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Das sind fünfundzwanzig der insgesamt 95 Frauenporträts, die Bloggerfreundin Strohzugoldlisa seit dem 8. Februar dieses Jahres bis zum 12. Mai gemalt hat, auf Verpackungen, alten Briefen, Zeitschriftenblättern. Es sind Frauen, "die zum Schweigen gezwungen wurden und werden", und zwar in der katholischen Kirche.
"Maria 1.0 ist eben die schweigende Frau, die Dienende, wobei gegen Dienst nichts zu sagen ist, aber das Bild der Maria ist die Schweigende, nichts zu sagen Habende, so ist es uns vermittelt worden. 2.0 heißt Neuanfang: Alles auf null stellen. Wir sind nicht mehr so!" Das hat Lisa im Gespräch mit dem Deutschlandfunk gesagt.
Genau: Die Frauen von Maria 2.0 wollen nicht mehr Wesen sein, die mundtot gemacht werden, die schweigen, wenn ihnen klar wird, dass Kinder in der Kirche missbraucht werden, von den Bischöfen & Kardinälen aber ein Schweigekartell errichtet wird und das Treiben in neuen Gemeinden mit neuen anvertrauten kleinen Menschen weitergeht.
"Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Abends habe ich heulend im Lesekreis gesessen und gesagt: Die frohe Botschaft kann man in diesem Grauen nicht mehr finden", erzählt Lisa in einem weiteren Interview über ihre Reaktion, als ihr das ganze Ausmass des kirchlichen Versagens klar geworden war.
An diesem Abend im Januar hat Lisa beschlossen, jeden Tag eine Frau mit einem durch ein Pflaster verschlossenen Mund zu malen und ihre Mitschwestern aufzurufen, im Marienmonat, vom 11. bis 18. Mai, keine Kirche mehr zu betreten und dort die von ihnen verrichteten Dienst nicht mehr auszuüben. "Wir, die wir sowieso als Frauen einen ganz großen Teil, viel mehr als 50 Prozent dessen, was in Kirche an der Basis passiert, tragen, lassen es für eine Woche, um zu zeigen, was ist, wenn wir nicht da sind."
Die Frauen sind die Säulen der Gemeinden, das habe selbst ich, kirchenfern, immer wieder erfahren. Aber sie haben nichts zu sagen. Da ihnen ihr Glaube, ihre Kirche aber am Herzen liegt, ist der Austritt keine Alternative. Zeitgleich zur Idee des Streiks entstand ein offener Brief an Papst Franziskus, der in der Gemeinde vorgelesen und Zustimmung gefunden hat. Darin wird gefordert:
- kein Amt mehr für Missbrauchstäter, -dulder und -vertuscher
- die selbstverständliche Überstellung der Täter an weltliche Gerichte,
- Zugang von Frauen zu allen Ämtern der Kirche
- die Aufhebung des "Pflichtzölibats" und
- eine Ausrichtung der Sexualmoral an der Lebenswirklichkeit der Menschen
Vor drei Jahren ist Maria Magdalena von Papst Franziskus zur "Apostola Apostolorum" erhoben und damit den zwölf Jüngern gleichgesetzt worden. Sie war diejenige, die als allererste Person dem auferstandenen Jesus entgegengetreten ist, weil sie ihn gesucht hat, nicht seine anderen Jünger. Aber vermittelt wurde dem Kirchenvolk nur ihr Aspekt der reuigen Sünderin und damit war sie kalt gestellt. So wie Maria auf einen unerreichbaren Sockel gehoben wurde, auf dem sie nur schweigend & duldsam stehen kann. Beide aber waren aktiv am Leben Jesu beteiligt. Der Papst selbst hat damit das Nachdenken über den Diakonat der Frau auf die Agenda der Kirche gesetzt und einen Anstoß gegeben. Die Frauen von Maria 2.0 wollen ihn beim Wort nehmen und die hierarchischen Strukturen und die Diskriminierung der Frauen in der Kirche angehen.
Ich habe mich sehr, sehr gefreut, dass Lisa mich in ihre Porträtsammlung aufgenommen hat. Wer hier liest, weiß, dass ich eigentlich Agnostikern bin und damit sehr kirchenfern.
Aber von meinem zweiten bis achtzehnten Lebensjahr habe ich in lauter katholischen Erziehungseinrichtungen den Mund verboten bekommen, das Pflaster der Maria 1.0 getragen, bis ich vor 49 Jahren, einen Monat nach meinem Abitur an einer Nonnenschule, beim Amtsgericht meinen Kirchenaustritt erklärt habe. Ich konnte nicht mehr ertragen, dass Jesus' Wort "Was du dem geringsten meiner Brüder getan hast, das hast du mir getan" bei all den mich umgebenden Vertretern der Kirche einfach nicht gegolten und das Verhalten bestimmt hat. Für mich habe ich in der Rückschau einen passenden Weg genommen. Trotzdem fühle ich mich mit all den Frauen von Maria 2.0 solidarisch und wünsche ihnen alles, alles Gute für ihren Weg!
Aber von meinem zweiten bis achtzehnten Lebensjahr habe ich in lauter katholischen Erziehungseinrichtungen den Mund verboten bekommen, das Pflaster der Maria 1.0 getragen, bis ich vor 49 Jahren, einen Monat nach meinem Abitur an einer Nonnenschule, beim Amtsgericht meinen Kirchenaustritt erklärt habe. Ich konnte nicht mehr ertragen, dass Jesus' Wort "Was du dem geringsten meiner Brüder getan hast, das hast du mir getan" bei all den mich umgebenden Vertretern der Kirche einfach nicht gegolten und das Verhalten bestimmt hat. Für mich habe ich in der Rückschau einen passenden Weg genommen. Trotzdem fühle ich mich mit all den Frauen von Maria 2.0 solidarisch und wünsche ihnen alles, alles Gute für ihren Weg!
Der Aktion Maria 2.0 wünsche ich auch ein gutes Gelingen! Heute ist bei uns die Zeitung voll davon. Möge es (sich) mal richtig (aus-)wirken!
AntwortenLöschenDa ich lange bei der evangelischen Kirche gearbeitet habe mit Frauen, weiß ich auch um den Schmerz besonders der katholischen Frauen an ihrer Kirche.
Aber das sprengt solch einen Kommentar...
Dein Bild ist sehr gelungen, ich habe grad schon bei Lisa kommentiert.
Es ist eine verdiente Ehre, dass Du mit aufgenommen worden bist. Ich freue mich sehr darüber.
Herzlichsten Gruß von Sieglinde
Liebe Astrid,
AntwortenLöscheneine Gleichstellung der Frau in der katholischen Kirche ist schon weit mehr als längst überfällig. (Da habe ich jetzt sehr lange nach Worten gesucht und bin mir immer noch nicht sicher, ob sie ausdrücken, was ich sagen will, denn dieses Patriarchat ist unerträglich und schon viel zu lange unangetastet.) Ich hoffe, dass Maria 2.0 Erfolg hat. (Nur dieses 2.0 gefällt mir nicht so recht. Ich muss da immer an Computer und Technik denken.)
Ich kann mir vorstellen, dass ein Austritt aus der katholischen Kirche vor 49 Jahren nicht so einfach war. Den Mut dies, in jener Zeit, zu tun, muss man erst mal aufbringen. Respekt.
Ich wünsche Dir einen guten Start in die Woche.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Mutig war es nicht, nur konsequent. Übel war, dass die Heimatgemeinde informiert worden ist und dann meine minderjährigen Brüder darunter leiden mussten. Daher auch meine Haltung, was die strikte Trennung von Kirche und Staat anbelangt.
AntwortenLöschenEinen gute Woche!
klasse, dass du lisas aktion hier vorstellst!
AntwortenLöschenliebe grüße
mano
ein weitergeleiteter Kommentar von meiner Mama:
AntwortenLöschenLiebe Astrid,
Laß mich auch meinen Senf dazu geben. Diese Aktion ist sowas von überfällig gewesen. Ich danke und bewundere alle Frauen die sich hier auf die Socken machen und Bewegung in die Sache bringen. Nur so kann ein Fortschritt erzielt werden. Abstrafen mit Arbeitsverweigerung, vielleicht geht dann ein Leuchten durch die Herrscher der Kath. Kirche. Ich selbst bin ja ev., lebe aber in einer Mischehe und unsere Kinder sind ev.
Früher wollte ich immer Kath. sein, meine Freundin war kath. und als sie Kommunion hatte war ich total neidisch, ob der weißen Kleidchen und Kränzchen. Auch die Gewänder der Priester, mit ihren Utensilien die sie in die Lüfte schwangen und der Weihrauch faszinierten mich, daß ich sogar einmal barfuß mit Badehose zur Maiandacht mit der Freundin ging. Meine Mama wußte da nichts davon und hat sich anschließend geschämt.
Heute muß man davon ausgehen daß man in Badekleidung begrabscht würde.
Es wird Zeit damit aufzuräumen, Gott hat schließlich die Sexualität geschaffen, nun muß er endlich auch dafür sorgen, daß sie da gelebt werden kann wo sie hingehört. Zu einer Familie, auch für Katholiken, was ist das denn für ein Blödsinn. Kenne ich bei keiner anderen Religion.
Hoffnung, denn sie stirbt zuletzt, denkt die Helga
Ich mag ja die Idee die Kirche zu stupsen, aber eine Woche ist ... irgendwie ein Scherz!
AntwortenLöschenSorry.
Frauen sollten die katholische Kirche meiden wie die Pest. Du würdest ja auch nicht in einem Konzern arbeiten, in dem nur die Männer bezahlt werden. Und wenn wir schon dabei sind. Du würdest auch deine Kinder dort nicht hingeben.
Sorry,
aber die katholische Kirche ist ein Moloch. Und sachtes Piepen von Frauen, wird da nicht viel ändern.
Da müsstet ihr schon mit dem Hammer in die empfindlichen Stellen hauen. Wenn ihr versteht was ich meine.
Frau könnte ja einfach eine weibliche Kirche gründen. Das wär' vielleicht was.
Wenn sie doch Erfolg hätten. Aber ich glaube nicht mehr daran. In Europa wäre vielleicht noch Wandel möglich, aber in der katholischen Kirche in Afrika und Asien ist überhaupt nicht an Wandel zu denken. Auch in den USA ist es ganz schwierig. Warten wir's ab.
AntwortenLöschenMagdalena
Ich habe Lisa gestern in beim Tagesgespräch in WDR5 gehört - beeindruckend. Auch hier bei uns breitet sich die Aktion aus. Liebe Grüße, Sabine
AntwortenLöschenAuch ich wünsche den Frauen hinter Maria 2.0 allen erdenklichen Erfolg.
AntwortenLöschenEs ist höchste Zeit, dass sich die Frauen gegen die Unterdrückung und Kaltschaltung durch die organisierte Kirche wehren.
Liebe Astrid, das hast Du wunderbar zusammengefasst! Ich wundere mich alks Nichtkatolikin immer wieder über all die vielen schmerzlichen Geschichten, die ich von Menschen zu hören bekomme, die mit dieser Kirche aufgewachsen sind...vieles ist mir so rätselhaft und ich bin so froh über all die Menschen, die für die Veränderung aufstehen. Lisas Aktion ist ein großes Beispiel dafür, wie aus einer Hand voll Menschen viele, viele mehr werden können. Liebe Sonntasgsgrüße, gerade mit Kirchengeläut ;-)
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