Samstag, 2. März 2019

Mein Freund, der Baum: Judasbaum

Die Entscheidung für den heutigen Baum in meiner Porträtreihe fiel mir leicht, denn so langsam bekommt man wieder Sehnsucht nach Farbe in der Natur. Und der Judasbaum gehört zu den Vertretern unter den Gehölzen- manche sprechen gar vom König der Frühlingsblüher -,  die einen schon recht früh im Jahr damit erfreuen.  

Mit Judasbaum meine ich den gewöhnlichen Judasbaum Cercis siliquastrum, der bei uns in der Regel als Ziergehölz gepflanzt wird. Die Gattung Cercis umfasst aber eine ganze Reihe anderer Arten, die über die Nordhalbkugel verbreitet sind. Bei uns durchgesetzt hat sich die südeuropäische Variante. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich über den Mittelmeerraum bis nach Vorderasien.

Dort wächst er bevorzugt auf kalkhaltigen, nicht zu nährstoffreichen Böden und bis auf Höhen von 400 Metern, gerne in lichten Wälder. Oft wächst er aber auch strauchförmig als sogenannte Pioniervegetation auf steinigen, armen Böden. Auf jeden Fall ist sein Lieblingsstandort ein windgeschützter, sonniger Platz.  Dann wächst er gerne, aber langsam zu einem imposanten Strauch heran.

Als Tiefwurzler übersteht der Judasbaum Trockenzeiten und reagiert auf Staunässe empfindlich. Ältere Pflanzen sind bei uns winterhart, junge Pflanzen benötigen je nach Gegend einen zusätzlichen Winterschutz.


Judasbäume können bis zu sechs Metern, in Ausnahmefällen sogar bis zu 13 Metern groß werden. Dafür benötigen sie aber bei einem jährlichen Wachstum von bis zu 50 cm eine ganze Weile. Sie wachsen entweder als Strauch oder Baum mit ausladender Krone, können aber auch als hochstämmiger Kugelbaum gezogen werden. 


Die Baumrinde ist rau, hellgrau und mit einer großen Anzahl von Rissen durchzogen, die von vielen rotbraunen Längsrissen durchteilt werden. Das gibt einen schönen Kontrast zu den grünblauen Blättern. 


Abgesehen vom Lebkuchenbaum Cercidiphyllum japonicum ist der Judasbaum der einzige Stammblüter bei Gartengehölzen hierzulande. Stammblütigkeit oder Kauliflorie bedeutet, dass die Blüten in sitzenden Büscheln oder kurzen Trauben sowohl an zweijährigen Zweigen und älteren Ästen, aber auch am Stamm erscheinen, und zwar von April bis Mai vor dem Blattaustrieb. Die Blütenfarbe ist purpurrosa, es gibt aber auch Sorten mit weissen Blüten. Diese ähneln sehr stark Ginsterblüten. 

Die Blüten sind nicht nur schön anzusehen, sie sind auch essbar, z.B. im Salat, und setzen durch ihren dezenten Geschmack einen weiteren Akzent. 

Die Stammblütigkeit ist übrigens ein Trick der Natur bzw. eine Überlebensstrategie, um auch kriechenden Insekten und Kleinsäugern den komfortablen Zutritt zwecks Bestäubung und Verbreitung der Samen anzubieten. Der Judasbaum wird auch von Imkern sehr geschätzt, da die üppige Blütenpracht eine große Menge an Nektar und Pollen zur Verfügung stellt.  


Mit dem Abklingen der Blüte erscheinen die 5 bis 6 cm langen, grünen Schoten, die im Herbst dann erst braun werden. 

Auch die herzförmigen Blätter bilden sich erst zum Ende der Blütezeit aus und sind anfangs bronzefarben und verändern ihre Farbe zu einem angenehmen Blau-grün. Sie sind wechselständig angeordnet, gestielt, haben eine Durchmesser von bis zu 13 cm, sind oft breiter als lang und ganzrandig. Im Herbst färben sie sich gelb bis orange. Kleinen Nebenblätter fallen früh ab.

Die braunen Schoten bleiben bis in den Winter hinein am Baum hängen. Sie enthalten viele eiförmige Samen. Die Hülsen springen auf einer Seite auf und geben dadurch die Samen frei, die bei verschiedenen Vogelarten sehr beliebt sind . Im Gegensatz zu den Blüten sind die Hülsen jedoch leicht giftig und sollten vom Menschen nicht verzehrt werden.

Der Gewöhnliche Judasbaum aus dem Mittelmeerraum ist bei uns seit vierhundert Jahren eingeführt. Carl von Linné hat ihn erstmals 1753 beschrieben.

Seine Verträglichkeit gegenüber grösseren Hitze- und Trockenperioden verschafft dem Judasbaum einen klaren Vorteil an extremen Standorten, vor allem in den Städten, und er gilt deshalb als Klimawandelgehölz. Schädlinge und Pilze sind an ihm so gut wie nie zu finden, er ist aber - wie viele der Bäume, die ich zuletzt gepostet habe - anfällig für die Verticillium-Welke, eine Pilzerkrankung. Zeigen sich andere Ausfallerscheinungen, sollte unbedingt der Standort überprüft werden. 

Um den kleinen, schönen Baum rankt sich die Sage, dass Jesus Jünger Judas Ischariot, der ihn ja laut Bibel verraten hat, sich anschließend an einem Baum dieser Art aufgehängt hat. Sofort soll sich die üppige purpurfarbene Blüte gezeigt haben, als ob der Baum vor lauter Scham rot angelaufen sei. Die Blätter, fast rund wie Münzen, sollen das Bestechungsgeld abbilden, welches Judas für seinen Verrat erhalten hat. 





Eigentlich sollte dieser Post mit Ghislanas Naturdonnerstag/ Schwerpunkt "Baum", immer am 1. Donnerstag des Monats, verlinkt werden. Da sich Ghislana aber anderswo Bäume und noch viel mehr anschaut, wird das im April nachgeholt... Dafür setzte ich einen Link zum Vorfrühlingsglück bei Loretta und Wolfgang




12 Kommentare:

  1. Was für ein wunderschöner Baum, leider habe ich ihn bewusst noch nicht gesehen, blühend wäre er mir auf alle Fälle aufgefallen. Ein Traum!
    Allerdings haben wir hier auch eher sauren Lehmboden, gar nicht Nährstoffarmband.
    Schönes Wochenende und liebe Grüße
    Nina

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  2. Ein wunderbarer Baum. Der wird uns in Zukunft sicher öfters begegnen, wenn er so tauglich ist für dürrere Zeiten.
    Danke fürs Vorstellen - auch der Geschichte, die seinen Namen begründet.
    Ein munteres Karneval-Wochenende wünscht Sieglinde

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  3. nicht nur die blüten, auch die blätter sind schön... dein billet wieder gut getroffen! jedes jahr sehe ich diesen baum in collioure..!bises

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  4. Liebe Astrid,
    sehr schön, wir haben hie in Bietigheim 3 dieser Judasbäume und ich warte schon sehnsüchtigt, bis ich ihn zeigen kann.
    Ich habe zwar den jetzt noch dürren Baum schon fotografiert, aber ich warte dennoch.
    Sehr schön!
    Lieben Gruß Eva

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  5. Oh liebe Astrid das ist wirklich ein ganz besonderer Baum den ich auch sehr schätze. In unseren Garten hat er leider nicht mit hineingepasst aber einen kleinen kanadischen Judasbaumstrauch den haben wir gleich im ersten Jahr in die Mitte des Gartens gepflanzt. Ich liebe ihn sehr und konnte mich letztes Jahr das erste Mal über Blüten freuen. Ich mag die herzförmigen Blätter auch so gerne♥

    Liebe Wochenendgrüße
    Kerstin

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  6. Die Farben sind wirklich eine Pracht. Ich werde mal Acht geben, ob ich hier auch Judasbäume entdecken kann.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  7. Sehr interessant! Mit Bewusstsein habe ich noch keinen gesehen, aber ich werde mal danach Ausschau halten.
    LG
    Magdalena

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  8. Einer der ersten exotischen Bäume, die mir meine Mutter zeigte und erklärte: Albert Schulte Park Worms. Danke für Dein ausführliches Portrait! Hier stehen einige vor der Schule und ich freu mich immer über Ihre Blüten. Bon weekend und alaaf! Eva

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  9. Liebe Astrid,
    Das ist ja ein sehr schöner Baum. Die Blüten sind spektakulär. Ich kannte ihn bisher nicht.
    Vielen Dank für dieses schöne Porträt.
    Liebe Grüße
    Steffi

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  10. This tree looks very beautiful, I don’t know it - have to google.

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  11. Liebe Astrid,
    wie schön, dass Du uns diesen ganz besonderen Baum so ausführlich und mit so vielen wunderbaren Fotos vorstellst. Ich kannte ihn noch nicht.
    Liebe Grüße
    moni

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  12. Ein wunderschöner Baum,
    der mir jedoch bisher nicht bekannt war.
    Mein Beitrag:https://kreativ-im-rentnerdasein.blogspot.com/2019/04/baum-impressionen.html#comment-form
    Ein schönes Wochenende wünscht
    Jutta

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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