Montag, 3. Juni 2019

Mein Freund, der Baum: Hängebuche

Auf dem Spielplatz, auf dem ich bei meinen Besuchen viel Zeit mit den Enkelkindern verbringe, stehen mindestens ein halbes Dutzend dieser großartigen Bäume und bieten Schatten, wenn die Sonne unerbittlich scheint. Und immer wieder zücke ich die Kamera, um sie abzulichten. Heute dürfen diese Bilder mal ans Licht der Öffentlichkeit...
Die Rede ist von der Hängebuche Fagus sylvatica f. pendula, einer Verwandten der Blutbuche, im Volksmund auch gerne Trauerbuche genannt und aus diesem Grund häufig auf Friedhöfen anzutreffen ist. Sie gilt als größte mitteleuropäische Trauerform eines Baumes.

Diese besondere Form der Buche entsteht, weil aus dem gerade nach oben strebenden Stamm Äste wachsen, die bogig die Wuchsrichtung ändern. Zuerst wachsen diese Äste waagerecht zur Seite, um dann ihre Zweige mit den Terminalknospen fast senkrecht zu Boden hängen zu lassen. Es gibt mehrere Variationen in Wuchs und Laubfärbung. So gibt es Hängebuchen mit dem rötlichen Laub der Blutbuche ( Fagus sylvatica `Purpure Pendula` - Schwarzrote Hängebuche ), die schwachwüchsiger und besonders gefragt sind.

Der Baum wird bis zu 30 Meter hoch, wobei der Stamm, wie schon gesagt, gerade wächst und eine Krone von bis 25 Metern Breite ausbildet. Im Alter ist er breiter als hoch. 



Zu Hause ist die Hängebuche in Mittel- & Noreuropa. Sie stellt wenig Ansprüche an den Boden, bevorzugt aber frische bis feuchte, nahrhafte Böden mit einem gewissen Kalkgehalt, gedeiht im Schatten ( Buchen gedeihen noch bei 1/60 des vollen Tageslichts ), ist sehr winterhart, aber hitzeempfindlich und leidet unter längerer Trockenheit. Empfindlich ist sie auch gegenüber Luft- und Bodenverschmutzung. Der Baum bildet ein ausgeprägtes Herzwurzelsystem mit einer sehr hohen Feinwurzeldichte aus. Unter ihm wächst jedoch dann auch nichts anderes mehr.

Bis zu dreihundert Jahre kann diese Baumart alt werden.

Die Rinde der Hängebuche ist glatt, von bleigrauer Farbe und bei älteren Exemplaren ein wenig aufgeraut, aber niemals rissig oder grob schuppig, allenfalls ein wenig wellig oder gezeichnet:

Im Frühjahr erscheinen die 5 bis 10 cm langen, elliptisch- oder eiförmigen Blätter, die am Rand leicht gewellt, von frisch grüner Farbe und anfangs seidig behaart sind. Später wird die Lauboberseite glänzend grün, die Unterseite hellgrün und auf den Adern nach wie vor mit Härchen versehen. Im Herbst färbt das Laub sich leuchtend gelb bis rotbraun.


Im April bis Mai erscheinen zusammen mit den Blättern die Blüten an kurzen, behaarten Stielen. Dabei sind die männlichen Blüten in kugeligen Büscheln von gelbgrüner Farbe angeordnet, die weiblichen Blütenstände bestehen aus nur zwei Blüten, die aufrecht stehen. Die Hängebuche ist einhäusig, was bedeutet, dass sich männliche wie weibliche Blüten auf einer Pflanze befinden.



Die essbaren Früchte - Nüsse/Bucheckern - befinden sich in dornigen, dreikantigen, stark verholzten Kapseln, die bis zu drei Zentimeter lang sein können. 

Vermehrt werden die Hängebuchen aber durch Aufpfropfen einer Hängebuche auf eine Buche, was an dem charakteristischen Wulst am Stamm leicht zu erkennen ist. Inzwischen werden für kleinere Gärten oder Terrassen auch auf Hochstämmchen veredelte Exemplare der Schwarzroten Hängebuche angeboten ( Fagus sylvatica 'Rohan Weeping' ), die in der Höhe nicht mehr weiter wachsen, aber eine in allen Richtungen immer buschiger werdende Krone entwickeln. Noch kleiner und für Kübel geeignet ist die Fagus sylvatica 'Purpurea Nana', die maximal nur drei Meter in Höhe und Breite erreichen kann.


Hängebuchen mit niedriger Stammaufspaltung, schlangenförmigem Astwuchs und breiter Krone werden leicht mit den Süntelbuchen verwechselt, über die Mano an dieser Stelle berichtet hat.

Wie schon oben erwähnt finden Trauerbuchen ebenso wie Trauerweiden oder Trauerbirken gerne einen Platz auf Friedhöfen, denn durch ihre herabhängenden Zweige vermitteln sie einen melancholisch- traurigen Eindruck, als ob sie fließende Tränen wären. Gleichzeitig scheinen sie Schutz zu bieten, indem sie die darunter stehenden Grabstätten umhüllen und so Ruhe und Sicherheit vermitteln. Da gefallen mir die wie riesige, aber luftige Sonnenschirme funktionierenden Hängebuchen auf dem Spielplatz aber doch besser...









Dieser Post wird wieder verlinkt mit Ghislanas Naturdonnerstag/ Schwerpunkt "Baum", immer am 1. Donnerstag des Monats. 

14 Kommentare:

  1. Guten Tag liebe Astrid,
    sehr gerne las ich über die Hängebuche, wir haben sie hier im Dorf auch und der Schatten darunter ist so wohltuend kühlend. Vielleicht dank der Grösse des Baums.
    An die Trauerweide habe ich wunderschöne Kindheitserlebnisse, mit den herabhängenden Ästen spielten wir, mal Tarzan, mal hatten wir innen drinnen unser "Häuschen".
    Liebe Grüsse
    Eda

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  2. Einfach ein lässiger Baum. Ich fürchte nur die Klimakrise wird ihn aus unseren Breiten verdrängen. Hitze ist unsere Zukunft!

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  3. Ein wunderschöner Baum und von Dir so interessant beschrieben. Bei uns gibts nicht viele davon, die fallen einem ja schon auf. Im Stadtpark haben wir einen.
    Manos Süntelbuchen sind ja auch wundersame Bäume. Wie im Märchen. Solche habe ich noch nie gesehen.
    Auf jeden Fall heute schon einiges gelernt bei Dir hier!
    Herzlichst, Sieglinde

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  4. Those are really impressive trees!

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  5. Ich mag ihn sehr gerne liebe Astrid.
    Er wächst auf dem Grundstück einer Chorfreundin von mir und ich habe auch schon mal im einem Baumpost davon geschrieben.

    Lieben Gruß Eva
    https://schwabenfrau.blogspot.com/2019/04/die-hangebuche-fagus-sylvatica-pendula.html

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  6. Ein guter Schattenspender im Sommer und wunderschön anzusehen auch blattlos im Winter! LG Ulrike

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  7. Hoffentlich leidet die schöne Trauerbuche nicht zu sehr unter dem nächsten trockenen Sommer.
    Jedenfalls wird ihr Schatten und ihre schutzspendende Form gern als Unterstand genutzt.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  8. wieder ein schöner bericht den ich leider nur teilweise lesen kann... liebe grüsse aus castres!

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  9. Gewaltige Bäume! Ich mag sie sehr, diese Trauerformen, egal bei welchem Baum. Sie haben so etwas *Umarmendes*
    Liebe Grüße
    Nina

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  10. so ein wunderschöner Buam
    ich glaube ich habe in Natura noch keine gesehen
    da hat man ein schönes Schattenplätzchen
    Schade dass keine Bank drunter steht

    liebe Grüße
    Rosi

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  11. Doch, in seinem Schatten gibt es Bänke. Die stehen nur am Rande der Sandgrube mit dem Klettergerüst für kleine Kinder. Sonst würde ich es aus Dauer auf dem Spielplatz nicht aushalten...
    LG

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  12. Liebe Astrid,
    was für ein wunderbarer Baum. Deine Infos sind sehr interessant. Hier bei uns weiß ich nicht, ob es diese besondere Buche auch gibt, werde jetzt aber darauf achten!
    Angenehmen Donnerstag und lieben Gruß
    moni

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  13. Schön der Vergleich mit und ohne Blätter. Bei uns im Park wachsen auch welche.
    L G Pia

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  14. Nach einem Hitzetag wie diesem einschließlich Berlin-Fahrt mit Hindernissen, um das große Enkelkind in den richtigen Zug gen Norden zu setzen, kann ich mir die kühlende Wirkung des enormen Blätterdachs gut vorstellen. Mein Mann hat so eine Buche am Gartenrand in Freiberg gepflanzt, ich bin mir aber keineswegs sicher, was es nun genau für eine ist. Jedenfalls hängt sie und ist dunkellaubig und spannend wäre zu wissen, wie groß sie wohl eines Jahres wird... Dieses Jahr soll sie voller Blatt- und Woll-Läuse sein, wurde uns geschrieben, wir haben es noch nicht selber gesehen. Auch zwei andere Bäume wären befallen... Hm, kann ja nicht an den Bäumen liegen... Mal schauen... Liebe Grüße Ghislana

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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