Samstag, 23. Februar 2019

Meine 8. Kalenderwoche 2019

Am Dienstag durfte ich das Gästezimmer ( mit Blick auf die Magnolie ) herrichten für einen besonders geschätzten Gast.






Fotos habe ich von unserem gemütlichen Abend und dem gemeinsamen Frühstück nicht gemacht, das Erzählen war wichtiger. Dafür gibt es einen sneak peak auf einen Post über eine großartige Frau, den ich in zwei Wochen veröffentlichen werde...

Mehr karnevalistische Dekoration gab es in diesem Bereich der Kölner Innenstadt noch nicht, als ich am Donnerstag mal wieder zu meiner Bank gefahren bin. Dafür anschließend für mich einen Arm voll Blumen, denn an diesem Stand mache ich immer "Schnäppchen", insofern als die Blumen von dort immer sehr frisch und lange haltbar sind.

In meiner Küche sind auf die Bilderleiste ein paar Erinnerungen an die 5. Jahreszeit gewandert, denn dass der Winter ein "Geh hinter"* zu hören bekam, ist mir auch klar.

Sonst in dieser Woche kein Jubel, aber Trubel und viel Heiserkeit: In dieser Woche haben doch tatsächlich Spetzbove per Telefon versucht, unsere Nachbarn dazu zu bringen, ihr Bankschließfach zu räumen und den Inhalt angeblichen Polizisten zu übergeben. Trubel gab es dann, als die echte Polizei sich auch zur Übergabe einfand...


Da ich inzwischen stimmlos bin, haben wir dann auch am Freitagabend nicht den letzten Stammtisch unserer Karnevalsgruppe vor dem Zoch wahrgenommen. Kostüme nähen kann ich allerdings auch ohne Stimme. Leider muss ich da auch noch viel tun...

Wenn ich zwischendurch Salbei- oder Ingwertee trinke, genieße ich den Sonnenschein in Haus und Garten.




"Worte können wie winzige Arsendosen sein: 
Sie werden unbemerkt verschluckt; 
sie scheinen keine Wirkung zu tun 
- und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da."

Victor Klemperer,
deutscher Philologe und Politiker


Diese Einsicht sollten wir immer wieder in Kopf und Herz bewegen, in diesen merkwürdigen Zeiten, in denen wir grade leben. Seit Jahr und Tag versuchen Politiker & Propagandisten - wie einst im vergangenen Jahrhundert mit den sattsam bekannten Folgen - politische und gesellschaftliche Geschehnisse in ihrem Sinne anders erscheinen zu lassen, als sie sind, und wir sie wahrnehmen.

Da werden Begriffe gewählt, die z. B. die tatsächlichen Gründe für Flüchtlingsbewegungen verschleiern und sie als ein Naturereignis erscheinen lassen. Es erinnert mich immer wieder daran, wie ich als Kind das Schicksal meiner vertriebenen Großeltern und meiner Mutter bzw. den Tod der Väter meiner Cousins und Cousinen einem Naturereignis namens Krieg zugeschrieben habe - bis ich selbst lesen konnte und mir ein Zeitungsbericht über die tatsächlichen Vorkommnisse und ihre Verursacher in die Hände fiel und ich anschließend aus allen Wolken, desillusioniert, auch über die Wahrhaftigkeit meiner Erwachsenen, die mir dazu doch  immer angehalten hatten...

Hören ( oder lesen ) wir das Wort "Zitrone", denken wir automatisch gelb und sauer, hören wir "Zimt" denken wir an weihnachtliche Gerüche, Gebäck oder entsprechend gewürzte Speisen. Hören ( oder lesen ) wir "Flüchtlingswelle", kommen uns die Bilder der Tsunami 2004 in Indonesien und 2011 in Japan in den Sinn, sehen wir riesige Wellen gnadenlos über menschliche Behausungen rollen - an Menschen, die sich vor brutaler kriegerischer Gewalt in ihrer Heimat auf einen gefahrenvollen Weg machen, um in einer fremden Kultur zu überleben, denken wir in der Regel nicht.

Das, was da mit uns passiert, nennen Fachleute - in diesem Falle Linguisten - "Framing".

Es bedeutet, dass wir mit einem Begriff sehr viel mehr verbinden als das Bezeichnete, nämlich all die Assoziationen, die der Begriff in uns hervorruft, und uns entsprechend in unserem Handeln beeinflussen lassen.

Sprache hat im politischen Handeln schon immer eine wichtige Rolle gespielt: Schon in der Antike wurde die Rhetorik als kunstvolle Disziplin angesehen und spielte in Athen zum Beispiel für die Meinungsbildung bei den Bürgern eine wesentliche Rolle. Durch unserer neuzeitliche Neuro- und Kognitionsforschung verfügen wir aber über ein Wissen, das die klassische Rhetorik wesentlich übertrifft.

Das Konzept des Neuro - Linguistischen Programmierens (NLP) hat Politiker & Propagandisten nämlich ganz andere Instrumente in die Hand gegeben, uns zu manipulieren - auch wenn die Erfinder des NLP dies abstreiten und für sich reklamieren, ethische und moralische Prinzipien zu achten. Fakt ist, dass populistische Politiker entsprechende Kurse besucht bzw. selbst NLP - Trainer sind. Da passieren dann solche Sachen, dass auf eine klare Frage eine Unterstellung folgt und ein demzufolge falsches Argument so lange wiederholt wird, immer und immer wieder, bis die ursprüngliche Frage längst vergessen - unangenehmen Fragen wird also nicht ausgewichen, sei werden geradezu zerstört. Als Wortergreifungsstrategie bezeichnen Rechte ein solches Vorgehen ( und haben dafür 2006 eine Handreichung für Gleichgesinnte herausgegeben ), das die Absicht hat, die Deutungshoheit über soziale, politische und historische Themen zu erobern und in eigener Sache zu agitieren ( im Augenblick erlebe ich etwas Ähnliches in den Kommentaren auf der Seite von Prof. Kristina Wolff zur Gewalt gegen Frauen, die - kaum hat sie sich dagegen verwahrt - sofort wieder wie ein Krebsgeschwür zu wuchern beginnen ). Erreicht man nicht die Meinungsführerschaft, gibt man sich mit der Verunsicherung des politischen Gegners auch zufrieden.

Warum ich heute über NLP, Wortergreifung und die Macht von Framing-Effekten schreibe? Sie haben unsere Kommunikation zu politischen & gesellschaftlich relevanten Themen völlig verändert, denn Parteien  & Propagandisten versuchen heute gezielt, unsere Gedanken und Diskussionen mit ihrer Hilfe in eine bestimmte Richtung zu lenken. Und jetzt kommt's, weshalb ich heute so weit aushole: Wirklich kritisch wird es, wenn Medien solche Formulierungen & Aussagen unhinterfragt übernehmen und reproduzieren.

Warum ich das Thema heute auch aufgreife, sind die perfiden Angriffe auf die ARD, die die  Linguistin Elisabeth Wehling vor zwei Jahren (!) in Anspruch genommen hat, um besser gegen die Sprachtricks der Politiker & Propagandisten gefeit zu sein. Frau Wehling hat daraufhin einen Leitfaden verfasst, damit die Mitarbeiter nicht auf jeden sprachhandwerklichen Trick hereinfallen. Ausgerechnet die "B*ILD" - Zeitung, deren manipulativen Fähigkeiten mich schon in meiner Jugend in Harnisch gebracht haben, wirft jetzt der ARD vor, sie wollten "uns umerziehen". Wer jetzt aufgepasst hat, was ich zu "Framing" geschrieben habe, merkt sofort, welcher Denkrahmen da dem Leser mitgegeben wird: Totalitäres Regime.

Ich für meinen Teil empfehle, die ganze Sache niedriger zu hängen. Es geht nämlich in dem kritisierten Papier keineswegs um die "Gleichschaltung der Berichterstattung", sondern um die Bewusstmachung der Folgen bestimmter Formulierungen. Das ist völlig legitim. Und schadet auch uns  nicht, wenn uns dieser Mechanismen bewusst sind. Als ich in den 1970er Jahren in den Schuldienst kam, war Linguistik Bestandteil des Deutsch - Lehrplans, dann aber von der Bildfläche komplett verschwunden...







Verlinkt mit Andreas Samstagsplausch sowie dem Vorfrühlingsglück bei Wolfgang & Loretta

* Das Gedicht von Morgenstern ist hier zu hören.

20 Kommentare:

  1. Liebe stimmlose Astrid,
    was soll das nächste Woche werden, wenn dat Trömmelche jeht und Du nicht mitsingen kannst... Also, schon Deine Stimmbänder, damit Donnerstag wieder alles fluppt.
    Deinen Blumenstand kenne ich auch und mag auch den Verkäufer gern. Der hat immer gute Tipps parat, obwohl ich ihm nicht immer glaube.
    Aber die Blumen von dort sind klasse.
    Leider war ich schon viel zu lange nicht mehr dort.
    Dir wünsche ich ein sonniges Wochenende, ganz liebe Grüße
    Nicole

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  2. ohhh
    erst einmal gute Besserung

    na das war dann ja Aufregung bei den Nachbarn
    inzwischen sollten doch auch die Ganoven wissen dass der Trick meist nicht mehr zieht ..

    lieber Besuch ist auch etwas Feines ..
    und da muss man auch keine Bilder von machen ;)

    Ich hoffe du bekommst dein Nähpensum noch bewältigt ..

    die Bildzeitung fass ich ja meist nur mit 2 Findern an
    man will sich ja nicht schmutzig machen ;)
    ab und an bekomme ich samstags beim Frühstück eine überlassen
    es war schon immer so.. je lauter einer schreit
    um so mehr Dreck hat er selber am Stecken
    immer schön ablenken

    liebe Grüße
    Rosi

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    1. Die "Pflicht" beim Nähen habe ich nun erledigt. Jetzt kommt der Kleinkram, weil ich perfektionistisch bin und mir immer so viel zusätzlich einfällt. Außerdem habe ich noch so viel Material übrig und immer noch schwarzes Garn in allen Maschinen eingefädelt...
      Einen schönen Sonntag!

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  3. Hallo liebe Astrid ,
    Ich bin mal heute nicht stimmlos,aber mein email Konto funktioniert nicht. Also geht es mir im übertragenen Sinn wie Dir, nur hilft kein Salbeitee. Es geht glaub ich nur auf folgenden Account ddddeschner@gmail.com. die anderen email finden ich nicht mehr.
    Schöne Frühlingsgefühle zeigst Du. Ich freue mich schon auf die Faschingsbilder.Da ist es ja bei uns mau.
    Ich wünsche ein schönes Wochenende.
    Ich liebe die Aufnahme von La mer
    Liebe grüße
    Dorothea

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  4. Wow bei eurer Magnolie fehlt nicht mehr viel bis die Knospen platzen. Bei uns ist die Vegetation mehr als zwei Wochen im voraus, hoffentlich holt uns der Winter nicht nochmal ein.
    Wünsche dir recht baldige Besserung

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  5. gute besserung! und doch viel freude beim schwarzen-sachen-nähen...bin entsetzt , diese geschichte deiner nachbarn...liebe grüsse

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  6. Echt jetzt, keine linguistischen Themen mehr im Deutsch-Kurs? Ich hab Linguistik in Schule und Uni immer so geliebt. Politische Reden haben wir gründlichst im Deutschunterricht auseinander genommen. Da klingeln mir heute noch die Ohren.
    So was darf doch nicht gestrichen werden.
    Auf dein nächstes Frauenportrait bin ich ja jetzt sehr neugierig.
    Deine Magnolie verspricht ja ein herrliches Blütenmeer zu werden! Hoffentlich erholt sich deine Stimme rasch wieder (mich erinnert das an meine Recurrens-Parese nach der Schilddrüsen-Op im letzten Jahr. Da habe ich wochenlang nur noch gepiepst...). Gute und rasche Besserung!
    Liebe Grüße
    Andrea

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  7. (D)eine schöne Bilderwoche. Liebe Grüsse an dich. Regula

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  8. Guten Morgen liebe Astrid,
    herzlich gute Besserung, der Ingwertee und der Salbeitee helfen dir hoffentlich bald wieder plaudern zu können.
    Dir einen sonnigen Sonntag und
    liebe Grüsse
    Eda

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  9. Liebe Astrid,
    Sprache war schon immer manipulativ, und es beginnt schon im Bekanntenkreis oder besser, immer dann, wenn ein Thema kontrovers diskutiert wird, denn fast jeder verfolgt eine Absicht, die er durchsetzten möchte. Und es betrifft alle Lebensbereiche. Womit ich nicht sagen möchte, dass die verfolgte Absicht in jedem Fall zu verurteilen wäre.
    Aber man muss sich dessen natürlich bewusst sein, und man kann eigentlich nicht oft genug darauf hinweisen.
    Ich bin übrigens auch gegen die GEZ. Früher einmal habe ich die Gebühren verteidigt, aber als dann ein Teil der öffentlichen Sender den Privaten nacheiferte, konnte ich die Zahlungen nicht mehr nachvollziehen (3Sat, Arte und DLF mal ausgenommen, und wahrscheinlich gibt es noch mehr gute Sender, die ich aber nicht kenne. Für die drei genannten würde ich auch freiwillig zahlen.)
    Ich wünsche Dir noch einen schönen Restsonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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  10. Liebe Astrid, dann schone deine Stimme um den Karneval voll geniesen zu können. Ich bin davon kein Fan, aber denke, dass ich es sicher auch wäre wenn ich am Rhein leben würde. Zeigst du uns auch deine genähten Kostüme? Beste Grüße von Rela

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  11. Oh, oh, gute Besserung haben wir zuviel geschwatzt? Es war so schön 💛. Und dein Gästezimmer-Schneeglöckchen -Sträußchen habe ich einer lieben Freundin als Foto zum Geburtstag geschickt 😃. Liebe Grüße und lass es dich nicht verdrießen (Jedes Mal in Köln fallen mir Redewendungen meiner Mutter ein...) Ghislana

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  12. Das hast Du ganz prima "auseinanderklamüsert". Sprache ist eine spitze Waffe. Und eine, die ganz unauffällig daherkommen kann. Und zack- ist die Synapse verdreht...:-(
    Lieben Lisagruß!

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  13. Oh, arme Astrid. Ich hoffe du hast deine Stimme an der Nähmaschine wieder gefunden. Das du ein schönes Besammensein mit Ghislana hattest, da bin ich tatsächlich neidisch.
    Dein weit ausholenden Einsichten, sollten zum denken anregen. Schade, dass es zu wenige Menschen sind, die sich nicht beeinflussen lassen. Der vater ist BZ-Leser. Nicht viel besser als die Bild, aber da merke ich immer wieder, wie beeinflussbar er ist und die Diskussionen mit dem alten Herren zermürben mich dann immer wieder.
    Mach bitte weiter so, denn deine Aufregungen machen sensibel
    Andrea

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  14. Na, dann sorg mal dafür, dass die Stimme für den Karneval wiederkommt. Die Resteverwertung bei mir geht gerade etwas langsam. wir haben zu viele andere Tauben auf dem Dach.
    Eine schöne Karnevalswoche wünsche ich Dir.
    LG
    Magdalena

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  15. Deiner Stimme wünsche ich gute Besserung.
    Wie wichtig es ist eine Sprache zu beherrschen sehe ich bei meinen SchülerInnen, die es aus so vielen Ländern und Regionen nach Deutschland gebracht hat. Sie kämpfen vor allem mit Wortschatz, Rechtschreibung und Grammatik. Die Feinheiten des Sprachgebrauchs erschließt sich vielen vielleicht erst in Jahren. Trotzdem ist es mir wichtig, dass sie lernen Zeitung zu lesen und zwar nicht nur eine - schwierig, aber selbst wenn ich nur wenige erreichte ist es ein Anfang.
    Viele Grüße und gutes Gelingen in Deiner Kostümwerkstatt,
    Karin

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  16. Hu, die Magnolie steht ja schon in den Startlöchern. Ich muss direkt mal nach "unserer" auf dem Schulweg kucken. Und jetzt wünsche ich dir ganz schnell wieder Stimme. Eine stumme Astrid kann ich mir gar nicht so recht vorstellen.
    Liebe Grüße und eine schöne Woche (Sonne ist ja schon mal da)
    Jutta

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  17. Liebe Astrid,

    ein schöner fotografischer Wochenrückblick und ein lesenswerter Beitrag dazu. Ja, die Medienmacher... Irgendwie auch so Fähnchen, die sich eben immer mit dem Wind bewegen...

    Liebe Grüße
    Anni

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  18. Oh das sieht aber sehr schön nach Frühling aus, besonders das Linke der beiden Untersten... und das angeschnittene Alphabet macht mich sehr neugierig!
    Gute Besserung wünsche ich Dir und genug Musze zum Kostüme nähen (ich doktere seit einer Woche auch an etwas herum, was meine Nase restlos verstopft und die Sinne benebelt... ohne jedoch jemals zum Laufen zu kommen oder sonst irgendwie voran - eine neue fiese Form der Erkältung oder die nächste Allergie oder was???)
    Frühlingslauluftgrüsze von den Harzbergen
    Mascha

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Danke, dass du dir für ein paar liebe Worte Zeit nimmst!

Ich wünsche mir allerdings nach wie vor, dass ein Name am Ende des Kommentars steht.
Da die anonymen namenlosen Kommentare zuletzt wieder zugenommen haben, hier der ausdrückliche Hinweis:

Ich werde sie ab jetzt wieder konsequent NICHT freischalten.

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