren!).

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  13. Liebe Astrid, ich danke Dir für diese bewegenden Zeilen. Ich finde, Du hast es toll geschrieben und zusammengefasst, worum es geht. Ich denke, dass Menschen leider aber selbst aus solchen unfassbar grausamen Taten und Zeiten irgendwie nicht wirklich was lernen. Nach Ende des 2. Weltkriegs, also selbst, als alles noch ganz frisch war, fing das große Verdrängen ja schon an. Wie viele Nazis kamen ungeschoren davon, wie viele haben einfach nix begriffen.
    Liebe Grüße, Maren

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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